Mordwinen

[136] Mordwinen (russ. Mordwa), zur wolgaischen Gruppe der finnischen Völkerfamilie gehöriger Volksstamm, vornehmlich wohnhaft in den Gouvernements Simbirsk, Nishnij Nowgorod, Saratow, Tambow, Pensa und Samara und (1897) 1,023,841 Köpfe zählend. Die M., die im 18. Jahrh. größtenteils zwangsweise oder durch Versprechung materieller Vorteile der griechisch-orthodoxen Kirche gewonnen wurden, sind stark mit den Russen verschmolzen und haben teilweise selbst ihre frühere Sprache vergessen. Sie sind sehr kräftige Leute und meist blond, mit blauen oder grauen Augen. Ihre Körpergröße ist eine mittlere, das Gesicht flach, breit, mit etwas vorspringenden Backenknochen und leichtem Prognathismus. Sie tragen gern weiße Kleider mit roten Stickereien, sind arbeitsam[136] und treiben Ackerbau, Vieh- und Bienenzucht und Fischerei. Sie zerfallen in zwei Stämme: die Mokscha, an der Mokscha, mit dem Hauptort Krasnoslobodsk im Gouv. Pensa, und die wesentlich zahlreichern Ersja (Ersan) in Nishnij Nowgorod, Kasan und Samara; die Stämme unterscheiden sich nicht unerheblich in Sprache und Äußerem: den blonden Ersja stehen die brünetten Mokscha gegenüber. Vgl. J. Smirnow, Die M. (in den Veröffentlichungen der Ethnographischen Gesellschaft in Kasan) und Les populations finnoises, etc., II: Les Mordves (franz. Ausgabe von Boyer, Par. 1898); Heikel, Trachten und Muster der M. (finnisch und deutsch, Helsingf. 1897) und unsre Tafel »Volkstrachten I«, Fig. 5. Die mordwinische Sprache gehört zu dem finnisch-ugrischen Zweig des uralaltaischen Sprachstammes. Vgl. Wiedemann, Grammatik der ersa-mordwinischen Sprache (Petersb. 1865); Ahlquist, Versuch einer mokscha-mordwinischen Grammatik (das. 1861); Budenz, Mordwinische Grammatik (Pest 1876); Paasonen, Mordwinische Lautlehre (Helsingf. 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 136-137.
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