[448] Mordwinen (Mordwa), eine Völkerschaft in Rußland, welche der wolgaischen Gruppe der Finnischen Völkerfamilie (s. Finnen) angehört u. seine Wohnsitze in den russischen Gouvernements Pensa, Simbirsk, Saratow, Samara, Nishegorod u. Tambow hat. Sie zerfallen in zwei Stämme, die Ersja od. Ersanen u. die Moksha od. Mokshanen; Centralpunkt für die ersteren ist gegenwärtig das Kirchdorf Terjuschewo im Kreise Nishegorod, für die letztern die Kreisstadt Krasnoslobodsk im Gouvernement Pensa; ihre Gesammtzahl wird auf 480,240 angegeben; neben Ackerbau sind Viehzucht, Jagd, Fischerei u. Bienenzucht die Hauptnahrungsquellen. Der Religion nach bekennen sie sich zur Griechisch-russischen Kirche, haben aber noch Vieles von ihrem frühern Schamanismus bewahrt. Ein dritter Stamm der M., die Karatajen, ist bis auf geringe Reste (drei Dörfer im Kreise Kasan, einige andere im Kreise Ssengiléj des Gouvernements Ssimbirsk) verschollen. Die M. werden bereits von Jornandes erwähnt, welcher berichtet, daß sie dem Ostgothenkönig Hermanarich unterworfen gewesen seien. Nach wiederholten Versuchen, die an der Tapferkeit des Volkes scheiterten, gelang es endlich den russischen Fürsten im 12. Jahrh. sich mehre Stämme tributpflichtig zu machen. Nachdem die Herrschaft der Mongolen gebrochen war, traten sie wiederum gegen die Russen auf, bis sich endlich die Herrschaft der letzteren an der Wolga befestigte. Obgleich die M. noch ihre eigene Sprache sprechen (s. Mordwinische Sprache), so ist doch ein ansehnlicher Theil des einst zahlreichern Volks mehr od. minder vollständig russisicirt worden. Vgl. Ahlquist, Über die Mordwinen; Erman, Zeitschrift für die Kunde Rußlands, Jahrg. 1860.