Narbonne

[423] Narbonne (spr. -bónn'), Arrondissementshauptstadt im franz. Depart. Aude, 12 km vom Mittelländischen Meer entfernt, in der Ebene nördlich vom Strandsee von Sigean, am Kanal Robine de N., der die Stadt mit dem Mittelländischen Meer (bei La Nouvelle, s. d.), mit dem Aude und dem Canal du Midi in Verbindung setzt, Knotenpunkt der Südbahn, hat 2 gotische Kirchen aus dem 13. Jahrh., St.-Just (ehemalige Kathedrale, mit schönem Chor, bisher aber unvollendet) und St.-Paul-Serge, ein burgartiges Stadthaus (neuerdings von Viollet-le-Due aus dem erzbischöflichen Palast hergestellt) und (1901) 26,274 (als Gemeinde 28,852) Einw. Die wichtigsten Erwerbszweige sind: Weinbau, Branntweinbrennerei, Färberei, Faßbinderei, Fabrikation von Grünspan, Mosaikpflaster, Parketten, Werkzeugen etc., Handel mit Wein, berühmtem Honig, Salz und Getreide. N. hat ein Handelsgericht, ein Collège, eine hydrographische Schule, ein Seminar, eine Bibliothek (15,000 Bände), ein Museum (römische und gallische Altertümer, Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen, Fayencen, Münzen etc.), ein Theater, eine Handelskammer und eine Ackerbaukammer. Die alten Befestigungswerke sind 1872 abgetragen worden. – Die Stadt hieß ursprünglich Narbo Martius nach dem Römer Martius, der daselbst 118 v. Chr. die erste außeritalische Bürgerkolonie gründete, später auch Narbona und war die Hauptstadt von Gallia Narbonensis und Sitz des Prokonsuls. Sie ward 412 von den Westgoten erobert. 508 eroberten sie die Burgunder. Um jene Zeit eine der ansehnlichsten Städte Septimaniens, fiel sie mit dem westgotischen Reiche 720 an die Araber, die sie zu einem Hauptwaffenplatz machten. Die Blüte ihres Handels wurde allmählich dadurch vernichtet, daß das Flüßchen Aude den fast 20 km landeinwärts vom Strande liegenden Hafen verschlammte. Pippin der Kurze eroberte 759 die Stadt. Nach dem Verfall der fränkischen Herrschaft war N. eine Zeitlang im Besitz der Grafen von Toulouse, die davon den Herzogstitel annahmen; dann ging es an die Grafen von Septimanien über, die es durch adlige Vidames oder Viguiers verwalten ließen. Die Würde der letztern ward 1080 erblich, und Berengar du Pelet nannte sich daher Vicomte von N. Der letzte Vicomte verkaufte die Stadt an Gaston IV., und dessen Enkel Gaston von Foix überließ sie 1507 der Krone.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 423.
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