Neuenburger See

[546] Neuenburger See (franz. Lac de Neuchâtel, bei den Römern und im Mittelalter Lacus Eburodunensis), der größte der drei schweizerischen Juraseen (s. Karte »Schweiz«), dem rechts die Mentue und Broye, im S. und W. die Thièle, Arnon, Areuse und Seyon zufließen und der durch die Thièle zum Bieler[546] See entwässert wird. Er ist 37,7 km lang, 3–8 km breit, hat eine Fläche von 215,9 qkm und eine mittlere Tiefe von 65,7 m. Wie Bieler- und Murtensee wird er durch einen sublakusten Längsrücken, Motte genannt, in eine westliche und östliche Rinne zerlegt mit Maximaltiefen von 153, bez. 125 m. Durch die Juragewässerkorrektion (s. d.) ist der Spiegel um 3 m gesenkt worden, so daß er bei Mittelwasser in 432,43 m liegt (Jahresschwankung 1,5 m) und die Ufer eine breite, mehr und mehr von Wald eingenommene Uferbank aufweisen. Längs dieser sind seit 1855 etwa 70 Pfahlbauten entdeckt worden (45 der Stein- und 25 der Bronzezeit), darunter die berühmte Station La Tène beim Ausfluß der Thièle. Das Westufer, Vignoble, ist ein freundliches Wein- und Wiesengelände, wo Ort an Ort liegt, überragt von dem Tannendunkel und den Felswänden des Jura; die übrigen Ufer sind flach und breit, großenteils fruchtbares Ackerland. Von jeher war der See eine wichtige Handelsstraße, welche die zwei ersten schweizerischen Handelsstädte, Basel und Genf, verband. Vor dem Bau der Uferbahn besorgten die Dampfer (seit 1827) den Hauptverkehr; sechs kleinere Dampfer unterhalten gegenwärtig die Verbindung mit dem Murtensee, d.h. vermittelst der untern Broye. Heftige Nordwinde, denen der See sehr ausgesetzt ist, schaden der Kleinschiffahrt. Die Fischerei gibt reichlichen Ertrag an Trieschen, Weißfelchen, Aalen und Welfen (bis 70 kg). Der See friert selten ganz zu, zuletzt geschah dies 1789, 1830 und 1880. Vgl. Fuhrmann im Bulletin de la Société neuchâteloise des sciences naturelles, Bd. 28 (1899/1900).

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 546-547.
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