Lang

[162] Lang, 1) Karl Heinrich, Ritter von, Schriftsteller und Geschichtsforscher, geb. 7. Juli 1764 in Balgheim bei Nördlingen, gest. 26. März 1835 auf seinem Landgut bei Ansbach, studierte seit 1782 in Altdorf die Rechte, trat in fürstlich Wallensteinsche Dienste, wurde 1789 Privatsekretär bei dem württembergischen Gesandten in Wien, studierte dann 1791 bis 1793 in Göttingen noch Geschichte und wurde von Hardenberg, in dessen besondern Dienst er trat, 1795 zum Geheimen Archivar auf der Plassenburg ernannt. Nachdem er 1797 als preußischer Legationssekretär dem Kongreß zu Rastatt beigewohnt, ward er 1799 Kriegs- und Domänenrat in Ansbach, 1806 Direktor des provisorischen Kammerkollegiums und 1811 des Reichsarchivs in München, kehrte 1815 als Kreisdirektor nach Ansbach zurück und trat 1817 in den Ruhestand. Er schrieb: »Historische Entwickelung der deutschen Steuerverfassung« (Berl. 1793); »Historische Prüfung des vermeintlichen Alters der deutschen Landstände« (Götting. 1796); »Neuere Geschichte des Fürstentums Bayreuth« (das. 1798–1811, 3 Bde.); »Annalen des Fürstentums Ansbach unter der preußischen Regierung« (Frankf. 1806); »Bayrische Jahrbücher von 1179–1294« (Augsb. 1816, 2. Aufl. 1824); »Adelsbuch des Königreichs Bayern« (Münch. 1816, 2. Aufl. 1820); »Geschichte der Jesuiten in Bayern« (Nürnb. 1819); »Geschichte Ludwigs des Bärtigen, Herzogs zu Ingolstadt« (das. 1821); »Regesta sive rerum Boicarum autographa« (Münch. 1822–28, 4 Bde.; fortgesetzt von v. Freyberg und Rudhart). Die humoristischen »Hammelburger Reisen in elf Fahrten«, Bilder aus der deutschen Kleinstaaterei (Münch. 1818–33, neue Ausg. 1882) und die posthum erschienenen »Memoiren des Ritters von L.« (Braunschw. 1842, 2 Bde.; neue Ausg., Münch. 1881) erregten großes Aufsehen, sind aber als Geschichtsquelle nur mit Vorsicht zu benutzen.

2) Heinrich, einer der namhaftesten Führer des theologischen Liberalismus, geb. 14. Nov. 1826 zu Frommern bei Balingen in Württemberg, gest. 13. Jan. 1876 in Zürich, ward 1848 Pfarrer von Wartau im Kanton St. Gallen, 1863 Pfarrer in Meilen am Züricher See, 1871 an St. Peter in Zürich. Die 1859 von ihm begründeten und redigierten »Zeitstimmen für die reformierte Schweiz« haben die wissenschaftlichen Resultate der neuern Theologie in die Gemeinde eingeführt; an ihre Stelle ist seit 1872 die von ihm und Langhans in Bern herausgegebene »Reform« getreten. In den weitesten Kreisen wirkte er durch: »Versuch einer christlichen Dogmatik« (Berl. 1858, 2. Aufl. 1868), »Ein Gang durch die christliche Welt« (das. 1859, 2. Aufl. 1870), »Religiöse Charaktere« (Winterthur 1862, 2. Aufl. 1872), »Stunden der Andacht« (das. 1862–65, 2 Bde.), »Das Leben des Apostels Paulus« (das. 1866), »Martin Luther« (Berl. 1870), ganz besonders aber durch seine geistvollen Predigten, von denen ein Band schon 1853 (St. Gallen), dann eine Reihe als »Religiöse Reden« (Zür. 1873–74, 2 Bde.; 3. Aufl. 1896) erschienen ist. Vgl. Biedermann, Heinrich L. (Zür. 1876).

3) Wilhelm, Schriftsteller, geb. 16. Juli 1832 in Tuttlingen, studierte 1850–54 in Tübingen Theologie, trat aber 1858 in die Redaktion der »Allgemeinen Zeitung« ein und ist seit 1860 Redakteur des »Schwäbischen Merkurs« in Stuttgart. 1879–81 war er zugleich Herausgeber der Leipziger Wochenschrift »Im neuen Reich«. Er schrieb: »Michelangelo Buonarroti als Dichter« (Stuttg. 1861); »David Friedrich Strauß, eine Charakteristik« (Leipz. 1874); »Transalpinische Studien« (das. 1875, 2 Bde.); »Peloponnesische Wanderung« (Berl. 1878); die vortrefflichen Essays: »Von und aus Schwaben. Geschichte, Biographie, Literatur« (Stuttg. 1885–90, 7 Hefte); die Festschrift »Die deutsche Partei in Württemberg 1866–1891« (das. 1892) und »Gr. if Reinhard. Ein deutsch-französisches Lebensbild, 1761–1837« (Bamberg 1896).

4) Viktor, Edler von, Physiker, geb. 2. März 1838 in Wiener-Neustadt, studierte in Wien und Heidelberg, dann bei Regnault in Paris, habilitierte sich 1861 an der Wiener Universität als Privatdozent für Kristallphysik, wurde 1862 Assistent an der mineralogischen Abteilung des Britischen Museums, 1864 Professor der Physik in Graz, 1866 in Wien und 1877 Mitglied des internationalen Maß- und Gewichtskomitees. Er schrieb: »Lehrbuch der Kristallographie« (Wien 1866); »Einleitung in die theoretische Physik« (Braunschw. 1868–73, 2. Aufl. 1891); auch bearbeitete er die 2. Auflage von Beers »Einleitung in die höhere Optik« (das. 1882).

5) Heinrich, Maler, geb. 24. April 1838 in Regensburg, gest. 8. Juli 1891 in München, bezog 1854 die Universität München, wandte sich aber der Kunst zu und war von 1855–56 Schüler von Friedrich Voltz, zu dem er auch nach einem Studienaufenthalt in Stuttgart zurückkehrte. Das Lagerleben auf dem Lechfelde, das er 1859 als Soldat mitzumachen hatte, steigerte seine Neigung für die Militärmalerei. Vom nächsten Jahr an machte er auf wiederholten Reisen nach Ungarn und den Donauländern umfassende Pferdestudien und verweilte 1866–67 in Paris, wo er sich an A. Schreyer anschloß. Den Feldzug gegen Frankreich machte er im Hauptquartier des 2. bayrischen Armeekorps mit und bereiste 1874 Holland, Ungarn, die europäische Türkei, Kleinasien, Griechenland und Italien. Hauptwerke Langs sind: Pußtapferde im Sumpf (1866); mehrere Pferdebildnisse für den Fürsten Taxis; ungarische Pferde (Galerie in Schloß Rosenstein bei Stuttgart); Pariser Pferderennen (Galerie des Großherzogs von Baden); Schlacht bei Sedan; Attacke der Brigade Bredow bei Vionville; Episode aus der Schlacht bei Wörth (1875), Übergang der Bayern über die Marne bei Corbeil und Episode aus der Erstürmung von Fröschweiler in der Schlacht bei Wörth (beide in der Neuen Pinakothek zu München); Angriff der französischen Chasseurs d'Afrique bei Floing (1886). Seine Spezialität beruhte in der Darstellung der Pferde bei lebhaftester Bewegung. L. hat auch humoristische Manöver- und Zirkusszenen gezeichnet. Von letztern erschienen zwei Sammlungen unter dem Titel: »Zirkusbilder« (Münch. 1879) und »Kunstreiter und Gaukler« (das. 1880). Er gab heraus: »Aus den Erinnerungen eines Schlachtenbummlers im Feldzuge 1870/71« (Münch. 1888–1889, 2 Bde., von ihm selbst illustriert; neue Ausg. in 1 Bd. 1895). Er war mit der Malerin Tina Blau (s. d.) verheiratet.[162]

6) Andrew, engl. Schriftsteller, geb. 31. März 1844, studierte in Oxford und lebt gegenwärtig als Herausgeber von »Longman's Magazine« und Präsident der Folk-lore Society in London. Daneben ist er Professor an der schottischen Universität St. Andrews. Von seinen zahlreichen gediegenen Schriften sind zu erwähnen: »Ballads and lyrics of old France« (1872); »Ballads in Blue China« (1881); das epische Gedicht »Helen of Troy« (1883); »Custom and myth« (1884, 3. Aufl. 1893); »Letters to dead authors« (1886); »in the wrong paradise« (1886); »Myth, ritual and religion« (1887, 2 Bde.); »Grass ok Parnassus: rhymes old and new« (1888); »Prince Prigio« (1889); »Letters on literature« (1889); »Homer and the epic« (1893); »My own fairy book« (1895); »Pickle, the spy« (1897); »The world's desire« (mit Rider Haggard, 1898); »The making of religion« (1898); »The red book of animals« (1899); »Parson Kelly« (mit A. E. W. Mason, 1900); »Magic and religion« (1901); ferner die Biographien: »Life of J. G. Lockhart« (1896, 2 Bde.), »Coleridge« (1898) und »Alfred Tennyson« (1901); »Charles Edward Stuart. prince« (1900); »A history of Scotland« (1900–03, 3 Bde.); »The mystery of Mary Stuart« (1901); »Historical mysteries« (1904); »John Knox and the Reformation« (1905). Auch lieferte er mit andern eine Prosaübersetzung des Homer (neue Ausg. 1899) und gab »Life, letters and diaries of Earl Iddesleigh« (1890, 2 Bde.; neue Ausg. 1899) heraus.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 162-163.
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