Obotrīten

[878] Obotrīten (Abodriten oder Bodrizer), slaw. (wendische) Völkerschaft, wohnte im heutigen Holstein und Mecklenburg, wo sie Karl d. Gr., dem sie Hilfe in den Sachsenkriegen geleistet hatten, ansiedelte. Sie kämpften mit den Franken gegen die Dänen und nahmen auch teilweise das Christentum an. Infolge der Wendenkriege der sächsischen Kaiser mit den Deutschen verfeindet, zerstörten sie 983 Hamburg, vertrieben 1019 den christlichen Fürsten Mstislaw und rotteten das Christentum grausam aus. Nachdem die christliche Mission sich wieder ausgebreitet, kam es 1060 zu einer neuen heidnischen Erhebung, bei der Fürst Gottschalk und zahlreiche Missionare und Mönche ermordet wurden. Ein ganzes Jahrhundert waren die O. wieder unabhängig und Heiden, bis sie um 1170 von Heinrich dem Löwen der deutschen Kultur und dem Christentum wiedergewonnen wurden. Vgl. Marquart, Osteuropäische und ostasiatische Streifzüge (Leipz. 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 878.
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