[180] Gottschalk (Godeschalk), altdeutscher Mannesname, bedeutet soviel wie guter Diener oder Gottes Diener. Merkwürdig sind: 1) (G. von Orbais) Theolog des 9. Jahrh., Sohn eines sächsischen Grafen, Berno, wurde infolge eines Gelübdes schon in zarter Jugend dem Kloster zu Fulda übergeben. Auf seinen Wunsch von einer Synode zu Mainz 829 seiner Klostergelübde entbunden, ward er auf Anstiften seines Abtes Hrabanus Maurus von Ludwig dem Frommen genötigt, sie nochmals abzulegen. Im Kloster Orbais (Diözese Soissons) studierte er nun die Schriften der Kirchenväter, besonders des Augustinus, dessen Lehre von der Erbsünde und von der Prädestination (s. d.) er sich in strengster Auffassung zu eigen machte. Wegen dieser Ansichten von Hrabanus Maurus, nunmehr Erzbischof von Mainz, zur Rechenschaft gezogen, erschien G. in Mainz und überreichte sein Glaubensbekenntnis; der Erzbischof aber ließ um 848 als Ketzer verdammen und seinem Metropolitan Hinkmar, Erzbischof von Reims, zur weitern Bestrafung überantworten. Zu lebenslänglicher Kerkerhaft verurteilt, starb er, unversöhnt mit der Kirche und ungebeugt, 868 oder 896 im Gefängnis. Vgl. Borrasch, G. von Orbais (Thorn 1868); Gaudard, G., moine d'Orbais (St.-Quentin 1888); Freystedt in der »Zeitschrift für Kirchengeschichte«, 1896, und in der »Zeitschrift für wissenschaftliche Theologie«, 1896, 1897 u. 1901.
2) Fürst der Obotriten, Wagrier und Polaben, Udos Sohn, im St. Michaeliskloster zu Lüneburg erzogen, anfangs dem Christentum feindlich, schloß mit Herzog Bernhard II. von Sachsen Frieden, lebte längere Zeit am Hofe Knuts d. Gr. von Dänemark, gründete 1043 in seiner Heimat Mecklenburg im Einvernehmen mit Erzbischof Adalbert II. von Hamburg-Bremen ein großes Wendenreich, in dem er das Christentum ausbreitete, wurde aber 14. Juni 1066 bei einem Aufstand des heidnischen Volkes in der Kirche zu Lenzen erschlagen, worauf sein Reich verfiel. Sein Geschlecht erlosch um 1125.