[93] Oranje (holländ. zu Ehren des Hauses Oranien, Oranien Rivier, hottentottisch Gariep, »Großer Fluß«, genannt), bedeutendster Fluß des Kaplandes, entspringt in den Drakens- (Kathlamba-) Bergen am Mont aux Sources (Potong, Antilopenberg), 3400 m hoch, fließt anfangs nach SW. durch das Basutoland, dann von Bethulie nach NW., zur Rechten die Oranjekolonie, umzieht das Westgriqualand und Britisch-Betschuanenland im S., bildet, im ganzen westliche Richtung innehaltend, nach den Anghrabiesfällen (46 m) die Grenze gegen Deutsch-Südwestafrika und mündet (28°40´ südl. Br.) durch einen seichten Süßwassersee in den Atlantischen Ozean. Im untersten Lauf ist er 2,4 km (bei Regenzeit 5 km) breit, an der durch eine Barre versperrten Mündung nur 120 m. Trotz 1860 km Länge und seines großen Flußgebiets (auf 960,000 qkm geschätzt) ist der O. wegen des schwankenden Wasserstandes (im Oberlauf steigt das Wasser nach Gewitterregen bisweilen 610 m unter starken Überflutungen) wirtschaftlich wenig wertvoll, da sich die Hindernisse nicht beseitigen lassen. Der O. empfängt von S. her nur kleinere Zuflüsse (z. B. den Hartebeest [270 km] und den Ongars), von N. den Caledon (Mogokara), der in seiner Nähe entspringt, dann den an Länge, nicht an Wassermenge den Hauptstrom (Nu Gariep) übertreffenden Kai Gariep oder Vaal (s. d.) mit den Nebenflüssen Kolong und Modder, weiterhin aus der Kalahari den Hygap (Molopo) mit dem Kuruman und dem Nosob, der den O. aber oft nicht erreicht, schließlich aus Deutsch-Südwestafrika den Großen Fischfluß (s. d. 1) oder Aup und andre Wadis. Auf deutscher Seite treten die Berge dichter als auf englischer an den Fluß heran, der oft cañonartigen Lauf hat und zur Bewässerung der umgebenden Landschaft kaum benutzbar ist.
Meyers-1905: Oranje-Freistaat