Ottern

[251] Ottern (Vipern, Röhrenzähner, Viperina Gthr., Solenoglypha Dum. et Bibr.), Unterordnung der Schlangen, im engern Sinn eine Familie dieser Unterordnung, die eigentlichen O. (Viperidae Bp.), zu denen die Kreuzotter (s. d.) und die Gattung Viper (Vipera Laur.) gehören. Die Arten der letztern besitzen einen vorn schmalen, nach hinten plötzlich verbreiterten, oben mit glatten Schuppen bedeckten Kopf, große seitliche Nasenlöcher, gekielte Rückenschuppen und zweireihig gestellte Schilder unter dem Schwanz. Die Viper (V. aspis Merr., s. Tafel »Schlangen III«, Fig. 1), 60–75 cm lang, der Kreuzotter sehr ähnlich, oberseits grau, rötlich bis schwarz, mit dunkeln Flecken, die wie bei der Kreuzotter geordnet sind, aber nicht ein zusammenhängendes Band[251] bilden, unterseits hell bräunlichgelb bis schwarz, einfarbig oder heller oder dunkler gefleckt, findet sich namentlich im Mittelmeergebiet, in Frankreich, Lothringen, in der Pfalz und in Südbayern, in der Schweiz, in Tirol, Kärnten, Istrien und Dalmatien, zeigt auch in ihrem Wesen große Ähnlichkeit mit der Kreuzotter, wenngleich ihr Biß minder gefährlich zu sein scheint, und nährt sich, wie diese, hauptsächlich von Mäusen. Das Weibchen heckt 12–15 etwa 20 cm lange Junge. Die Sandotter (V. ammodytes Dum. et Bibr.), 1 m lang, ist der vorigen ähnlich gefärbt, aber an dem häutigen, beschuppten, einer kegelförmigen Warze ähnlichen Nasenanhang leicht kenntlich. Sie bewohnt die Mittelmeerländer, auch Kärnten und Tirol, besonders das Gebirge und Weinberge, nährt sich von Mäusen, Vögeln und Eidechsen, ist sehr träge und verrät sich durch einen unerträglichen Knoblauchgeruch. Auch sie bringt lebendige Junge zur Welt. Ihr Biß scheint gefährlicher zu sein als der der Viper, doch greift sie niemals an. Die Hornviper (Hornschlange, Cerastes aegyptiacus Dum. et Bibr.), 65–70 cm lang, mit hinten sehr breitem, vorn stumpfem Kopf, warzigen Schuppen auf dem Scheitel, über den Augen mit zwei hornartigen Erhebungen und stark gekielten Schuppen auf dem Körper, ist erdfarbig gelb, oberseits mit dunklern Querflecken, bewohnt Nordostafrika und das Steinige und Glückliche Arabien, lebt hauptsächlich in der Wüste, am Tag im Sande verborgen, und geht nachts auf Raub aus. In der Gefangenschaft hält sie sich gut und vermag sehr lange zu hungern. Sie war den alten Ägyptern heilig, ihr Bild findet sich oft in den heiligen Schriften derselben.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 251-252.
Lizenz:
Faksimiles:
251 | 252
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika