Pansophie

[365] Pansophie (griech. pansophia, »Gesamtwissenschaft«), ein Idealbegriff, der besonders im 17. Jahrhundert die Geister beschäftigte und in J. A. Comenius (s. d.) seinen Hauptvertreter fand. Diesen beseelte der enthusiastische Plan, nach einem mehrfach von ihm angedeuteten Entwurf die Gesamtheit der menschlichen Wissenschaften im christlichen, aber duldsamen und nicht konfessionell-polemischen Sinne zu enzyklopädischer Darstellung zu bringen. Durch seinen Freund Samuel Hartlib (geb. in Danzig, seit 1628 in London), der 1637 in Oxford »Conatuum Comenianorum Praeludia« herausgab, wurde die gelehrte Welt auf den großen Plan aufmerksam gemacht, und die »Praeludia« erschienen, vermehrt durch Comenius' »Conatuum pansophicorum dilucidatio« (1638), noch wiederholt als »Pansophiae prodromus« (1639, 1644). Comenius arbeitete an seinem System der P. lebenslang (1651: »Schola pansophia«, 1670?: »Entwurf der P. und Panorthosie«) und wünschte für sie eine allgemeine Weltsprache und Schrift. Zur wirklichen Ausführung gelangte er nicht, hat aber mittelbar in den damals zahlreich emporblühenden Gelehrten Gesellschaften, den von Leibniz angeregten Akademien der Wissenschaften und seit Beginn des 18. Jahrh. im Freimaurerwesen, nachgewirkt. Vgl. die Literatur über Leibniz, Comenius und besonders: Beißwänger, Amos Comenius als Pansoph (Stuttg. 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 365.
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