Präraffaeliten

[263] Präraffaeliten, Gruppe englischer Maler, die im Gegensatze zu der eklektischen akademischen Richtung, die um die Mitte des 19. Jahrh. in England herrschte, die »Rückkehr zur Natur in aller Einfalt des Herzens« auf ihr Banner schrieben und sich dabei auf die Vorgänger Raffaels, die italienischen Quattrocentisten, beriefen. Vorläufer der Bewegung waren unter andern die Schotten Noel Paton und William Dyce, der Overbeck in Italien kennen gelernt hatte und somit das Bindeglied zwischen den englischen P. und den deutschen Nazarenern (s. d.) bildet, George Richmond und vor allem Ford Madox Brown, die eigentlichen Begründer waren Dante Gabriel Rossetti, John Everett Millais und Holman Hunt, die sich 1848 zur P. R. B. (Pre-Raphaelite Brotherhood) zusammenschlossen, ihre Ideen in dem bald eingegangenen »Germ« vertraten und in John Ruskin ihren begeisterten Apostel fanden. Nur Hunt blieb den Grundsätzen zeit seines Lebens treu, Millais schlug ganz andre Pfade ein, und Rossettis spätere glühend sinnliche Bilder erinnern viel mehr an die großen Venezianer als an die Quattrocentisten. An ihn schlossen sich Burne-Jones, Walter Crane u. a. an, deren Schule sich als »Neu-Präraffaelismus« bis in die Gegenwart fortgepflanzt, aber mit der ursprünglichen Bewegung eigentlich nichts mehr gemein hat. Vgl. Bate, English Pre-Raphaelite painters (Lond. 1899; Prachtwerk; Textband besonders 1901); Holman Hunt, Pre-Raphaelism and the Pre-Raphaelite Brotherhood (das. 1905, 2 Bde.); Fred, Die P. (Straßb. 1900); Jessen, Prärafaelismus (Berl. 1906); Muther, Geschichte der englischen Malerei (das. 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 263.
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