[245] Rührend heißen diejenigen Seelenbetätigungen, in denen sich hingebendes Mitgefühl unter völliger Nichtachtung des eignen Vorteils kundgibt. Nicht derjenige handelt r., der mit kluger Besonnenheit seinem Mitmenschen hilft, sondern derjenige, der dabei ausschließlich dem Triebe seines liebenden Herzens folgt. Während nun solch rührendes Tun wegen seiner natürlichen Unmittelbarkeit zumeist ästhetisch anziehend wirkt, kann es doch auch leicht zu schwächlicher Einseitigkeit entarten und auf einen Mangel des Gleichgewichtes der Gefühle deuten. In diesem üblern Sinn ist das Rührende in Ausdrücken wie »Rührszenen«, »Rührstücke« u. dgl. gebrandmarkt.