Sá de Miranda

[409] Sá de Miranda, Francisco de, spanischer und portug. Dichter, geb. vor 1490 in Coimbra, gest. 15. März 1558 bei Ponte do Lima, studierte die Rechte[409] auf der Universität Lissabon, erwarb sich den Doktorgrad, bekleidete kurze Zeit eine juridische Lehrstelle, durchreiste Spanien und Italien von 1521–26 und zog sich, nachdem er bis gegen 1532 am Hofe Johanns III. von Portugal geweilt hatte, auf seine Besitzung Tapada bei Ponte do Lima zurück. Schon in jungen Jahren, vor 1516, hatte er am königlichen Hofe geglänzt als Verfasser kleiner Lieder in altheimischen Weisen (d.h. in Redondillenversen). Von der Reise heimgekehrt, ward er der Begründer einer neuen Dichterschule, der italianisierenden. Im Winter 1528 machte er einen ersten Versuch in Hendekasyllaben mit seiner »Fabula do Mondego« in Kanzonenform, auf die bald Sonette, Episteln in Terzinen und Idyllen in Oktaven und andern italienischen Strophenformen folgten, teils in portugiesischer, teils in spanischer Sprache, die er beherrschte, wie damals jeder Höfling und Gelehrte. Trotz der fremden Formen ist er dem Geiste nach national: besonders in seinen Briefen in KurzzeilenCartas«), die durch Adel der Gesinnung und kraftvolle, unumwundene Sprache glänzen, sowie in zwei ganz volkstümlich gehaltenen portugiesischen »Eglogas«. Auch auf dramatischem Gebiete trat er als Neuerer auf mit Sittendramen in Prosa nach klassisch-italienischer Manier: »Os Estrangeiros« und »Os Vilhalpandos«, doch fanden sie wenig Nachahmer (s. Ferreira). Seine poetischen Werke erschienen in Lissabon 1595 u. ö. (neue Ausg. mit Biographie etc. von Karoline Michaelis-Vasconcellos, Halle 1885). Vgl. Th. Braga, S. e a sua Eschola (Lissab. 1896); Decio Carneiro, S. e a sua Obra (das. 1895).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 409-410.
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