Schnäbele

[913] Schnäbele, franz. Polizeikommissar in Pagny a. d. Mosel, aus dem Elsaß gebürtig, betrieb von seinem an der deutschen Grenze gelegenen Posten Spionage in Elsaß-Lothringen. Es wurde daher 1887 ein Verhaftungsbefehl vom Reichsgericht gegen S. erlassen. Als er 20. April 1887 auf Einladung des deutschen Polizeikommissars Gautsch in Metz sich zu einer amtlichen Besprechung nach Novéant begeben wollte, wurde er auf deutschem Gebiet auf Grund jenes Haftbefehls festgenommen. Obwohl S. seine Spionage eingestand, ward er dennoch 30. April von der deutschen Reichsregierung freigelassen, weil sie annahm, daß die amtliche Einladung ihm zugleich freies Geleit zugesichert habe. In Frankreich wollte der Kriegsminister Boulanger den Fall S. benutzen, um Deutschland den Krieg zu erklären, was aber von der Mehrheit der Minister abgelehnt wurde.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 913.
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