Skarabäen

[519] Skarabäen (Käfersteine) nennt man die in Form von Käfern gestalteten Siegelsteine der alten Ägypter. Der große Mistkäfer oder Skarabäus (Ateuchus sacer) galt nach ägyptischer Anschauung als eine Gestalt des Sonnengottes; wie jener ein kleines Kügelchen, in das er sein Ei gelegt, vor sich herzurollen pflege, so schiebe auch dieser den runden Sonnenball vor sich her. Daher galt der Skarabäus als ein glückbringendes Zeichen und wurde seit dem mittlern Reiche die bevorzugte Form der Siegelsteine. Die S. wurden aus Halbedelsteinen (Amethyst, Karneol, Bergkristall u. a.) oder aus geringern Steinen, die mit einer Glasur überzogen wurden, in späterer Zeit auch aus glasiertem Ton gefertigt.

Skarabäen. (1/2 natürl. Größe.)
Skarabäen. (1/2 natürl. Größe.)

Die Bauchseite war glatt und mit Namen in Hieroglyphenschrift, Ornamenten, Darstellungen geschmückt. Die S. waren meist in metallene Fingerringe drehbar gefaßt und wurden so getragen, daß die Schriftseite nach unten kam. In der 18. und 19. Dynastie wurden große S. in der Art unsrer Denkmünzen von den Königen gebraucht, um besondere Regierungsereignisse zu verherrlichen. Seit dem neuen Reiche legte man größere S. dem Toten auf die Brust, unter die Mumienbinden, damit sie bei dem Totengericht (s. d.) als Vertreter des Herzens dienen sollten, sie waren dann mit einem mystischen Spruche beschrieben, der die Bitte enthielt, daß das Herz des Toten nicht gegen diesen als Zeuge auftreten möge. S. ohne Inschrift wurden wohl zu gleichem Zweck in den Leib der Mumie gelegt. In ähnlicher Weise wurden S. mit ausgebreiteten Flügeln als Amulette verwendet. Auch von andern Völkern wurde die Form der S. für ihre Siegelsteine und Amulette angenommen; es finden sich cyprische, phönikische, griechische, römische S. S. die Abbildungen und Tafel »Gemmen«, Fig. 12. Vgl. Petrie, Historical scarabs (Lond. 1889); Myer, Scarabs (das. 1894); Newberry, Scarabs (das. 1906).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 519.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: