Stitny

[47] Stitny, Thomas von, Philosoph aus altem böhmischen Geschlecht, lebte im 14. Jahrh., wahrscheinlich von 1325–1410, und hat sich als einer der ersten Zöglinge der von Kaiser Karl IV. 1348 gegründeten Universität in Prag durch zahlreiche, meist auf seiner Burg Stitné bei Pilgram verfaßte philosophische Schriften, die zu den besten Prosawerken der böhmischen Literatur gerechnet werden, bekannt gemacht. Seine Weltanschauung stimmt mit der scholastischen, insbes. der des Thomas von Aquino, dem Inhalt nach überein, unterscheidet sich von derselben jedoch wesentlich der Form nach, die vielmehr homiletisch als syllogistisch ist. Nähert er sich hierin den eifrigen Predigern seiner Zeit, den Vorläufern des Hussitentums, so entfernt er sich doch von deren fanatischem Vernunfthaß, indem er die Vernunft als höchste Autorität aufstellt. Sein Hauptwerk sind die bisher nur teilweise veröffentlichten »Gespräche« (hrsg. von K. J. Erben, Prag 1850; von Vrtátko, das. 1873). Vgl. Wenzig, Studien über Ritter Thomas von S. (Leipz. 1856).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 47.
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