[115] Streitgedichte, Gedichte, in denen die Vorzüge verschiedener Gegenstände voreinander oder die Erwägung, was an einem Gegenstand das Bessere sei, in der Form des Streites dargestellt werden. Diese Dichtungsgattung ist bereits im klassischen Altertum bezeugt; besonders wurde sie im Mittelalter, sowohl in der lateinischen als in der nationalen Poesie der germanischen und romanischen Völker, gepflegt. Seit dem 13. Jahrh. werden die S. in deutscher Sprache häufig; sie finden sich unter dem Namen »Kampfgespräche« noch bei Hans Sachs. Auch der »Wartburgkrieg« (s. d.) ist hierher zu rechnen. Einer der ältesten und beliebtesten Gegenstände ist der Kampf zwischen Sommer und Winter, der sich schon in einer äsopischen Fabel findet und noch jetzt im deutschen Volksliede fortlebt. Vgl. Jantzen, Geschichte des deutschen Streitgedichtes (Bresl. 1896).