[226] Sweater (engl., spr. ßwetter, »Schwitzer«, d. h. Leute, die schwitzen machen, Blutsauger, Leuteschinder), in England Bezeichnung der Vermittler (Faktoren), die Arbeiten von größern Unternehmern übernehmen und dieselben unmittelbar an Arbeiter gegen möglichst geringen Lohn vergeben, um aus deren Schweiß (daher Sweatingsystem) einen Gewinn herauszuschlagen. Die bei dem Sweatingsystem neben schlechten Löhnen sonst noch vorhandenen Mißstände sind gesundheitsschädliche Arbeitsräume, übermäßig lange Arbeitszeit, Ausdehnung der Frauen- und Kinderarbeit, die besonders im Schneidergewerbe auftreten. Am schlimmsten sind die Mißstände in London (Konfektionsindustrie) und verschiedenen Städten der Vereinigten Staaten. Während man in England, trotz wiederholter Erörterung im Parlament, von gesetzlichem Eingreifen absah, sind in mehreren Staaten der Union (New York, Massachusetts, Illinois, Pennsylvanien etc.) Gesetze gegen das Sweatingsystem erlassen worden. In Deutschland (Berlin) hat sich in jüngster Zeit gleichfalls eine Bewegung gegen das im Schneidergewerbe und in der Konfektion herrschende Sweatingsystem erhoben, ähnlich in Österreich, Frankreich. Übrigens kommt dies System nicht bloß in den genannten Industrien vor, sondern überhaupt da, wo Afterunternehmer auftreten, besonders in der Hausindustrie (s. d.). Vgl. Cotelle, Le Sweating-system, étude sociale (2. Aufl., Par. 1904).
Meyers-1905: Sweater [2]