Toldy

[594] Toldy (ursprünglich Schedel), Franz, ungar. Literarhistoriker, geb. 10. Aug. 1805 in Ofen, gest. 10. Dez. 1875 in Budapest, praktizierte einige Zeit als Bezirksarzt in Pest, wandte sich aber bald ganz der Literatur zu, in der er schon früh (namentlich mit Übersetzungen) zu wirken begonnen hatte. Von einer größern Reise, die ihn nach Weimar, Berlin, London, Paris und Italien führte, 1830 zurückgekehrt, wurde er Mitglied der ungarischen Akademie, der er von 1835–61 auch als Sekretär diente und für deren Organisation er mit großem Erfolg tätig war. Von 1833–44 lehrte er als außerordentlicher Professor der Diätetik an der Pester Universität; 1836 gründete er die Kisfaludy-Gesellschaft; 1861 erhielt er die Professur der ungarischen Literatur an der Hochschule in Pest. Seine Hauptwerke sind: »Handbuch der ungarischen Poesie« (Pest 1828, 2 Bde.), durch das die ungarische Dichtung zum erstenmal in umfassenderer Weise in die deutsche Literatur eingeführt wurde; dann in ungarischer Sprache die unvollendete »Geschichte der ungarischen Nationalliteratur« (das. 1851 bis 1853, 3 Bde.; Bd. 1, deutsch von Kolbenheyer, das. 1865), die »Geschichte der ungarischen Dichtung« (das. 1854, 3. Aufl. 1875; deutsch von Steinacker, 1863) und die Anthologie »Handbuch der ungarischen Dichtkunst« (1857, 2 Bde.; 2. Aufl. 1872, 5 Bde.). – Sein Sohn Stephan, Publizist und dramatischer Dichter, geb. 4. Juni 1844 in Pest, gest. daselbst 8. Dez. 1879, studierte in Pest Rechtswissenschaft, wirkte einige Zeit als Ministerialbeamter und schrieb politische Broschüren, den Roman »Anatole« (1877) und mehrere Bände Novellen in französischer Richtung, auch Dramen, von denen die Lustspiele »A jó hazafiak« (»Die guten Patrioten«) und »Az uj emberek« (»Neue Menschen«, in deutscher Übersetzung von J. Veszi 1882 ausgeführt) auf der Bühne Beifall fanden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 594.
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