Auf die Wirkung der Erosion ist die Abwechselung von Berg und Tal, die Bildung der Stromtäler sowie die eigentümliche Form der meisten Berge im wesentlichen zurückzuführen, s. Text auf Rückseite der Tafel Bergformen III. Täler lediglich durch Erosion gebildet, sind viel häufiger als diejenigen, deren erste Anlage durch die Tektonik der Gesteine, etwa durch Spaltenbildung (Spaltentäler), bedingt wurde, und auch in letzterm Fall ist dann der Erosion nach der ersten Anlage die Hauptrolle bei Erweiterung der Talbildung zugefallen. Das großartigste Beispiel von Flußerosion bietet der Cañon des Colorado (vgl. Täler mit Tafel Talbildungen I, Fig. 1, sowie Fluß). Die Wirkungen der Erosion in der Kreide des Kaukasus veranschaulicht Fig. 1, die in dem Kreidesandstein der Sächsischen Schweiz Fig. 7. Harte, wenig zerklüftete und daher besonders widerstandsfähige Gesteine werden langsamer erodiert als die weichen, leichter auflösbaren Gesteine. Deshalb entstehen da, wo harte Quarzite oder Eruptivmassen in weichern Schiefergesteinen eingelagert auftreten, wie das vielfach im Taunus, in Thüringen, im böhmisch-bayrischen Grenzgebirge etc. der Fall ist, mauerartig hervorspringende groteske Felsbildungen und wildzackige Grate und Riffe, die in einem auffallenden Kontrast stehen zu den milden, abgerundeten Bergformen der umgebenden Schiefer (s. Laurentische Formation, Fig. 1). Auch die mit den Namen der Teufelsmauer bezeichneten eigentümlichen Basaltgebilde, die im Gebiete des Keupers im Grabfeld westlich von Koburg und in ganz ähnlicher Ausbildung innerhalb des Kreidesandsteins bei Jeschken und Oschitz in Nordböhmen (Fig. 2) und an vielen andern Orten auftreten, sind auf gleiche Weise entstanden. Die nur wenig (23 m) mächtigen, auf mehrere Kilometer Erstreckung verfolgten gangförmigen Basaltmassen sind bei weitem härter als das leicht zerstörbare Nebengestein und ragen nun als schroffe, stellenweise bis 10 m hohe Felsmauern mit der dem Basalt eignen säulenförmigen Absonderung aus dem sonst flach gewellten Boden hervor. Bei den verschiedenen Gesteinen äußert sich die Verwitterung und die Erosion in ungleicher Weise. Bei den reinen Kalksteinen und Dolomiten bilden sich zumal da, wo sie häufig von heftigen Regengüssen oder lange Zeit hindurch von schmelzendem Schnee beeinflußt werden, Schratten und Karren (s.d. und Karsterscheinungen), und zwar, wenn die Kalkfelsen geneigt sind, zahlreiche parallele lange Furchen in der Richtung des abfließenden Wassers, oder, wenn sie mehr horizontal gelagert, unregelmäßige tiefe Löcher (Dolinen) und kürzere Furchen (Fig. 6 sowie Tafel Gebirgsbildungen, Fig. 6). Auch entstehen bei Kalkstein, besonders aber bei Gips, durch die Erosion sogen. Erdpfeifen (s.d.), Schlotten (s.d.), Höhlen (s.d.) und Erdfälle (s. Tafel Gebirgsbildungen, Fig. 7). Dagegen werden Granit, Gneis und verwandte Gesteine durch die Verwitterung nach und nach bis zu oft beträchtlicher Tiefe gelockert und in Grus verwandelt; die feinen Klüfte und Absonderungsflächen, die die Gesteine durchziehen, erweitern sich mit fortschreitender Verwitterung immer mehr, und die Absonderungsformen, für viele Gesteinsarten so überaus charakteristisch (s. Absonderung), treten dann um so deutlicher hervor. Wird der lockere Grus, der sich auf den weiter werdenden Klüften bildet, allmählich erodiert, so bleiben wohl mächtige Felsen zurück, durch tiefe klaffende Spalten voneinander getrennt, zuweilen auch etwas gegeneinander verschoben, und daneben auch einzelne an den Kanten stark gerundete oder annähernd kugelig gestaltete Blöcke, die, oft nur noch mit schmaler Basis aufruhend, durch kräftige Stöße in schaukelnde Bewegung versetzt werden können (Schaukelsteine, Wackelsteine, Lottelfelsen, s. Tafel Absonderung, Fig. 1). Die Mehrzahl der Blöcke aber bildet, in sich zusammenstürzend, ein Haufwerk von durcheinander liegenden Trümmern. Zahlreiche Berggipfel bestehen aus solchen übereinander getürmten mächtigen Blöcken (Blockgipfel); auch an den Abhängen der Berge begegnet man oft (so im Harz, Fichtelgebirge, Schwarzwald und Vogesen) Anhäufungen solcher Blöcke (Blockhalden, Felsenmeere).
Sehr charakteristische Erosionserscheinungen bilden die in den Fig. 4, 5 u. 3. zur Darstellung gebrachten Riesentöpfe, Rundhöcker und Erdpyramiden. Die Riesentöpfe (Gletschertöpfe, Strudellöcher, Bohrtöpfe) sind bis zu 12 m und darüber tiefe, bald kesselartige, bald schachtartige Löcher, Einbohrungen von Geröllen (Scheuersteinen, Mahlsteinen), die an Wasserfällen und in Stromschnellen, besonders häufig in Gletscherbächen durch den Strudel lange Zeit in kreisender Bewegung erhalten wurden. Die Riesentöpfe lassen mitunter ihre Bildungsart daran erkennen, daß sich auf der Innenseite in Spiralen verlaufende Furchen vorfinden, dem seitlich einstürzenden Wasser oder dem allmählichen Einbohren der Scheuersteine entsprechend. Das Bohrmaterial selbst liegt bisweilen in der Form von runden Geröllen auf dem tiefsten Grunde des Kessels. Derartige Erosionsgebilde finden sich besonders in den früher von Gletschern bedeckten Gebieten, auch im Bodetal (Harz), in Thüringen, bei Rüdersdorf bei Berlin, im Schwarzwald, in den Vogesen, am Bodensee (Überlingen) etc. Besonders schöne Riesentöpfe zeigt der sogen. Gletschergarten bei Luzern (Fig. 4). Ähnlich mögen viele sogen. Sölle oder Pfuhle, kreisrunde, mit Wasser oder mit Torf gefüllte Löcher, die im norddeutschen Geschiebelehm häufig beobachtet werden, entstanden sein. Durch die erodierende Wirkung des vorrückenden Eises werden die Unebenheiten des Untergrundes von Gletschern (s.d.) geebnet, hier und da auch wannenförmige Vertiefungen (sogen. Auskolkungen), besonders aber eigentümliche runde Felsformen, sogen. Rundhöcker (roches moutonnées, Fig. 5), erzeugt, die in der Regel eine deutliche, der Bewegungsrichtung des Gletschers entsprechende Streifung oder Schrammung erkennen lassen. Die Erdpyramiden (Erdpfeiler) sind schlanke Säulen und spitze Pyramiden aus lehmig-sandigem Material, die an ihrer Spitze ein festeres, größeres Gesteinsfragment tragen, das bei nach abwärts fortschreitender Erosion als Schirm für den feinern Schutt, in dem es ursprünglich begraben lag, gedient hat. Am bekanntesten sind die Erdpyramiden von Bozen (Südtirol), wo sie waldähnlich und bis 30 m hoch nebeneinander gestellt sind, sowie die von Colorado (Fig. 3). Im kleinen läßt sich die Erscheinung nach jedem Platzregen an den Wänden von Hohlwegen beobachten, die in ein feines und lockeres, mit größern und festern Brocken untermengtes Erdreich einschneiden. Man kann sie auch künstlich darstellen, wenn man auf ein Gemisch von Sand und flachen Steinen, das sich in einer schiefgestellten, flachen Schale befindet, einen Wasserregen fließen läßt._150; Über die Erosion durch die Brandungswelle und durch den Wind s. Korrasion.
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