Die Gewinnung des Steinsalzes geschieht entweder in steinbruchähnlichen Tagebauen oder durch bergmännischen unterirdischen Abbau. Tagebaue sind heute nur noch in südlichen Ländern in Betrieb, wo mächtige Salzlager oft ganz frei zutage treten, wie an mehreren Stellen Persiens, oder nur von dünner Schuttdecke verhüllt werden. Von Arabern wird ein solcher steinbruchartiger Bergbau am Persischen Golf betrieben; aber auch in Europa gewinnt man Salz noch auf diese Weise an mehreren Punkten Siziliens und bei Cardona in Katalonien.
Da die meisten Salzlager aber unter einer schützenden Decke andrer Gesteine in über 100 m Tiefe auftreten, geschieht die Ausbeutung aller solcher Vorkommen in unterirdischen bergmännischen Grubenbauen. Hierbei kann der Betrieb auf die Gewinnung von Steinsalz selbst gerichtet sein, oder er bezweckt die Auflösung des Salzes in Wasser zu einer Sole, die nachher gereinigt und in Salinen auf Kochsalz versotten wird.
Die bergmännische Erschließung des Salzlagers und seine planmäßige Ausbeutung geht vielfach in derselben Weise vor sich, wie im Artikel »Kalisalze« beschrieben wurde, besonders da, wo beide Arten von Salzen zusammen auftreten; ebenso wie bei den Kalisalzen geschieht auch die Förderung des Salzes in der Grube zum Schacht und zu Tage und die Versorgung der Bergwerke mit frischer Luft.
Auf den meisten Salzlagern tritt nur Steinsalz ohne Kalisalze auf, auch hier ist eine ähnliche Gewinnungsmethode in Gebrauch. So wird auf dem königlich preußischen Salzbergwerk bei Erfurt das nur 34° geneigt liegende Lager durch nahezu rechtwinklig sich schneidende Gänge (Strecken) in Abschnitte von 60 m Länge und 35 m Breite zerlegt (s. Fig. 1 u. 2). Von diesen Abteilungen bleibt zur Sicherung der Grubenbaue neben den Strecken ein 10 m breiter und 60 m langer Stützpfeiler (Sicherheitspfeiler) stehen. In 21 m Breite wird dann der Rest des Abschnitts mit Sprengarbeit gewonnen, und zwar zunächst das sehr reine, kristallklare unterste Salz in 11,75 m Stärke, dann das darüberliegende in flachen Scheiben wie beim Kalisalzbergbau. Die obersten 8,5 m des Salzlagers bleiben zur weitern Sicherung der Grube stehen, so daß also nur etwa zwei Siebentel der ganzen Lagerstätte gewonnen werden.
Andre Methoden der Gewinnung finden noch in Galizien und Siebenbürgen Anwendung. Hier stellt man von einem Schacht aus glockenartige Erweiterungen (Glockenbau) von oben nach unten her, so z.B. auf dem siebenbürgischen Bergwerk bei Thorda. An Stelle der glockenförmigen Weitungen stellt man auch parallelepipedische her, die, durch Zwischenpfeiler getrennt, sich aneinander reihen. Dieser Kammerbau ist besonders dort geeignet, wo es sich um gleichmäßige Lagermasse von unregelmäßiger Gestalt handelt. Er wird daher in Wieliczka und Bochnia angewandt, wo man die unregelmäßig geformten reinern Teile auf diese Weise gewinnt. Man unterscheidet dort nach ihrer eigentümlichen Struktur und den verschiedenartigen Beimengungen drei Salzvarietäten: Grünsalz, Spizasalz und Szybiker Salz, deren Lagerung in den Schichten des Tertiärgebirges sich aus Fig. 3 ergibt.
Aus unreinen Salzlagern wird das Salz durch Auflösen in zugeführtem Wasser gewonnen, aus dem das gelöste Salz durch Salinenbetrieb als Kochsalz wieder ausgeschieden wird. Ein derartiges Verfahren steht auf den meisten Salzbergwerken der Alpen (Berchtesgaden, Hallein, Aussee, Ischl etc.) in Anwendung. Man gewinnt hier die Sole aus dem Haselgebirge, einem salzführenden Ton, durch Auslaugen in planmäßig angelegten Bewässerungsräumen, den Sinkwerken (Lauchwerken), die an ihrer Sohle durch einen zum Abzapfen der gesättigten Sole eingerichteten Damm oder Wehr geschlossen sind (vgl. Fig. 4 u. 5).
Die Vorrichtung solcher Sinkwerke geschieht in der Weise, daß man von einer Strecke (hier Schachtricht genannt) aus eine Seitenstrecke treibt und um diese herum auf einer ellipsoidalen Fläche ein Netz von Strecken herstellt, die dem später einzulassenden Wasser möglichst viel Angriffspunkte bieten.
Zur Zuführung des Wassers wird von einer höhern Strecke eine abwärts geneigte Strecke, der Ankehr- schurf a, bis in das Sinkwerk getrieben und durch diese das Wasser eingelassen, um die Gebirgsmassen der Auslaugung, der Verwässerung zu unterwerfen. Ist die Sole gesättigt, so wird sie zur weitern Verarbeitung abgelassen und das Werk von neuem mit Süßwasser gefüllt. Dieser Wechsel wiederholt sich durch Jahrzehnte hindurch, bis die Größe der Auskesselung ein Zusammenbrechen des Deckgebirges befürchten läßt. An Stelle dieses intermittierenden Betriebes hat man in neuerer Zeit auch eine kontinuierliche Verwässerung eingeführt, wobei fortwährend am Boden reiche Sole abgezogen und von oben frisches Wasser nachgeführt wird. Die Sole von Berchtesgaden wird in einer über 100 km langen Leitung den Salinen Frauenreuth, Reichenhall, Traunstein und Rosenheim zugeführt.
Auf ähnliche Weise gewinnt man Sole aus den Steinsalzlagern Schönebeck und bei Bernburg durch Bespritzen der Grubenräume mit Wasser unter hohem Druck. Die Strecken stellt man dadurch her, daß man aus zahlreichen Öffnungen eines horizontalen Verteilungsrohres a Wasser gegen das Salz spritzen läßt und mit dem Rohr der sich bildenden Vertiefung folgt. Von solchen Strecken aus werden in der Decke vertikale Löcher hergestellt, in die man ein nach Art des Segnerschen Wasserrades drehbares Spritzrohr einführt (vgl. Fig. 6); man verwendet hierzu auch Streudüsen, die das Wasser in Form eines aufgespannten Schirmes gegen das Salz spritzen lassen, und erhält in beiden Fällen zylindrische Aussolungskessel (Fig. 7). Die Form solcher Auskesselungen und ihre Anordnung zu Gruppen ist aus den Abbildungen zu ersehen.
Unter Umständen sieht man von einem unterirdischen Abbau im Salze ganz ab und erschließt das Lager nur durch Bohrlöcher. Durch das aus den höher liegenden salzfreien Gebirgsschichten in solche Bohrlöcher eintretende Wasser wird Salz aufgelöst, und die so entstehende Sole, ebenso wie etwa vorhandene natürliche Sole durch geeignete Pumpvorrichtungen gehoben. Das übermäßige Eindringen von süßem Wasser verhütet man dadurch, daß man das Loch durch eiserne Rohre abdichtet (verrohrt). Diese Methode der Solgewinnung ist bei weitem billiger als jede andre Art der Ausbeutung von Steinsalzlagern. Sie ermöglicht aber nur eine sehr beschränkte Ausnutzung der Lagermasse, da die einzelnen Bohrlöcher in größerer Entfernung voneinander angelegt werden müssen, um das Durchbrechen der Zwischenwände und das Zusammenstürzen des Deckgebirges über den entstehenden Hohlräumen zu verhüten; es bleiben also bedeutende Teile der Lagermasse unbenutzt. Man hat solche Bohrlöcher im Durchmesser von 50, 30 cm und weniger bis 700 m Tiefe ausgeführt, besonders zur Ausbeutung unreiner Steinsalzlager.
Aus den auf die eine oder die andre Weise gewonnenen Solen wird das Salz durch Verdampfung des Wassers gewonnen. Die Solen sind aber nicht gleich stark, und es hängt von den örtlichen Verhältnissen (Preise der Brennstoffe etc.) ab, ob eine Sole direkt versotten werden kann. Viele Salinen versieden Solen mit ca. 25 Proz. Salzgehalt, und im allgemeinen sind 16 Proz. die untere Grenze der Siedewürdigkeit. Schwächere Solen werden durch Auflösen von Steinsalz oder durch Gradieren bis zur Siedewürdigkeit angereichert. Man bringt Steinsalz, besonders unreineres, mit Ton und Anhydrit gemischtes, in Kasten und unterwirft die Masse einer systematischen Auslaugung, wobei das Wasser die Kasten der Reihe nach durchfließt (vgl. Auslaugen). Diese Arbeit wird, je nach den Verhältnissen, in der Grube oder über Tage ausgeführt, auch wird mehrfach die ganze Sole auf solche Weise dargestellt. Beim Gradieren läßt man die Sole über Reisigwände, die aus Schwarzdorn aufgebaut sind, tröpfeln und belegt entweder nur die dem Wind entgegenstehende äußere Fläche der Dornenwand mit Sole und überläßt es dem Winde, die Sole nach dem Innern der Wand zu verbreiten (Flächengradierung), oder man läßt auch das Innere der Wand betröpfeln (kubische Gradierung). Ist nur eine Dornen wand vorhanden, so wird allein die dem Wind entgegenstehende Hälfte benetzt, während in der andern Hälfte die verspritzte und verwehte Sole aufgefangen wird. Sind dagegen zwei Dornenwände vorhanden, so wird die ganze dem Wind entgegenstehende Wand betröpfelt, und die zweite Wand dient zum Auffangen. Bei solchen zweiwändigen Gradierhäusern wendet man endlich auch die kombinierte kubische und Dreiflächengradierung an, indem man die ganze dem Wind zugekehrte Wand und außerdem noch die dem Wind zugekehrte Hälfte der andern Wand betröpfelt. Dies letztere Verfahren gibt bei Gradieranstalten mit zwei Dornen wänden den größten Effekt; zwei parallele, in einem Gebäude vereinigte Gradierwerke leisten aber immer ansehnlich weniger, als dieselben Wände voneinander getrennt leisten würden.
Fig. 1 zeigt die Einrichtung eines zweiwandigen Gradierwerkes. a Hauptsäule; b äußere Dornensäulen; c innere Dornensäulen; d Hauptsturmstreben; e Streben; f Oberhalter; g Träger für den Gerinnkasten; h Dornenwände aus Bündeln von Schwarz- oder Schlehendorn; i Solkasten, mit Tonlage k umstampft und mit einem schrägen Dach l versehen, zur Aufnahme der gradierten Sole, die demselben durch die Rinne m zufließt; n Hauptsolenleitung, aus der durch Röhren p sowohl die innern als äußern Dornenwände, letztere aus den Röhren o, mit Sole versehen werden; q Spunde, um die nach den Röhren o gelangende Sole abzustellen; r Geländer um die Solenleitung herum.
Beim Gradieren erfährt die Sole eine Reinigung, indem gewissen darin enthaltenen Salzen (Gips) durch die Verdunstung das zu ihrer Lösung erforderliche Wasser entzogen wird und andre Salze wie die Bikarbonate von Kalk, Magnesia, Mangan- und Eisenoxydul durch Entweichen von Kohlensäure unter Bildung von unlöslichen Karbonaten zersetzt werden. Die ausgeschiedenen Salze setzen sich dann auf den Dornen als Dornstein fest. Die Sole muß stets mehreremal über die Wände laufen; bei billigem Brennmaterial konzentriert man sie nur bis zu 15 Proz., auf den meisten Salinen bis 20 (auch 24) Proz. Der Betrieb der Gradierung ist mit Vorteil nur in der wärmern Jahreszeit möglich und muß selbst in dieser bei ungünstiger Witterung eingestellt werden. In Deutschland sind 200260 Tage jährlich für den Betrieb geeignet. Durch den Wind, der gegen die Dornwand weht, wird nicht nur Wasser verdampft, sondern es wird auch feinzerstäubte Sole fortgetragen, und dadurch entsteht ein Verlust, der 2033 Proz. des ursprünglich vorhandenen Salzes betragen kann. Je reicher die Sole wird, desto mehr steigt der Salzverlust, der schließlich den Vorteil der weitern Solanreicherung aufhebt. Bisweilen wird die gradierte Sole (Siedesole, Gutsole) noch durch Auflösen von Steinsalz angereichert. Auf einigen Salinen, deren Sole ohne Gradierung siedewürdig ist, läßt man dieselbe dennoch einmal durch die Dornenwand fallen, um sie von kohlensauren Salzen, namentlich kohlensaurem Eisenoxydul, das nur durch Oxydation vollständig entfernt werden kann, zu befreien. Organische Substanzen und schwefelsaure Magnesia entfernt man bisweilen durch Fällung mit Kalkmilch, wobei man darauf zu achten hat, daß kein überschüssiger Ätzkalk in der Sole bleibe.
Das Gradieren soll schon vor 500 Jahren in der Lombardei angewandt worden sein. Nach andern ist es deutschen Ursprunges und zuerst 1579 in Nauheim, 1599 in Kötschau bei Merseburg durch Meth, einen Arzt in Langensalza, eingeführt worden.
Die jetzige Gestalt mit Dornwänden hat die Gradierung 1730 durch Beust erhalten.
Die hinreichend konzentrierte Sole wird im Siedehaus (Sudhaus, Kote [von coctura], Salzkote) meist in offenen Pfannen versotten. Die Pfannen sind flach, gewöhnlich aus Eisenblech konstruiert und mit geeigneter Feuerung versehen. Zuweilen heizt man die Pfannen auch mit Wasserdampf oder läßt die Feuergase bei gemauerten Pfannen über die Oberfläche der Flüssigkeit streichen (oberschlächtige Feuerung) oder durch Röhren ziehen, die in der Flüssigkeit liegen. Offene Pfannen erhalten gewöhnlich einen hölzernen Brodemfang, der die Oberfläche der Sole vor Abkühlung schützt und den Dampf bis über das Dach des Siedehauses hinausführt.
Der untere Teil des Brodemfanges, der Pfannenmantel, besteht aus Klappen, die man nach Erfordernis auf dem Borde der Pfanne aufliegen läßt oder zurückschlägt. Fig. 2 zeigt eine Siedevorrichtung mit Planrostfeuerung: a Siedepfanne; b Planroste; c Züge unter der Pfanne (Zirkulierherd); d Aschenfall; e Luftzuführungskanäle; f hölzerner Dampfmantel, dessen Geviere g an dem Gebälk h aufgehängt ist; i Deckplatten oder Laden, am Mantelgerinne mit Bändern befestigt und mit ihrer Unterkante in einem rinnenartigen Falz k stehend; l Dunstesse (Brodemfang); m Dampfdach. Die Laden i sind die Arbeitsöffnungen, durch die man auch das ausgeschiedene Salz auskrückt. Längs der Pfanne sind nach dieser hin geneigte Tafeln aufgestellt, auf denen das ausgekrückte Salz abtropft, um endlich in Kippwagen geschüttet zu werden. Bei Anwendung von geschlossenen Pfannen wird der Dampf durch Essenzug oder Exhaustoren abgesaugt. Man verwendet ihn zum Trocknen des Salzes, zum Vorwärmen von Sole, zur langsamen Verdunstung von Sole, auch zur Erhitzung von Sole bis zur Siedehitze in Apparaten, in denen der Dampf komprimiert und dadurch auf eine höhere Temperatur gebracht wird. In der Regel verwendet man aber die Wärme des Brodems nicht, auch haben Vakuumapparate, wie sie sonst vielfach zum Verdampfen benutzt werden, bei der Salzgewinnung im großen bis jetzt keine Bedeutung erlangt. Man hat viele derartige Apparate eingeführt, aber sie haben sich nicht bewährt. Meist scheiterten sie an der Ausscheidung des Gipses und des Salzes. Einen derartigen Apparat mit drei Verdampfkörpern von Pick zeigt Fig. 3. A ist die Kochkammer, B die Heizkammer mit dem Röhrensystem, von dem Fig. 3a einen Querschnitt zeigt. Die Heizkammer des ersten Körpers empfängt direkten Dampf aus einem Dampfkessel oder Abdampf einer Maschine durch das Rohr E, während das kondensierte Wasser durch einen Scheidetopf beständig entfernt wird. Aus der Kochkammer des ersten Körpers strömt der entwickelte Dampf in die Heizkammer B' des zweiten Körpers durch Rohr F, und auch hier wird das kondensierte Wasser abgeleitet. Der Dampf aus der Kochkammer A' gelangt aber durch das Rohr F' in die Heizkammer B« des dritten Körpers, und die Kochkammer dieses letztern steht durch das Rohr F« in Verbindung mit dem Kondensator und der Luftpumpe. Die Apparate werden durch das Rohr G mit Salzsole gespeist und zwar automatisch. Das in den Kochkammern ausgeschiedene Salz sammelt sich in dem Raum C und fällt beim Öffnen eines Ventilschiebers mit Sole gemischt auf einen Filtrierboden im Räume D. Aus der Kammer unter dem Filtrierboden steigt die Sole durch das Rohr H infolge der Druckdifferenz in die Kochkammer zurück. Durch die Röhren J können die Kochkammern A und A' ebenfalls mit dem Kondensator verbunden werden, um das Vakuum zu regulieren. Durch die Röhren K sind die Heizkammern B' und B« mit dem Kondensator verbunden, um schädliche Luft aus denselben zu entfernen. Der untere Teil des Steigerohres H ist biegsam und nimmt beim Öffnen des Ventils V die Form der punktierten Linie ein. Ein kleiner Apparat liefert 1000 kg Salz in 24 Stunden. Beim Beginn der Operation wird die Sole unter lebhaftem Sieden und steter Entfernung von Schaum und Schlamm verdampft und so lange frische Sole zugegeben, bis die Pfanne mit siedend gesättigter Sole gefüllt ist. Nach dieser Arbeit, dem Stören, läßt man die Sole sich klären und bisweilen in andre Pfannen abfließen, in denen nun das Soggen (Salzwirken) beginnt. Man kocht entweder lebhaft weiter, um feinkörniges Salz zu erhalten, oder ermäßigt zur Erzielung eines mehr oder minder grobkörnigen Salzes die Temperatur auf 9070°. Bei ruhiger Oberfläche der Sole wachsen die dort ausgeschiedenen Kristalle zu trichterförmigen Gebilden an. Das Salz, das meist mit Handschaufeln, zuweilen aber auch durch maschinelle Vorrichtungen (Maschinenpfannen) ausgekrückt wird (Sudsalz, Siedesalz, Soggsalz), ist anfangs schön weiß, wird aber im Laufe der Operation immer gelber und unreiner, so daß man das Sieden endlich unterbrechen und die Mutterlauge ablassen muß. Der Salzschlamm brennt zum Teil auf dem Pfannenboden fest und bildet eine Kruste, die man von Zeit zu Zeit herausschlagen muß. Sie enthält neben Kochsalz viel Gips und gewöhnlich auch schwefelsaures Natron und heißt Hungerstein, während der Salzstein (Pfannenstein), der beim Soggen aufbrennt, an Kochsalz viel reicher ist.
Fig. 4 u. 5 zeigen eine Rundpfanne mit Rührwerk; a ist der Bord, b der die Pfanne schließende Eisenblechmantel mit einem Schlitz c. Durch letztern steht das Innere der Pfanne mit dem Kasten d in Verbindung. e ist ein Hahn zum Einlassen frischer Sole, f sind Öffnungen dicht über dem Boden des Kastens zum Ablassen der gestörten Sole nach den Grobsalzpfannen. Das Rührwerk, durch welches das Salz aus der Pfanne durch den Schlitz c nach dein Kasten d gekrückt wird, besteht aus der senkrechten Welle g, die durch die Stopfbüchse h geht und durch ein Zahnradgetriebe n von einer Triebwelle aus in Bewegung gesetzt wird. Dicht über dem Fußlager hat die Welle vier Arme H, die durch die Streifen l und die Anker m gehalten werden. Die Arme tragen je eine Stange mit Krückschaufeln, die bei einer Umdrehung der Welle alle Teile des Pfannenbodens bestreichen. Dabei wird das Salz nach dem Borde und in den Austragekasten befördert. o ist ein Stutzen mit Rohr p zur Abführung der Wasserdämpfe nach einer andern Pfanne, q sind die Treppenroste.
Das aus der Pfanne herausgekrückte Salz läßt man auf dem Pfannenmantel oder auf neben der Siedepfanne aufgestellten Abtropf- oder Leckbühen abtropfen, wäscht es, wenn es aus unreiner Sole kristallisierte, mit reiner heißer Sole wiederholt aus und trocknet es auf eisernen oder gemauerten, von unten geheizten Trockenpfannen, in Darrkammern (Dörrpfiesel), in mit heißer Luft oder Dampf geheizten Trommeln mit Rührwelle etc. Feinstes Tafelsalz wird auch auf Zentrifugen ausgeschleudert und gedeckt.
Die in Fig. 6 abgebildete mechanische Dampfsalzdarre besteht aus 6 zwischen 4 Säulen B1, B2, B3 und B4 in Zwischenräumen übereinander befestigten hohlen Scheiben A, in deren Hohlraum Dampf eingelassen wird. Eine durch die Mitte sämtlicher Scheiben hindurchgehende stehende Welle enthält an Armen Krücken a, die beim Rotieren der Welle das Salz abwechselnd nach der Peripherie u. Mitte hinschieben. Hier befinden sich passende Öffnungen, so daß das Salz allmählich von einer Scheibe auf die andre gelangt und von der untersten zwischen Walzen gestrichen wird, die etwaige Klümpchen zerkleinern sollen.
Zur Erleichterung des Vertriebes und um die Verpackung zu sparen, bereitet man auf vielen Salinen Formsalz, besonders auf österreichischen Salinen Stöckel, Füderl; in Galizien Gurmanen, neuerdings auch Salzbriketts. Zu deren Darstellung benutzt man Pressen, die Briketts von ca. 5 kg Gewicht, auch kleine säulenförmige Stücke für den Tafelgebrauch, liefern. Bei der Brikettpresse von Mayer wird das Salz auf einer elektromagnetischen automatischen Wage abgewogen und selbsttätig in die Formen gebracht.
Die Briketts werden in wasserdichtes Papier (Ledrette) geschlagen und in Ballen oder Kisten verpackt. Die Briketts bieten gegenüber den Füderln manche Vorteile; sie führen sich indes schlecht ein, und es scheint, als wenn das lockere Salz mehr und mehr das geformte verdrängen wird. Letzteres wird, bevor es in den Handel gelangt, häufig durch Walzen oder Holzfegen (Leisten mit Längsfugen in einem Rahmen) von Brocken befreit, auch zur Erzeugung von feinem Tafelsalz gemahlen. Derartiges Salz hat nicht das glänzende Aussehen von in Pfannen gewonnenem Feinsalz und ist auch weniger voluminös.
Meerwasser enthält in 1 cbm durchschnittlich 26 bis 31 kg Chlornatrium, 37 kg Chlormagnesium, 0,56 kg Magnesiumsulfat, 0,146 kg Calciumsulfat, 0,011 kg Chlorkalium. In den wärmern Klimaten wird an den Küsten des Meeres in sogen. Meersalinen oder Salzgärten eine bedeutende Menge von Kochsalz (Seesalz, Bay- oder Boysalz) aus Meerwasser gewonnen, so z.B. in Portugal zu Setubal, in Spanien, in Frankreich an der Küste des Mittelländischen Meeres (Languedoc, Provence) und des Atlantischen Ozeans, namentlich zu Croisic und Marennes, in Italien an der Küste des Tyrrhenischen Meeres, in Dalmatien und Istrien, auch in den Vereinigten Staaten. Man stellt auf tonigem, völlig geebnetem Boden eine große Verdampffläche her, teilt diese in Abteilungen und bildet so ein System von vierseitigen, sehr flachen Bassins. Aus einem sehr großen und flachen Sammelteich (Fig. 7b), den man mit Hilfe von Pumpen oder bei der Flut durch Schleusen a füllt, speist man die Salzgärten nach Bedürfnis. Das Wasser fließt langsam durch Vorteiche c, um dann in den Kanal d und aus diesem in eine Zisterne e zu gelangen. Aus dieser wird die angereicherte Sole in den Kanal f gepumpt, der sie den Verdunstungsbassins h zuführt, in denen so wie in c sich hauptsächlich Gips nebst Bittersalz absetzt. Selten wird schon hier Salz auf den Damm g ausgekrückt. Die gesättigte Sole fließt aus h durch i in die Zisterne k und wird von hier mittels Pumpen durch den Kanal m in die Kristallisierbassins n geschafft, aus denen das ausgeschiedene Salz auf die Dämme o gekrückt und zu kleinen Haufen, dann später zu großen, runden q oder viereckigen p formiert wird. Diese läßt man, mit Stroh bedeckt, einige Zeit im Freien stehen, damit sich die Mutterlauge absondern kann. Auch läßt man wohl die Feuchtigkeit der Luft darauf einwirken, um die Mutterlauge noch vollständiger abzuscheiden. Durch Umkristallisieren (Raffinieren) kann ganz reines Salz erhalten werden. Beim Verdunsten von 1000 Lit. Meerwasser auf 23 Lit. Mutterlauge gewinnt man 8085 Proz. des darin enthaltenen Chlornatriums. Die Mutterlauge von dem ausgeschiedenen Salz fließt, wenn sie nicht weiter verarbeitet werden soll, durch den mit Schleuse s versehenen Kanal r in das Meer zurück. Bei der Meersaline Giraud in Südfrankreich gruppieren sich die Verdunstungsbehälter konzentrisch um einen großen, fast genau in der Mitte des Teiches befindlichen Behälter, der zugleich die tiefste Stellung einnimmt. Hier sammelt sich eine Sole von 25° B., die nun in die Salzbeete gelangt, diese der Reihe nach durchfließt und dabei auf 27° B. konzentriert wird.
In den Salzbeeten scheidet sich sehr reines Salz aus. Die Mutterlauge wird in einem andern System kleinerer Beete weiter konzentriert und liefert hier die gemischten Salze, Chlornatrium mit Magnesiumsulfat, die man auf die Zusammensetzung 2NaCl + MgSO4 bringt und in Wasser löst. Aus der mit Eismaschinen auf_-6° abgekühlten Lösung kristallisiert Glaubersalz (Na2SO4 + 10H2O). Die letzte Mutterlauge des Meerwassers liefert im Winter Bittersalz (MgSO4 + 7H2O). Bei weiterer Verdampfung im Sommer erhält man Chlornatrium, Magnesiumsulfat und Kainit (Sommersalz), und die dann bleibende Lauge verarbeitet man auf Brom. In Nordrußland und Sibirien läßt man Salzlösungen wiederholt gefrieren, wobei man das sich ausscheidende Eis entfernt, und gewinnt eine Sole, aus der gelöschter Kalk Gips abscheidet, und die dann bei schwachem Eindampfen Salz liefert, das man durch Absickern und Abspülen von Chlorcalcium und Chlormagnesium befreit. Vielfach wird auch Meerwasser direkt oder nachdem es in Salzgärten etwas konzentriert worden ist, zum Auflösen von Meersalz oder Steinsalz oder zum Auslaugen salzreichen Erdreichs benutzt und dann in Pfannen mit Unterfeuer verdampft.
Schließlich verdient Erwähnung, daß Salz auch als Nebenprodukt bei der Darstellung von Kalisalpeter aus Chilisalpeter (Natronsalpeter und Chlorkalium) gewonnen wird.
Adelung-1793: Urin-Salz, das · Salz-Krystalle, die · Salz, das
Brockhaus-1809: Das Sauerklee-Salz · Das Salz
Brockhaus-1911: Saidschitzer Salz · Mohrsches Salz, · Schlippesches Salz · Salz · Karlsbader Salz · Englisches Salz · Bullrichsches Salz · Gmelinsches Salz · Flüchtiges Salz
Lueger-1904: Salz [2] · Schlippes Salz · Epsomer Salz, Epsomit · Salz [1]
Meyers-1905: Salz · Salz der Wissenschaft · Mohrsches Salz · Saidschitzer Salz · Sedlitzer Salz · Wothlisches Salz · Salz, englisches · Schlippesches Salz · Englisch Salz · Epsomer Salz · Bullrichsches Salz · Derosnesches Salz · Gmelinsches Salz · Karlsbader Salz · Fischers Salz · Flüchtiges Salz
Pierer-1857: Schlippesches Salz · Salz der Weisheit · Salz der Helden · Desrosne's Salz · Bullrichs Salz · Berliner Salz · Salz · Englisches Salz · Badener Salz · Attisches Salz · Mikrokosmisches Salz · Karlsbader Salz · Gebratenes Salz
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