Bei der Stempelmaschine von Haller u. Löffelhardt (Fig. 1) sind auf der Hauptachse a befestigt: ein prismatischer Halter f (Stempelhals) mit zwei auswechselbaren Stempelköpfen, eine Gummischeibe h (Transporteur), welche die Briefe nach dem Stempeln von der Stempelwalze b fortschiebt, eine Stahlscheibe, die als doppelter Exzenter mittels Hebelübertragung eine Eisengabel während der Stempelung gegen den Brief drückt, endlich eine Rolle, über die ein mit vier Gummigreifern d besetzter Riemen läuft; k ist die Farbwalze. Auf der an der Rückseite der Maschine schräg (30° unterhalb der Horizontalen) angebrachten Briefzuführungsplatte wird ein Stoß Briefe senkrecht zur Platte aufgestellt und mit der rechten Hand gegen die an der Stange e angebrachte Haltevorrichtung angelehnt, während die linke Hand das Kurbelrad g dreht. Beim Vorübergang nimmt jeder Gummigreifer den zuvörderst stehenden Brief mit und schiebt ihn auf die Stempelwalze, wobei das Abstempeln erfolgt, während die folgenden Briefe durch sich entgegengesetzt drehende Gummirädchen zurückgehalten werden. Die Maschine stempelt in der Minute bis zu 400 Briefe mit dem Ankunftsstempel, wobei 2 Prozent ungestempelt bleiben.
Stärkere Briefe und solche mit eingelegten Gegenständen stempelt die Maschine nicht. Die Maschine zum Bedrucken der Sendungen mit dem Aufgabestempel von J. Brooks Young in Montreal (Kanada) wurde 1884 zum erstenmal in Boston und wird seitdem in zahlreichen Städten Nordamerikas, auch in London, Berlin, Hamburg etc. benutzt; sie wird wesentlich verbessert, als Bickerdike Mail Marking Machine (Fig. 2) von der Canadian Postal Supply Company in Montreal hergestellt. Der Poststempel besteht aus einem Tagesstempel und einem nachfolgenden Entwertungsstempel, der fahnenartig ausgebildet ist (s. untenstehende Abbildung), so daß alle Marken genügend entwertet werden, die in der rechten obern Briefecke innerhalb 3,5 cm von der obern und 10 cm von der rechten Briefkante aufgeklebt sind.
Die Briefe, die nicht über 1 cm stark sein dürfen, werden einzeln, hochkantig, den obern Rand nach unten und die Markenseite nach vorn, in die Rinne A gebracht, deren Boden ein endloser Riemen bildet.
Der Riemen fördert die Briefe zwischen zwei auf senkrechten Achsen kreisende exzentrische Scheiben. Eine dieser Scheiben trägt auf ihrem Rande den Stempel, der bei jedem Umlauf ein Farbkissen S streift, die andre Scheibe ist elastisch und dient als Polster. Bei jeder Umdrehung findet eine Stempelung zwischen den beiden Scheiben in dem Augenblick statt, wo dieselben ihre Exzentrizitäten einander zukehren. Kurz vor dem Eintritt zwischen die Stempelscheiben wird jeder Brief durch eine aus Nase, Hebeln und kleinen Transportriemen bestehende Vorrichtung aufgehalten (in der Abbildung ist die den Mechanismus sonst verdeckende Klappe B seitlich geschoben) und erst im Augenblick der Stempelung freigegeben. Nach der Stempelung werden die Briefe durch einen rotierenden Mitnehmer erfaßt und in vertikaler Lage in dem flachen Kasten R ordnungsmäßig hintereinander gereiht. Die elektrisch angetriebene Maschine, deren Anlaßwiderstand W ist, stempelt in der Praxis durchschnittlich 90110 Briefe in der Minute, wobei etwa 0,5 Proz. Fehlstempelungen vorkommen. Zur Abstempelung in Massen aufgelieferter Drucksachen von gleicher Form und Stärke (minutlich 600 Stück mit 2 Proz. Fehlstempeln) eignet sich die Stempelmaschine der Columbia Postal Supply Co. in Montreal. Die Sendungen werden mittels angesaugter Luft rotierenden Greifern zugeführt, zwischen Walzen gestempelt und in die Fangarme einer Schnecke geschleudert, welche die Sendungen hintereinander aufstellt. Bei der auch in Berlin benutzten Stempelmaschine von Nils A. Krag in Christiania gleiten die Sendungen auf einer schiefen Ebene gegen eine Förderscheibe mit Gummiring; ein federnder einstellbarer metallener Abstreiffinger hindert, daß gleichzeitig mehrere Sendungen ergriffen werden. Von der Förderscheibe gelangen die Sendungen zwischen die Stempelwalzen. Der Stempel füllt den ganzen Walzenumfang, so daß der Abdruck über die ganze Briefbreite geht; die zweite Stempelwalze (Gegendruckwalze) enthält ein dem Stempelrelief entsprechendes Negativ, damit sie bei Leerlauf keine Farbe annimmt und die Sendungen auf der Rückseite nicht beschmutzt. Eine Schnecke stellt die gestempelten Sendungen auf. Die Maschine, die für elektrischen, für Hand- und Fußbetrieb gebaut wird, stempelt minutlich 500 Postkarten und 400 gemischte Sendungen, die schneller laufende Maschine entsprechend 1000 und 900 Stück, mit 13 Proz. Fehlstempeln. Sehr verbreitet ist in Amerika die Stempelmaschine von Hey u. Dolphin in New York, die gleichzeitig die gestempelten Sendungen zählt und noch mehr als die Columbiamaschine leistet. Wegen der verwickelten Einrichtung des Mechanismus, der dauernd in einem Ölbade läuft, wird sie in Deutschland nicht benutzt. Eine volle Ausnutzung der Stempelmaschine wird erst eintreten, wenn das deutsche Publikum sich daran gewöhnt hat, die Marken in der oben geschilderten, für die Maschinenstempelung geeigneten Weise aufzukleben. Ch. Gousset u. Cie. Nachfolger in Paris liefern Stempelmaschinen, die gleichsam leichter zu handhabende Handstempel darstellen, indem der Stempel sich selbsttätig hebt.
Der Brief wird mit der Hand so gelegt, daß der durch Hand oder Fußbetrieb niedergedrückte Stempel auf die Marke aufschlägt. Ähnliche von Mix u. Genest in Berlin gebaute Maschinen werden in Deutschland benutzt. Während diese Maschinen entfernt vom Beamten aufgestellt werden müssen, kann der elektrische Zeitstempelapparat (Fig. 3) der deutschen Telephonwerke in Berlin auf dem Apparattisch stehen. Der Beamte schiebt das Telegramm sofort nach der Aufgabe unter den Apparat und drückt auf den linksseitigen Knopf, wodurch alle Dienstvermerke einschließlich genauer Zeitangabe auf dem Telegramm erscheinen. Die in der Abbildung sichtbaren Ziffern sind die abzudruckenden Datum- etc. Typen. Mittels einer Präzisionsuhr und eines Fortschalters lassen sich 40 solcher Zeitstempel betreiben._ In Wien sind besondere Postanweisungs-Stempelmaschinen im Gebrauch.
Lueger-1904: Stempeln, Stempelmaschinen
Meyers-1905: Stempelmaschinen
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