XIV.

Die Meistersinger von Nürnberg.

[349] Die ›Meistersinger von Nürnberg‹ aufgenommen. – Dichtung der Meistersinger in Paris. – Vorlesung in Mainz. – Niederlassung in Biebrich. – Minnas Besuch. – In Karlsruhe: der Großherzog durch Devrient abspenstig gemacht. – Beginn der Komposition. – Spaziergänge und Ausflüge. – Bekanntschaften. – Der Hund Leo. – Besuch in Osthofen.


Ganz bestimmt will und suche ich nichts mehr auf dieser Welt als Muße zum Arbeiten, weil mir dies einzig mein Vorhandensein erklärlich und acceptabel macht. Aber diese Muße mir zu sichern, ist eben so abscheulich schwer.

Richard Wagner.


Als sich der Meister von der weiteren Ausführung seines Nibelungenringes – wie er vermeinte, nur für ein Jahr! – losriß, um statt der Vollendung seines ›Siegfried‹– ›Tristan und Isolde‹ in Angriff zu nehmen, war er dabei durch die Absicht geleitet, durch dies minder umfangreiche Werk sich den Theatern wieder zu nähern, ein Werk zu schaffen, das gleich dem ›Tannhäuser‹ und dem ›Lohengrin‹ sofort seinen Weg über die deutschen Bühnen machen sollte. Schon während der Ausführung überzeugte er sich von der in dieser Annahme liegenden Täuschung. Neid und Mißgunst trugen reichlich dazu bei, die bestehende Kluft zwischen dem Genius und seiner Mitwelt noch weiter aufzureißen. Wie zum unwillkürlichen Schutz vor den, hierdurch verursachten, traurigsten Lebenseindrücken wandte sich sein schaffender Geist um diese Zeit einem neuen Gegenstande zu. Ihn beschäftigte mitten unter allen Nöten der letzten Wiener Periode der Gedanke an die Ausführung seiner, einst in der Dresdener Zeit, im Anschluß an den ›Tannhäuser‹ konzipierten ›Meistersinger von Nürnberg1. Den Zugang zu den Theatern, den er sich für den ›Tristan‹ noch mit so bedeutenden Schwierigkeiten versperrt [349] sah, gedachte er sowohl durch den heitern Stoff, wie auch durch eine, scheinbar im Geleise des theatralischen Herkommens gehaltene Ausführung sich leichter zu gewinnen Wie, wo und wann er den ersten Gedanken dazu gefaßt? Sicher ist nur, daß es in eben diesen traurigen Wiener Tagen geschah; alles scheint für den Monat November zu sprechen. In der ersten Hälfte dieses Monats unternahm er, um sich den trostlosen Eindrücken seiner Wiener Umgebung zu entziehen, einen kaum achttägigen Ausflug nach Venedig. Veranlassung zu dieser zerstreuenden Digression gab eine Aufforderung des Wesendonckschen Paares, das sich soeben in angenehmer Muße dem Genusse der Kunstschätze, Museen und Gallerien der Lagunenstadt hingab. ›Er reiste damals Nächte durch, um einige Tage mit den Freunden zusammen zu sein‹, sagt Frau Wesendonck. Als er mit ihnen seine traurigen Wiener Verhältnisse besprach, soll ihn nun die Züricher Freundin an den in ihren Händen befindlichen Entwurf der ›Meistersinger‹ erinnert haben. ›Aufatmend‹, so berichtet Frau Wesendonck, ›habe er da ausgerufen: Das ist ein Gedanke! Schicken Sie mir sofort das Manuskript nach Wien!‹2 Die geringste wohlbezeugte Tatsache aus Wagners Leben kann unter Umständen von hohem Wert für uns sein, vollends eine so bedeutsame, wie hier der erste entscheidende Anstoß zur Wiederaufnahme seines älteren Planes, zur Entstehung eines innerlich so wohl vorbereiteten Werkes, zu dessen Erfassung um eben diese Zeit nur gerade noch der letzte zündende Funke gehörte. Trotzdem können wir die darüber mitgeteilte Nachricht vorläufig nur mit einem: ›so soll es gewesen sein‹, reproduzieren, weil die ganze Umrahmung der darauf bezüglichen Erinnerung gar manche Ungenauigkeit in sich schließt3.

Es ist die schlagende Bemerkung gemacht worden, daß noch Eines wunderbarer sei als der ›Tristan‹: der Künstler nämlich, welcher nach ihm in einer kurzen Spanne Zeit ein Weltbild der verschiedensten Färbung – die ›Meistersinger von Nürnberg‹ – schaffen konnte. Mit Recht aber ist dieser Betrachtung die nachfolgende angeschlossen worden. ›Wer sich über die Nachbarschaft des »Tristan« und der »Meistersinger« befremdet fühlen kann, hat das Leben und Wesen aller wahrhaft großen Deutschen in einem wichtigen Punkte nicht verstanden: er weiß nicht, auf welchem Grunde allein jene eigentlich und einzige deutsche Heiterkeit Luthers, Beethovens und Wagners erwachsen kann, [350] die von anderen Völkern gar nicht verstanden wird und den jetzigen Deutschen selber abhanden gekommen zu sein scheint – jene goldhelle, durchgegohrene Mischung von Einfalt, Tiefblick der Liebe, betrachtendem Sinn und Schalkhaftigkeit, wie sie Wagner als köstlichen Trank allen denen eingeschenkt hat, welche tief am Leben gelitten haben und sich ihm gleichsam mit dem Lächeln des Genesenden wieder zukehren‹4. Dem Leben! Wie jedoch war das Leben beschaffen, welchem der Künstler mit innerer Versöhnung sich wieder zuzuwenden hatte? War es nicht immer noch dasselbe unstete, nur an Sorge und Entbehrung reiche Flüchtlingsdasein, wie vor seiner Rückkehr ins Vaterland? Nur der Genius vermag sich ein Leben im Leben, in der Heimatlosigkeit die innere Heimat zu kräftigender Einkehr zu schaffen. Das äußere Dasein Wagners stand zu der, bei der Abfassung seines großen Werkes ihn tragenden und erhebenden Stimmung in einem ähnlichen Widerspruch, wie ihn der überraschende Umstand aufweist, daß die von ihrem tiefsten Gehalt bis in jede äußerlichste Beziehung spezifisch deutsche Dichtung der ›Meistersinger‹ – an dem örtlichen Mittelpunkt einer so ganz entgegengesetzten Kultur, in Paris geschrieben werden sollte.

Die ersten Verhandlungen über den Verlag der ›Meistersinger‹ mit dem Mainzer Musikverleger Franz Schott fallen in die soeben geschilderte Zeit der traurigsten Wiener ›Tristan‹-Erfahrungen, gleich nach seiner Rückkehr aus Venedig, unmittelbar nachdem er von Tichatschek auf seinen beschwörenden Brief eine abschlägige Antwort erhalten Zwei schnell aufeinander folgende Zuschriften an Schott (vom 19. und 20. November) legen diesem den Plan der Unternehmung dar. In einem Jahre hoffte er, unter nötiger Garantie einer ununterbrochenen ruhigen Arbeitszeit, das neue Werk vollendet zu haben. ›Mit dem 1. Oktober 1862 muß die Oper an alle deutschen Theater versandt, und hoffentlich vor Dezember auf allen aufgeführt sein‹5. Diese Arbeitsruhe in Wien zu finden, wo er in der ›Kaiserin Elisabeth‹ nach seinen eigenen Worten ›teuer und miserabel zugleich‹ wohnte und lebte (S. 341), hatte er alle Hoffnung aufgegeben. Dagegen erweckten ihm seine fürstlichen Freunde und Gönner Metternich die Aussicht, ihm für die nächste Zeit in Paris ›eine stille Wohnung im Garten des Hotels der österreichischen Botschaft zur Verfügung zu stellen‹6. Er beschloß demnach, Ende des Monats seine Reise nach Paris über Mainz zu machen, um sich mit dem Verleger Schott in betreff der nunmehr fest beschlossenen Ausführung der ›Meistersinger‹ mündlich ins Einvernehmen zu setzen. Kurz vor seinem Weggange von Wien ereignete sich durch die Fürsorge seiner dortigen Hauptsängerin, Frau Luise Dustmann, noch ein charakteristischer kleiner Vorfall. Da außer der Stimmkrankheit [351] Anders jedenfalls noch andere tieferliegende Hindernisse seinem Wiener Vorhaben im Wege standen, suchte Frau Dustmann das, nach ihrer Auffassung hauptsächliche Hindernis auf ihre Weise hinwegzuräumen. Sie bestimmte den Meister dazu, einer von ihr veranstalteten Abendgesellschaft beizuwohnen, bei welcher sie ihn aufs Neue mit jenem Dr. Hanslick in Berührung zu bringen suchte. Ohne eine Umstimmung dieses Herrn vermeinte sie in Wien zu seinen Gunsten nichts durchzusetzen. ›Meine gute Laune‹, erzählt Wagner selbst, ›machte es mir sehr leicht, an jenem Abende Hanslick so lange als oberflächlich Bekannten zu behandeln, bis er zu einem intimen Gespräch mich bei Seite verlockte, in welchem er unter Tränen und Schluchzen mir versicherte, er könne es nicht ertragen, sich von mir länger verkannt zu sehen. Es sei, was mir an seinem Urteile über mich auffällig gewesen, gewiß nicht einer böswilligen Intention, sondern lediglich einer Beschränktheit seiner Individualität die Schuld zu geben, deren Erkenntnisgrenzen zu erweitern er ja nichts sehnlicher wünsche, als von mir belehrt zu werden. Diese Erklärungen wurden von ihm mit so starken Anzeichen von Ergriffenheit gegeben, daß ich mich zu gar nichts anderem aufgelegt fühlte, als seinen Schmerz zu beruhigen und ihm meine rückhaltlose Teilnahme an seinem ferneren Wirken zu versprechen. Wirklich hatte ich noch kurz vor meiner Abreise von Wien zu erfahren, daß sich Hanslick gegen meine Bekannten in ungemessenen Ausdrücken über meine Liebenswürdigkeit erging‹7.

Am Sonntag den 1. Dezember kam er ganz unvermutet in Mainz an, wo ihm durch den Dr. Franz Schott und dessen Familie ein festlicher Empfang bereitet wurde. Für die drei Tage seines dortigen Verweilens hatte er ein Zimmer in einem bescheidenen Gasthof in der Nähe des alten Bahnhofs (›Stadt Köln‹) genommen, war aber tagsüber stets im Schottschen Hause am Weihergarten zu Gast. Zu den Mittags- und Abendmahlzeiten während dieser Tage lud die Hausfrau, Frau Betty Schott, regelmäßig den jungen Musikdirektor vom Mainzer Stadttheater, Wendelin Weißheimer, mit ein, wodurch uns recht reichliche Erinnerungen an diesen kurzen Mainzer Aufenthalt bewahrt sind. ›Wie war ich erfreut‹, erzählt dieser sogleich von dem ersten Abend, ›als ich von dem Meistersingerprojekt hörte und seinen schon vollständig ausgearbeiteten Prosaentwurf sah, in den sich schon so mancher Vers mit eingeschlichen! Und gar, als er den Entwurf dann vorlas und Szene für Szene der neuen Oper enthüllte! »Was wird das für ein herrliches Werk geben!« ertönte es wie aus einem Munde, als er mit der Lektüre zu Ende war‹8. Die Stimmung während der Mahlzeiten sei natürlich stets eine sehr [352] gehobene und gegen das Ende sehr lustige gewesen, da ›Wagner uns aus seinem köstlichen Anekdotenschatz zum besten gab und dadurch die Anwesenden bei seiner komischen Erzählungsweise nicht aus dem Lachen kamen.‹ ›Nach solchen Späßen ging es dann an den Flügel. Frau Betty Schott, eine treffliche Pianistin, spielte Beethovens D moll-Sonate zu Wagners vollster Befriedigung. Dann kam das kürzlich erschienene »Rheingold« an die Reihe, aus welchem Wagner u.a. den Anfang der zweiten Szene und den Auftritt der Riesen sang.‹ Leider, fährt der redselige Erzähler in seinem Berichte fort, hätten sie nicht das ganze Rheingold durchgehen können, da er seit Wochen einen ›schlimmen Finger‹ gehabt, und sich daher während der Rheingoldszenen, so gut es gehen wollte, mit nur neun Fingern habe behelfen müssen. Am Abend fand im Mainzer Theater eine von Weißheimer dirigierte Aufführung des (damals neuen) ›Orpheus in der Unterwelt‹ statt, welcher beizuwohnen der Meister, aus einer Art Exzeß von Wohlwollen für den jungen Dirigenten, auf dessen Zureden sich entschloß. ›Ich placierte ihn‹, so erzählt Weißheimer, ›in der Fremdenloge, damals in der Mitte des ersten Ranges Wider Erwarten hielt er drei Akte aus. Dann traf ich ihn, der Verabredung gemäß, drüben im Café Paris. Die Frechheiten Offenbachs hatten ihn erbost, wenn er auch dessen witzige Einfälle nicht verkannte‹. Lachend gratulierte er dem jungen Musiker zu dessen neuer Würde als ›Offenbachdirigent‹. Während der Vorstellung habe sich nämlich der Direktor Reinhold Hallwachs zu Wagner in die Loge gesetzt und ihm unter seinen vielfachen Anstrengungen für diesen ›Orpheus‹-Erfolg, als: glänzende Ausstattung, Besetzung mit den ›besten Kräften‹ etc., auch diejenige mit aufgezählt, daß er Weißheimer eigens dafür als Dirigenten gewonnen. Trotz alledem blieb ihm dieser Offenbachabend auf lange hinaus in widerwärtigster Erinnerung, und er nahm sich ernstlich vor, nie wieder durch ein Übermaß von Teilnahme für einen anderen sich ähnlich abscheulichen Eindrücken auszusetzen. Es unterhielt ihn, von Weißheimer zu hören, wie dieser einst, gleich nach dem Erscheinen der ›Tristan‹-Dichtung, da er die Musik dazu nicht erwarten konnte, die ersten Szenen derselben von sich aus in Musik gesetzt habe (!). Er ließ sich diese Versuche am anderen Tage wirklich zuschicken und veranlaßte sogar den Verfasser derselben nachdem er bereits beim Mittagstisch mehrere Anspielungen auf einen ›zweiten Tristankomponisten‹ hatte fallen lassen, sie am Flügel selbst zum Vortrag zu bringen. Gegen Abend habe sich die Gesellschaft im Schottschen Hause erweitert. In ›schönem Kranz‹ hätten besonders die Damen auf, längs den Wänden des Salons hinlaufenden Fauteuils Platz genommen; inmitten desselben hätte Frau Schott ein Lesepult aufstellen lassen. ›Darauf lag das Manuskript des Meistersingerentwurfs, und auf inständiges Bitten der Anwesenden fand sich Wagner zu abermaligem Vorlesen desselben bereit. Trotz der Prosa riß ihr poetischer Inhalt die Versammlung bald mit sich fort. [353] Gar possierlich nahmen sich schon David und der Merker aus, während Eva, Sachs und der Ritter von Stolzing, der noch Konrad hieß, bereits in dem ihnen eigenen lieblichen Lichte glänzten. Als diese interessante Vorlesung endete, war aber auch die Stunde der Abreise herangekommen. Wagner verabschiedete sich von der Gesellschaft, die er so schnell bezaubert hatte, – einigen Damen stürzten bereits beim Abschied die Tränen aus den Augen! – Wir nahmen eilig noch ein kleines Souper entre nous in dem gastfreundlichen Hause ein, dann ließ »Franz« den Wagen anspannen, und nach einem herzlichen Abschied von Frau Betty fuhr Wagner in Herrn Schotts Begleitung nach dem Bahnhof, wohin bereits sein Gepäck gebracht war. Als der Pariser Zug sich in Bewegung setzte, rief er uns zu: »In wenigen Wochen auf Wiedersehen mit dem fertigen Meistersingergedicht!«‹9

Daß Wagner bloß nach Paris ging, weil ihm daselbst in der österreichischen Gesandtschaft der stille Ruheort angeboten war, den ihm ganz ebenso wohl Herr Schott in Mainz oder Umgebung hätte verschaffen können, ward schon erwähnt. Leider hatte er auch hierbei wieder die alte Erfahrung zu erneuern, daß es andere mit dem, wovon für ihn alles abhing, nicht ernst genug nahmen, und eine bloße ›Änderung der Verhältnisse‹ genügte, um ein ihm verpfändetes Wort zu widerrufen. Tatsächlich ist gleich sein erster Brief aus Paris (8. Dezember 1861) an Tichatschek; keineswegs aus dem österreichischen Botschaftshotel, sondern aus einem Pariser Gasthof, 19 Quai Voltaire, abgesandt; von der verhofften Verpflegung in einem gastlichen Heim ist keine Rede. ›Mir geht der Kopf um und um: ich bin krank, ohne jede Bequemlichkeit, stets, vor kurzem noch in Unsicherheit, was ich eigentlich zu allernächst nur beginnen sollte. Jetzt will ich denn eine neue Arbeit vornehmen; das soll mich zerstreuen und trösten‹. Erst zwei Tage später (10. Dezember) kommt es, in Anlaß der soeben genossenen gastlichen Aufnahme, zu einem ersten Lebenszeichen an die neugewonnene Mainzer Gönnerin, Frau Betty Schott. Sodann entspinnt sich während des Januar 1862 zwischen ihm und Schott ein lebhafter geschäftlicher Briefwechsel, über dessen Inhalt und Gegenstand wir uns sogleich näher unterrichten werden.10 Und doch waren es eben diese zwei Pariser Wintermonate, in denen die Dichtung der ›Meistersinger‹ aus dem Entwurf von ihm vollständig zur Ausführung gebracht wurde, und zugleich die Themen und Melodieen der Musik dazu seinem Innern entkeimten! Ein schwer errungenes inneres Glück inmitten aller Verlassenheit eines heimatlosen Flüchtlings! Aber das Werk war reif zur Geburt und drängte mit aller Macht zutage. Er tat daher für diese kurze Zeit alle Sorgen für seine augenblickliche Existenz beiseite, und überließ sich ganz jener tiefen [354] inneren Heiterkeit, ohne die ein solches Schaffen nicht möglich war. ›Aus der ganzen letzten Zeit‹, schreibt er bald darauf an Malvida, ›hatte ich eine einzige Periode, wo ich eigentlich existierte. Das war, als ich mich, unter unerhört widerwärtigen Umständen, wie zur letzten Lebensrettung, in Paris einschloß, um meine »Meistersinger« zu dichten. Die vier Wochen Arbeit in Paris waren meine glücklichsten. Ich konnte den Zauber aber nur erhalten, wenn ich nicht rechts noch links blickte; schließlich sah ich keinen Menschen mehr, sondern nur Garçons und Concierges. Das Gedicht hat mir ungeheure Freude gemacht; ich glaub', 's ist mein genialstes Produkt. Es liegt mir daran, alles bis zum Spätherbst fertig zu haben, damit es den nächsten Winter über alle deutschen Theater geht, worum ich mich dann gar nicht bekümmern will. Es war dieser Entschluß meine einzige Rettung. Auf ein solches Unternehmen konnte ich nötige Vorschüsse von meinem Verleger ansprechen, um ein Jahr lang während der Arbeit bestehen zukönnen.11 Wir entnehmen diesen Andeutungen den Inhalt seiner obenerwähnten Korrespondenz mit Schott während des Monats Januar. Das Gedicht machte täglich reißende Fortschritte und näherte sich der Vollendung. ›Nun galt's ein Asyl aufsuchen, wo ich die Musik dazu schreiben könnte‹12. Gegen Ende des Monats nahm er Abschied von den wenigen treuen Pariser Freunden und trat Sonnabend den 1. Februar die Reise nach Mainz an. Kurz zuvor hatte er – noch aus Paris – an Cornelius nach Wien die folgenden Zeilen gerichtet: ›Peter, hör', Mittwoch am 5. Februar lese ich in Mainz bei Schotts meine »Meistersinger« vor, – Du hast keine Ahnung davon, was das ist, was es mir ist und was es meinen Freunden sein wird. Du mußt an dem Abend dabei sein. Laß Dir sogleich von Standhartner in meinem Namen das zur Reise nötige Geld vorschießen. In Mainz erstatte ich Dir dieses und was Du zur Rückreise brauchst, wieder. Dies ist ausgemacht! Ich habe schon mehr Geld schlechter vertrödelt, jetzt will ich einmal eine tiefe Freude davon haben Fürchte keine Strapaze, – es wird, glaub' mir, ein heiliger Abend, der Dich alles vergessen läßt. Also, – Du kommst! Wenn nicht, bist Du auch ein gewöhnlicher Kerl, etwa ein »guter Kerl«! und ich nenne Dich wieder Sie. Addio! Dein R. W.‹

Über Karlsruhe, wo er aufs neue mit dem Großherzoglichen Paare verkehrte,13 traf er rechtzeitig für die angemeldete Vorlesung am 4. Februar in Mainz ein, und nahm diesmal auch in Schotts Hause Wohnung. Wer immer in Mainz von Wagners erstem dortigen Aufenthalt für den Meister und sein Werk Interesse gefaßt, war von Schott zu diesem Abend eingeladen und der [355] Moment des Beginnes wurde von allen Anwesenden mit größter Spannung erwartet. ›Wir hatten alle schon Platz genommen‹, erzählt Weißheimer,14 ›während Wagner noch im Salon auf und ab ging, von Zeit zu Zeit unruhig nach der Türe und dann wieder auf seine Uhr sehend. Endlich erklärte er: »Wir müssen noch ein wenig warten, denn Cornelius ist noch nicht da!« Ich sagte: »Der ist ja jetzt in Wien!« worauf Wagner replizierte: »Nein, in jeder Minute muß er hier zur Tür hereinkommen!« Gleich darauf klopfte es, und – Peter Cornelius schritt in den Salon. Mitten im Winter war er von Wien nach Mainz gefahren, um der ersten Vorlesung der »Meistersinger« beizuwohnen! Er hätte schon vor einer Stunde da sein müssen; da jedoch der Rhein heftig mit Eis ging und die Schiffbrücke abgefahren war, mußte er in Kastel solange warten, bis der Dampfer kam, welcher den Verkehr zwischen den beiden Ufern vermittelte. »Das nenn' ich Treue!« rief Wagner, Cornelius freudestrahlend in die Arme schließend und ihn stürmisch küssend, während wir, die wir erst starr vor Erstaunen dagesessen, nun auch aufsprangen, den lieben Freund zu begrüßen,15 der wie in einem Zaubermärchen plötzlich in unserer Mitte erschien. Dann begann endlich Wagner seine Vorlesung, die sicherlich keiner der Anwesenden während seines Lebens vergessen haben wird. Die Modulationsfähigkeit seiner Stimme war so groß, daß er bald nicht mehr nötig hatte, die Namen der handelnden Personen einzeln zu nennen; jeder wußte gleich: das ist jetzt Eva, Stolzing, Sachs oder Pogner, die da reden, und gar erst bei David und Beckmesser war in seinem Stimmklang jede Verwechselung mit den anderen absolut ausgeschlossen. Selbst in dem lebhaften Durcheinandergerede der Meistersinger hob sich jeder von dem andern so deutlich ab, daß man schon ein förmliches Ensemble zu hören glaubte, das die Zuhörer mit sich fortriß und sie zu stürmischen Kundgebungen veranlaßte. Mehrmals mußte er warten, bis diese sich wieder gelegt hatten, ehe er in seiner rhetorischen Virtuosenleistung (denn eine solche war es im eminentesten Sinne des Wortes!) wieder fortfahren konnte. Soll ich noch sagen, wie bezaubernd er im zweiten Akt die Stelle: »Wie duftet doch der Flieder«, oder im dritten die Anspielung Sachsens auf »Tristan und Isolde« las, und wie innig die Wort Evas während des einzigen Quintetts ihm von den Lippen flossen? Jedem der Anwesenden war es am Schlusse dieser unvergeßlichen Reproduktion klar, daß er an der Wiege eines mächtigen, epochemachenden Kunstwerkes gestanden, und vergnügt lächelte sein glücklicher Inhaber, Herr Franz Schott, vor sich hin, dem viele Worte zu machen einmal nicht vergönnt war.‹

Nach Weißheimer wäre auch das zehn Jahre später durch Veröffentlichung bekannt gewordene ›Albumblatt‹ für Frau Betty Schott in eben diesen [356] Tagen entstanden, in denen der Meister bis zum Auffinden einer eigenen Wohnung der Gastlichkeit des prächtigen Hauses am Weihergarten genoß16 Natürlich waren sogleich die nächsten Tage den Nachforschungen nach einem passenden, von der Außenwelt ungestörten Unterkommen in der Umgebung von Mainz gewidmet. ›Von dem geräuschvollen Mainz ward Abstand genommen, und auch von Wiesbaden, das ihm wegen seiner Bade-haute volée nicht sympathisch war. Dafür gefiel ihm eine kleine Wohnung in Biebrich, unterhalb des herzoglichen Schlosses dicht am Rhein. Sie enthielt nur drei Zimmer im ersten Stock des Hauses, wovon das erste, der Salon, in den Garten und nach dem Schlosse (des Herzogs von Nassau) sah, während das zweite und kleinere dritte, welches er als Schlafzimmer zu benutzen gedachte, direkt über dem Rhein lagen.‹ Zwischen dem Hause und dem Flusse lief nur ein ganz schmales Ufer. ›Hier mietete er sich ein, ließ von einem Tapezier die Fenster mit Vorhängen und die Türen mit Portieren versehen und erwartete von Paris die Ankunft seiner Möbel.‹ In den acht bis zehn Tagen bis Mitte Februar hoffte er mit allem fertig zu sein und seine Arbeit an den ›Meistersingern‹ in Angriff zu nehmen. Bis dahin verblieb er teils in Mainz, teils in Biebrich, im ›Europäischen Hof‹, dem Bahnhof gegenüber Ehe er definitiv nach Biebrich zog, veranstaltete die Familie Schott (immer nach den Angaben Weißheimers) noch eine größere Festlichkeit zu seinen Ehren, wobei den wohl hundert Eingeladenen wieder die ›Meistersinger‹-Dichtung gelesen werden sollte (?). Unter den zahlreichen Gästen dieses Abends befanden sich auch der junge Rechtspraktikant Dr. Friedrich Städel aus Darmstadt, ein ›sehr fähiger Kopf, der über eine präzise Dialektik verfügte‹,17 und Wilhelm Harburger in Mainz. ›Letzterer war schon lange ein glühender Verehrer Wagners und bat mich, ihn vorher mit ihm bekannt zu machen. Ich bezeichnete ihm die Stunde, in welcher Wagner mit mir den Weihergarten passieren würde. Dort hatte Harburger pünktlich Aufstellung genommen und war dann während seiner Vorstellung so ergriffen, daß er kein Wort hervorbringen konnte. Wie ein Wunder starrte er Wagner an und drückte seine Rechte.‹ Eine fernere, dem Meister sehr liebe Bekanntschaft dieses Abends war Frl. Mathilde Maier, mit der er während seines ganzen Biebricher Aufenthalts einen freundschaftlichen Verkehr unterhielt, und die ihm zeitlebens die treueste, verehrungsvollste Ergebenheit bewahrt hat. Sie hatte Arthur Schopenhauer persönlich gekannt, mochte nun gern auch dessen großen Gesinnungsgenossen kennen lernen und bat Weißheimer dies vermitteln zu wollen. ›Sie erhielt Einladung zu dem bevorstehenden Fest, und im voraus machte [357] ich Wagner auf ihr Erscheinen aufmerksam. Als sie kam, saß er in einer der mit schweren Vorhängen versehenen Seitennischen des Salons. Dorthin führte ich sie, öffnete ein wenig und sagte: »Herr Wagner – Fräulein Maier«, schob Schönmathildchen hinein und schloß wieder den Vorhang. So konnten sie sich, von den vielen im Salon auf- und abwogenden Gästen ungesehen, bekannt machen und sich ungestört aussprechen. Er rühmte mir dann ihr »gescheites Gesichtchen« und ihren seinen Takt.‹ Soweit Weißheimers Erzählung, der über den weiteren Verlauf dieses Abends merkwürdigerweise nichts weiter zu berichten weiß, als daß ein von ihm melodramatisch komponiertes Heinesches Gedicht ›Die Wallfahrt nach Kevlaar‹ durch einen beliebten Mainzer Schauspieler deklamiert worden sei, wofür Wagner diesem beide Hände geschüttelt und auch für den Komponisten ein anerkennendes Wort gehabt habe. Ob er hingegen vor dieser Überfülle der Gäste zu der geplanten nochmaligen Vorlesung seiner Dichtung zu bewegen gewesen sei, läßt er schließlich dahingestellt, und es erscheint uns aus mehrfachen Gründen sehr unwahrscheinlich.

Solange seine aus Paris erwarteten Möbel, seine Bücher und sein Erardflügel noch nicht angelangt waren, fühlte sich der Meister in seiner Biebricher Wohnung nicht heimisch. Er wohnte und speiste einstweilen im ›Europäischen Hof‹. ›Auf seinen Wunsch‹, erzählt Weißheimer, ›wurde ihm daselbst in einem Zimmer neben dem Speisesaal gedeckt, wo ihn ein junger Kellner bediente, welcher, wenn Wagner bei guter Laune war, manchen guten Witz von ihm zu hören bekam; denn er liebte es, bei Tisch zu scherzen, und der gutmütig lächelnde Karl war stets bereit, diesen harmlosen Scherzen als gefügiges Objekt zu dienen.‹ ›Nachmittags kam er gewöhnlich nach Mainz, wo ich ihn im »Café Paris« traf. Nach einem Besuch im Weihergarten‹ (bei Schotts) ›oder auch bei der Familie Maier18 begleitete ich ihn nach der Rheinbrücke, wo das Biebricher Lokalboot anzuhalten pflegte, oder, falls es schon abgefahren war, hinüber nach dem Kasteler Bahnhof.‹ ›Während dieser Februartage summte und gärte es gewaltig in seinem Kopfe und zu seinem größten Leidwesen war er immer noch am Niederschreiben dessen verhindert, was ihn so sehr bewegte.‹ Als er einmal wieder abends mit Weißheimer über die Rheinbrücke ging, fiel diesem auf, daß er mehrmals ein Motiv vor sich hinsummte, von dem er aber immer nur die ersten vier Noten markierte: es war der Anfangstakt des ›Meistersinger‹-Vorspiels. Anderen Tags zeigte er ihm auf einem Blatt die breite Fortsetzung des Motivs, darunter habe auch schon das zweite Thema in E und die charakteristische Trompetenstelle (das [358] ›König Davids‹-Motiv) gestanden.19 Wieder ein anderes Mal habe er Wagner im ›Europäischen Hof‹ bei Tische gefunden: diesmal habe er aber keine Späße mit Karl gemacht: seufzend habe er vor das Fenster gewiesen, wo eine ganze Wagenburg von Kisten aufgefahren stand. ›Erstaunt rief ich: »das sind doch nicht alles Ihre Sachen?« Er: »Sie sind es, und mit dieser Masse Zeug muß ich in der Welt herumfahren!« Ich: »Das geht aber nicht zur Hälfte in Ihre Wohnung.« Er: »Was nicht hineingeht, muß draußen bleiben oder sonst wo untergebracht werden.«‹20 Leider war im Hotel kein Platz für die überflüssigen Kisten und Kasten; dagegen wußte der Wirt in der Nähe ein geräumiges Kelterhaus, dessen Besitzer bereitwilligst die Erlaubnis zur dortigen Unterbringung der Sachen erteilte. Nun wurde die Wagenreihe nach jenem Kelterhaus in Bewegung gesetzt und dorthinein alles abgeladen, der Flügel aber gleich in die Wohnung transportiert und in seinem Arbeitszimmer (mit der Aussicht auf den Rhein) zur Aufstellung gebracht. Mit den Arbeitern zurückgekehrt, habe er nun diejenigen Kisten aufmachen lassen, in welchen er dies oder jenes zu seinen Arbeiten Unentbehrliche eingeschlossen glaubte, worauf er sie entließ. ›Es gab dann ein recht langes und recht unerquickliches Suchen: kam etwas zum Vorschein, das er nicht brauchte, so warf er es unwillig auf die Seite, wo sich schon ein hübsches Häuflein aufgesammelt hatte. Unglücklicherweise kam ihm, als er sich schon in eine merkliche Wut hineingearbeitet hatte, sein eignes schönes und sehr ähnliches Gipsmedaillon an die Hand, welches er gerade unwillig fortschleudern wollte, als ich rettend dazwischenfuhr und es auf die Kelter lehnte.‹ (Unbegreiflich bleibt dabei nur, weshalb er bis dahin den müßigen Zuschauer gespielt und nicht auch schon die übrig en, den Meister beim Auspacken belästigenden Gegenstände sich einzeln hatte [359] reichen lassen, bevor sie ›unwillig beiseite geschleudert‹ waren!) Während nun Wagner eifrig nach einigen Büchern suchte, die er durchaus nötig hatte, sei ein Mann in den Raum gekommen, auf welchen die hier sich abspielende Szene sichtlichen Eindruck machte. Es war der Kellerbesitzer, ein gemütlicher Rheinländer, der den Meister alsbald nach dem Reliefmedaillon erkannte und nach vollendeter Arbeit ihm zu Ehren Flasche auf Flasche seines besten Johannisbergers auffahren ließ, die er eigenhändig aus dem Keller zum Vorschein brachte. Ein gedeckter Tisch mit Wurst und Schinken vervollständigte die improvisierte Bewirtung, und ein über das andere Mal rief der freundliche Mann dabei aus: ›Ich kann's gar net sage, was ich mich freu', den Mann leibhaftig vor mir zu sehe, der den Tannhäuser und den Lohengrin geschriwwe!‹21

Die nächsten Wochen nach Ankunft des Flügels und der nötigsten Sachen gingen noch darauf, bis seine Häuslichkeit, wie er selbst sagt, ›mit unsäglicher Mühe‹22 soweit eingerichtet war, daß er sie beziehen und an den Beginn seiner Arbeit denken konnte. Dazu kam, gegen Ende des Monats Februar, als er annähernd in Ordnung gelangt war, unerwarteterweise Minna auf zehn Tage von Dresden aus zu ihm herüber. Angeblich, um ihm zu helfen,23 wiewohl er, gerade jetzt, ihrer Hilfe am wenigsten bedurfte; nachdem er alles Nötige unter unzähligen Beschwerden sich bereits selbst beschafft. Nächstdem, um ihn von der Hauptmasse der, in jenem Kellerraum abgestellten Sachen zu befreien, welche sie für ihre Dresdener Einrichtung bestimmte. Sie hatte dabei im Sinne, ihm für seine demnächst zu gewärtigende völlige Amnestierung auf alle Fälle daselbst eine Häuslichkeit zu bereiten und ihn dadurch womöglich ganz zu sich hinüberzuziehen. Auch diesen Gedanken (eine Niederlassung an dem Ort seiner frühesten Kindheit!) hatte der Meister allerdings, zuletzt noch von Venedig aus, gegen Tichatschek ausgesprochen,24 unter dem Eindruck der letzten Jahre ihres Zusammenlebens aber doch völlig abgeschnitten und aufgegeben. Weißheimers Erzählung über diesen Besuch Minnas enthält gar manches Belehrende über die Art ihres beiderseitigen Verkehrs. ›So sehr ihn der gutgemeinte Überfall rührte, so verhehlte er mir doch nicht, wie ungelegen er ihm komme. Es war mir ergötzlich zu sehen, wie er sich zusammennahm und sich sichtlich bemühte, als liebevoller Gatte [360] und gemütlicher Hausvater zu erscheinen. Er ließ kalte Speisen aus dem Hotel bringen, bereitete selbst den Tee und sott ein halb Dutzend Eier dazu; denn auch ich mußte mit essen und hernach der Vorlesung des »Meistersinger«-Gedichts beiwohnen, welches seine Frau noch nicht kannte. Mit Behagen schlüpfte er in einen seiner berühmten Samtschlafröcke und zog ein dazu passendes Barett über den Kopf, worauf die Vorlesung begann. Der erste Akt verlief ohne Unfall, obwohl Frau Minna hier und da einige Fragen einwarf, die ihn zu eigentlich überflüssigen Erörterungen nötigten. Vor Beginn des zweiten gab er eine Beschreibung der erforderlichen Dekorationen: »rechts der Schusterladen des Hans Sachs, links das Haus Pogners, und nach dem Hintergrund läuft eine etwas eingebogene Straße« – »Und hier sitzt das Publikum«, schaltete Frau Minna ein, während ein von ihr gedrehtes Brotkügelchen über Wagners Manuskript rollte – die Vorlesung war aus. Es entstand eine peinliche Pause. Da ich die Zeit gekommen erachtete, nach Mainz zurückzukehren, wollte ich aufbrechen; Wagner bestimmte mich jedoch zu bleiben. Sehr nachdrücklich und mich festhaltend sagte er: »Bleiben Sie um Gottes willen nur diesen Abend da!« Ich blieb und bemühte mich nach Kräften, eine bessere Stimmung herbeizuführen. Leichter, als ich mirs dachte, gelang dies: denn ich sing von Gustav Schmidts neuester Oper »Die Weiber von Weinsberg« zu erzählen an, welche demnächst in Mainz zur Aufführung gelangen sollte. Aus den Proben hatte ich manches im Kopf behalten und vervollständigte daher meinen Bericht am Flügel durch Wiedergabe der schönsten Stilblüten der Schmidtschen Muse, welche nicht versehten, die größte Heiterkeit zu erwecken. Als wir einige Tage darauf Schmidt in Mainz begegneten und Wagner eine Anspielung bezüglich der Aufführung machte, sagte Schmidt in richtiger Würdigung seines Werkes: »Kommen Sie lieber nicht – das ist nichts für Sie!« – Dafür aber reiste Wagner mit Minna nach Darmstadt, wo Schindelmeißer zu seinen Ehren eine Aufführung des »Rienzi« veranstaltet hatte.25 Als das Ehepaar wieder von Darmstadt nach Mainz kam, traf ich beide im »Café Paris«. Frau Minna schwelgte in Erinnerung der schönen Tage in Dresden, als »Rienzi« dort neu war; immer habe sie bedauert, daß »Richard« nicht noch »ein paar solcher Opern« geschrieben habe; während ihr Gemahl mir bemerkte, die Oper sei ihm fast so fremd vorgekommen, als wäre sie das Werk eines Anderen‹.26 Sehr schön und objektiv spricht sich Wagner im Herbst desselben Jahres27 in einem nach Brüssel gerichteten Briefe über dieses ›Werk eines Anderen‹ aus. Er nimmt es gegen den allgemeingehaltenen Vorwurf zu großer Länge in Schutz; was das Publikum im ›Rienzi‹ erschöpfen könne, sei vielmehr nur die starke Anhäufung der Chor- und Masseneffekte. [361] In dieser Hinsicht sei der dritte Akt der Fehler in der Ökonomie des Ganzen, und rein musikalisch genommen, müßte man wünschen, ihn ganz ausfallen zu sehen, um nach dem glänzenden und erschütternden zweiten Akte sofort den ruhigeren sanfteren Charakter des vierten eintreten zu lassen. Da er aber dramatisch zu wichtig sei, habe er ihn zuletzt in Dresden wenigstens soviel als möglich gekürzt. Die so gekürzte Partitur besitze gegenwärtig Herr Schott, von ihm könne sie für die beabsichtigte Brüsseler Aufführung bezogen werden. ›Jedenfalls haben Sie sich an die Kürzungen der deutschen Kapellmeister durchaus nicht zu halten; sie sind roh und sinnlos wie alles, was diese Herren tun. Von mir rühren sie nicht her.

Von Biebrich aus machte Wagner bald nach Minnas Abreise noch einen Besuch in Karlsruhe, wo er am 7. März dem Großherzoglichen Paare, einem früher gegebenen Versprechen gemäß, seine ›Meistersinger‹-Dichtung vortrug. ›Die Großherzogin von Baden‹, so teilt er sich darüber an Wesendonck mit, ›glaubte in meinem Pogner, den ich mit besonderer Wärme las, eine mir wohltätige Lebenserfahrung zu erkennen, und forderte mich schließlich auf, auf einen vorzüglichen Repräsentanten für diese Rolle bei den Austeilungen zu denken.‹28 Von irgendwelchem tatkräftigen Eintreten für den Meister oder sein im Entstehen begriffenes Werk war keine Rede. ›Se. Kgl. Hoheit der Großherzog Friedrich und Ihre Kgl. Hoheit die Frau Großherzogin geruhten zwar‹ (nach Weißheimer) ›dieser Vorlesung mit dem lebhaftesten Interesse zu folgen und Wagner huldvollst zu danken, ließen jedoch den deutlichen Hinweis (?) auf seine bedrängte Lage und die Notwendigkeit der Hilfe, ohne welche er sein Werk nicht beendigen könne, leider unberücksichtigt. Statt der gehofften Hilfe (?) hatte er noch die Reise- und Aufenthaltsspesen (!!) zu tragen Ganz entmutigt kam er zurück und machte seinem Unmut über das Fehlschlagen seiner Erwartungen (?) in nicht wiederzugebenden Ausdrücken Luft.‹29 Letzteres zwar dürfen wir bei dem lebhaften Naturell des Meisters aufs Wort glauben, da er mit dem Ausdruck seiner Empfindungen zu keiner Zeit zurückhielt. Dagegen aber hat die ganze übrige Erzählung eine so spezifisch Weißheimersche, d.h. unvornehme Färbung, daß in ihr um so viel weniger – ja kurz und gut, gar nichts – Wagnerisches enthalten ist. Einen ›deutlichen Hinweis‹ auf seine bedrängte Lage hat Wagner dem Großherzog bei diesem Anlaß gewiß nicht gegeben, schon aus dem einfachen Grunde, weil er dazu gerade diesem fürstlichen Gönner gegenüber, der seine Lage doch wahrlich genau genug kannte, viel zu stolz war! Leider wußte er den an sich wohlmeinenden Regenten durch den in Karlsruhe ›einer wahrhaft päpstlichen Gewissensmacht genießenden‹30 Eduard Devrient so sehr zu seinem Nachteil [362] beeinflußt, daß er mit seinem diesmaligen Besuch durchaus keinen weiteren Gedanken verband, als lediglich die verabredete Vorlesung seines Gedichtes. Das hatte er schon seit lange nachträglich erkannt und eingesehen: Devrients anscheinende freundschaftliche Teilnahme, die ihn einstmals bei dessen Züricher Besuch (S. 150) dazu vermocht, seinen ›Tristan‹ hoffnungsvoll für Karlsruhe zu bestimmen, hatte ihren wahren Grund bereits damals nicht so sehr in irgendwelcher alt-anhänglichen Ergebenheit von seiner Seite, sondern einzig in dem ausgesprochenen Interesse des Großherzoglichen Paares für das Schaffen des Meisters gehabt. Sehr bald nach jenen ersten Vereinbarungen war ihm die schreckhafte Vorstellung gekommen, ein wachsender Einfluß Wagners konnte die Autorität seiner eigenen Stellung gefährden, und seitdem war jene frühere Teilnahme in eine Eifersucht umgeschlagen, die sich dem arglosen Fürsten gegenüber unter der Maske der Freundschaft verbarg, um ihr Ziel desto gewisser zu erreichen. ›Du weißt nicht‹, schreibt Bülow aus genauester Kenntnis der Verhältnisse an Pohl ›wie er (Devrient) sich gegen Wagner benommen, wie gegen Schnorr, wie er dem Ersteren den Protektor, der seiner Kunst wohlwollte, abspenstig gemacht hat!31 Man urteile nun aber danach, ob sich Wagner, dem alle diese Beziehungen schon seit Jahren ziemlich offen lagen, irgendwelchen Illusionen darüber hingeben konnte, und wie unbegründet demnach die Weißheimerschen Behauptungen von einer angeblich von Karlsruhe ›verhofften Hilfe‹, sowie dementsprechend von einem ›Fehlschlagen seiner Erwartungen‹ sind, da er solche mit Bezug auf seine edlen Gönner damals unmöglich hegen konnte

Noch während Minnas Anwesenheit war ein Brief Röchels eingetroffen, das erste direkte Lebenszeichen seit dessen, am 10. Januar erfolgter Freilassung aus bald dreizehnjähriger Gefangenschaft. Zu einem Gnadengesuch war er nicht zu bewegen gewesen; man hatte den Unerschütterlichen schließlich, um das Odium einer noch längeren gewaltsamen Einkerkerung zu vermeiden, ohne [363] ein solches Gesuch freigeben müssen. Fast zu gleicher Zeit erfuhr er durch einen Brief Malvidas von Meysenbug von Bakunins geglückter Flucht aus seiner sibirischen Gefangenschaft und Ankunft in London. ›Was Sie mir‹, so erwidert er, ›von Bakunin schreiben, hat mich sehr interessiert. Ich sah ihn ganz vor mir: er ist und bleibt ein kolossaler Kauz. Man muß wirklich den Bären zur Hand nehmen, um sich solch eine Natur zu erklären.‹ Der gleichen Bären-Natur erfreute er sich an Röckel. ›Du kommst‹, schreibt er ihm, ›wie aus einem langen Winterschlafe wieder zu Dir; Deine Kräfte sind gestärkt und frisch erhalten, dank Deiner unglaublich kräftigen Natur. Du hast viel gelitten, aber Deine Leiden können Dir wie Träume gelten; sie haben nichts an Dir geändert.‹ Auch ihm selbst stand die Bewilligung einer ›straffreien Rückkehr‹ nach Sachsen endlich – nach ebenfalls beinahe dreizehn Jahren! – nahe bevor, gerade zu einer Zeit, wo er am wenigsten davon Gebrauch zu machen gedachte. ›Ich verlange von der Welt durchaus nichts mehr, als daß sie mich ungeschoren läßt, um das einzige mir taugliche Glück, Muße und Geistesruhe zum Arbeiten mir zu gewähren; ich entsage allen und jeden Beziehungen mit Menschen, habe mit einem willigen Dienstboten, einem Hunde vollkommen genug und kann recht wohl auskommen, ohne irgendwie Jemanden aufzusuchen oder zu empfangen.‹32 ›Was sonst mein Leben betrifft, so halte ich mir die Menschen so fern als möglich; das sagt schon die Wahl meines Asyls. Dieses habe ich mir nun, mit unzähligen Beschwerden, hier in Biebrich zurecht gemacht und darüber ist die ganze Zeit bis heute wieder vergangen, beständig im Kampf mit Unannehmlichkeiten und übler Laune Morgen (13. März 1862) will ich nun, so hoffe ich, mit dem Komponieren anfangen; es liegt mir daran, alles bis zum Spätherbst fertig zu haben.33 In jeder Hinsicht, innerlich und äußerlich, ist diese Arbeit für mich das absolut Notwendige zur Selbsterhaltung.‹34

Was uns durch Weißheimer über diese, frühestens am 13. März beginnende, Arbeitszeit berichtet wird, ist von dankenswerter Anschaulichkeit.35 ›Am Flügel sitzend, schrieb er vor allem nun die Einleitung der »Meistersinger« in Form einer sehr genauen Skizze auf, welche wie ein Klavierauszug aussah, aber schon alle Verdoppelungen und Füllstimmen enthielt, wie er sie für das Orchester auszuführen gedachte.‹ ›Um eine möglichst genaue Skizze zu erhalten, zog er bei Anfertigung derselben stets das Klavier zu Rat: er mußte also beim Entwurf in nächster Nähe des Instrumentes sein. Um dies am bequemsten zu erreichen, ließ er den Deckel seines Flüges bis vorn über die Tasten hinaus zugeklappt, so daß er bequem auf ihm schreiben konnte, [364] während er darunter mit der linken Hand einzelne Akkorde anschlug, oder auch mit beiden Händen solange probierte, bis er mit der fraglichen Wendung im Reinen war, die er dann sofort zu Papier brachte, ohne erst aufstehen und sich an einen Tisch setzen zu müssen. Infolge dieser bedächtigen Art des Entwerfens rückte er nicht allzuschnell von der Stelle; was aber einmal aufgeschrieben stand, stand so fest, daß er selten mehr eine Änderung vorzunehmen hatte. Und kam er dann zum Instrumentieren, so ging ihm dies um so leichter und schneller von der Hand.‹ Während der Produktion war er, ›so ruhig er auch äußerlich erschien, innerlich furchtbar erregt‹. Zweimal kam ihm Weißheimer ohne sein Verschulden in solchen schaffensfreudigen Momenten dazwischen, da er zu einer gewissen Stunde schriftlich nach Biebrich berufen worden war. Das eine Mal wurde ihm erst nach langem vergeblichen Klopfen geöffnet, und mit gänzlich veränderten, fast verstörten Gesichtszügen trat ihm dann endlich der Meister entgegen. ›Ich bin mitten drin‹, rief er und lief scheu davon, indem er bis ins Schlafzimmer retirierte, wo er sich so lange verbarg, bis er vollkommen ruhig war. Das andere Mal riß er, während Weißheimer unten auf der Chaussee war, oben die Balkontür auf, um ihm – noch in voller Ekstase – zuzurufen: ›Stören Sie mich jetzt nicht – ich bin in Brunst!‹ Nach einer Stunde kam er dann in den ›Europäischen Hof‹. ›Seine Erregung mochte noch nicht ganz gewichen sein; denn er verschluckte die Speisen fast ungekaut, trotzdem er sich gerade vor so hastigem Essen besonders hüten mußte. Nach der Mahlzeit, die gewöhnlich zwischen 2 und 4 Uhr stattfand, arbeitete er nichts mehr. Es wurden dann Spaziergänge gemacht, bei denen er äußerst gesprächig war.‹ Auf solchen Spaziergängen diente ihm, während er sich sonst ›die Menschen so fern als möglich hielt‹, häufig der junge Weißheimer zur Begleitung. ›War ich‹, so erzählt dieser, ›durch Geschäfte gezwungen, einen oder zwei Tage fern zu bleiben, so konnte ich sicher sein, am dritten ein Schreiben von ihm zu erhalten. Fand ich ihn schon bei Tisch, so leistete ich ihm während des Essens Gesellschaft und ging dann mit ihm spazieren.36 Hatten wir die Umgebung von Biebrich [365] hinlänglich durchstreift, so wurde auch einmal ein Wagen genommen und nach Wiesbaden gefahren. Als wir ankamen, duldete Wagner durchaus nicht, daß ich den Kutscher bezahlte; er beeilte sich, demselben einen Louisd'or in die Hand zu drücken. Da er weiter gehen wollte, sagte ich ihm: »Der Mann hat doch höchstens einige Gulden zu bekommen. Warten Sie; er will Ihnen ja herausgeben.« Wagner sagte lachend: »Soll ich mir von dem Mann herausgeben lassen, soll ich ihm etwa die Hand hinhalten?« – und ging mit mir davon.‹

Ein eigentümlicher Zug der Weißheimerschen Anekdoten besteht darin, daß in ihnen, sei es in der einen oder der anderen Gestalt – das Geld eine hervorragende Rolle spielt. Weißheimer war seiner Herkunft nach der Sohn eines reichen Müllers in Osthofen, und der praktische Sinn seiner sehr respektablen Eltern hatte bei seiner Erziehung jedenfalls darauf hingewirkt, ihm neben der Anwartschaft auf ihre dereinstige materielle Hinterlassenschaft als beste Lebensmitgabe eine besondere Hochachtung für die nationalökonomische Bedeutung des edlen Metalles einzuprägen. Kein Wunder, daß diese praktische Sinnesart auch auf seine Lebenserinnerungen nicht ohne Einfluß geblieben ist. Es ist unerläßlich, sich diese persönliche Eigenheit des sonst wohl ehrenwerten Menschen in jedem Augenblick seiner Erzählungen gegenwärtig zu halten. Freilich drängt sie sich jedem Leser seiner Erinnerungen auf Schritt und Tritt von selber auf. Entweder handelt es sich darin um den ›Inhalt seines Portemonnaies‹, den er in des Meisters Hut ausschüttet, oder um einen Kutscher, den Wagner selbst bezahlt, damit ihn nicht ein Anderer bezahle, oder um einen ungewechselten Louisd'or, oder um eine verlorene und wiedergefundene Brieftasche mit hundert Talern (S. 385), oder ein Abenteuer an der Spielbank, und dgl mehr.37 ›Wir wendeten uns‹, fährt er in seiner Erzählung [366] von der Wiesbadener Exkursion fort, ›nach den Spielsälen und sahen dem dortigen Treiben zu. Die blanken Goldstücke flogen hin und her, als wären es nur rötliche Blechstückchen. Da sagte Wagner: »Mich erfaßt niemals die Lust zum Spiel, weil ich von vornherein überzeugt bin, daß ich allemal verlieren würde. Einem Andern könnte ich jedoch gut raten. Jetzt sind schon mehrmals die Nummern herausgekommen, welche ich mir vorher gedacht hatte.«‹ Wirklich bezeugt nun Weißheimer, was uns bereits anderweitig bekannt geworden war, Wagner habe, am Roulettetisch stehend, einmal um das andere die gewinnende Nummer mit der ruhigsten Gewißheit vorhergesagt, und jedesmal wäre die von ihm bezeichnete Nummer unfehlbar herausgekommen. Das Frappante des Vorganges prägte sich dem erstaunten jungen Zuschauer, der die Augen immer weiter aufriß, als so märchenhaft überraschend ein, daß es eben wohl diesem Eindruck zuzuschreiben ist, wenn sich derselbe in seiner Überlieferung bis zur Unkenntlichkeit entstellt hat. Er habe nämlich, so erzählt er weiter, ›probeweise‹ viermal nacheinander den kleinsten zulässigen Einsatz (!) auf die von Wagner vorausgesagten Nummern gesetzt und in wenigen Minuten mehrere hundert Gulden gewonnen! Ob ihm bei diesem Erfolge, da er ebenso gut Tausende hätte gewinnen können, sein vorsichtiges Mißtrauen beim Einsetzen nicht nachträglich leid getan, darüber erklärt er sich nicht näher; dagegen behauptet er sogar, wie um jedem Zweifel vorzubeugen, was denn aus dem gewonnenen Gelde geworden, er habe es zum Schluß – Wagner eingehändigt!! Er bemerkt nicht, wie durch diese arge Entstellung dem Bilde des Meisters ein häßlicher Zug angedichtet wird, ja noch mehr, wie dadurch das Ende seiner Geschichte ihrem Anfang widerspricht. Er hat es dem Meister nicht ›eingehändigt‹ und nicht ›einhändigen‹ können; erstens und allem zuvor: weil dieser es in keinem Fall von ihm genom men haben würde! Zweitens aber aus dem schlagenden Grunde, weil er jenes ›Sümmchen von einigen hundert Gulden‹ überhaupt gar nicht gewonnen hat. Er hat es aber wiederum nicht gewonnen, weil er jene angeblichen Einsätze (selbst die ›zulässig kleinsten‹!) tatsächlich nicht gemacht hat; und er hat sie aus dem Grunde nicht gemacht und ebenfalls nicht machen können, weil der große Zauberer an seiner Seite, dessen scherzende Worte er ungenau wiedergibt, das Gegenteil davon zur Bedingung stellte. Kein Wort davon hatte Wagner gesagt, daß er ›einem Andern gut raten könne‹ (das ist eben Weißheimers unrichtige und materielle Auffassung!), sondern er hatte sich bloß anheischig gemacht, unter Ausschluß jedes persönlichen Interesses selbst den blinden Zufall des Roulettetisches durch seine Prophezeiung zu meistern. Und diese auf sich genommene Aufgabe hat er, nach Weißheimers Zeugnis, faktisch ›viermal nacheinander‹ erfüllt. Die von ihm vorausgesagten Nummern waren aber die gänzlich fremder, unbeteiligter Personen, eben der augenblicklichen Spieler. Ein ›persönliches Interesse‹ [367] wäre sofort mit im Spiele gewesen, sobald sein junger Begleiter der Einsetzende gewesen wäre. Ja, als Weißheimer, begierig gemacht, auf seine wiederholte richtige Voraussage ›probeweise‹ wirklich zu einem Einsatz bereit war, hielt ihn der Meister davon zurück, mit dem Bemerken, in diesem Falle werde seine soeben bewährte Divination sofort versagen Vielleicht hat er sogar durch das Ganze seinem jungen Freunde eine, dessen besonderen Charaktereigenschaften angemessene, Lehre erteilen wollen? Wer vermöchte seine Gedanken dabei zu erraten? In diesem Falle wäre die Lehre allerdings von ihrem Adressaten übel verstanden und vollends durch seine entstellende Wiedergabe der Tatsachen schmählich in ihr Gegenteil verkehrt worden!

Weit entfernt, für diese willkürlich erfundene ausschmückende Zutat des Erzählers38 direkt seinen Mangel an Wahrheitsliebe verantwortlich zu machen, möchten wir uns dafür lieber an die anderweitigen Eigenschaften seines, in seinen Erlebnissen mit größter Durchsichtigkeit hervortretenden Charakters halten, und den Grund seiner mannigfachen Entstellungen und Umkehrungen eines einfachen Sachverhaltes in der Unzulänglichkeit seiner subjektiven Wahrnehmung der Dinge suchen, die ihm in seiner beschränkten Auffassung an dem Meister wunderbar erschienen! ›Dergleichen Männer‹, sagt Carlyle, ›werden von ihren täglichen Begleitern mißverstanden.‹39 Ist doch Ähnliches selber den Evangelisten passiert, die uns aus ganz ähnlichem Grunde so oft das handgreifliche ›Mirakel‹ an die Stelle des unbegriffenen göttlichen Wunders gesetzt haben! Daß er durch die verschönernde Zutat seiner Phantasie, wie bereits bemerkt, dem wirklichen Bilde des Meisters einen ebenso charakteristischen Zug entzieht, als er ihm dafür unwillkürlich einen gänzlich fremden, entstellenden andichtet, ist ihm dabei wohl nicht einmal zu klarem Bewußtsein gelangt. Und doch ist diese Wiesbadener Spielbankgeschichte, gerade in ihrer, halb unfreiwilligen Verzerrung und mißverständlichen Wiedergabe – leider – für Weißheimers gesamte ›Erlebnisse mit Wagner‹ ein wahres Symbol, indem sie dieselben gleichsam in nuce in sich schließt! Was uns diese Memoiren von Anfang bis zu Ende berichten, ist nichts anderes als die Trübung und Zerstörung eines schönen Verhältnisses durch das nackte ›persönliche Interesse‹! Wir ersehen es aus einer ganzen Reihe ergreifender Züge, wie der große Mann seinem zutraulichen jungen Freunde und Begleiter ein wirklich väterliches Wohlwollen erweist, wie dieses letztere aber durch das immer begehrlicher hervorbrechende ›persönliche Interesse[368] Weißheimers und dessen unmögliche Anforderungen zum aufrichtigen Bedauern Wagners Schritt für Schritt zurückgedrängt wird. Und der sich selbst charakterisierende Bildungsstand des Osthofener Bauernsohnes läßt diesen dann am Ende, im ärgerlichen Hinblick auf seine Enttäuschungen hinsichtlich der erwarteten Protektion, mit zynischer Offenheit den Ausdruck seiner zu spät gewonnenen Einsicht kurz und derb dahin wählen: Wagner sei nicht der Mann dazu gewesen, um – ›Andern die Betten zu machen!‹ Darauf also war es von ihm abgesehen, als er mit scheinbar ehrlicher Anhänglichkeit den Umgang des damals so isolierten, durch Gefälligkeit und schlichte Biederkeit so leicht zu gewinnenden Meisters suchte? Das war der wahre Zweck und Inhalt seiner Beziehungen zu dem Schöpfer der ›Meistersinger‹?

Unzweifelhaft war es eine, aus seinen geschriebenen Erinnerungen leider nicht wiederzuerkennende, zartere und edlere Seite in seinem Gemüt, welche dem jungen Musiker für einige Zeit wirklich das Herz Wagners gewann. Recht auffallend erinnert uns gerade dieser Verkehr an die treffenden Ausführungen, mit denen später Nietzsche die Art seines Verkehrs überhaupt charakterisiert. ›Wo eine kleine oder bedeutende Gelegenheit sich zeigte, seine Gedanken durch ein Beispiel zu erklären, war Wagner dazu bereit. Wo eine halbwegs empfängliche Seele sich ihm auftat, warf er seinen Samen hinein. Er knüpft dort Hoffnungen an, wo der kalte Beobachter mit den Achseln zuckt; er täuscht sich hundertfach, um einmal gegen diesen Beobachter Recht zu behalten.‹40 Obgleich er stets nur ungern und mit großer Überwindung die unfertigen eigenen Kompositionsversuche junger Leute anhörte, die als Schüler und Jünger in seine Nähe kamen (zartfühlendere Naturen unter ihnen haben es deshalb gar nicht erst versucht, ihn dazu aufzufordern!), hatte ihn Weißheimer doch zu seiner eigenen Verwunderung sogar dazu vermocht, daß er sich von ihm Einiges aus einer mitgebrachten Partitur vorspielen ließ. Das war sehr viel und ein Zeichen ungewöhnlichen Wohlwollens. Unglücklicherweise hatte der junge Komponist keinen Begriff von der Notwendigkeit eines geeigneten Textbuches als erster Bedingung für die Tauglichkeit eines dramatischen Werkes.41 So komponierte er nun schon seit länger an einem Lohmannschen ›Frithjof‹-Texte. Natürlich war das Erste, was Wagner bei dieser Audition auffiel, das unglücklich ausgeführte Sujet.42 Er blieb aber nicht bei diesem [369] Tadel stehen, sondern war sogleich auf einen poetischen Stoff bedacht, an welchem der junge Musiker sich üben und entwickeln könnte. Er sprach ihm von seinem ›Wieland‹, und tat auch sogleich die erforderlichen Schritte, um ihm den zuletzt in Röckels Hände geratenen Entwurf zu verschaffen.43 Ebenfalls aus Interesse für den jungen Freund hatte er bald darauf sich dazu bewegen lassen, einer von diesem dirigierten Vorstellung von Schenks komischer Oper ›der Dorfbarbier‹ beizuwohnen. Es war ein prachtvoller Frühlingsabend, und Weißheimer begleitete ihn nach der Aufführung dem rechten Rheinufer entlang zu Fuß nach Biebrich. ›Ein herzliches Wort‹, so erzählt er, ›folgte dem andern, und ein Gefühlsaustausch dem andern‹. Es war Mitternacht, als wir beim ›Europäischen Hof‹ anlangten; hier gedachte ich zu übernachten und früh mit dem ersten Zug nach Kastel zu fahren. Er litt das jedoch nicht, sondern nahm mich mit in sein ›Bibernest‹, wo ich auf dem Sofa schlafen mußte, nachdem er mich mit einem seinen Eiderdunenplumeau schön zugedeckt hatte. Als ich mich am Morgen verabschiedete, sagte er: ›Vergessen Sie nicht, was ich Ihnen heute Nacht, als wir vor dem Europäischen Hof standen, gesagt habe; – es war kein Scherz!‹ Nun möchte man doch wohl gern wissen, was ihm denn der Meister in jener Nacht, in der er dem jungen Freunde eine so liebevolle Gastlichkeit erwies, offenbart habe und was er ihm am folgenden Morgen nochmals angelegentlich wie ein Vermächtnis ans Herz und in die Seele legt? Der Abstand zwischen dem Heiland und seinen Jüngern und Evangelisten bleibt in allen Fällen groß; aber einen so spottschlechten Evangelisten wie St. Wendelin findet man doch selten! Seine naive Eigenliebe stellt alles auf den Kopf, selbst das, was ihm selbst das Heiligste hätte sein können. Nach seinem Bericht habe der Meister in jener Nacht von dem Vorspiel des dritten Aktes der Meistersinger zu ihm gesprochen. Natürlich lebte dieses schon damals mit seiner ganzen erhabenen Wärme und Fülle in seinem Schöpfer. Er wußte daher voraus, was sein junger Zuhörer noch nicht ahnen konnte: daß es in seiner Entwickelung von der tiefsten Einsicht in das Wesen der Dinge (›Wahn, überall Wahn!‹) durch einen kräftigen Aufschwung der Seele (›Wach' auf, es nahet gen dem Tag!‹) in die lichten Höhen der reinsten befreienden Resignation (›doch wenn mich der im Himmel hält‹) führen, daß es somit in seinem weihevollen Ernst den Inbegriff alles Tiefsten und Heiligsten enthalten würde, was er – vom Schusterstübchen des Hans Sachs aus – der Welt zu sagen hatte: [370]auf daß ihr mein gedenket!‹ Was er dem in seiner allgemeinen Bildung ziemlich rückständigen jungen Freunde auf keinem begrifflichem Wege klar machen konnte, dafür hat er ihn nun wohl in der warmen Erregung jener Nacht schon im voraus auf diese Offenbarung in Tönen verwiesen, in der Hoffnung, dem Musiker werde dereinst die Sprache der Musik verständlicher sein, als die der begrifflichen Dialektik. Einige Wochen später wiederholt er ihm die schöne ernste Mahnung in der Nachschrift eines herzlichen Briefchens: ›Gedenken Sie meiner einmal bei der Einleitung zum 3. Akt.‹ Und was macht Weißheimers Erzählung daraus? Wagner habe ihm damals, in jenem warmen nächtlichen Augenblick vor dem ›Europäischen Hof‹ gesagt: ›Er (Wagner) wolle imdritten Meistersinger-Vorspiel irgendwie seiner (Wendelin Weißheimers!) gedenken!‹ Und an diesem ›Rätsel‹, dieser ›mysteriösen Hindeutung‹, hat der Biedere sein ganzes Leben hindurch, da leider sein Herz ihm nichts sagte, sich den Kopf vergeblich zerbrochen! ›Trotz genauesten Zuhörens und Aufmerkens sei er noch nicht dahinter gekommen, was er meinen könne‹, – so sagte er dem Meister auf dessen Erkundigung bei seiner letzten persönlichen Begegnung mit ihm, gelegentlich der Münchener Generalprobe des Werkes, worauf dieser – ›lächelnd den Kopf schüttelte und wieder in seine Loge ging‹.44

Bei allen wunderlichen Beschränktheiten seiner in späten Jahren aufgezeichneten Erinnerungen enthalten diese doch für die Biebricher Periode noch manche für die Herzensgüte Wagners so bezeichnende Züge, daß es unmöglich ist, sie hier zu übergehen. In der zweiten Hälfte des April war Weißheimer auf einer Reise nach Darmstadt an einer Lungenentzündung gefährlich erkrankt. Eine Weile rang er mit dem Tode, dann besserte sich sein Zustand langsam. In dieser Zeit mußte der junge Städel dem Meister täglich von seinem Befinden Nachricht geben, und sobald es der Zustand des Patienten erlaubte, fuhr Wagner von Biebrich nach Darmstadt, um ihn zu besuchen. ›Als ich eines Tages‹, erzählt Weißheimer, ›aus dem Fieber erwachte, saß Wagner vor meinem Bett, hielt teilnahmsvoll meine Rechte in der seinen, sah mir besorgt in das abgemagerte Gesicht und sagte mir herrliche, tröstende Worte.‹ Gegen Mitte Mai wurde der noch sehr entkräftete Rekonvaleszent in sein heimisches Dorf Osthofen übergeführt, wohin ihm der Meister seinen persönlichen Besuch in Aussicht stellte. Einstweilen empfahl er ihm für die Zeit seiner Genesung hauptsächlich Lektüre, insbesondere Max Dunckers ›Geschichte des Altertums‹. In einem teilnehmenden Briefchen vom 18. Mai berichtet er ihm über sein eigenes Befinden. ›Eine Zeit lang ging es mit meiner Arbeit recht hübsch; aber die Laune hält nicht immer vor: schön Wetter [371] brauche ich unbedingt. Endlich mußte auch ich anfangen zu medizinieren, da gewisse verstimmende Unterleibsleiden, mit heftigen Kongestionen nach dem Herzen, gar nicht mehr nachlassen wollen.‹ ›Im Ganzen sehe ich ein, daß auch diese Arbeit kein Spaß ist und die eigentümlichen Schwierigkeiten derart sind, daß, wenn sie in meinem Sinne gelöst werden sollen, dies nur mit Hilfe guter Einfälle geschehen kann, die einem nun einmal nicht auf Kommando zu Gebote stehen. Zum Instrumentieren bin ich noch nicht gekommen; doch habe ich nun eine Arbeitseinteilung getroffen, bei welcher mir täglich auch ein paar Stunden fürs Instrumentieren abfallen sollen. Bis Ende nächsten Monats soll – denke ich – doch ein gut Teil des ersten Aktes in Partitur fertig sein.‹ Und vier Tage später, in der Frühe des 22. Mai, zu dem ihm Weißheimer seine Glückwünsche sandte, erwidert er ihm: ›Seit heute, der Morgenstunde meines Geburtstages, weiß ich, daß die »Meistersinger« mein Meisterwerk werden. Ich war krank; doch geht's besser. Bald sehe ich Sie.‹

Von diesem Geburtstag, mit welchem der Meister nunmehr in sein fünfzigstes Lebensjahr eintrat, erfahren wir durch den soeben genannten Gewährsmann, Wagner habe ihn ›ganz einsam zubringen‹ müssen.45 Doch steht diese Angabe in offenem Widerspruch zu einer von ihm selbst wörtlich mitgeteilten brieflichen Äußerung Mathilde Maiers, die noch ein Jahr später vielmehr der besonders heiteren Feier dieses Tages erwähnt, zu welcher sie mit der kleinen Gruppe treugesinnter Freunde und Verehrer aus den umgebenden Orten (Mainz, Wiesbaden, Darmstadt) eigens von ihm nach Biebrich eingeladen worden war. Auch der schönen blühenden Rosenstöcke gedenkt sie darin, womit es ihr damals gelungen war den Meister zu erfreuen, und die sie ihm auch noch in den nächstfolgenden Jahren an seine wechselnden Aufenthalte nachzusenden pflegte.46 Sie wußte, daß er Rosen gern hatte, abgebrochene Blumen aber nicht liebte, gegen das Welkende sogar einen Abscheu hegte, so daß er sie einst bat, in seiner Nähe keine geschnittenen Blumen zu tragen.47 In ihrer unbegrenzten reinen Verehrung für den Meister machte sie seit ihrer ersten Bekanntschaft mit schönem Zartsinn auch sonst seine Neigungen mit Vorliebe zu den ihrigen.48 Ihrer gütigen Mitteilung[372] verdankt der Verfasser u.a. die Kenntnis von seiner Zuneigung für einen, dem Besitzer seiner Biebricher Villa, dem Architekten Frickhäfner, gehörigen Hund, den Bulldoggen Leo, welchem er ›eine große Freundschaft geschenkt‹ habe. ›Leo war, wie gesagt, das Eigentum Frickhäfners, des Besitzers der Villa, der sich aber um das Tier nicht weiter kümmerte, als daß er ihm täglich seine, wie Wagner sagte, »miserable Suppe« reichen ließ. Freund- und freudelos lag der arme Hund Tag und Nacht an seiner Kette, was natürlich Wagners Mitleid sehr herausforderte. Er löste ihn oft von seiner Fessel, ließ ihn in seine Wohnung kommen und gab ihm kleine Leckerbissen, worüber jedoch dessen Herr nicht wenig erzürnt war, weil er darin den Vorwurf zu erkennen glaubte, daß er selbst seinen Hand nicht gut halte, wogegen er sich im Hinblick auf die »reichliche Nahrung« heftig verwahrte. Ich kann nicht sagen, wie es mich rührte zu sehen, welche Mühe sich der Meister gab, diesem Menschen einen Begriff von den gemütlichen Bedürfnissen eines so hochstehenden Tieres, wie der Hund, beizubringen. Ich habe eine Menge angefangener Briefe auf seinem Schreibtisch umherliegen sehen, worin er sich selbst an Klarheit und Deutlichkeit nicht genug getan zu haben schien, um jenes obskure Gehirn zu erleuchten.‹49 Durch einen Zufall hat sich einer dieser Briefanfänge erhalten. ›Geehrtester Herr Baumeister‹, ist der genaue Wortlaut desselben, ›auf die Gefahr hin, Sie zu ermüden, muß ich Ihnen doch noch den Irrtum zu benehmen suchen, als habe ich gemeint, Sie geben ihren Hunden nicht die genügende Nahrung. Im Gegenteil hatte ich einzig das persönliche Verhalten eines Herrn zu seinem Hunde im Sinn, und glaubte aus der Erfahrung nachweisen zu müssen, daß ein Hund seinem Herrn ausschließlich anhängt, wenn er sich gehörig mit ihm abgibt und an seine Person gewöhnt. Die erste Zeit in Ihrem Hause hatte ich Gelegenheit, zuzeiten wochenlang mit Ihrem Hündchen allein im Ha...‹ Hier bricht das interessante Schriftstück ab, dessen sich der Meister in einem seiner gelegentlichen brieflichen Grüße an ›Mathildchen‹ als Briefumschlag bedient hat. ›Er hatte die Gewohnheit‹, so lautet die Erklärung des letzteren Umstandes, ›seine Briefe meist noch einmal einzuschlagen, damit niemand durch das Kuvert lesen könne. Die übrigen Briefanfänge habe ich nur auf seinem Schreibetisch liegen gesehen, als ich einmal in des Meisters Auftrag dort einen Brief schrieb. Nachträglich habe ich oft tief bedauert, daß ich sie mir damals nicht schenken ließ, – aber wer denkt in den Tagen des Überflusses an das künftige Bedürfnis? Gerade daß es deren mehrere waren, ist so bedeutungsvoll und ein Beweis, wie sehr ihm die Sache am Herzen lag.‹50 ›Natürlich waren die Bemühungen [373] umsonst; im Gegenteil zog jener Mensch aus alledem nur Stoff zu immer größerer Erbitterung, die endlich ihren vollendeten Ausdruck in einer – Wohnungskündigung fand. Die Geschichte mit dem Hunde diente ihm nur als überzeugender Beweis für Wagners »Unverträglichkeit«: was hat man sich um fremde Hunde zu kümmern?‹51 ›Zu jener Zeit‹, berichtet Weißheimer, ›sah er Maiers öfter bei sich, welche ihm sehr sympathisch und gute Zuhörer waren.‹ Er erinnert sich, wie er einmal, als Mathilde Maier mit ihrem Bruder Eduard ihn zu besuchen kam, ihr das ›Lohengrin‹-Vorspiel vorgetragen habe. ›Konnte sie ihr Bruder nicht begleiten, so brachte sie ihre jüngere Schwester, die Käth (Katharine) mit.‹ Immer habe der Meister bei solchen Gelegenheiten Mathildens ›schönes Schweigen‹ gerühmt.52

Am 1. Juni machte er dem nun völlig in der Genesung befindlichen jungen Freunde einen längst versprochenen Besuch in seiner ländlichen Heimat zu Osthofen. ›Er hatte sich von einem Knaben den Weg nach der Steinmühle zeigen lassen‹, erzählt Weißheimer, ›wo er zunächst nur meine Mutter zu Hause traf, die aber sogleich einen Boten nach dem 20 Minuten entfernten Mühlheimer Hof schickte, wohin ich gerade zum Besuch meiner dort verheirateten zweiten Schwester gegangen war. Natürlich eilte ich sogleich nach Hause und fand ihn mit meiner Mutter auf dem Sofa sitzen ... Er erhob sich, öffnete ein auf dem Flügel niedergelegtes Paket und übergab mir zum Studium während der Rekonvaleszenz sein einziges Exemplar der »Walküre«. Es war eine prachtvolle Reinschrift von seiner eigenen Hand, ohne Korrekturen und Radierungen, alle drei Akte in einem Band, und auf der letzten Seite stand die Notiz: »Seelisberg, Juli 1855«.53 Er fügte die Mahnung hinzu, auf dieses einzige Exemplar Bedacht zu nehmen, dessen etwaiger Verlust ihm unersetzlich sein würde.54 Nach Überreichung der »Walküre«, seiner »Walkmühle«, wie er sich scherzhaft ausdrückte,55 gab er mir noch den vollständigen Entwurf zu einer Oper »Wieland der Schmied«, den er mir gelegentlich in Verse zu bringen versprach, die ich dann komponieren sollte! Ich war sprachlos [374] vor so großer Liebe und Güte! Gegen Abend kamen noch mein Vater und mein Bruder vom Felde nach Haus und waren nicht wenig überrascht einen so illustren Gast begrüßen zu dürfen. Es wurde dann in den Garten gegangen und im Gartenhäuschen über dem Bach Platz genommen. Der Osthofer Wein tat seine Schuldigkeit; Wagner entfaltete eine ganz wunderbare Beredsamkeit, der alle staunend lauschten. Plötzlich zog er seine Uhr aus der Tasche und rief: »Herrje – ich muß fort!« Noch ehe wir es uns versahen, war er über den Tisch an den Ausgang gesprungen, eilte den kleinen Abhang hinunter über die beiden Brücken und durch den Garten, – wir natürlich hinterdrein. Im Hause stellte ihm mein Vater vor, zum Zug sei es wohl schon zu spät, er möge ruhig dableiben; doch ließ er sich, dringender Geschäfte halber, nicht halten; hinzufügend, wie leid es ihm tue, gerade jetzt fortzumüssen; er käme jedoch bald wieder und auf länger. Ich eilte mit ihm zur Bahn; diese Eile wäre aber vergeblich gewesen, hätte der Zug nicht zufällig Verspätung gehabt. Als dieser sich schon wieder in Bewegung setzen wollte, half ich ihm noch glücklich hinein.‹

Fußnoten

[375] 1 Vgl. Band II des vorliegenden Werkes, Seite 97.


2 Allg. Musikzeitung 1896, Nr. 3, S. 38.


3 Irrtümlich wird der ganze Vorfall in den Winter 1860 (!) also noch vor die Pariser Aufführung des ›Tannhäuser‹, verlegt, und: ›drei Wochenspäter‹, heißt es im Anschluß daran, ›sei die erste Niederschrift der Dichtung bereits vollendet gewesen‹ (!); im Januar 1861 (!) sei sie verfaßt worden. (Zusatz während des Druckes: In der Hauptsache handelt es sich wohl nur um ein Versehen in der Jahreszahl; in der uns soeben zugehenden schönen Separatausgabe der ›Briefe Richard Wagners an Otto Wesendonck, herausgegeben von Albert Heintz‹ (Charlottenburg 1898) ist auf S. 81 die irrige Zeitangabe berichtigt).


4 Nietzsche, Richard Wagner in Bayreuth, S. 62. 63.


5 Brieflich an Schott, 20. Nov. 1861.


6 W. Weißheimer, Erlebnisse mit R. Wagner etc. S. 81.


7 Zitiert nach W. Tapperts Publikation in der Berliner Zeitung ›Das kleine Journal‹ 1895, Nr. 35 vom 5. Februar. Vgl. dazu Mus. Wochenbl. 1877, S. 389.


8 Weißheimer, Erlebnisse Seite 81.


9 Weißheimer, S. 85/86


10 Briefe Wagners an Schott vom 1., 7., 17. und 22. Januar (E. Kastner, Briefe R. Wagners an seine Zeitgenossen, S. 61).


11 An Malvida v. Meysenbug, in der Zeitschrift ›Cosmopolis‹ 1896, Vol. III, Nr. 8, S. 561/65.


12 Ebendaselbst, S. 564.


13 Vgl. Brief an Franz Schott, datiert aus ›Karlsruhe, 2. Februar 1862‹ (Kastner, Briefe Richard Wagners Seite 61).


14 Weißheimer, Seite 88/90.


15 Cornelius war aus Mainz gebürtig.


16 Er gibt an (S. 90 seiner ›Erlebnisse‹), gleich am Tage nach der Vorlesung der ›Meistersinger‹-Dichtung; aber das Datum dieser Vorlesung selbst ist bei ihm (S. 88) willkürlicher und ungenauer Weise auf den 31. Januar verlegt, – was natürlich auch der daraus abgeleiteten Datierung jeden Wert benimmt.


17 Weißheimer, Seite 107.


18 Mathilde Maier lebte mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern in einer freundlichen Wohnung der Karthäuser-Straße Nr. 13, in welcher der Meister bei seinen häufigeren Besuchen in Mainz später sogar einmal eine Nacht zugebracht hat.


19 Weißheimer knüpft daran die unglaublich naive Betrachtung: ›Er schrieb also die Einleitung zuerst, noch eh' er eine Note mit Text komponiert hatte! Frei aus dem Kopf schuf er die Motive, und was bei dem zweiten (Motive) am meisten überraschte, war der glückliche Zufall (!!), daß später die Worte in Walthers Preislied genau auf diese wundervolle Melodie paßten! Sicherlich dachte er bei der Konzeption der Einleitung noch nicht im entferntesten an jenes Preislied im dritten Akt!‹ So zu lesen in seinem Buch S. 94!


20 Wie die voranstehende Reflexion über Wagners Kompositionsweise in künstlerischer Hinsicht, so beweist dieser Dialog in bezug auf die menschlich-persönlichen Schicksale des Meisters die unbegrenzte Harmlosigkeit des Erzählers. Seinen eigenen verwunderten Ausrufen zufolge war er buchstäblich ohne jedes Gefühl davon, daß die von ihm so gemütlich aufgefaßte Biebricher Lebensepisode den – zweimaligen! – tragischen Zusammenbruch, die Zerstörung und Auflösung eines jahrelang geführten ganzen Haushaltes zur Voraussetzung hatte, daß Wagner in diesem Augenblick ohne jede Heimat war und sich auf der bloßen vorübergehenden Rast einer unsteten, aussichtslosen Wanderung befand! Alles dies sah er, weil es der Meister – stets unendlich erhaben über sein unwürdiges Schicksal – äußerlich mit Gelassenheit und selbst Humor ertrug, nun auch für etwas ganz Natürliches, ihm Geziemendes und Angemessenes an!


21 So erzählt Weißheimer, S. 95/97 seines Buches, mit der begeisterten Hinzufügung: ›Wer niemals echten Johannisberger zu trinken das Glück hatte, kann sich von der Herrlichkeit und dem Wert dieses Weines kaum eine Vorstellung machen und somit auch nicht ermessen, wie generös diese Einladung gewesen ist!‹


22 Brieflich an Röckel, S. 74.


23 Ebendaselbst.


24 Brieflich an Tichatschek, 27. Sept. 1858: ›Ich selbst möchte mich gern auch in Dresden niederlassen, natürlich nur um zu privatisieren. Eine Heimat muß man doch am Ende haben und ich habe nichts gegen Dresden, überall sonst wäre ich doch eigentlich fremd ...‹


25 Vgl. den Brief an Frau Betty Schott vom 22. Februar 1862.


26 Weißheimer S. 101/103.


27 Biebrich, 26. Oktober 1862, brieflich an Herrn Jules Guillaume in Brüssel.


28 Brieflich an Wesendonck, 20. Juli 1862.


29 Weißheimer, S. 146.


30 Bülow an R. Pohl, Neue Deutsche Rundschau 1894, S. 588.


31 N. D. Rundsch. 1894, S. 788. – 22 Weißheimers Erzählung von Wagners Ausflug nach Karlsruhe pointiert sich schließlich auf eine wohlfeile Prahlerei damit, daß ihm der Meister gesagt: ohne das von ihm Mitgenommene (!) wäre er auf dieser Fahrt in die größte Verlegenheit geraten! ›Ich hatte ihn nämlich‹, so fügt Weißheimer erläuternd hinzu, ›in der Bahn von Mainz bis OsthofenA1 begleitet, und da er fast ganz ohne Geld war, schüttete ich ihm vor dem Aussteigen noch den Inhalt meines Portemonnaies in den Hut.A2


32 An Röckel, 6. März 1862.


33 An Malvida v. Meysenbug, 12. März 1862.


34 An Röckel, S. 78.


35 Nur verlegt er sie, wie es scheint, irrtümlich, bereits in die zweite Hälfte des Februar, noch in die Zeit vor der Ankunft Minnas.


36 ›So kamen wir einmal während der schönen Frühlingstage an den herzoglichen Schloßgarten, den zu besehen Wagner Luft zeigte.‹ Der Herzog von Nassau war ja in Biebrich Wagners nächster Nachbar (S. 358), und seine Fenster blickten in den herzoglichen Park. ›Da mir‹, fährt Weißheimer fort, ›von keinem Rauchverbot bekannt war, nahm ich keinen Anstand, mit meiner kurz vorher angezündeten Zigarre einzutreten. Dies sah eine Schildwache am Tor, welche auf mich zulief und mich anschrie: »Die Zigarre weg!« Wagner bedeutete den Mann: »Wenn hier nicht geraucht werden darf, so können Sie das anständiger sagen!« Ich löschte meine Zigarre aus, und wir traten in den Garten. Kaum hatten wir einige hundert Schritte zurückgelegt, so sahen wir einen Offizier uns entgegenkommen, welcher in vollem Behagen ganze Rauchwolken in die Luft blies. Da sagte Wagner: »Nein, das ist doch zu stark; nicht einmal die Uniformen kümmern sich um das herzogliche Verbot. Schnell stecken Sie wieder Ihre Zigarre an und geben mir Feuer, daß auch ich mir eine anzünde.« Gesagt, getan, und dampfend zogen wir dem qualmenden Offizier entgegen. Dieser sah uns finster an, vom Kopf bis zu Fuß messend, hielt dann seine Zigarre nach der anderen Seite und schritt an uns vorüber. Jetzt erkannten wir ihn – es war der Herzog!‹ (Weißheimer, S. 104).


37 Vgl. die überaus charakteristische Geschichte seines Loskaufs vom Militär (S. 22f.); ferner die von ihm geschilderte Szene, in welcher Brahms am Bette des kranken Tausig mit seinen Verlegerhonoraren in der Tasche klimpert (S. 237); oder wie er (Weißheimer) das Mißtrauen seines Vaters gegen Lassalle durch den Hinweis besiegt: dieser sei ein ›vermögender Mann‹ (S. 296). Ein ›Sümmchen‹, ein ›hübsches Sümmchen‹ (S. 105. 225) ist ein besonders beliebter Ausdruck. Selbst in einem der wiedergegebenen Briefe Wagners hat ein böser Druckfehler an sehr auffallender Stelle aus den ›Zögerungen‹, über die sich der Meister beklagt,A3 ominöser Weise ›Zahlungen‹ gemacht! Zwar ist derselbe Brief in Wagners eigener Handschrift als Faksimile beigegeben, woraus ein aufmerksamer Leser den Irrtum berichtigen kann; bei dieser Vergleichung wird ihm aber wiederum auffallen, daß die einzige Stelle dieses Briefes, die wirklich von ›Zahlungen‹ handelt, zwar nicht im faksimilierten Orginal, wohl aber von Weißheimer für den Abdruck unterstrichen ist!


38 Wir werden in diesem und dem folgenden Kapitel des Weiteren noch mehreren ähnlichen Ungenauigkeiten seiner Erinnerung begegnen, bei denen sich offenbar, durch häufiges Erzählen und Wiedererzählen der betreffenden Vorfälle, allmählich ein Phantasiebild an Stelle der Wirklichkeit befestigt hat!


39Such men as he are misunderstood by their daily companions‹ (Life of Schiller, 2. ed. 1845 part. I, p. 3.)


40 Nietzsche ›Richard Wagner in Bayreuth‹, S. 85.


41 Man vergleiche dazu seinen naiven Irrtum (S. 359 Anm. des gegenwärtigen Bandes), wonach das Vorspiel der ›Meistersinger‹ nach seiner Ansicht ›frei aus dem Kopfe‹ (!), d.h. ohne Beziehung auf die Dichtung konzipiert sei: die Melodie des Preisliedes z.B. habe später rein zufällig darauf gepaßt!!


42 Weißheimer, S. 128/29. ›Ich brachte ihm einige Szenen des projektierten »Frithjof« mit, die er zu meiner Verwunderung recht aufmerksam verfolgte. Als nach den Trauerchören ein kurzer belebter Marsch kam, rief er: »Ah, jetzt wird es ja recht elegant. – aber an Ihrer Stelle würde ich daran nicht weiter komponieren – das ist kein Text für Sie.«‹


43 ›Ich habe hier‹, so schreibt er an Röckel (5. April 1862), ›einen sehr begabten jungen Musiker, von dem ich mir etwas erwarte, und der mit rührender Aufopferung mir ergeben ist. Dieser wäre für sein ganzes Leben reich beglückt, wenn er ein wahres und gutes Gedicht zu einer »Oper« hätte ... Wenn Du (daher), Hand aufs Herz, wirklich nicht glaubst, jemals den Wieland ausführen zu können, so bitte ich Dich unverhohlen, mir das Manuskript hierher zurückzuschicken.‹ Briefe an Röckel, Seite 77.


44 Weißheimer, Erlebnisse, S. 107. 112 und 403/04. Auf S. 112 spricht Wagner selbst, klar und deutlich, auf S. 107 findet sich die verworrene Weißheimersche Auslegung dazu!


45 Nur ein Biebricher Zuckerbäcker habe seiner gedacht und ihm morgens ›einen zuckernen Schwan mit einem dito Kahn nebst Schwanenritter ins Haus geschickt‹. Als Veranstalterin dieser Überraschung habe sich schließlich die ›gescheite‹ junge Freundin aus Mainz, Mathilde Maier, ergeben.


46 Die Erwähnung dieser ›Rosenstöcke‹ geschieht gerade anläßlich eines solchen Auftrages nach Wien (vom 17. Mai 1863), den sie durch Weißheimer als gemeinschaftlichen Bekannten dorthin vermitteln ließ: ›an dem bestimmten Tage etwa sechs schöne Rosenstöcke, natürlich blühend, zu Wagner zu besorgen.‹ (Weißheimer, 240.)


47 Briefliche Mitteilung des Frl. Mathilde Maieran den Verf., v. 9. Febr 1884.


48 Vgl. dazu die Bemerkung Weißheimers S. 248: ›Uber Vieles könnte die genannte Dame sicherlich Aufschluß geben, wenn sie sich entschließen möchte, ihre Wagner-Briefe zu veröffentlichen, deren sie, wie man mir in Mainz sagte, nicht weniger als anderthalbhundert direkt von ihm empfangen haben soll!‹


49 Brieflich an den Verf., 8. Nov. 1878.


50 Brieflich an den Verf., 9. Februar 1884.


51 Brieflich an den Verfasser, 8. Nov. 1878. ›Allerdings‹, so fügte die ehrwürdige Dame erläuternd hinzu, ›gibt's vieles in der Welt, womit er sich durchaus nicht, vertragen konnte, – was doch den »guten Leuten« die seinen Charakter verurteilen, so leicht wird. Wie lange haben die Deutschen gebraucht, um einzusehen, daß Goethe eine liebevolle Natur war!‹


52 Weißheimer, S. 118.


53 Nicht möglich, vgl. S. 100 und 112 des gegenwärtigen Bandes. Der letzte Akt ward erst gegen Ende März 1856 in Partitur vollendet. Es scheint danach fast, Weißheimer habe nur den ersten Akt, nicht alle drei Akte in Händen gehabt?


54 Weißheimer fährt fort: ›So lange die Steinmühle diesen Schatz beherbergte, blieb er in dem Pult meiner Mutter eingeschlossen und wurde nur hervorgeholt, wenn ich bemüht war, mir seinen kolossalen Inhalt zu erschließen. Ich brauche nicht hinzuzufügen, daß dies täglich, auch nächtlich, fast stündlich geschah, und, als ich Wagner die Partitur wieder nach Biebrich brachte, ich sie ihm vorspielen konnte.‹


55 Vgl. das ebenso scherzhaft von ihm gebildete Zeitwort im Briefwechsel mit Liszt II, 140: ›Willst Du, so walken wir morgen Küre!‹


A1 Osthofen bei Mainz – Weißheimers Geburtsort und Familien-Wohnsitz.


A2 Leider ist Weißheimer der einzige Gewährsmann für diese von ihm mitgeteilte Tatsache, und es fehlt uns jeder Anhaltspunkt zu ihrer Kontrolle. Dabei bricht er seiner Anekdote die Spitze ab, indem er die Hauptsache wegläßt, die den Leser vor Allem interessiert würde: was denn der Meister auf seine naive Handlung erwidert, gesagt oder getan habe? Seine Geschichte schließt demnach nicht, wie sonstähnliche Anekdoten aus dem Leben großer Männer mit irgendwelcher Aktion oder Äußerung Wagners, sondern bloß Weißheimers, und dem ›ausgeschütteten Portemonnaie‹ (mit sehr zweifelhaftem Inhalt, da sein Besitzer nicht von Osthofen kam, sondern dahin ging!) bleibt – gleichsam als Hegelschem ›Portemonnaie an sich‹ – die erhebende Hauptrolle zuerteilt!


A3 S. 215: ›Lieber Freund! Die Zögerungen machen mir wirklich Pein.‹

Quelle:
Glasenapp, Carl Friedrich: Das Leben Richard Wagners in 6 Büchern. Band 3, Leipzig: Breitkopf & Härtel, 1905, S. 349-376.
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