7.

Die gegen Ende des Jahrs 1767 bevorstehende Vermählung der Erzherzogin Maria Josepha mit dem König Ferdinand von Neapel gab ohne Zweifel die Veranlassung daß L. Mozart Anfang September dieses Jahrs mit seiner ganzen Familie nach Wien reiste: er durfte hoffen unter den günstigsten Verhältnissen, vor dem glänzendsten Publicum zu bewähren, welche Fortschritte sein Sohn gemacht habe1.

Sie machten ihre Reise rasch ab; in Lambach mußten sie beim Prälaten zu Mittag speisen, und als sie im Kloster Mölk einkehrten wurde Wolfgang vom Organisten erkannt, da er die Orgel versuchte.

In Wien wollte es ihnen nicht gleich glücken. An den Hof konnten sie nicht gelangen, da die Prinzessin Josepha von den Blattern befallen wurde, an denen sie bald darauf starb; natürlich wurde es ihnen dadurch auch unmöglich gemacht, in den vornehmen Familien zu welchen sie Zutritt erlangten, sich hören zu lassen. Vor den Blattern, die immer heftiger um steh griffen, flüchtete auch Mozart Ende October mit seinen Kindern nach Olmütz2; allein beide, zuerst Wolfgang, dann Mariane, wurden hier von denselben ergriffen.[80] Graf Leopold Anton von Podstatzky, Domdechant von Olmütz und Domherr von Salzburg (weshalb Mozart ihm bekannt war) erbot sich gegen den bekümmerten Vater die ganze Familie bei sich aufzunehmen, weil er – ein seltener Fall – diese Krankheit nicht fürchtete3. In der Domdechantei, unter sorgsamer Pflege und ärztlicher Behandlung, überstanden die Kinder glücklich die Blattern, die so heftig auftraten, daß Wolfgang neun Tage blind da lag. Da er noch mehrere Wochen nach der Genesung seine Augen schonen mußte und ihm dabei die Zeit lang wurde, pflegte der erzbischöfliche Caplan Hay, später Bischof von Königsgräz, der die Familie täglich besuchte, ihn mit Kartenkunststücken zu unterhalten, die der Knabe mit Eifer und Geschick ihm ablernte. Mit ebenso großer Lebhaftigkeit wurde in dieser Mußezeit die Gelegenheit benutzt um Fechten zu lernen, wie denn Mozart für alle körperlichen Uebungen große Neigung und Gewandtheit hatte und auch in späteren Jahren am Tanzen, Reiten und Billardspielen ein leidenschaftliches Vergnügen fand.

[81] Auf der Rückreise nach Wien hielten sie sich in Brünn vierzehn Tage auf. Hier fanden sie beim Grafen Franz Anton Schrattenbach, dem Bruder des Erzbischofs Sigismund von Salzburg, der sie schon auf der Hinreise zu einem Concert hatte veranlassen wollen, die beste Aufnahme und der gesammte hohe Adel in Brünn bewies ihnen eine »sonderbare Achtung.«

In Wien aber, wo sie Anfangs Januar 1768 wieder eintrafen, fanden sie Schwierigkeiten über Schwierigkeiten. Zwar bei Hofe erhielten sie jetzt Zutritt ehe sie nur selbst daran dachten. Die Kaiserin Maria Theresia erfuhr kaum von der gefährlichen Krankheit, welche die früher von ihr bewunderten Kinder ausgestanden hatten, als sie die Familie zu sich bescheiden ließ. Der Kaiser selbst kam in das Vorzimmer und führte sie zu seiner Mutter, bei welcher sie außer dem Herzog Albert und den Erzherzoginnen Niemand antrafen. Zwei Stunden mußten sie in diesem Familienkreise verweilen. Die Kaiserin, als eine echte Frau und Mutter, unterhielt sich auf das Vertraulichste mit der Frau Mozart, ließ sich von ihr in allem Detail von der Krankheit der Kinder und von ihren großen Reisen erzählen, drückte ihr theilnehmend die Hände und streichelte ihr die Wangen, während der Kaiser mit Wolfgang und dem Vater sich über Musik und viele andere Dinge unterhielt und »der Nannerl sehr oft die Röthe ins Gesicht trieb.« Diese außerordentliche Leutseligkeit war ehrenvoll und erquickend für die patriotischen Herzen der Familie Mozart, aber einträglich wurde sie nicht. Die Kaiserin beschenkte sie mit einer schönen Medaille von geringem Werth; da sie seit dem Tode ihres Gemahls weder Oper noch Comödie mehr besuchte und auch keine Musik bei sich hielt, so konnte eine Aufforderung bei Hofe zu spielen nur vom Kaiser ausgehen. Allein Joseph, der mit seinen Bestrebungen Aufwand und Luxus einzuschränken in seinem eigenen [82] Haushalt den Anfang machte, zeigte sich wenig geneigt gegen Künstler eine Freigebigkeit zu beweisen, die man früher von fürstlicher Gnade und fürstlichem Glanz unzertrennlich hielt, und machte durch seine Sparsamkeit nicht allein L. Mozart unzufrieden. Der Adel folgte dem Beispiel des Hofes und vermied es einen verschwenderischen Glanz an den Tag zu legen, weil man sich dem Kaiser dadurch gefällig machte. Während des Faschings war das einzige Vergnügen das Tanzen: Bälle und Redouten drängten sich; allein während früher die vornehmen Familien sich in glänzenden Gesellschaften überboten, bei denen fast regelmäßig steh auch ausgezeichnete Virtuosen producirten, wurden die Bälle jetzt in öffentlichen Sälen auf gemeine Unkosten gegeben4. Unter solchen Umständen half es Mozart nicht Viel daß er bei den angesehensten Männern und einflußreichsten Musikfreunden gut empfohlen war, dem Fürsten Kaunitz, dem Oberst-Stallmeister Graf v. Dietrichstein, der Alles beim Kaiser galt, dem Fräulein Josepha Guttenberg, »die das linke Auge der Kaiserin war«, dem Herzog von Braganza5, dem Leibarzt L'Augier6. [83] Dazu kam noch besonderes Mißgeschick z.B. daß der Fürst Kaunitz, dessen bis zum Lächerlichen getriebene Aengstlichkeit für seine Gesundheit bekannt genug ist, Wolfgang keinen Zutritt bei sich gestatten wollte, weil in seinem Gesicht noch die von den Blattern zurückgebliebenen rothen Flecken sichtbar waren.

Ueberhaupt aber war das Publicum in Wien damals nicht eben für die Kunst empfänglich. L. Mozart giebt von demselben folgende Charakteristik. »Daß die Wiener in genere zu reden nicht begierig sind Ernsthaftes und Vernünftiges zu sehen, auch wenig oder gar keinen Begriff davon haben, und nichts als närrisches Zeug, Tanzen, Teufel, Gespenster, Zaubereien, Hanswurste, Lipperl, Bernardon, Hexen und Erscheinungen sehen wollen, ist eine bekannte Sache und ihre Theater beweisen es täglich. Ein Herr, auch mit einem Ordensbande, wird wegen einer hanswurstlichen Zote oder einfältigen Spaßes mit den Händen klatschen, lachen, daß er fast aus dem Athem kömmt, hingegen bei der ernsthaftesten Scene, bei der rührendsten und schönsten Action und bei den sinnreichsten Redensarten mit einer Dame so laut schwatzen, daß andere ehrliche Leute kein Wort verstehen.« Man kann sich denken, weshalb L. Mozart nicht geneigt war den Wienern zu schmeicheln; vergegenwärtigt man sich aber welche Anstrengungen damals Sonnenfels und die Gleichgesinnten machten, um den Erbärmlichkeiten der Hanswurstiaden, die Alles beherrschten, ein Ende zu machen7, so wird man seine[84] Charakterzüge nicht übertrieben finden. Und doch hat er das Hauptvergnügen der damaligen Wiener, die barbarischen Thierhetzen, nicht einmal erwähnt. So begreift man, daß das Publicum, welches für die Virtuosität eines Wunderkindes geschwärmt hatte, für die Entwickelung des Künstlers in demselben wenig Interesse hatte.

Zu dieser passiven Gleichgültigkeit des Publicums gesellte sich der active Brod- und Handwerksneid der unzähligen Musiker und Virtuosen, welche ebenfalls die staunenswerthen Productionen des Wunderkindes mit ganz anderen Empfindungen betrachtet hatten, als ihnen jetzt die mit den Jahren fortgeschrittenen Leistungen des heranwachsenden Knaben erregten, der sich bereits als ebenbürtiger Rival in ihre Reiben stellte. »Ich erfuhr« schreibt L. Mozart »daß alle Clavieristen und Componisten in Wien sich unserm Fortgange widersetzten, ausgenommen der einzige Wagenseil, der aber, da er krank ist, wenig oder nichts für uns thun kann. Die Hauptmarime dieser Leute war, alle Gelegenheit uns zu sehen und die Wissenschaft des Wolfgangerl einzusehen sorgfältig zu vermeiden. Und warum? damit sie bei den so vielen Fällen, wo sie gefragt würden, ob sie diesen Knaben gehört haben und was sie davon halten, allezeit sagen könnten, daß sie ihn nicht gehört haben und daß es unmöglich wahr sein könnte; daß es Spiegelfechterei und Harlekinade wäre; daß es abgeredte Sachen wären, da man ihm Sachen zu spielen gebe, die er schon kenne; daß es lächerlich sei zu glauben, er componire. Sehen Sie, deswegen fliehen sie uns. Denn wer gesehen [85] und gehört hat kann nicht mehr so reden ohne sich in Gefahr zu setzen seine Ehre zu verlieren. Einen von dieser Art Leuten habe ich in das Garn bekommen. Wir hatten mit Jemand abgeredet uns in der Stille Nachricht zu geben wenn er zugegen wäre. Er sollte aber dahin kommen um dieser Person ein recht außerordentlich schweres Concert zu überbringen, welches man dem Wolfgangerl vorlegen sollte. Wir kamen also dazu und er hatte hiemit die Gelegenheit sein Concert von dem Wolfgangerl so wegspielen zu hören, als wüßte er es auswendig. Das Erstaunen dieses Compositeurs und Clavieristen, die Ausdrücke, deren er sich in seiner Bewunderung bediente, gaben uns Alles zu verstehen, was ich Ihnen oben angezeigt habe. Zuletzt sagte er: Ich kann als ein ehrlicher Mann nicht anders sagen, als daß dieser Knabe der größte Mann ist, welcher dermalen in der Welt lebt: es war unmöglich zu glauben.«

Allein eine einzelne Genugthuung der Art konnte gegen die im Stillen arbeitende neidische Verkleinerungssucht nicht viel ausrichten. Da kam vom Kaiser selbst ein Vorschlag, dessen Ausführung geeignet war die außerordentliche Befähigung Wolfgangs im glänzendsten Lichte zu zeigen. Er forderte ihn auf eine Oper zu componiren und bemerkte dabei, er würde ihn gern selbst am Klavier dieselbe dirigiren sehen. Mit gleichem Eifer gingen Sohn und Vater auf diesen Wunsch ein, um so mehr, als ein glücklicher Erfolg der Oper nicht nur für Wien ihren Ruf feststellte, sondern dem jungen Künstler den Weg nach Italien und auf die dortigen Bühnen bahnte. Der Kaiser gab dem Theaterunternehmer Affligio seinen Wunsch zu erkennen; L. Mozart, der wohl wußte daß das Schicksal einer Oper hauptsächlich von den Darstellern abhängt, verstand es die Sänger und Sängerinnen für eine Oper zu gewinnen, die jedenfalls durch die Jugend des Componisten [86] eine ungewöhnliche Theilnahme des Publicums zu erwarten hatte, so daß sie ihrerseits in Affligio drangen, dem jungen Componisten eine Oper zu übertragen. In der That erklärte er sich bereit und schloß einen Contract ab, die Oper aufzuführen und mit 100 Ducaten zu honoriren.

Da die Sänger und Sängerinnen, welche für dieopera seria engagirt waren, sehr mittelmäßig waren8, dagegen die der opera buffa vortrefflich9, so daß sogar »die traurige Glucksche Oper Alceste«10 von den Sängern der opera buffa [87] ausgeführt wurde11, so bestimmte man sich für eine opera buffa, deren Text der damals angesehene Dichter Luigi Coltellini12 lieferte. Es war La finta semplice in 3 Acten.

[88] Wolfgang machte sich sogleich an die Arbeit, damit die Oper zu Ostern gegeben werden könnte; nach Vollendung des ersten Actes wurde er den Sängern mitgetheilt, welche ihre völlige Zufriedenheit und Bewunderung aussprachen. Allein der Dichter machte Aufenthalt, indem er die Veränderungen mit dem Text, welche Componist und Darsteller wünschten, so langsam vornahm, daß er erst nach Ostern damit fertig wurde. Mozart ließ sich das nicht anfechten, componirte mit Luft und Eifer, schrieb neue Arien, wenn es verlangt wurde und hatte bald die ansehnliche Partitur von 25 Nummern, 558 Seiten in drei Theilen vollendet.

Indessen wurde gegen die Aufführung der Oper bald von vielen Seiten her intriguirt. Der Gedanke einen zwölfjährigen Knaben an dem Flügel dirigiren zu sehen, an welchem man Gluck zu sehen gewohnt war, war für viele entwürdigend und man wußte dies geltend zu machen. Die Musik wurde auf alle Weise im Voraus verdächtigt, »sie sei keinen blauen Teufel werth, sie sei nicht auf die Worte und wider das Metrum geschrieben, indem der Knabe nicht genug von der italiänischen Sprache verstehe.« Als der Vater dagegen an ansehnlichen Orten »den Musikvater« Hasse13 und Metastasio veranlaßte zu erklären, dreißig Opern seien in Wien aufgeführt worden, die in keinem Stücke der des Knaben gleich kämen, welche sie beide in hohem Grade bewunderten, kehrte man den Spieß um. Die Composition, hieß es nun, [89] sei nicht von Wolfgang, der so etwas gar nicht vermöge, sondern vom Vater. Auch gegen dies Gerede wußte er Rath. In großen Gesellschaften beim Fürsten Kaunitz, dem Herzog von Braganza, dem Kapellmeister Bono, bei Metastasio und Hasse, ließ er einen beliebigen Band von Metastasio aufschlagen und Wolfgang die erste beste Arie sogleich mit Orchesterbegleitung componiren und niederschreiben – eine Probe, die wenigstens an der technischen Fertigkeit und Sicherheit keinen Zweifel übrig ließ14.

Trotz aller Gegenanstrengungen L. Mozarts wirkten die unausgesetzten Schwätzereien der gegen die Oper »empörten Musikhölle« endlich da wo sie am wirksamsten waren, bei den Künstlern, welche sie darstellen sollten. Das Orchester wurde aufgehetzt sich nicht von einem Knaben dirigiren zu lassen; die Sänger, obgleich sie sich mit der Musik, als einer auch für sie dankbaren zufrieden erklärt hatten15, singen an für den Erfolg der Oper beim Publicum zu fürchten, als sie sahen mit welchem Eifer gegen dieselbe gearbeitet wurde; nun wurde es ihr Interesse die Aufführung zu hintertreiben, und sie sprachen daher wo es thunlich schien ebenfalls mit Achselzucken über die Composition16. Jetzt wurde es auch dem Impresario Affligio – einem Manne der für die Kunst gar keinen Sinn [90] hatte und allein auf seinen Vortheil bedacht war17 – bedenklich ob die Aufführung der Oper, die er wohl hauptsächlich nur übernommen hatte, weil er von dem Knabenalter des Componisten eine besondere Anziehungskraft auf das Publicum hoffte, ihm nicht etwa Schaden bringen könnte. Er schob sie daher unter allen möglichen Vorwänden und mit den besten Versprechungen von Ostern bis Pfingsten, dann bis zur Rückkehr des Kaisers aus Ungarn und so weiter auf, ließ dabei eine Oper nach der andern einstudiren und so oft ihm L. Mozart den Befehl abzwang, die Oper zu copiren und zu probiren, wurde derselbe heimlich widerrufen. Durch den Einfluß des Hofes – denn der Kaiser fuhr fort sich für die Oper zu interessiren und fragte bei verschiedenen Gelegenheiten Wolfgang, wie weit er mit derselben sei – war nichts zu erreichen, weil Affligio demselben gegenüber eine vollständig unabhängige Stellung hatte18, und L. Mozart blieb daher [91] nichts übrig als Schritt vor Schritt die Ausflüchte Affligios zu beseitigen. Als dieser endlich keinen Ausweg mehr hatte, erklärte er L. Mozart, er werde die Oper geben, wenn er darauf bestehe, aber nicht zu seiner Freude; denn er werde dafür sorgen daß sie durchfalle und ausgepfiffen werde. Nach diesem Versprechen, das sicher gehalten worden wäre, blieb nichts anderes übrig als auf die Aufführung der Oper zu verzichten. L. Mozart reichte zwar um seine Ehre zu retten beim Kaiser am 21. Sept. eine Klageschrift gegen Affligio ein19, und Graf Spork20 wurde mit der Untersuchung beauftragt, allein daß sie keinen Erfolg haben würde ließ sich voraussehen.

Drei Vierteljahr war die Angelegenheit hingeschleppt worden und L. Mozart hatte mit seiner Familie die ganze Zeit über in Wien leben müssen; fast allein von den Ersparnissen der früheren Reise, denn seine dortigen Einnahmen waren geringfügig und den Gehalt, welchen er in Salzburg als Instructor in der Violine im fürstlichen Capellhause und erster [92] Geiger erhielt, hatte man während seiner immer länger dauernden Abwesenheit eingezogen21. Er war zu stolz um durch den Einfluß seines Gönners, des Grafen Schrattenbach, Bruders des Erzbischofs, sich die Fortzahlung eines Gehalts zu erbetteln den er, so lange er sein Amt in Salzburg nicht verrichtete, »nach dem gewissesten Ausspruche der meisten dasigen Hofleute« nicht verdiente; allein er mußte darauf bedacht sein sich, so lange es anging, seine dortige Stellung wenigstens für die Zukunft zu erhalten, und ein»bruit« der ihm gemeldet wurde schien selbst diese in Zweifel zu stellen. Und allerdings läßt es sich begreifen, daß man in Salzburg, wo es an Gegnern und an Aspiranten auf seine Stellen nicht fehlte, mit Erfolg und nicht ohne scheinbare Berechtigung auf seine Entlassung hinarbeitete; wobei man sich auch nicht scheute von dem großen Gewinne Mozarts bei seinem Aufenthalt in Wien zu reden, da Wolfgang für die Oper 2000 Gulden erhalte. Er sucht daher sein langes Verweilen in Wien vor dem Erzbischof zu rechtfertigen, indem er darauf hinweist daß er das treulose Verfahren Affligios nicht hätte voraussehen können, nun aber gezwungen sei die Aufführung [93] der Oper in Wien durchzusetzen, da sie als eine opera buffa durchaus auf die dortigen Verhältnisse und Kräfte berechnet sei und sonst nirgends aufgeführt werden könne. Wäre es eine opera seria so würde sie Wolfgang seinem gnädigsten Landesherrn zu Füßen legen und sich um Wien nicht weiter kümmern. Das schärfste Licht läßt er darauf fallen, daß die Ehre des Erzbischofs dabei verpfändet sei, daß von ihm angestellte, begünstigte und empfohlne Künstler nicht »Lügner, Charlatane und Leutebetrüger seien, die mit gnädigster Erlaubniß an fremde Orte gehen um den Leuten gleich Taschenspielern einen blauen Dunst vor die Augen zu machen«, und daß er verpflichtet sei alles an seine und seines Sohnes Rechtfertigung zu setzen, weil es die ihres Fürsten sei; zumal vor Menschen »die, weil sie die Luft einer Stadt einschlucken wo der Sitz des Kaisers ist, Leute welche auswärtigen Fürsten dienen mit Verachtung anschauen und von auswärtigen Fürsten höhnisch und niederträchtig reden.« Ja, er erkennt es für seine Pflicht als Christ in einer Zeit da man an allen Wundern zweifele auch die Ungläubigen durch ein so sichtbares Wunder, welches Gott in Salzburg habe lassen geboren werden, zu überzeugen und zu bekehren22. Wenngleich eine solche Auffassung [94] der Denkart L. Mozarts keineswegs fern lag, so war doch das starke Hervorheben derselben wohl auch auf die etwas bigotte Frömmigkeit Erzbischofs Sigmund berechnet.

Trotz aller dieser entmuthigenden Verhältnisse ließ sich aber L. Mozart in der Hauptsache nicht irre machen. Er hatte ein unerschütterliches Vertrauen auf die Vorsehung, die ihn so oft augenscheinlich mit Gewalt angetrieben oder zurückgehalten und stets alles zum Besten geführt habe. Er bewährte dasselbe durch ein ebenso festes Vertrauen auf die künstlerische Begabung seines Sohnes, dem eine große Zukunft bevorstehe, welche vorzubereiten seine Pflicht und Aufgabe sei, und in deren Erfüllung erwies er sich ebenso standhaft als klug. Ihr war er sogar seine Stellung in Salzburg zu opfern bereit, als er erkannte daß die Oper in Wien der Wegweiser nach Italien sei und verzichtete willig auf seinen Gehalt um auch in dieser Beziehung freier zu sein23. Wie bitter er es auch empfand, daß er in Wien Verdruß und Kränkung erfuhr wie nie im Ausland, daß die Deutschen einen Deutschen zu unterdrücken suchten, dem fremde Nationen durch die größte [95] Bewunderung Gerechtigkeit hatten wiederfahren lassen, so verlor er doch allen Verläumdungen und Intriguen gegenüber nie die Geduld noch die Besinnung. »So muß man sich in der Welt durchraufen«; schreibt er »hat der Mensch kein Talent, so ist er unglücklich genug; hat er Talent, so verfolgt ihn der Neid nach dem Maße seiner Geschicklichkeit. Allein mit Geduld und Standhaftigkeit muß man die Leute überzeugen daß die Widersacher boshafte Lügner, Verläumder und neidische Creaturen sind, die über ihren Sieg in die Faust lachen würden, wenn man sich erschrecken oder ermüden ließe.«

Fußnoten

1 Auch für diese Reise sind die Auszüge aus L. Mozarts Briefen bei Nissen so ziemlich unsere einz'ge Quelle.


2 Schon von Paris aus schrieb L. Mozart: »Die Leute wollen mich alle bereden, meinem Buben die Blattern einpfropfen zu lassen. Ich aber will Alles der Gnade Gottes überlassen. Es hängt Alles von seiner göttlichen Gnade ab, ob er dies Wunder der Natur, welches er in die Welt gesetzt hat, auch darin erhalten oder zu sich nehmen will« (22. Febr. 1764). Dies ist für die Zeit charakteristisch, denn sonst war es nicht L. Mozarts Weise auf Gott zu vertrauen und die Hände in den Schooß zu legen. In Paris aber war das Inoculiren der Blattern Modesache geworden, seitdem der Herzog von Orleans 1756 mit seinen Kindern den Anfang gemacht hatte.


3 »Sie sehen schon« schreibt L. Mozart »daß mein Leibspruch wahr ist in te domine speravi, non confundar in aeternum. Ich überlasse Ihnen zu betrachten, wie wunderbarlich wir durch unser Schicksal nach Olmütz gezogen worden sind, und wie außerordentlich es ist, daß Graf P. aus eigenem Triebe uns mit einem Kinde aufgenommen hat, das die Blattern bekommen sollte. Ich will nicht melden mit was für Güte, Gnade und Ueberfluß wir in Allen bedient sind; sondern ich will nur fragen, wie viele es etwa noch dergleichen geben möchte, die eine ganze Familie mit einem Kinde, das in solchen Umstanden ist, und noch dazu aus eigenem Triebe der Menschenliebe in ihre Wohnung ausnehmen würden. Diese That wird dem Grafen in der Lebensgeschichte unseres Kleinen, die ich seiner Zeit in den Druck geben werde, keine geringe Ehre machen, denn hier fängt sich auf eine gewisse Art eine neue Zeitrechnung seines Lebens an.« Ich halte es für Pflicht sein Wort soweit es möglich ist durch den Abdruck dieser Zeilen einzulösen.


4 Mozart deutet an, daß bei dieser Einrichtung der Hof noch seinen Vortheil hatte, indem er alle Tänze, Redouten, Bälle und Spektakel verpachtete und so den Nutzen mit den Pächtern theilte.


5 Johann Carl Herzog von Braganza, war viel gereiset und hatte als Volontair in der österreichischen Armee mehrere Feldzüge mitgemacht; als vortrefflicher Kenner der Musik und guter Gesellschafter durch Lebhaftigkeit und scherzhafte Einfälle wird er von Burney gerühmt (Reise II S. 189). Gluck widmete ihm seine Oper Paride ed Elena (1770) und erklärte in der berühmten Dedication er suche in ihm nicht sowohl einen Gönner als einen Richter, der ein gründlicher und geschmackvoller Kenner der Kunst und frei von Vorurtheilen sei.


6 L'Augier wird ebenfalls von Burney (II S. 182ff.) als ein Mann von umfassenden Kenntnissen, namentlich großer Geschicklichkeit und seinem Urtheil in der Musik gerühmt. Auf seinen Reisen hatte er viel gehört, mit besonderem Interesse für Nationalmelodien, und viele Bekanntschaften gemacht, so daß er als eine lebendige Geschichte der neuern Musik gelten konnte. Sein Haus war der Sammelplatz der vornehmen und gebildeten Welt und mit der größten Gefälligkeit suchte er Künstlern und Gelehrten seine ausgebreiteten Verbindungen nutzbar zu machen.


7 Man vgl. die allgemeine Darstellung bei Gervinus Gesch. der poet. National-Litteratur IV S. 384ff. Devrient Gesch. der deutschen Schauspielkunst II S. 191ff. und sehe z.B. wie sich Sonnenfels (ges. Schr. V S. 157f. 191f. oder in einem Briefe an Klotz I S. 2ff.) in demselben Jahr 1768 äußert.


8 Schon am 29. Sept. 1767 berichtete L. Mozart: »Die Oper von Hasse – es war Partenope – ist schön, aber die singenden Personen sind NB. für eine solche Festirität gar nichts Besonderes. Sign. Tibaldi ist der Tenor und Sign. Raucini von München der beste Castrat, Prima Donna die Sign. Deiberin, eines wienerischen Hofviolinisten Tochter.« Das Urtheil über Elis. Teyber (Täuber, Teiber) erklärt sich wohl daraus, daß sie damals wie es scheint zuerst auftrat. Sie war eine Schülerin von Hasse und der Tesi, wurde dann Kammersängerin beim Prinzen von Hildburghausen (Hiller wöch. Nachr. I S. 98), und sang im Jahr 1768 mit Beifall in Neapel; Metastasio opp. post. III p. 45: »Benchè sicurissimo del distinto merito della mia valorosa signora Täuberin, son oltre modo contento, che le pur troppo talvolta capricciose vicende teatrali non l'abbiano costì punto scemato. Me ne congratulo con la medesima e con l'intelligenza di chi le rende giustizia.« Sie war später in Petersburg und kam von da mit so geschwächter Gesundheit zurück, daß ihr das Singen gänzlich verboten wurde (Burney Reise II S. 237); im Jahr 1788 trat sie aber mit großem Beifall wieder in Wien auf (Müller Abschied von der Bühne S. 261). Daß Elis. Teyber 1788 wieder aufgetreten sei beruht auf einer Verwechslung.


9 Als Sängerinnen werden genannt die berühmte Antonia Bernasconi, Sign. Eberhardi, Sign. Clementine Baglioni –; als Sänger Caribaldi, Caratoli, Poggi (später in Braunschweig), Laschi, Polini. Eine eingehende Charakteristik derselben giebt Sonnenfels ges. Schr. V S. 290ff.


10 Bei der entschiedenen Vorliebe, welche L. Mozart für die italiänische Musik hatte, läßt sich das Vorurtheil begreifen, mit welchem er die von Gluck eingeschlagene Richtung ansah. Vielleicht erklärt es sich daraus daß er Gluck zu denen rechnete, welche seinem Sohne abgeneigt und seinem Aufkommen hinderlich waren. So schreibt er: »Ich habe sogar den Gluck auf unsere Seite gebracht, so zwar, wenn es ihm auch nicht gänzlich von Herzen geht, daß er es nicht darf merken lassen, denn unsere Protectoren sind auch die seinigen«; und später gradezu: »Unter dieser Zeit haben alle Componisten, darunter Gluck eine Hauptperson ist, Alles untergraben um den Fortgang dieser Oper zu hindern.« Es ist begreiflich, wenn Gluck bei der Entschiedenheit mit der er seinen Weg ging für das jugendliche Genie Mozarts sich weniger lebhaft interessirte als dem Vater recht und billig schien, und nach dem was Burney (Reise II S. 188ff.) über die gewöhnlich wenig verbindlichen Formen seines Umgangs sagt, kann man sich denken, daß L. Mozart sich dadurch abgestoßen gefühlt hat, auch ist zu bedenken daß die Parteien von Hasse und Metastasio, Gluck und Calsabigi einander schroff gegenüberstanden (Burney Reise II S. 172), so daß wer von der einen Seite her begünstigt wurde von der anderen her Anfechtung zu erwarten hatte: allein Neid und Intrigue gegen ein aufstrebendes Talent sind mit Glucks stolzem und gradem Charakter unvereinbar. Zwar L. Mozart hielt auch später an seinem Mißtrauen gegen Gluck fest; allein wir werden sehen, daß dieser mit Wolfgang während seines Aufenthalts in Wien in durchaus freundschaftlichem Verhältniß stand.


11 Alceste wurde in Wien am 16. December 1767 aufgeführt; die Bernasconi erregte das größte Aufsehen als Alceste, den Aemet aber sang Tibaldi. Daß man auch im Publicum vielfach urtheilte wie L. Mozart sieht man aus dem was Sonnenfels (ges. Schr. V S. 155f.) als Gespräche anführt die bei der Aufführung der Alceste nicht auf dem Paradies sondern im adlichen Parterre zu hören waren: »Das ist erbaulich! neun Tage ohne Schauspiele und am zehnten ein De profundis. – Wie? ich denke, hier ists auf Thränen angesehen? kann sein daß ich welche vergieße – aus langer Weile. – Nein, das heißt sein Geld weggeworfen! eine vortreffliche Ergötzung, eine Närrin die für ihren Mann stirbt!«


12 Er war damals »Theatraldichter« in Wien, später kaiserlicher poeta am Hofe zu Petersburg und folgte in seinen dramatischen Dichtungen der Weise des Metastasio, der ihm in einigen Briefen große Complimente macht (opp. post. II p. 278. 290), vgl. Arteagale rivoluzioni del teatro musicale Italiano III p. 126 (II S. 397 d. Ueb.). Er ist der Vater der Sängerin, welche wir später in Mozartschen Opern beschäftigt finden werden.


13 Der Ausdruck ist charakteristisch für die Stellung, welche der wegen seines Ruhmes ebenso verehrte, als seiner freundlichen und anerkennenden Milde wegen geliebte Hasse in Wien einnahm. So hieß Haydn später allgemein in der Künstlerwelt Papa Haydn.


14 Niemtschek bestätigt dies ebenfalls durch das Zeugniß mehrerer »verehrungswürdiger Personen, welche bei solchen Proben gegenwärtig gewesen waren.«


15 Wenn man die einzelnen Partien der Oper mit der von Sonnenfels gegebenen Charakteristik der Sänger zusammenhält, so kann man sie mit Sicherheit vertheilen und muß es bewundern, wie der Knabe so treffend die Individualität der Künstler zu beurtheilen und zu benutzen verstand.


16 L. Mozart beklagt sich bitter über die Doppelzüngigkeit der Sänger, von denen mancher kaum die Noten kenne und alles nach dem Gehör lernen müsse, – wie dies von Caribaldi die scherzhafte Anecdote bei Mosel (Salieri S. 37ff.) zeigt – gegen Graf Zeit, der glaubte alle Musici seien für Wolfgang eingenommen, weil er nach dem Aeußern urtheile und ihm »die innerliche Bosheit dieser Vieher« nicht bekannt sei.


17 Der Italiäner Affligio, ein Abenteurer und Spieler, der sich ein Officierspatent erschwindelt und es bis zum Oberstleutnant gebracht hatte, übernahm die Impresa am 16. Mai 1767 (Müller zuverl. Nachr. I S. 13), in welcher er durch die traurige Rolle, welche er im Kampfe des regelmäßigen Schauspiels gegen die Hanswurstiaden mehr als einmal spielte, seinen Namen verewigte. Bon seinem Kunstsinne zeugt der von Müller (Abschied S. 72f.) erzählte Zug, daß er, als in der Thierhetze zwei Ochsensänger ihr Probestück an einem ungarischen Stier machten, zu einem Freunde sagte: »Sehen Sie, diese Hunde sind mir lieber als Aufrene und Neuville« (zwei vortreffliche Schauspieler). Und diese begünstigte er! Er kam zuletzt als Fälscher ins Zuchthaus (Carpani le Haydine p. 82).


18 Affligio hatte das Theater in Pacht und mußte alle Kosten tragen, welche dasselbe erforderte; auch hatte der Kaiser und die kaiserliche Familie freien Eintritt. Affligio, der dem Adel und namentlich dem Fürsten Kaunitz versprochen hatte, das im Jahr 1766 abgeschaffte französische Schauspiel wieder einzuführen, that dies im Jahre 1768. Nun wollte man wissen, wie L. Mozart erzählt, daß ihn das französische Schauspiel 70000 Gulden koste und er dabei erheblichen Schaden leide. Der Fürst Kaunitz, dem er deshalb anliege, und der ihm wider Wissen und Willen des Kaisers diese Bedingung auferlegt habe, sei mit einem Versuch den Kaiser zu bestimmen, sich an den Kosten des französischen Schauspiels zu betheiligen, gescheitert. Bei so gespannten Verhältnissen konnte daher auf diesem Wege nicht auf Affligio gewirkt werden.


19 Sie ist in der Beilage IV mitgetheilt.


20 Joh. Wenzel Graf von Spork war im Jahr 1764, da Graf Durazzo, der Gönner Glucks, als k.k. Botschafter nach Venedig gesandt wurde, an dessen Stelle zum Hof- und Kammer-Musik-Director ernannt worden, und verwaltete diesen Posten bis 1775. Er war ein eifriger Freund der Musik, welche er auch selbst übte, und später in Prag, wo er 1803 starb, mit Einsicht förderte.


21 Der Bescheid des Oberst-Hofmeisters lautet also:

Per espresso comando di S.A.Rma. devo far sapere a V.S., qualmente il clementissimo Principe Padrone niente abbia in contrario, che il Sign. Mozart se ne possi restar fuori a suo piacimento sin tanto che vuole, ed inoltre gli passerà ancora questo mese di Marzo il suo salario; ma in avvenire, quando non sej attualmente presente in Salisburgo, sarà ben si mantenuto come prima nel suo servizio, ma durante la sua assenza non gli lascerà più correre il solito salario.

Dazu bemerkt L. Mozart »Sehen Sie welche Gnade! Ich kann nach meinem Belieben ausbleiben, wenn ich nur nicht begehre daß man mich bezahle. Ich bin sehr wohl damit zufrieden. Wenigstens kann ich ohne ferneren Vorwurf ausbleiben.«


22 »Wenn ich jemals schuldig bin, die Welt dieses Wunders halber zu überzeugen, so ist es eben jetzt, da man Alles was nur ein Wunder heißt lächerlich macht und allen Wundern widerspricht. Man muß sie demnach überzeugen; und war es nicht eine große Freude und ein großer Sieg für mich, da ich einen Voltairianer [Grimm] mit einem Erstaunen zu mir sagen hörte: Nun habe ich einmal in meinem Leben ein Wunder gesehen; das ist das erste. Weil nun aber dieses Wunder zu sichtbarlich und folglich nicht zu widersprechen ist, so will man es unterdrücken. Man will Gott die Ehre nicht lassen. Man denkt, es kömmt nur noch auf einige Jahre an, alsdann verfällt es ins Natürliche und hört auf ein Wunder Gottes zu sein. Man will es demnach den Augen der Welt entziehen; und wie würde es sichtbarer als in einer großen volkreichen Stadt durch ein öffentliches Spektakel?«


23 »Es ist dieses dasjenige, was mir eine Erlaubniß zur Reise nach Italien erleichtert, eine Reise, die, wenn man alle Umstände erwäget, nicht mehr kann verschoben werden und dazu ich vom Kaiser selbst allen Vorschub in alle kaiserlichen Staaten und nach Florenz und Neapel habe. Oder sollte ich vielleicht in Salzburg sitzen, in leerer Hoffnung nach einem besseren Glücke seufzen, den Wolfgangerl groß werden und mich und meine Kinder bei der Nase herumführen lassen, bis ich zu Jahren komme, die mich eine Reise zu machen verhindern, und bis der Wolfgangerl in die Jahre und den Wachsthum kömmt, die seinen Verdiensten die Verwunderung entziehen? Soll mein Kind durch die Oper in Wien den ersten Schritt umsonst gethan haben und nicht auf dem einmal so breit gebahnten Wege mit starken Schritten forteilen?«


Quelle:
Jahn, Otto: W.A. Mozart. Band 1, Leipzig: Breitkopf und Härtel, 1856, S. 1.
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Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für den zweiten Band eine weitere Sammlung von zehn romantischen Meistererzählungen zusammengestellt.

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