[168] Drey und zwanzigstes Schreiben.

Von des Königes in Sardinien Person und Gemütsneigungen.

Mein Herr!


In Beschreibung des hiesigen Staats fange ich billig von dem Oberhaupte desselben an, welches in Ansehung des wirklichen Besitzes eines Königreiches, so durch ihn auf seine Familie gebracht worden, zwar einer der jüngsten Könige in Europa ist, in Ansehung aber der zahlreichen Jahre, in welchen er seine väterlichen Länder regieret, allen itzigen Regenten es zuvor thut. Sein ganzer Titel ist:

Victor Amadée, par la Grace de Dieu Roy de Sardaigne, de Chipre & de Jerusalem; Duc de Savoye, Monferrat, Chablais, Aoste & Genevois; Prince de Piemont & d'Oneille; Marquis d'Italie, de Saluces, Sufe, Ivrée, de Ceve, du Maro; Oristan & Sezane; Comte de Maurienne, Geneve, Nice, Ast, Alexandrie, Tende, Gocean & Romont; Baron de Vaud & de Faucigni; Seigneur de Verceil, Pignerol, Tarantaise, de la Lomeline & Val de Sesia; Prince & Vicaire perpetuel du St. Empire Romain en Italie. Rand rechts: Des Königs von Sardinien Titel.

Er ist gebohren den 14 May 1666, und trat in die Regierung seiner Länder im Jahre 1680. Das Königreich Sicilien besaß er vom Jahre 1713 bis 1718, und im Jahre 1720 wurde er endlich König von Sardinien1. Seine Person ist lang, schmal und wohlgewachsen, und blicket aus derselben auch in seinem Alter ein munterer und feuriger Geist nebst einer Freundlichkeit, womit er die Gemüther sehr einzunehmen weis. Rand rechts: Person. Rand rechts: Gemüthsneigung. Er regieret ganz allein, und haben weder Minister noch Maitressen die geringste Gewalt über ihn; alle Gnaden kommen unmittelbar aus seiner Hand, und beruft er sich nicht leicht auf seine Staatsbediente, als wenn die Sache entweder auf die lange Bank geschoben, oder gänzlich abgeschlagen werden soll. Alles wird mit dem größten Geheimnisse abgehandelt. Der König fertigt oftmals zu Rivoli oder in der Venerie Couriers ab, oder unterredet sich in geheim mit jemanden, ohne daß weder in der Stadt noch bey Hofe jemand dahinter kömmt. Rand rechts: Politik. Diese Weise, alles mit größtem Mistrauen zu verbergen, breitet sich auch am Hofe aus. Man erräth des Königs Willen, und nach solchem richtet man sich sonderlich in dem Umgange mit Fremden, wobey die Minister von auswärtigen Höfen am übelsten daran sind. Der französische Ambassadeur Comte de Cambyse, ein artiger und höflicher Mann, ist in dem ganzen Jahre, da er sich an hiesigem Hofe aufgehalten, kaum von zwanzig Personen, die in des Königs Diensten stehen, besuchet worden. Rand rechts: Verdrießlicher Aufenthalt auswärtiger Gesandten in Turin. Ich rede hier nicht nur von Leuten, die in Staatssachen gebraucht werden, und durch vielen Umgang mit einem ausländischen Gesandten sich ihrem Herrn hätten verdächtig machen können;sondern ich zieleauch auf Personen von solchen Hofbedienungen, an welche die Staatsgeheimnisse nicht eher kommen, als bis sie zu jedermanns Nachricht gelanget sind. Nun hat zwar ein französischer Minister dieses zum voraus, daß er an dem allgemeinen Hasse, womit man seit dem letzten Kriege gegen seine Landsleute eingenommen ist, mit Theil nehmen muß; allein den mistrauischen Umgang[169] empfinden auch die andern Gesandten auswärtiger Potentaten nicht viel weniger, ob sie gleich von solchen Herren abgeschickt sind, welche mit dem Hause Savoyen stets in gutem Vernehmen gestanden sind. Ich verstehe hierunter Holland und England, welches letztere in der Person des Herrn Allene einen solchen Minister hier hat, welcher wegen seiner Höflichkeit und guten Tafel unfehlbar eines häufigen Zuspruchs versichert seyn könnte, wenn die Furcht, dem Hofe zu misfallen, nicht manchen davon abhielte. Die Republik Venedig hat in Ansehung des Umgangs ihres Adels mit auswärtigen Gesandten sehrharte Gesetze. Diese sind hier in Turin nicht: hingegen ist der Gehorsam und die Verehrung gegen den König sogroß, daß man auch ohne ausdrückliche Gesetze dasjenige unterläßt, was ihm nurim geringsten misfallen könnte. Die unumschränkte Gewalt ist noch in keinem Lande auf einen so hohen Gipfel gestiegen, als hier, und die persönlichen Eigenschaften des Königs haben derselben einen solchen Nachdruck gegeben, als in andern Ländern viele tausend Mann regulirter Truppen kaum thun würden. Rand links: Des Königs absolute Gewalt. Die Lage seiner Länder zwischen zween mächtigen Nachbarn, Frankreich und dem Hause Oesterreich, hat Gelegenheit gegeben, daß sowohl dieser König als seine Vorfahren mit besondern Staatskünsten ihre Macht und Ansehen vermehret haben. Es halten zwar einige dafür, man müsse solche Aufführung nicht zu genau nach den Regeln der Sittenlehre und Gerechtigkeit beleuchten, wenn man nicht viele Flecken und Makeln darinnen finden wollte; allein es fehlet auch nicht an Leuten, welche dergleichen Schwierigkeiten, so einem zarten Gewissen aufsteigen möchten, mit Betrachtung der Umstände und der Noth, worinnen sich das Haus Savoyen oftmals befunden hat, zu heben sich getrauen, und diesen überlasse ich die Entscheidung, wie oft man von einer Partey zur andern treten, und ob man wohl gar in einem Tage an zwo feindliche Armeen, als Haupt, die Parole austheilen können. Aus gleicher Unwissenheit der Umstände ist es schwer zu beurtheilen, ob der Geiz oben an unter des Königs Gemüthsneigungen stehe oder nicht. Rand links: Von des Königs Sparsamkeit. Er sprach vor weniger Zeit lange mit einem gemeinen Soldaten, der auf der Schildwache stund, und hörte von ihm, wie vielen Schlachten und Belagerungen er beygewohnet, was für Mühe oder Gefahr er ausgestanden, und wie oft er verwundet worden. Nachdem alles zu Ende, sagte der König bon jour, und gieng weg; der Soldat antwortete auch bon jour, und kehrte sich nicht weiter an den König. Dieser, nachdem er etliche Schritte fortgegangen, wandte sich wiederum, und sagte: Eh bien! vous ne me demandés rien? Der Soldat antwortete kaltsinnig: Et que vous demanderai-je? à vous qui ne donnés jamais rien. Damit gieng der König lächlend hinweg und schickte dem Soldaten zehn Louis d'or. Des folgenden Tages, als der König mit Fleiße vor dieser Schildwache wieder vorbey gieng, sagte sie weiter nichts als: Je remercie vôtre Majesté de la Grace, qu'Elle m'a faite, mais aujourd'hui je ne demande rien.

Dieß ist gewiß, daß der Hofstaat mit großer Sparsamkeit eingerichtet ist2. In der Stadt ist keine Marschalltafel, und auf dem Lande, wie z. E. à la Venerie, wird sie mit den Schüsseln, welche auf des Königs Tafel gewesen, versehen. Der König speiset mit dem Prinzen von Piemont und dessen Gemahlinn jederzeit allein, man höret nichts von kostbaren Lustbarkeiten, alle Ausgaben sind so eingerichtet, daß der König auf einer Tabelle die jährlichen Kosten seines Staats übersehen kann: und so oft dabey eine Veränderung oder außerordentliche Ausgabe sich eräuget, muß bey der Rechnung die Ursache des Unterschiedes in[170] einem besondern Buche angeführet werden. Dieses erstreckt sich sogar auf Kleinigkeiten von Holze, Lichtern etc. und hat der König den Werth und Preis aller Sachen so trefflich innen, daß er wohl ehemals den Handwerksleuten die Arbeit aufs genaueste bedungen und ihnen doch noch gezeiget, wo und wie viel Gewinnster ihnen ließe. Man weis, daß er Hüte, Strümpfe etc. für sich und seine Familie von Kaufleuten, die er kommen lassen, selbst eingehandelt und bedungen hat. Einsmals ließ er die Müller aus seinem Lande versammeln, redete selbst mit ihnen, und steigerte in einem Vormittage den Pacht der Mühlen durchs ganze Land auf dreymal hundert tausend Livres höher, als er vorher gewesen. Ehemals, und da die Schloßkapelle des heil. Schweißtuches noch nicht im Stande war, gieng er alle Morgen sehr früh à la Consola zur Messe. Bey solcher Gelegenheit besuchte er den Markt und fragte hie und da die Bauern, was ein Rebhuhn, Hase und dergleichen kostete, um dem Admodiateur seiner Tafel beyzeiten die nöthige Verringerung setzen zu können. Die harten Umstände, in welchen er stack, mögen viel zu solcher sparsammen Haushaltung beygetragen haben. Indessen fehlet es doch nicht an Exempeln, da er seine Freygebigkeit hat blicken lassen. Als vor etlichen Jahren die Opern in Turin auf Vorschuß und Verlag einer Gesellschaft von Kaufleuten gespielet wurden, verlangteder König für sich nur eine kleine Loge, kam auch selten hinein; nichts desto weniger ließ er nach geendigtem Karnaval dreyßig tausend Livres de Piemont dafür zahlen.

Als sein ältester Prinz noch lebte, und dieser mit seinem jüngern Bruder, dem itzigen Kronprinzen spazieren fuhr, wurden einsmals die vor den Wagen gespannten sechs Pferde flüchtig und rennten gegen den Pofluß zu, also, daß kein Mittel, die Prinzen zu retten, übrig schien. Rand rechts: Schöne That gegen den Baron Valaise. In dieser Noth fassete der Baron Valaise, der alsEcuyer der Prinzen mitritt, den gefährlichen Entschluß, seinem Pferde die Sporne zu geben und unter die sechs flüchtigen Kutschpferde hinein zu sprengen. Hierüber wurde er schwerlich verwundet, und das eine Bein zweymal gebrochen, also, daß er eine lange und schmerzhafte Cur auszustehen hatte. Die Prinzen waren indessen dadurch glücklich erhalten worden: und nachdem Valaise wieder genesen, verwunderte sich jedermann, daß man nichts von einer Belohnung seiner schönen That hörete. Er sowohl als seine Mutter beklagten sich niemals, sondern suchten die Belohnung in der Ehre, der königlichen Familie ersprießliche Dienste geleistet zu haben. Dieses aber hinderte nicht, daß man nicht die Aufführung des Herzogs tadelte, bis nach einiger Zeit ein schönes Lehn von achtzig bis hundert tausend Livres der Kammer anheim fiel, welches der Herzog aufs beste meubliren, und unvermuthet durch den Prinzen von Piemont, den Valaise als künftigen Eigenthumsherrn darauf einführen ließ. Die Art, auf welche die letzten Umstände ins Werk gerichtet worden, machet dem verstorbenen Prinzen von Piemont Ehre, und zeigt nebst andern Dingen, daß das Land an ihm sich eines großmüthigen und freygebigen Prinzen würde zu erfreuen gehabt haben. Als der Hof im Sommer zu Masin war, bathen die beyden Prinzen ihren Herrn Vater um Erlaubniß, dieses dem Herzoge heimgefallene und nur drey oder vier Stunden davon gelegene Gut, wegen welches ihnen allein des Königs Absichten bekannt waren, zu besehen. Nach ihrer Zurückkunft fragte der König, wie es ihnen gefallen? Worauf der ältere Prinz zwar bezeugte, es sey ein schönes Landgut; dabey aber doch merken ließ, daß er noch etwas auf dem Herzen habe, welches nach weiterm Nachforschen des Königs darauf hinaus kam, daß weder Tische oder Stühle, noch[171] anderer Hausrath daselbst anzutreffen sey. Der Prinz setzte mit allem Respecte diese nachdrücklichen Worte hinzu: il me semble, qu'il ne faudroit pas faire quelque chose à demi. Der König ließ sich dieses gefallen, undertheilte Befehl, dem Prinzen von Piemont aus der Garderobbe alles, was zu Meublirung des Schlosses nöthig seyn würde, verabfolgen zu lassen: und dieser machte sich ein Vergnügen daraus, alles aufs beste, und wie es ihm Ehre bringen möchte, einzurichten.

Ich kann nicht umhin, bey dieser Gelegenheit noch etliche andere Begebenheiten anzuführen, welche von dem großen Geiste dieses Königes ein genugsames Zeugniß ablegen. Rand links: Begebenheit mit d'Allinge. DerChevalier d'Allinge, ein Bruder des Marquis de Coudré, war zu Anfange des letzten Krieges Oberster über ein Regiment Dragoner und in einem Kriegsrathe anderer Meynung als der König, dergestalt, daß er nach einer ihm angebohrnen Freyheit ohne Umschweife heraus sagte: was der König verlange, gehe nicht an. Dieser Herr, aus dessen itzt noch munterem Wesen man urtheilen kann, wie viel Feuer er bey jüngern Jahren müsse gehabt haben, wurde darüber ungeduldig und gab in der Hitze dem Chevalier einen Titel, der ihm nicht anders als höchst empfindlich seyn konnte. D'Allinge machte eine Reverenz und gieng zum Zimmer hinaus, dienete an der Spitze seines Regiments dem Könige noch, so lange der Feldzug währete, und zwar nicht nur seinen Pflichten gemäß, sondern auch auf solche Art, daß er ohne Noth gefährliche Gelegenheiten suchte, um dem Könige seine Treue zu bezeugen, worüber er auch etliche Wunden bekam. Nach geendigtem Feldzuge führte der Chevalier sein Regiment in die angewiesenen Quartiere, kam darauf nach Hofe und foderte seinen Abschied. Der König ließ ihm zureden und versichern, daß er mit seinen Diensten wohl zufrieden und es ihm leid sey, wenn er solche niederlegen wollte. Nichts desto weniger, weil auch der König nicht weiter gehen und unrecht haben wollte: so blieb d'Allinge bey seinem Vorsatze, und begab sich nach erhaltener Entlassung auf seines Bruders Güter in Savoyen, allwo er alles in so guten Stand setzte, daß sie nun auf doppelte Einkünfte gestiegen sind. Vor fünf Jahren, als der König, um die itzige Prinzeßinn von Piemont zu empfangen, durch Savoyen gieng, fügte es sich, daß d'Allinge im Namen und in Gegenwart der Stände den König complimentiren mußte. Dieser erkannte ihn alsbald wieder, obgleich lange Jahre seit ihrer Scheidung verflossen waren, hörte ihn sehr freundlich an, nahm hierauf den Degen, welchen er trug, von der Seite und gab solchen dem Allinge mit den Worten:Chevalier prenés cette epêe. Elle m'a servie en beaucoup de bonnes occasions, & je ne la saurois mieux employer, qu'en la donnant à un des plus vaillants homme de mon païs. Gewiß eine schöne Ehrenerklärung, und eine beyden Theilen glorwürdige Aufführung.

Als der König im Jahre 1729 den General Schulenburg in seiner letzten Krankheit besuchte und wieder von ihm gieng, sagte er zu des Generals Vetter, dem damaligen Oberstlieutenant, Herrn von Schulenburg: Er verlöhre itzt einen von seinen besten Generalen, dessen Leben er gern, wenn es möglich wäre, mit dem Verluste einer Provinz erkaufen wollte; indessen was man nicht ändern könne, müsse man nur als eine Verordnung Gottes mit Geduld annehmen; Er (der Oberstlieutenant) sollte versichert seyn, daß nach tödtlichem Hintritte des Generals niemand als er dessen Regiment erhalten sollte; wenn er auch noch nahe Verwandten hätte, möchte er solche kommen lassen; Rand links: Des Königs Aufführung gegen den General von Schulenburg. die Schulenburgen hätten ihm jederzeit wohl[172] gedienet, und daher wolle er stets Leute von solcher Familie unter seinen Truppen haben. Hiezu fügte er die sehr gnädigen Worte: Ces sont mes sentimens & ceux de mon fils, nous ses inspirerons an Duc d'Aosta. Der König hat sein Wort gehalten: und scheint es, daß nach dem Absterben des itzigen Obersten abermals sein Vetter von Schulenburg (der sich indessen Herr von Falkenberg von seinem Gute nennt, damit nicht zween Officiere eines Namens bey einem Regimente seyn) ihm in dem Commando dieses Regimentes als dervierte Schulenburg folgen werde, weil vor diesen dreyen der in venetianischen Diensten stehende Generalfeldmarschall von Schulenburg es gleichfalls schon gehabt hat.

Noch etwas, so billig hieher gehöret, ist erst vor wenig Tagen vorgefallen. Der Abbé Comte de Cunico, ein sinnreicher Kopf, war ehemals in ein sehr freyes und unordentliches Leben gerathen, hatte aber das Glück, daß er bey Gelegenheit eines starken und unanständigen Jächzorns, zu welchem er beym Verluste im Spiele war verleitet worden, in sich gieng, und seine Aufführung zu ändern beschloß. Rand rechts: Begebenheit mit dem Abbé Cunico. Zu solchem Ende verließ er sein Vaterland Casale, begab sich nach Rom, miethete da ein kleines Haus, und entzog sich allen Gesellschaften, welche ihm seinen vorigen Wandel als erlaubt oder angenehm wieder hätten vorstellig machen können. Dafür fing er an, sich mit Fleiße auf Wissenschaften zu legen, mit einem geringen Einkommen vergnügt und in Summa über zwanzig Jahre lang also zu leben, daß er jedermann zum Muster eines guten Wandels dienen konnte. Indessen wurde seiner in seinem Vaterlande wenig mehr gedacht: und niemand wird sich verwundern, daß er bey so bewandten Umständen am Hofe gänzlich in Vergessenheit gerathen war, als vor etlichen Tagen der König ihn unvermuthet zum Grand-Vicaire des Erzbischofs ernennte, und dem Marquis von Rosignan, so nach Hofe kam, um dem Könige für die seinem Bruder ertheilte Gnade die Hand zu küssen, folgende Antwort gab: Je suis bien aise, que je puis faire quelque plaisir à votre frere, mais je me plains de vous, de mavoir si long temps caché, que vous avés un frere d'un si grand merite; il fallut que je le deterrasse moy même.

Dem scharfsinnigen Verstande des Königs hat man zu danken, daß in diesem itzigen Jahre das ganze Land nicht mit Träumereyen von Hexen und Besessenen angefüllet worden. Rand rechts: Geschichte von einer besessenen Person. Ein junges Mägdchen in Turin3 wurde mit affectionibus hystericis beschweret, welche an ihrem Körper vielerley Bewegungen, die übernatürlich schienen, hervor brachten. Die Jesuiten, so auf alle Gelegenheiten, sich mit etwas hervor zu thun, ein wachsames Auge haben, steckten sich bald dahinter, gaben teuflische Besitzungen vor, und brachten zweene Aerzte auf ihre Seite, welche bezeugten, daß wider dieses Uebel in ihrer Kunst kein Mittel zu suchen oder zu finden sey. Man fing darauf Beschwörungen an, und unterrichtete das Mägdchen in demjenigen, was sie noch nicht wußte, um den Betrug besser zu spielen. Die Sache machte großen Lärmen, das Volk lief häufig zu, die alten Mährchen von Hexereyen wurden wieder auf die Bahn gebracht, und hie und da kamen schon mehrere Leute zum Vorscheine, welche bezaubert oder besessen seyn wollten. Hiewider regte sich D. R. ..., glaubte, es gienge mit dem besessenen Mägdchen alles natürlich zu, und behauptete die Grundsätze, welche ihm in Holland und England, allwo er sich etliche Jahre aufgehalten hatte, waren eingeflößet worden. Die Jesuiten schalten ihn als einen Ungläubigen, der durch den Augenschein ohnfehlbar müßte widerleget werden. Er gieng mit ihnen, stellte sich unter ihrem Bethen und[173] Beschwören sehr andächtig an: hernach aber verlangte er von denen zween Geistlichen, welche die ganze Sache unter Händen hatten, sie möchten der besessenen Person befehlen, daß sie ihm auf seine Fragen antwortete. Diese stunden ihm solches zu mit dem Bedinge, daß er nichts unerlaubtes zu wissen verlange, befohlen hierauf dem Teufel zu antworten, und R...fragte in englischer Sprache, wie er (D. R.) hieß? Weder die Jesuiten noch das Mägdchen verstunden englisch, und diese sagte auf gut piemontesisch: sie wisse nicht, um was man sie befrage. Nach den bisher angenommenen Sätzen, und da das Rituale die Wissenschaft fremder Sprachen, eine übernatürliche Stärke des Leibes, und die Vorhersagung künftiger Dinge, als drey Kennzeichen einer wahrhaften satanischen Besitzung angiebt, hätte der Teufel alle Sprachen verstehen müssen: und ist also leicht zu erachten, daß des gegenwärtigen Teufels Unwissenheit den Jesuiten höchst unangenehm gewesen seyn müsse. Sie fielen daher auf die Ausrede, D. R. müsse etwas unerlaubtes zu wissen verlangt haben, und zu solcher Beantwortung habe der Teufel keine Macht von ihnen bekommen. D. R. erklärte ihnen deutlich, was er gefraget, und wiederholte alsbald seine Frage auf piemontesisch. Die Besessene aber, der seine Person ganz unbekannt war, wußte eben so wenig seinen Namen auch in dieser Sprache. Hierauf kam D. R. als im Triumphe nach Hofe, und moquirte sich über die grobe Unwissenheit dieses Teufels. Der König und der Prinz von Piemont stimmeten ihm bey: und letzterer, um dem jesuitischen Teufel einen noch bessern Possen zu spielen, holeteaus seinem Kabinette ein chinesisches Psalterbuch, welches ihm der Cardinal von Tournon als eine Rarität gesandt hatte. Itztgedachter Psalter war zwar mit einer lateinischen Version versehen, allein solchergestalt, daß man die chinesischen Blätter herausnehmen konnt, ohne die auf gegenüber stehender Seite befindliche Uebersetzung mitzunehmen. Mit einem solchen chinesischen Blatte wurde D. R. abgefertiget, um den Teufel zu befragen, was für Sprache und Sache darauf enthalten sey? Die Herren Jesuiten waren indessen der Besuchungen des D. R. schon müde worden, und hatten, um ihn von fernerem Zuspruche abzuhalten, ausgesprengt: der Teufel drohe, wenn D. R. wiederkäme, wollte er dessen ganzen Lebenslauf haarklein offenbaren. Ein Theatiner, der mit den Jesuiten unter der Decke lag, vertrauete dieses der Schwester des D. R., welche der Geistlichkeit von Herzensgrunde ergeben und daher äußerst bemühet war, ihren Bruder von fernern Händeln wider diesen Teufel abzuhalten, wiewohl vergeblich. Ich will nicht gut dafür seyn, daß nicht artige Streiche zum Vorscheine sollten gekommen seyn, wenn der Teufel im Stande gewesen wäre, des D. R. ehemaligen Lebenswandel seinen Zuhörern vorzutragen. Allein D. R. trauete der Allwissenheit des Satans wenig zu, und sagte unter andern zum Könige: wenn der Teufel alles wüßte, was anderwärts geschehe, so hätten große Herren niemals nöthig, so viele Tonnen Goldes auf Gesandte oder auch auf Spionen zu wenden; sondern sie dürften nur an ihren eigenen Höfen beständig Besessene unterhalten, durch welche sie alles in Erfahrung bringen könnten. In solchem Vertrauen gieng D. R. in das Haus, woselbst die Besessene und die Jesuiten bey ihr waren, machte ihnen das Compliment: er habe gehöret, man wolle seinen ganzen Lebenslauf offenbaren; er sey begierig, solchen selbst mit zu vernehmen, fodere also hiemit den Teufel heraus, solches zu thun, und im Falle es nicht geschehe, so erkläre er ihn sowohl als diejenigen, welche diese Fabel von der Besitzung unterstützten, für Erzignoranten und Betrüger. Die besessene Person und die Jesuiten erblasseten über diesem Vortrage: die letztern wollten endlich das Rauche heraus kehren, und dem D. R. die Thür weisen. Allein dieser kam mit seiner andern Commission hervor, verlangte im Namen des Prinzen, daß die Besessene aussagen sollte, was auf dem vorzulegenden Blatte stünde,[174] und in welcher Sprache es geschrieben sey? Die zween Jesuiten, so ohne Zweifel nicht die listigsten ihres Ordens müssen gewesen seyn, wendeten ein: es wären vielleicht teuflische Charaktere, mit welchen sie sich nicht bemengen wollten. D. R. antwortete: sie möchten durch einen so gottlosen Argwohn der Ehrerbiethung gegen den Kronprinzen nicht vergessen; er befehle ihnen nochmals in des Königs und des Prinzen Namen, ihn mit vergeblichen Ausflüchten nicht länger aufzuhalten. Sie lispelten einander lange in die Ohren, sagten endlich: vor einer solchen Handlung müßten viele Gebethe und lange Andachten gehalten werden, welche bequem zu einer andern Zeit geschehen könnten. Allein D. R. begegnete ihnen: die Zeit sey itzt noch lang genug, er wolle auch mit bethen; und also mußten sie endlich, so ungern sie daran kamen, anfangen zu singen und zu bethen. Hierauf folgte die Beschwörung, bey welcher die Besessene die gräßlichsten Geberden machte. Solche gaben die Jesuiten alle für übernatürlich aus; D. R. aber versprach bey anderer Gelegenheit sie noch häßlicher nachzumachen. Nach ergangenem Befehle an die Besessene, auf alles treulich zu antworten, legte man ihr das Blatt mit obgemeldten Fragen vor. Sie schrie lange: man sollte es wegnehmen, sie könne es nicht vertragen etc. Endlich auf vieles Anhalten sagte sie: es sey in hebräischer Sprache geschrieben; und auf ferneres Verlangen hieß es: es sey eigentlich eine Schmähschrift wider die heil. Dreyfaltigkeit. Hiemit hatte D. R. genug: und nachdem erden Jesuiten deutlich gezeiget, wie schlecht der prätendirte Teufel seine Rolle spielete, stattete er bey Hofe Bericht von seinen Verrichtungen ab. Die zween Jesuiten wurden vom Könige exiliret; die zween obgedachten Medici widerriefen in öffentlichem Drucke, weil ihnen sonst der König ihre Praxin würde gelegt haben; durch den Fiscal wurde den Aeltern, Verwandten und Hausleuten der Besessenen bey Strafe der Galeeren angedeutet, inskünftige von dieser Sache als von einer teuflischen Wirkung nicht mehr zu sprechen; das Mägdchen wurde durch Arzeneyen in kurzer Zeit zu recht gebracht, und geht itzt frisch und gesund herum. Auf solche Art fielen bey dieser Sache alle teuflische Besitzungen und Hexereyen, die in den Gemüthern der Einwohner schon überhand genommen hatten, auf einmal hinweg. Die Jesuiten droheten zwar wider den D. R. zu schreiben; er aber ließ ihnen sagen, daß er in solchem Falle innerhalb vier und zwanzig Stunden dergestalt antworten würde, daß sie eine ewige Beschämung davon tragen sollten. Itzt begegnen sie ihm aufs höflichste; er aber trauet nicht, und fürchtet eben aus diesen Schmeicheleyen, welche sie ihm bezeigen, daß sie ihm einen desto gefährlichern Streich zu spielen gesinnet seyn. Meinem Herrn ist bekannt, wie es mir im Jahre 1715 mit etlichen Besessenen in Brüssel ergangen, und halte ich daher für unnöthig, Sie nochmals allhier damit aufzuhalten. Wie wenig übrigens des Königs Gemüth von Wirkungen der Hexerey eingenommen sey, hat man vor neunzehn Jahren gesehen, als ein Bösewicht mit gewissen abergläubischen Beschwörungen ein Bild, das den König vorstellete, verfertigte, und ihn dadurch ums Leben zu bringen gedachte. Rand rechts: Handel wegen Zauberey. Der Thäter wurde ergriffen und überführet. Der König aber lachte nur über die Art, auf welche man ihn hatte hinrichten wollen, und sagte er dabey: er habe sich niemals so wohl befunden, als in währender Zeit, da man ihn mit magischen Künsten in das Reich der Todten schicken wollen; gesetzt auch, daß wirklich dergleichen Künste in der Welt wären, so glaube er doch nicht, daß Gott einem solchen nichtswürdigen Kerl gestatten würde, mit großer Herren Leben und Tode nach Gefallen zu schalten und zu walten. Bey solchen Meynungen des Königs mußte der Rath viele Vorstellungen thun: wie gleichwohl die Absicht dieses Menschen verdammlich sey, und andern zum Exempel bestrafet werden müsse, zumal da der Bösewicht bey seinen zauberischen Händeln die heil. Sacramente gemisbrauchet habe, welches zu verzeihen[175] nicht in des Königs Gewalt stünde; bis endlich der König ihn unvermuthet verurtheilte, erwürget und vor der Thüre des Gefängnisses an einem Fusse aufgehängt zu werden. Vielleicht würde man auch mit der Vollstreckung dieses Urtheils nicht geeilet haben, wenn sich der päbstliche Hof dieses Missethäters als eines Priesters nicht angenommen und man nicht erfahren hätte, daß man durch ein Breve von Rom seine Auslieferung verlangen würde.

Einen blinden Eifer für seine Religion hat der König niemals gezeiget, auch einsmals ungern gesehen, daß ein Hofmeister eines jungen rußischen Herrn, der sich damals auf der turinischen Ritterakademie befand, zur römischkatholischen Religion öffentlich übertreten wollte. Rand links: Wie weit er von der Bigoterie entfernet gewesen. Der König war der Meynung: der Unterschied zwischen den Orthodoxis und Schisimaticis sey so groß nicht, daß man deswegen ein großes Aufsehen verursachen sollte; villeicht aber befürchtete er, daß seine Akademie, welche damals von vielen vornehmen und reichen englischen und rußischen Herren, wie auch andern der römischkatholischen Kirche nicht zugethanen Fremden besuchet wurde, dadurch einen Anstoß oder ein übles Gerüchte bekommen möchte. Aus eben dergleichen Nebenabsichten geschah es, daß, als im Jahre 1710 der Erbprinz von Würtemberg unter dem Namen eines Grafen von Helfenstein nach Turin kam, üm sich daselbst etliche Jahre lang aufzuhalten, der König, welcher damals noch Herzog war, bey Hofe ausdrücklich befehlen ließ; diesem jungen Herrn so wenig von der römischkatholischen Religion, als von des Herzogs Liebeshändeln etwas vorzubringen. Rand links: Verhalten gegen den Erbprinzen von Würtemberg.

Vor ohngefähr sechs Jahren trat der Legationssecretär, welchen die Republik Holland um turinischen Hofe hielt, zur römischen Kirche; darüber verlohr er seine Bedienung, und mußte sich schlecht behelfen, ohne daß ihm der König unter die Aerme griff, bis er erst vor einem Jahre in das neuaufgerichtete Commerciencollegium gezogen wurde, worinnen er zwar sein nöthiges Auskommen hat, bey weitem aber nicht so wohl, als bey seiner vorigen Bedienung, steht. Rand links: Affaire des holländischen Legationssecretärs. Es meynen einige, er sey mit dem Herzoge von Riperda in besonderem Verständnisse gestanden; und weil er mit selbigem nicht nur in die Schule gegangen, sondern auch hernach Bekanntschaft unterhalten: so habe er durch solche Religionsveränderung ein großes Glück zu machen gehofft; allein Riperda sey bald darauf in Ungnade und der Neubekehrte, Herr van Plaa, zwischen zween Stühle zu sitzen gekommen.

Indessen ist nicht zu leugnen, daß der König von Sardinien, nach dem Exempel Ludwigs des vierzehnten, bey zunehmendem Alter mehr auf eine äußerliche Strenge und Eifer für seine Religion verfalle, auch davon offenbare Proben im Drucke an den Tag lege. Rand links: Des Königs Glaubensbekenntniß. Ich berufe mich desfalls auf sein Glaubensbekenntniß, welches er Tit. I, lib. I, des Loix & Consitutions (welche im Jahre 1729 in zween Quartbänden publiciret worden) mit folgenden Worten abgeleget hat:


Tit. I. De l'Invocation de Dieu etc la Foi Catholique.


L'Experience Nous fait voir chaque jour, que les resolutions humaines s'evanoüissent le plus souvent, & qu'il est difficile de les faire parvenir au but, que l'on s'est proposé, quand on ne les rapporte pas à ce Bien souverain, Eternel, Infini & Incréé, duquel tout depend, & dont la Main toute puissante & toûjours Misericordieuse gouverne Univers: c'est pourqoy voulant faire eclater ici, comme dans toutes Nos actions, la ferveur da nôtre Zele religieux & manifester les sentimens, dont Nôtre cœur est penetré, a sin que Nos Ministres, Nos Officiers & tous Nos Sujets apprennent par Nôtre Exemple, comment ils doivent regler leur conduite avec sûreté; Nous offrons & consacrons avec[176] ardeur à la Tres. Sainte & Individüe Trinité non seulement les premices, sa suite & la fin de cet ouvrage, mais encore toutes Nos Intentions en protestant de professer avec un culte plein de Religion la vraïe Foi de Jesus Christ, telle que Nous l'enseigne la Sainte Eglise Catholique, Apostolique & Romaine. Nous croions aussi fermement & avec une entiere certitude, tant le Symbole des saints Apôtres, que tous les autres divins Mysteres, qui sont contenus dans la Loi Evangelique & dans les sacremens de l'Englise, entre lesquels Nous venerons particulierement, & adorons dans la plus prosonde humilité de Nôtre cœur la sacrée Eucharistie, ou triomphe par une admirable operation de la grace celeste le mysterieux changement du Pain & du Vin en la pretieuse Substance & realité du vrai corps & sang de Jesus Christ; Fasse donc le Toutpuissant, le secours duquel Nous implorons de nouveau, parmi les troubles & les Orages, dont cette vie mortelle est traversée, que les pas qui peuvent être douteux & chancelans, soient dirigés par sa grace, quil daigne par un raïon favorable de sa divine lumiere eclaircir Nos pensées, suppléer à la foiblesse de Nos sens, & rectisier Nos actions; qu'il nous conduise par les sentiers de la Justice, dans la voïe du salut, & qu'il Nous accorde par l'effet de sa misericordieuse Clemence de jouïr un jour de sa paix eternelle.

In diesen neuen Gesetzen ist der 8te September, an welchem die Mutter Gottes gebohren seyn soll, als ein außerordentlicher Festtag verordnet, weil durch Vermittelung Mariä der glückliche Entsatz der Stadt Turin im Jahre 1706 erhalten worden, und der König dieses Fest insbesondere vor der Schlacht gelobet hat. Rand rechts: Neue Festtage. Aus gleicher Ursache wird die prächtige Kirche zu Superga mit unglaublichen Kosten gebauet, von welcher ich meinem Herrn zu an derer Zeit ein mehreres werde zu berichten haben. Bey dreytägigem Gefängnisse und Speisung mit Wasser und Brodte ist verbothen worden, das Zeichen des Kreuzes auf Grabsteine und andere Orte zu graben oder zu malen, wo es könnte mit Füßen getreten oder sonst verunreiniget werden. Rand rechts: Verehrung des Kreuzes. Die Juden sind insbesondere mit harten Gesetzen eingeschränkt worden. Rand rechts: Harte Gesetze wider die Juden: Die geringste Lästerung, so sie wider Mariam oder einen Heiligen vorbringen, desgleichen jede verächtliche Handlung wider derselben Bildnisse, soll inskünftige mit dem Leben bestrafet werden. Manns- und Frauenpersonen der jüdischen Nation müssen, sobald sie über vierzehn Jahre alt sind, auf der rechten Brust ein gelbes Zeichen von Wolle oder Seide ein Drittel Ellen lang tragen, damit man sie von Christen unterscheiden könne. Die jüdischen Aeltern müssen ihren Kindern, welche sich zum Christenthume wenden, alles dasjenige lassen, was diese bekommen hätten, wenn ihre Aeltern ohne Testament gestorben wären. Zu solchem Ende wird gleich bey der Bekehrung des Sohns ein Inventarium über das Vermögen des Vaters errichtet. Die Kinder bekommen auch den Genuß der Güter, welchen sonst ihre Väter würden gezogen haben, so lange sie unter der väterlichen Gewalt geblieben wären. In der Charwoche dürfen die Juden vom Mittwochen an bis daß Sonnabends die Glocken geläutet werden, nicht aus ihren Häusern gehen, und müssen ihre Thüren und Fenster, bey Strafe eines dreytägigen Gefängnisses mit Wasser und Brodte, zuhalten. Sie dürfen auch diese Zeit über auf keinem musikalischen Instrumente in ihrem Hause spielen oder singen, wo sie nicht den öffentlichen Staupenschlag zur Vergeltung haben wollen.

Es ist nicht zu beschreiben, wie hart diejenigen Bücher, so nur in etwas der römisch-katholischen Religion abgeneigt zu seyn scheinen, verbothen sind: und kann man in Rom und Neapolis viele Schriften in öffentlichen Buchläden zu Kauf haben, nach welchen ein Katholik hie nicht gern in einem Buchladen nur fragen würde. Rand rechts: wider verdächtige Bücher. Ob ein blinder Eifer für seine äußerliche Religion mit zunehmenden Jahren auch einigen Wachsthum in des Königs[177] Gemüthe gewinnen werde, muß die Erfahrung in dem künftigen Betragen gegen die Waldenser lehren. Rand links: Betrag gegen die Waldenser. Es ist gewiß, daß ihnen der König viel zu danken hat, und daß ihre mit Aufopferung Gutes und Blutes bewiesene Treue billig niemals in Vergessenheit gerathen sollte. Allein es ist auchsicher, daß inallen Secten die Bigotterie am meisten sich verrathe durch Verfolgung dererjenigen, die nicht in allen geistlichen Materien unserer Meynung seyn wollen. Hiezu kömmt die Politik, dem Pabste bisweilen in einem Stücke zu gefallen, damit er in einem andern auch wieder durch die Finger sehe.

Ich glaube, es sollte nicht schwer fallen, zwischen den Gemüthsneigungen und dem Charakter Kaiser Karls des fünften und unsers Königs einige Vergleichung zu machen, welche auch darinnen übereinkommen, daß bey keinem dieser zween Herren die Wollust eine herrschende Begierde gewesen, und beyde doch zu weit sich darinnen vergangen haben. Rand links: Parallele zwischen diesem Königen. Kaiser Karln dem fünften.

Was dem Comte de Verüe Auguste Mainfroy Jerôme Ignace de Scaglia, mit seiner Gemahlinn Jeanne Baptiste, einer Tochter Lud. Caroli d'Albert, Duc de Luynes, begegnet, hat er sich meistentheils selbst zuzuschreiben. Rand links: Anekdoten von der Comtesse de Verüe. Denn bey allen Gelegenheiten rühmte er dem Könige die Schönheit4 seiner abwesenden Frau, verachtete alle andern Damen gegen sie, und erboth sich freywillig, sie nach Hofe zu bringen. Als sie daselbst angekommen, wußte sie sich also bey der Königinn beliebt zu machen, daß sie stets um und bey ihr bleiben mußte. Indessen fand der König Gelegenheit, die Gräfinn zu gewinnen: und es währte nicht lange, so hatte sie einen besondern Hofstaat, einen Marechal du Logis, eine Garde, und einen Theil der Kronjuwelen um abzuwechseln. Drey Jahre vergiengen bey allen diesen Umständen, ehe die Königinn oder damalige Herzoginn etwas davon in Erfahrung brachte: es wäre auch niemanden zu rathen gewesen, durch Entdeckung solcher Sache, welche für die Königinn allein ein Geheimniß war, des Königs Ungnade sich auf den Hals zu laden. Sie war selbst mit auf dem Festin, so im Schlosse Valentin wegen der Geburt des Marquis de Suse, mit welchem die Comtesse de Verüe niedergekommen war, gegeben wurde. Und hier mußte ihr etwas vertrauet worden seyn, das ihr endlich die Augen öffnete, also, daß sie im Unmuthe von der Tafel aufstund und hinweggieng. Drey Damen, auf welche der König einen Verdacht des Verraths hatte, wurden exiliret: ein Oberster entwischte als ein Koch verkleidet, kriegte aber ein Regiment unter dem Kaiser, und wurde nach langer Zeit zurück berufen. Was den Comte de Verüe anlangt, so ist nicht zu zweifeln, er werde einer von den ersten gewesen seyn, der gemerkt, wie viel die Glocke geschlagen, und daß er Ursache habe, seine Unbedachtsamkeit, obwohl zu spät, zu bereuen. Sein Unmuth trieb ihn, daß er zweymal hundert tausend Livres jährlicher Einkünfte in des Herzogs Ländern verließ, und in französische Kriegsdienste gieng, in welchen er als Marechal des Camps & Armées du Roy & Commissaire-General de la Cayallerie erschossen wurde. Seine zweene Söhne hatten nicht besseres Glück als der Vater, indem der eine, wo ich nicht irre, den Hals gestürzet, und der andere gleichfalls erschossen worden. Die männlichen Anverwandten oder itzigen Grafen von Verüe sind zwar noch reich, allein sie haben das wenigste von diesen vernischen Gütern bekommen.[178]

Nach gemeldter Begebenheit wurde aus nichts mehr ein Geheimniß gemacht, und mußte die Herzoginn vieles geschehen lassen, so ihr nicht anders als empfindlich seyn konnte: worunter sonderlich mit gehöret, daß sie ein diamantenes Bouquet, so sie aufder Brust trug, einsmals bey der Tafel an den König geben mußte, weil es der Comtesse de Verüe, die gegenwärtig war, und solches alsbald empfing, gefallen hatte. Die Sache kam der Herzoginn desto sauerer an, da sie diese Juwelen von ihrem Herrn Vater, dem Herzoge von Orleans, geerbt oder verehrt bekommen hatte, und mithin solche ihr Eigenthum waren. Endlich überlegte auch die Comtesse de Verüe, daß sowohl durch den Sterbefall als durch eine Gemüthsveränderung des itzigen Königs alles auf einmal in einen andern Stand kommen und sie genöthiget werden könnte, in einem Kloster an eine solche Lebensart sich zu gewöhnen, welche ihr ganz seltsam und zuwider wäre: deswegen dachte sie auf Mittel und Wege, wie sie ohne ihren Schaden aus dem Spiele sich ziehen und allen besorglichen Zufällen zuvor kommen möchte. Die Sache wurde schriftlich mit ihrem Bruder verabredet, der sich auch bald darauf aus Frankreich verkleidet in Turin einfand. Dieses geschah im Jahre 1707. Der König war wegen der Kriegsverfassungen von Turin nach Chambery gegangen, und indessen gewöhnte sich die Comtesse de Verüe alle Nachmittage mit ihren Fräulein und dem Marechal du Logis in ein Holz unsern Turin zu fahren, daselbst sich eine halbe Stunde lang etwas aus Büchern vorlesen zu lassen, und hernach allein spazieren zu gehen, weil sie, ihrem Vorgeben nach, vieles Vergnügen in der Meditation fände. Dieser Lebensart wurde man bald gewohnt; die Fräulein und Cavaliere machten sich auch in Abwesenheit der Comtesse einigen Zeitvertreib mit allerhand Spielen: und nach Verlauf von acht bis zehn Tagen kam es niemanden mehr fremd vor, daß die Comtesse oftmals erst nach anderthalb Stunden sich wieder bey ihrem Hofstaate einfand. Indessen packte sie in ihrem Pallaste fleißig ein, ließ ihre schönen Gemälde abnehmen unter dem Scheine, daß zu ihrer besserern Erhaltung Vorhänge davor gemacht werden müßten, heimlich aber wurden sie nebst den goldenen Medaillen, raren Schriften und Juwelen zu ihrem Bruder gebracht. An dem zur Flucht bestimmten Tage fuhr sie gewöhnlichermaßen in den Wald, las und gieng allein spazieren; der Bruder, welcher indessen schon allenthalben Postpferde und Wagen bestellet hatte, erwartete sie daselbst, und also traten sie ihre Flucht nach Frankreich an. Nach Verlauf von anderthalb Stunden singen die Hoffräulein an, sich nach der Gräfinn umzusehen: und du sie ihnen zu lange aus blieb, vermutheten sie anfänglich, die Gräfinn thue solches nur aus Scherz, um ihnen eine Angst einzujagen. Hierüber verstrich wieder einige Zeit, bis man anfing ein Unglück zu befürchten. Der Gräfinn Gefolg vertheilte sich, man rief und suchte allenthalben, aber vergeblich. Als man auch in Turin das Nest ledig fand, wurde gleich eine Staffette an den König nach Chambery gesandt, welcher sich bey deren Ankunft eben an die Tafel setzen wollte, dafür aber alsbald in den Wagen stieg. Bey seiner Ankunft in Turin fand er einen Brief von der Gräfinn, worinnen sie ihre Flucht mit der Furcht vor seiner Veränderung und ihren als dann bevorstehenden Unglücke zu entschuldigen suchte. Einen Theil der Juwelen hat der König wieder bekommen, ihr auch zwanzigtausend Livres Leibrenten,[179] die sie auf dem Stadthause zu Turin stehen hatte, nebst dem Capitale abzahlen, übrigens aber sich verlauten lassen, daß er fast noch niemals von einer Frauenperson unbetrogen gekommen. Diesen Gedanken schreibt man zu, daß der König von selbiger Zeit an selten mehr mit Damen spricht, sondern solche, sie mögen alt oder jung seyn, so viel es möglich, vermeidet. Mit seiner Gemahlinn stiftete er eine vollkommene Vereinigung, und lebte hernach mit ihr in einem solchen vertraulichen Umgange, als kaum bey glücklichen bürgerlichen Ehen gewöhnlich ist. Etliche meynen gar, es sey ihm im Herzen lieb gewesen, daß er der Gräfinn los geworden, ob ihm gleich die Art der Entfernung wegen der mitgenommenen Reisekosten nicht hat anstehen können. Wie weit es nachmals mit der Versöhnung zwischen beyden gekommen, kann ich nicht sagen: dieses aber weis ich aus gewisser und sicherer Hand, daß im Jahre 1717 der Herzog von Savoyen durch diese seine ehemalige Maitresse hinter die Anschläge der Alliirten, ihm das Königreich Sicilien zu entziehen, ehe man es gewollt, gekommen und davon benachrichtiget worden. Der Herzog Regent hatte das Geheimniß dieser Negotiation dem Herzoge von Bourbon vertrauet, und von diesem bekam es Madame de Verüe zu wissen. DerComte de Verüe lebte noch, als seine Frau nach Paris kam: es fügte sich auch einsmals, daß er sie, ohne ihre Person zu kennen, von einem Balle in ihren Wagen führte. Sie, die ihn wohl kennte, demaskirte sich, ehe sie einstieg; der Mann aber that weiter nichts, als daß er eine tiefe Reverenz machte. Ich habe vor einiger Zeit ihren Pallast aux Fauxbourgs S. Germain besehen5, welchen wenige in Paris übertreffen an Menge und Schönheit der Gemälde, wollüstigem Pracht der Meublen, und sonderlich an Kostbarkeit der Kronenleuchter von Cristal de Roche, deren neun an der Zahl aufgehängt sind von so großen und schönen Stücken, daß ich ihnen nur zween, so in des Prinzen Eugenii Gartenhause vor Wien zu sehen sind, und deren der geringste über zehntausend Rthlr. gekostet hat, vorziehen würde. Ob übrigens die Comtesse de Verüe Ursache gehabt habe, eine Veränderung in des Herzogs von Savoyen, nachmaligen Königs von Sardinien, Gemüthe zu befürchten, lasse ich dahin gestellet seyn. Gewiß ist es, daß seine Liebe nicht ohne Eifersucht gewesen; sonderlich nachdem ihm hinterbracht worden, daß ein englischer Lord die ganze Nacht unter der Gräfinn Bettstelle zubringen müssen, als er durch die unvermuthete Ankunft des Herzogs in seiner Visite verstöret worden, und man ihn nirgend anders zu verbergen gewußt. Rand links: Jalousie des Königs gegen zweene Engländer. Die Situation des Lords war ohnstreitig etwas unangenehm und mißlich, (sonderlich in einem Lande, da man so wenig Scherz mit seinen Nebenbuhlern zu verstehen pfleget) des Königs Gemüth aber in der That zu groß und ehrgeizig, als daß es sich niederträchtiger Mittel hätte gebrauchen wollen: und hat eben dieser Engländer zu einer andern Zeit erfahren, daß der Herzog sich auf anständigere Art von solchen ungebethenen Gästen loszumachen wisse. Denn als der Herzog bey einer andern unvermutheten Abendvisite, welche er der Gräfinn zugedacht, so viele Vorsicht gebraucht, daß er in derselben Zimmer trat, ehe sie desfalls gewarnet werden konnte, mußte es ihm freylich empfindlich fallen, daß er diesen englischen Lord vor der Comtesse Tische sitzend fand. Allein sein Unmuth gieng nicht weiter, als daß er die Thür des Zimmers offen ließ, mit jeder Hand ein brennendes Licht ergriff, und nach einen gegebenen Zeichen dem Engländer, der sich nicht lange bitten ließ, und ganz erblasset einen viel härtern Stand befurchte, bis an die Treppe des Hauses den Weg[180] wies, allwo der Herzog ihm mit vieler Gelassenheit sagte: Er (der Engländer) könne sich zwar nun rühmen, daß ihm der Herzog von Savoyen bis an die Treppe geleuchtet habe, es sey ihm aber hiemit wohlmeynend gerathen, nimmer wieder zu kommen; welchen Rath der Lord auch so wohl in Acht genommen, daß er noch am folgenden Tage seine Reise ferner fortzusetzen sich entschlossen. Ein anderer Engländer hatte gleichfalls die Comtesse seiner Natur nicht zuwider gefunden und dieser Neigung so viele Freyheit gelassen, daß er sich nicht gescheuet, die Gräfinn währender einer ganzen Opera fast beständig mit einem Fernglase zu betrachten. So wenig dieses dem Herzoge anstund, so gelind war das Mittel, dessen er sich bediente, dieses unangenehmen Fremden loszuwerden. Denn des folgenden Tages waren zwo Personen bestellet, welche dem englischen Lord allenthalben, wo er hingieng, auf dem Fuße folgten, ohne etwas anders zu thun, als ihn nur fleißig mit Ferngläsern anzusehen. Dieses währte zween ganzer Tage hintereinander, bis endlich der Lord merkte, was solches sagen wollte; daher er am dritten Tage für rathsam fand, in Frieden von Turin zu scheiden, sein Glück an einem andern Orte zu versuchen.

Mein Herr verwundere sich nicht, daß diese zwo unterschiedene Geschichte gerade mit Leuten von einerley Nation sich sollen zugetragen haben. Denn obgleich die meisten jungen Leute von allerley Landen ihrer Neigung zur Wollust auch in Italien den freyen Lauf lassen: so übertreffen jedoch die Engländer in diesem Stücke fast alle andere, und das viele Geld und Gut, so sie zu verzehren mitbringen, giebt ihnen nicht nur mehrern Muth, vielerley Abentheuer zu unternehmen, sondern auch mehrere Gelegenheit und Mittel, die ihnen im Wege stehenden Hindernisse auf die Seite zu schaffen.

Zum Beschlusse füge ich noch die Galanterie hiebey, welche der Herr Vater des itzigen, Königs von Sardinien begangen, als er La Casa Trucchi nicht weit von der Place Caroline in Turin bauen lassen. Rand rechts: Galanterie seines Herrn Vaters. Niemand wußte, zu was Ende dieser schöne Pallast aufgeführet wurde, bis er völlig fertig und meublirt war, und der Herzog seine Maitresse dahin führte, um ihr solchen eigenthümlich einzuräumen. Die Dame wunderte sich über den Pracht, welchen sie allenthalben fand, und über den vollständigen Vorrath aller Meublen, welche zu Führung einer Haushaltung nöthig sind. Nachdem man alles in den Zimmern, Küchen und Kellern besehen, bath der Herzog die Maitresse, zu rathen, was für ein Hausrath noch fehlte: Diese untersuchte alles nochmals genau, und als sie vergeblich sich nach dem geringsten Stücke, welches mangeln könnte, erkundiget, zeigte ihr endlich der Herzog in der Küche, daß zwar ein Bratenwender vorhanden sey, der Stein aber, durch dessen Gewicht diese Maschine getrieben werden müsse, noch fehle. Zu gleicher Zeit brachten zween herzogliche Bedienten einen mit Louis d'ors gefülleten Sack, welchen sie an den Strick des Bratenwenders hingen, dadurch denselben in Bewegung und die Maitresse zum angenehmen und gutwilligen Geständnisse brachten, daß nunmehr erst das Haus mit allem Hausrathe vollkommen versehen sey.


Ich bin – – –

Turin, den 28 October 1729.

Fußnoten

1 Er starb, wie etliche Briefe berichten, den 16 October 1732; sein Tod aber wurde wegen geheimer Ursachen erst den 31 October kund gemacht.


2 Auch seine auswärtigen Minister empfinden die Wirkung dieser Sparsamkeit. ob er gleich lauter geschickte Leute dazu nimmt, welche ihm wohl dienen und Ehre machen. Noch vor wenigen Zeiten hatte der sardinische Minister im Haag nicht mehr als täglich einen Louis d'or von seinem Könige, womit man freylich keine große Figur machen kann. Ein englischer Gesandter hat außer dem silbernen Service täglich zehn Pfund Sterling und öfters noch mehr.


3 Die allhier angeführte Geschichte ist ohne Wissen des Autors aus einervon seinen Relationen, die er an N. abgestattet hatte, in den Monat May des Mercure Historique & Politique vom Jahre 1730, a. d. 521 u. f. S. eingerücket, und nachgehends auch den vier und dreyssigsten Stücke der Europäischen Fama einverleibet worden. Weil aber durch die Freyheit, welche sich der erste Uebersetzer genommen, verschiedene Umstände eingeflossen, welche der Wahrheit nicht allerdings gemäß sind: so hat man für nöthig erachtet, solches hiemit anzudeuten, damit dem Verfasser nicht etwas beygemessen werde, woran er keinen Theil zu nehmen gedenket.


4 Diese Schönheit hat sich lange Zeit erhalten. Als sie im größten Ansehen war, verliebte sich der lothringische Minister, Baron von F. – – – in sie, und verfiel darüber in solche Zerstreuungen der Gedanken, daß er einsmals, da er um Mitternacht vom Hofe gieng, und seine Träger ihn fragten, wohin sie ihn bringen sollten, antwortete: Zur Comtesse de Verüe. Solches geschah; man klopfte an der Thüre, und weil sich schon alles zur Ruhe begeben hatte, brauchte es einige Zeit, bis man die Thür eröffnen wollte. Indessen kam dieser sonst geschickte Minister zu sich selbst und erschrack, als er vernahm, wo er sich befand. Das beste Mittel war, sich bald auf die Seite zu machen. Mylord Galloway war so ehrlich, daß er nach einiger Zeit ihn anredete: Monsieur, pourquoy etes vous ici? n'est ce pas pour faire les affaires de votre maitre? vous les gatés en vous imaginant, d'ette dans une epaise forêt, ou personne ne vous pourroit voir. Vous vous trompés, croyés moy, vous êtes en rase Campagne etc.


5 Die Comtesse de Verüe starb den 18 November im Jahre 1736 zu Paris im sechs und sechszigsten Jahre ihres Alters, und vermachte in ihrem Testamente ihrem Bruder, dem Prince de Grimbergue, und ihrer Niece der Duchesse de Duras, den usum fructum ihres sämmtlichen Vermögens; welches hernach an das Haus Aumont fallen soll. Die Prinzeßinn von Carignan bekam ein Vermächtniß von einhundert Actions der indianischen Compagnie, deren jede damals zwey tausend ein hundert und neunzig Livres werth war.


Quelle:
Johann Georg Keyßler. Neueste Reisen durch Deutschland, Böhmen, Ungarn, die Schweiz, Italien und Lothringen. Theil 1. Hannover 1751, S. 181.
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