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[126] Original: in Privatbesitz


Aus dem Testament der Frau Konstanze verw. Nissen


  • 1. Für die Armen 150 fl. unter Bestimmung eines standesgemäßen Begräbnisses auf dem St. Sebastians-Freythof in das Grab des Gatten Nissen.

  • 2. Vermache ich meiner geliebten Schwester Sophie Haibel 250 fl. zur Einrichtung auf zwei Zimmer; alles was sie in der Küche vorfindet, alle Kleider und alle Wäsche. So außerdem erhält sie noch durch[126] meine Vermittlung von jedem meiner Söhne Karl und Wolfgang, so lange ihr der gütige Schöpfer das Leben schenkt, jährlich 200 fl., also von beiden jährlich 400 fl., worüber meine Schwester den schriftlichen Beweis in Händen hat.

  • 3. Der armen Mozart in Augsburg1 vermache ich 200 fl., die ich Herrn Späth2, da er ihre Adresse hat, zu übergeben bitte.

  • 4. Dem Tischlermeister E.M. Hansen3 in Kopenhagen, dessen erstgeborener Sohn auf meinen Namen getauft worden ist und Constantin heißt, 100 fl.

  • 5. Der Agnes Berchtold von Sonnenburg4 mit ihren Töchtern 300 fl.

  • 6. Der armen Susanna Falk bey Schuller [& Comp.] in Wien 100 fl.

  • 7. Der Louise Spier, bei mir in Dienst, 200 fl. und den Jahreslohn.

  • 8. Der guten alten Waldförsterin Michel 100 fl.

  • 9. Den armen Studenten in Salzburg 200 fl.

  • 10. Den 3 Töchtern des Börsenneveus Karl Hönig5 in Wien 300 fl. und wünsche als wohlmeinende Tante viel Glück und Segen.

  • 11. Meiner Nichte Josephine Lange6 200 fl.

  • 12. Zu gleichen Universalerben setze ich die Söhne Karl und Wolfgang ein.


Für diese meine beiden Söhne bestimme ich noch insbesondere: 6 silberne Löffel, 6 Gabeln und 5 schwere Löffel; der 6. ist (salva venia!) aus Unachtsamkeit in den Abtritt geschüttet worden, wo man ihn nicht haben kann. Dann bekommen sie einen großen silbernen Suppen- und Punschlöffel, 6 Kaffee- und Theekännchen, 11 Schnüre guter Perlen mit Elfenbeinschließen, von der berühmten Hesse in Brillanten gefaßt; dann die kleine Uhr, die ich als Braut von Mozart bekam, 2 türkische Shawl, 1 Clavichord7 von ihrem sel. Vater, eine große Hängeuhr, die 8 Tage geht; dann eine[127] Wanduhr, welche sie aber der Schwester Haibel, so lange sie lebt, zu belassen haben.

Der guten Sophie [Haibel] gehört auch das große Gemälde der Mozartschen Familie8 und das Gemälde brüderlicher Liebe [Karl und Wolfgang Mozart als Kinder]9, von Maler Hansen in Kopenhagen gemalen, und das Portrait ihres lieben Stiefvaters10 [Nikolaus Nissen].

Dieses alles sollen sie brüderlich untereinander theilen. Zur sogleichen Auszahlung der 2100 fl. c.M. betragenden Legate schließe ich diesem Testament den baaren Geldbetrag bey.

Salzburg, 23. Juny 1841.


[gez.] Constanze Etatsräthin von Nissen

gewesene Wittwe Mozart.


[ggez.] Philipp Ernst, Dr., k.k. Bibliotheks-Custos,

als Zeuge.


[ggez.] Dr. Anton Fischer, Kreisphysikus,

als Zeuge.


Publ[iziert den] 9. März 1842

[gez.] Alois Bischoff, k.k. Gränzwach-

Obercommissär.

Fußnoten

1 Maria Anna Thekla Mozart (1758–1841), das »Bäsle« Mozarts.


2 Kaufmann in Salzburg, 1850–53 Bürgermeister von Salzburg.


3 Ein Sohn des Malers Hans Hansen in Kopenhagen; bereits S. 83 genannt.


4 Die Gattin eines Stiefsohnes von Marianne v. Berchtold geb. Mozart, des Johann Baptist Freiherrn v. Berchtold; die Töchter hießen: Karoline, Amalia, Josefa.


5 Gatte der Josefa Hofer; vgl. Stammtafel.


6 Josephine (Pepi) Lange (1820–1893), eine Enkelin von Joseph Lange, dem Gatten der Aloysia Lange geb. Weber.


7 Vgl. Seite 98, Anmerkung 2.


8 Das große Familienbild (Ölgemälde) von 1780, heute im Mozartmuseum zu Salzburg. Eine Abbildung im »Mozart« von Arthur Schurig (Neudruck 1922, Tafel 19).


9 Ölgemälde a.d.J. 1802; heute im Mozartmuseum. (Vgl. S. 69.)


10 Ölgemälde von Ferdinand Jagemann a.d.J. 1809, heute im Mozartmuseum. (Bereits S. 58 erwähnt.)


Quelle:
Mozart, Constanze: Briefe, Aufzeichnungen, Dokumente 1782 bis 1842. Dresden 1922, S. 128.
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