|
[126] Original: in Privatbesitz
Aus dem Testament der Frau Konstanze verw. Nissen
Für diese meine beiden Söhne bestimme ich noch insbesondere: 6 silberne Löffel, 6 Gabeln und 5 schwere Löffel; der 6. ist (salva venia!) aus Unachtsamkeit in den Abtritt geschüttet worden, wo man ihn nicht haben kann. Dann bekommen sie einen großen silbernen Suppen- und Punschlöffel, 6 Kaffee- und Theekännchen, 11 Schnüre guter Perlen mit Elfenbeinschließen, von der berühmten Hesse in Brillanten gefaßt; dann die kleine Uhr, die ich als Braut von Mozart bekam, 2 türkische Shawl, 1 Clavichord7 von ihrem sel. Vater, eine große Hängeuhr, die 8 Tage geht; dann eine[127] Wanduhr, welche sie aber der Schwester Haibel, so lange sie lebt, zu belassen haben.
Der guten Sophie [Haibel] gehört auch das große Gemälde der Mozartschen Familie8 und das Gemälde brüderlicher Liebe [Karl und Wolfgang Mozart als Kinder]9, von Maler Hansen in Kopenhagen gemalen, und das Portrait ihres lieben Stiefvaters10 [Nikolaus Nissen].
Dieses alles sollen sie brüderlich untereinander theilen. Zur sogleichen Auszahlung der 2100 fl. c.M. betragenden Legate schließe ich diesem Testament den baaren Geldbetrag bey.
Salzburg, 23. Juny 1841.
[gez.] Constanze Etatsräthin von Nissen
gewesene Wittwe Mozart.
[ggez.] Philipp Ernst, Dr., k.k. Bibliotheks-Custos,
als Zeuge.
[ggez.] Dr. Anton Fischer, Kreisphysikus,
als Zeuge.
Publ[iziert den] 9. März 1842
[gez.] Alois Bischoff, k.k. Gränzwach-
Obercommissär.
1 Maria Anna Thekla Mozart (1758–1841), das »Bäsle« Mozarts.
2 Kaufmann in Salzburg, 1850–53 Bürgermeister von Salzburg.
3 Ein Sohn des Malers Hans Hansen in Kopenhagen; bereits S. 83 genannt.
4 Die Gattin eines Stiefsohnes von Marianne v. Berchtold geb. Mozart, des Johann Baptist Freiherrn v. Berchtold; die Töchter hießen: Karoline, Amalia, Josefa.
5 Gatte der Josefa Hofer; vgl. Stammtafel.
6 Josephine (Pepi) Lange (1820–1893), eine Enkelin von Joseph Lange, dem Gatten der Aloysia Lange geb. Weber.
7 Vgl. Seite 98, Anmerkung 2.
8 Das große Familienbild (Ölgemälde) von 1780, heute im Mozartmuseum zu Salzburg. Eine Abbildung im »Mozart« von Arthur Schurig (Neudruck 1922, Tafel 19).
9 Ölgemälde a.d.J. 1802; heute im Mozartmuseum. (Vgl. S. 69.)
10 Ölgemälde von Ferdinand Jagemann a.d.J. 1809, heute im Mozartmuseum. (Bereits S. 58 erwähnt.)
Buchempfehlung
Karls gealterte Jugendfreundin Helene, die zwischenzeitlich steinreich verwitwet ist, schreibt ihm vom Tod des gemeinsamen Jugendfreundes Velten. Sie treffen sich und erinnern sich - auf auf Veltens Sterbebett sitzend - lange vergangener Tage.
150 Seiten, 6.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1804 und 1815 ist Heidelberg das intellektuelle Zentrum einer Bewegung, die sich von dort aus in der Welt verbreitet. Individuelles Erleben von Idylle und Harmonie, die Innerlichkeit der Seele sind die zentralen Themen der Hochromantik als Gegenbewegung zur von der Antike inspirierten Klassik und der vernunftgetriebenen Aufklärung. Acht der ganz großen Erzählungen der Hochromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe zusammengestellt.
390 Seiten, 19.80 Euro