4

[5] Original: in der Bibliothek der Gesellschaft

der Musikfreunde in Wien


An Fräulein Margarethe Marchand in Salzburg1


Wien, den 19. July 1783.


Liebste Mademoiselle Marchand!


Es hat mich sehr gefreut, daß Sie sich noch meiner erinnern und sich bemühen wollten, an mich zu schreiben. Glauben Sie sicher, daß ich mich so sehr nach Salzburg freue, um das Glück und Vergnügen zu haben, meinen[5] lieben Schwiegerpapa und [meine] liebe Schwägerin persöhnlich kennen zu lernen und ihnen meine Hochachtung zu bezeugen, als Sie sich immer freuen können, wenn Sie Gelegenheit haben, Ihre werthen Eltern wieder zu sehen, und dann meine liebe Mad[emois]elle Marguérite zu embrassieren, welche ich schon in Mannheim und München als ein sehr geschicktes Frauenzimmer gekannt habe und [die] nun seit dieser Zeit Gelegenheit gehabt, sich immer mehr zu vervollkommnen. Welches Vergnügen werde ich nicht haben, Sie wieder zu sehen, zu küssen und Ihre Talente zu bewundern! Den 1. August werde ich, wenn Gott will, es können. Ich empfehle Ihnen unterdessen das schärfste Stillschweigen und bin


Ihre ergebenste Dienerin und Freundin

Maria Constanza Mozart.

Fußnoten

1 Tochter von Theobald Marchand, der seit Mai 1777 Direktor der Mannheimer »Kurfürstlichen Deutschen Schaubühne«, später am Münchner Hoftheater war. Sein Sohn Heinrich Marchand (geb. 1770) war Klavier- und Violinspieler, ein Schüler W.A. Mozarts. Margarethe Marchand (geb. 1768) weilte damals als Schülerin von Leopold Mozart in Salzburg; sie heiratete 1790 den Kapellmeister (in München, ehedem in Mannheim) Franz Danzi (1763–1826).


Quelle:
Mozart, Constanze: Briefe, Aufzeichnungen, Dokumente 1782 bis 1842. Dresden 1922, S. 6.
Lizenz:
Kategorien: