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[42] Original: im Mozarteum


An Karl Mozart in Mailand


Wien, den 23. April 1808.


Lieber Karl!


Heute bekommst Du durch Herrn Bridi wie immer 40 Gulden. Mehr kannst Du durch mich nicht erhalten. 10 Louis ist ein großes Geld für mich und Dich. Ich kann so viel nicht an getragene Kleider wagen; würde es auch nicht thuen, wenn ich es auch könnte, und mißrathe auch Dirs zu thuen, weil ich schon weiß, wie es in den gleichen Sachen gehet.

Baron Natorp1 ist nicht so brav, wie er mir so oft versprochen und betheuert hat, es zu seyn. Von der Massa bekomme ich so wie viele andere nichts. Das weiß er wohl. Ich könnte noch viele seyner Worte anführen, die mich auf ihn vertrauen ließen, denn ich habe ihm mein Geld nicht aufgedrungen. Er war es, der mich mit Betheuerungen darum bath; doch dies wird ihn nicht besser machen als er ist.

Dein Bruder hat for 4 Wochen gefleckt und ist nun gott sei danck wieder hergestellt; er grüßt Dich herzlich. Ist Herr Weigl noch in Mailand oder schon auf der Zurückreiße? Der könnte wohl meinen Strohhut mitnehmen. Wie gehet es denn mit Deinen musiquegalischen Studien? Mir scheint, daß Du mehr Herz zum Handeln als zur Musique hast, weil Du noch so gerne schachern möchtest. Warum bekomme ich denn nie von Deinem Werke etwas zu sehen, so Du mir doch versprochen hast? Heute ziehe ich auf den Rennweg No. 4019, weil die Zinsen in der Stadt so hoch und die Quartiere so rare sind.

Dein letzter Brief machte mir nicht viel Freude, weil gar nichts Herzliches darin ist und [es] für einen so kalten leeren Brief wircklich schade um das theuere Postgeld ist. Adieu! Lebe wohl! Schreibe mir mehr herzlicher und ofter, sonst glaube ich nicht, daß Du so brav bist, als es um Dich verdient

Deine

Mutter.

Fußnoten

1 Wohl der auf S. 38 (Anmerkung) genannte.


Quelle:
Mozart, Constanze: Briefe, Aufzeichnungen, Dokumente 1782 bis 1842. Dresden 1922, S. 43.
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