71

[90] Original: im Besitze vom Prof. Dr. Hermann Abert in Leipzig.

Erstdruck: in den MM II, 2 und 3 (1920)


Aus dem (nach Nissens Tode angelegten) Tagebuche Konstanzens


Am 19, September 1828 an Feuerstein1 – geschrieben mit Einschluß von 5 Suscribenten [für die Nissensche Mozart-Biographie.]

An Spontini2 nach Berlin am 24. Oktober geschrieben – und ihm gesagt, daß ich mich nur alsdann im Betreffe der französischen Übersetzung [der Biographie] einlaßen werde, wenn Er und Chevalier Sevelinger mir gut stehen, [so] daß ich im Voraus gesichert bin, Nutzen davon zu haben. Auch bath ich ihn, mir Geld nach Wien durch Wechsel an Schuller & Conip. [Bankhaus] zu schicken. Dieses wurde geändert, und statt Schuller bekam Feuerstein die Gelder von Spontini.

Am 3. November 1828 an Dr. Feuerstein geschrieben – mit Einschluß der Rechnung von Jähndl3, welche 12 Gulden betrug, und Copie des Briefes aus Wien von Mechetti4 [vom 23. Oktober 1828].

Am 4. November 1828 die von Jähndl abgeschriebenen [Mozartschen] Musikalien eingepackt, auf den Postwagen gegeben und an Dr. Feuerstein überschickt.

Am 18. November 1828 an Feuerstein die lithographischen 110 Abdrucke samt dem Porträt von Jähndl mit dem Postwagen überschickt, welcher aber erst am 19. abging.

Am 9. Dezember 1828 an Feuerstein geantwortet und die Copiatur des Davidde penitente [K. 469] samt Rechnung und dem Porträt meines Wolfgangs überschickt. Auch die Allegorie des Monuments von Deyerkauf5[91] aus Gratz überschickte ich mit der Bitte, mir selbe wiederzuschicken. Für Feuerstein an Jähndl vor die Copiatur des Davidde penitente am 30. November 1828 bezahlt: 12 Salzburger Gulden.

Feuerstein schrieb ich am 22. [Dezember], daß ich sehr wünsche, bei der Erscheinung der Biographie in der Politischen und in der Allgemeinen Zeitung viel von dem Hauptwerke und seynen so sehr gelungenen Bildnißen zu sagen und zugleich zu sagen, daß selbe von den besten Künstlern in München unter der Direktion des genialen Ritters v. Cornelius6 gemacht werden.

An Feuerstein am 3. Februar 1829 – ein Paquete und Copiatur Musikalien, ein Portrait von Beethoven [und von] Rossini, und die 2 Briefe an König und Königin von Dänemarck überschickt und ein ausführlicher Brief von mir.


Bis zum 1. Jenner 1829 habe ich durch die Güte meiner braven Cousine Schonstrup die Zinsen von meinem Capithal, welches in Copenhagen bei dem Gewürzkrämer Holms liegt und 7200 Gulden ist, richtig erhalten. Ebenso hatte ich auch von Schuller & Comp. bis zum 1. Jenner alle Zinsen erhalten. Dies Capithal ist 15000 schwere Gulden. Dies schreibe ich zur Nachricht meiner Söhne, im Falle mein himmlischer Vater mich gnädigst von dieser irdischen Welt in eine beßere rufft, damit sie wissen woran sie sind. Dabey ist aber mein Wunsch, daß meine Söhne der armen Familie Falck, bey deßen ältestem Sohn mein guter Nißen Gevatter stand, das kleine Vermächtniß, das ihm Nißen zugestanden,[92] und welches er oder seyne arme Mutter immerfort haben soll, indem der arme unglückliche Sohn Georg fast ganz blind ist, [........]7 werden meine Söhne noch so gut seyn, ihnen eine jährliche Gabe in meinem Namen von 100 Gulden geben zu laßen, welches Schuller & Comp. gerne über sich nehmen werden. Und so wird sich in meiner Schatulle noch ein Testament in Betreff meiner guten Schwester Sophie Haibl finden, welches ich auch nach meinem Tode wünsche, daß es gehalten wird. Und so lebet samt meinem mütterlichen Segen wohl! Behaltet Euere Mutter in gutem Andencken.

Geschrieben am 26. Februar 1829.


Constanza von Nißen.


Am 1. April [1829] war ich so glücklich, Mozarts Biographie, durch mich in Leipzig bey Breitkopf & Härtel aufgelegt, sehr schön zu bekommen. Gott Lob und Dank, daß ich soweit gekommen bin!

Fußnoten

1 Dr. med. Joh. Heinrich Feuerstein, damals in Pirna bei Dresden; über ihn vgl. den einleitenden Essay.


2 Gasparo Spontini (1774–1851), seit 1820 Hofkomponist und Generalmusikdirektor in Berlin, bis 1841, wo er diese Stelle aufgeben mußte.


3 Anton Jähndl, Chordirektor am Nonnberg-Kloster in Salzburg; bereits S. 89 genannt.


4 Musikalienhandlung, die den Hauptvertrieb der Nissenschen Biographie für Wien übernommen hatte.


5 In Nissens Mozart, Anhang S. 176 f., steht: »Zu Grätz [= Graz], im Garten des Kaufmanns Deyerkauf, ist ihm [Mozart] am 15. May 1792 ein Denkmal errichtet. Plafond: Gott Apollo hält das Bildniss des Verewigten in der Höhe; Genien unterstützen es, und die neun Musen frohlocken daneben hin. Die Fama verkündigt seine Unsterblichkeit. Der Waldgott Pan mit seinen Gehülfen bedeutet die schlechten Autoren, denen der Genius den Mund zuhält. Die freien Künste sind mitunter angebracht. An der Seite des Tempels, weil auf dem Plafond kein Raum mehr übrig: war, erscheint die Göttin der Ewigkeit, die die Büste Mozart's krönt, und hinter ihr erscheint Minerva, welche mit ihrem Speere den Neid zu Boden schmettert. Zwei kleine Knaben erinnern durch Seifenkugelblasen an die Vergänglichkeit aller Dinge. Die Buchstaben:MTIAM bedeuten: Mirabilia tua in aeternum manebunt.« – Weiteres über das Denkmal und sein Schicksal in MM II, 3.


6 Peter v. Cornelius (1783–1867).


7 Hier sind 41/2 Zeilen wieder ausgestrichen.


Quelle:
Mozart, Constanze: Briefe, Aufzeichnungen, Dokumente 1782 bis 1842. Dresden 1922, S. 93.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Apuleius

Der goldene Esel. Metamorphoses, auch Asinus aureus

Der goldene Esel. Metamorphoses, auch Asinus aureus

Der in einen Esel verwandelte Lucius erzählt von seinen Irrfahrten, die ihn in absonderliche erotische Abenteuer mit einfachen Zofen und vornehmen Mädchen stürzen. Er trifft auf grobe Sadisten und homoerotische Priester, auf Transvestiten und Flagellanten. Verfällt einer adeligen Sodomitin und landet schließlich aus Scham über die öffentliche Kopulation allein am Strand von Korinth wo ihm die Göttin Isis erscheint und seine Rückverwandlung betreibt. Der vielschichtige Roman parodiert die Homer'sche Odyssee in burlesk-komischer Art und Weise.

196 Seiten, 9.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon