[248] Diejenigen, welche recht sehr auf die Wortforschung erpicht sind, haben auch einen erwünschten Gegenwurf an dem Wort Tirata, welches einige vom italiänischen tirare, da es nämlich ziehen heißt, und sich zur Bildung gar vieler und unterschiedlicher Sprichwörter brauchen läßt; andere aber vom tirata ein Schuß, oder tirare schiessen herleiten: wo es schon im figürlichen Verstande genommen wird, und eigentlich eine welsche Redensart ist. Beyde haben recht. Und da die Tirata nichts anders ist, als eine Reihe stuffenweise auf oder absteigender Noten, die zwischen zwoen anderen Noten, welche von einander etwas entfernet sind, willkührlich angebracht werden; so kann es auch eine geschwind und eine langsame Tirata geben: nachdem nämlich das Zeitmaaß geschwinde oder langsam ist; oder nachdem die zwo Noten weit von einander entfernet sind. Ist die Tirata langsam? so heißt es ein Zug, und kömmt vom tirare Ziehen: denn man ziehet den Gesang durch viele Töne von einer Note zu der andern, und man verbindet die zwo auseinander stehenden Noten durch die zwischen denselben liegenden übrigen Intervallen. Ist die Tirata aber geschwind? so geschieht zwar die nämliche Verbindung: allein sie geschieht so geschwind,[248] daß man sie einem Pfeilwurfe oder Schusse vergleichen kann2. Hier sind Beyspiele.
Ohne Zierde.
Mit einer langsam absteigenden Tirata.
Ohne Zierde.
Mit einer langsam absteigenden Tirata.
Ohne Zierrat.
Mit einer absteigenden geschwinden Tirata.
[249] Ohne Zierat.
Mit einer aufsteigenden langsamen Tirata.
Ohne Auszierung.
Mit einer aufsteigenden geschwinden Tirata.
Ey! ist das nicht ein Schuß?
Buchempfehlung
Die Ausgabe enthält drei frühe Märchen, die die Autorin 1808 zur Veröffentlichung in Achim von Arnims »Trösteinsamkeit« schrieb. Aus der Publikation wurde gut 100 Jahre lang nichts, aber aus Elisabeth Brentano wurde 1811 Bettina von Arnim. »Der Königssohn« »Hans ohne Bart« »Die blinde Königstochter« Das vierte Märchen schrieb von Arnim 1844-1848, Jahre nach dem Tode ihres Mannes 1831, gemeinsam mit ihrer jüngsten Tochter Gisela. »Das Leben der Hochgräfin Gritta von Rattenzuhausbeiuns«
116 Seiten, 7.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.
432 Seiten, 19.80 Euro