121.56

[222] Kaisersheim 23. Dez. 1778.

Ma très chère Cousine!

In größter Eil und mit vollkommenster Reue und Leid und steifem Vorsatz schreibe ich Ihnen und gebe Ihnen die Nachricht daß ich morgen schon nach München abreise. Liebstes Bäsle, sei kein Häsle! ich wäre sehr gern nach Augsburg, das versichere ich Sie, allein der Hr. Reichsprälat hat mich nicht weggelassen und ich kann ihn nicht hassen, denn das wäre wider das Gesetz Gottes und der Natur, und wers nicht glaubt ist – –; mithin ist es halt einmal so. Vielleicht komme ich von München auf einen Sprung nach Augsburg, allein es ist nicht so sicher; wenn Sie so viel Freude haben mich zu sehen wie ich Ihnen, so kommen Sie nach München in die werthe Stadt. Schauen Sie daß Sie vorm neuen Jahr noch drinnen sind, so will ich Sie dann betrachten vorn[222] und hint, will Sie überall herumführen, – – doch nur eins ist mir leid daß ich Sie nicht kann logiren, weil ich in keinem Wirthshaus bin, sondern wohne bey – ja wo? das möchte ich wissen [bei Webers]. Nun Spassus a part – just dessentwegen ist es für mich sehr nothwendig daß Sie kommen – Sie werden vielleicht eine große Rolle zu spielen bekommen. Also kommen Sie gewiß; ich werde alsdann in eigener hoher Person Ihnen complimentiren, Ihnen den – petschiren, Ihre Hände küssen, – – Sie embrassiren, Ihnen was ich Ihnen etwa alles schuldig bin, haarklein bezahlen und einen wackern lassen erschallen. Nun Adieu, mein Engel, mein Herz, ich warte auf Sie mit Schmerz.

Votre sincère Cousin

W.A. Mozart.

Schreiben Sie mir nur gleich nach München poste restante ein kleines Briefl von 24 Bögen, aber schreiben Sie nicht hinein, wo sie logiren werden, damit ich Sie und Sie mich nicht finden.

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Nach einer Abschrift vom Original, die früher der Chorregent A. Jähndl und augenblicklich die Frau Hofapotheker Hilz in Salzburg besitzt.

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 222-223.
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