1. Kaufmann A. Saullich in Salzburg.2

[5] Salzburg 1769.

Freundin!

Ich bitte um Verzeihung, daß ich mir die Freyheit nehme ihnen mit etlichen Zeilen zu plagen; aber weil sie gestern sagten, sie können alle Sachen verstehen, ich mag ihnen lateinisch herschreiben, was ich nur will, so hat mich der Vorwitz überwunden, ihnen allerhand lateinische worte zeilen herzuschreiben. Haben sie die Gütte für mich, daß wenn sie selbige Worte aufgeleset, so schicken sie durch ein Hagenauermensch3 die antwort zu mir, dan unser mandel kann nicht warten (aber sie müssen mir auch mit einen brief antworten).

[5] Cuperem scire, de qua causa, à quam plurimis adolescentibus ottium usque adeo æstimetur, ut ipsi se nec verbis, nec verberibus ab hoc sinant abduci.

1769.

Wolfgang Mozart.

Des Vaters Plan, nach Italien zu gehen und von dort aus seinem Sohne Geltung für ganz Europa zu bereiten, wurde anfangs December 1769 ausgeführt, und von der Reise aus fügte derselbe den Berichten des Vaters Zuschriften bei, in denen er sich nach Knabenart – er trat damals ins 15. Lebensjahr – in allerhand Sprachen und Witzen übt, aber in seinen Aeußerungen über Musik stets aufmerksame Beobachtung, ernsten Sinn und treffendes Urtheil verräth.

2

O. Jahn, »W.A. Mozart« I, 78, sagt, das Original werde im Städtischen Museum in Salzburg aufbewahrt. Es ist aber von dort durch den früheren Eigenthümer Kaufmann Gfrerer zurückgenommen und dem jetzigen Besitzer geschenkt worden.

3

Das heißt durch einen Dienstboten der Familie Hagenauer, in deren Hause, gegenüber dem Gasthofe zu »den drei Alliirten«, Mozart geboren wurde und die mit seiner Familie genau befreundet war.

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 5-6.
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