47. Mozarteum. Nachschrift.

[31] Mailand 5. Dez. 1772.

Nun habe ich noch 14 Stück zu machen, dann bin ich fertig.13 Freylich kann man das Terzett und duetto für 4 Stück rechnen. Ich kann ohnmöglich viel schreiben, denn ich weiß nichts; und zweitens weiß ich nicht, was ich schreibe, indem ich nur immer die Gedanken bei meiner opera habe, und Gefahr lauffe, Dir anstatt Worte eine ganze aria herzuschreiben. Ich habe hier ein neues Spiel gelernt, welches heißt: Mercante in fiera. Sobald ich nach Haus komme, werden wir es spielen. Eine neue Sprache habe ich auch von der Frau v. Taste gelernt, die ist zum Reden leicht, zum Schreiben mühesam, aber auch tauglich. Sie ist aber ein[31] wenig – – – kindisch, aber gut für Salzburg. Meine Empfehlung an unsre schöne Nandl und an den Canari-vogel, denn diese zwey und Du sind die unschuldigsten in unserm Hause. Der Fischietti [erzbischöflicher Capellmeister] wird wohl bald anfangen an seiner Opera buffa (auf Deutsch, an seiner närrischen Oper) zu arbeiten. Addio.

Der folgende Brief Wolfgangs zeugt von dem sprudelnden Uebermuth, in den ihn die Vollendung der Oper gesetzt hat. Bei jeder Zeile hat er das Blatt umgedreht, sodaß stets eine um die andere Zeile auf dem Kopfe steht. Auch der Vater hatte in der Freude seines Herzens, daß das schwierige Werk und damit die lange Reise ihrem Ende zugingen, seine Worte in vier übereinanderstehenden Zeilen rings um den Rand des Bogens geschrieben, sodaß das Ganze einen Rahmen bildet zu der Zeichnung von einem flammenden Herzen, vier Dreien (d.i. Treue) und einem fliegenden Vogel, aus dessen Schnabel ein Verslein strömt:


»Flieg hin zu meinem Kind

Es sey vorn oder hint! –«


Wolfgang fügt nun hinzu:

13

Mit der Oper Lucio Silla für Mailand.

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 31-32.
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