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[290] Wien Ende Mai 1781.
Vorgestern ließ mir Graf Arco sagen, ich möchte um 12 Uhr zu ihm kommen, er würde mich erwarten. Er hat mir schon öfters so eine Post sagen lassen, und der Schlaucka auch. Aber weil ich die Unterredungen hasse, wo fast jedes Wort, das man anhören muß, Lüge ist, so bin ich auch richtig – nicht gekommen; hätte es auch dermalen so gemacht, wenn er mir nicht dazu hätte sagen lassen, daß er einen Brief von Ihnen erhalten habe. Ich kam also richtig; die ganze Unterredung die ganz gelassen, ohne Ereiferung (weil das meine erste Bitte war) vorbei ging, herzusetzen wäre unmöglich. – Kurz, er stellte mir alles auf die freundlichste Art vor, man hätte schwören sollen, es ging ihm von Herzen. Seinerseits dürfte er glaub ich nicht schwören, daß es mir von Herzen ging. Mit aller möglichen Gelassenheit, Höflichkeit und der besten Art von der Welt sagte ich ihm auf seine wahr scheinenden Reden – die reinste Wahrheit; und er – konnte kein Wort dawider sagen. Das Ende war, daß ich ihm das Memorial und das Reisegeld (welches ich beides bei mir hatte) geben wollte. Er versicherte mich aber, daß es ihm zu traurig wäre, sich in diese Sachen zu mischen, ich möchte es nur einem Leibkammerdiener geben; und das Geld nähme er erst wenn alles vorbei wäre. – Der Erzbischof schmält hier über mich bei der ganzen Welt und ist nicht so gescheit, daß er einsieht daß ihm das keine Ehre macht; denn man schätzt mich hier mehr als ihn. Man kennt ihn als einen hochmüthigen eingebildeten Pfaffen, der alles, was hier ist, verachtet, – und mich – als einen gefälligen Menschen. Das ist wahr, ich bin stolz wenn ich sehe, daß mich Jemand mit Verachtung und en bagatelle behandeln will; und so ist der Erzbischof gegen mich. Aber mit guten Worten – da könnte er mich[290] haben, wie er wollte. Das habe ich auch dem Grafen gesagt; unter anderm auch daß der Erzbischof gar nicht werth ist daß sie so gut für ihn denken. Und der Schluß – was würde es auch nützen, wenn ich jetzt nach Hause gehen wollte? In etwelchen Monaten würde ich doch (ohne Beleidigung) meinen Abschied begehren, denn um diese Bezahlung kann – und will ich nicht mehr dienen. – »Aber warum denn nicht?« – »Weil«, sagte ich, »weil ich in einem Ort niemals zufrieden und vergnügt leben könnte, wo ich bezahlt bin, daß ich immer denken müßte, ach wäre ich da! wäre ich dort! – Wenn ich aber so bezahlt bin, daß ich nicht nöthig hätte auf andere Orte zu denken so kann ich zufrieden sein; und wenn mich der Erzbischof so bezahlt, so bin ich bereit heut noch abzureisen.« – Und wie froh bin ich daß mich der Erzbischof nicht beim Wort nimmt; denn es ist gewiß Ihr und mein Glück daß ich hier bin. Sie werden es sehen. Nun leben Sie recht wohl, liebster bester Vater, es wird alles gut gehen. Ich schreib nicht im Traume, denn es hängt ja mein eigenes Wohl daran. Adieu.
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Mozarts Briefe
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