156. Mozarteum.

[291] Wien 2. Juni 1781.

Aus meinem letzten Schreiben werden Sie vernommen haben, daß ich mit dem Graf Arco selbst gesprochen habe. Gott Lob und Dank, daß Alles so gut vorbeigegangen ist. Seien Sie ohne Sorge, Sie haben von dem Erzbischof nicht das Geringste zu befürchten; denn Graf Arco sagte mir nicht ein Wort, daß ich bedenken sollte, daß es Ihnen schaden könnte. Und als er mir sagte, daß Sie ihm geschrieben und sich über mich beschwerten, so fiel ich gleich in die Rede und sagte: »Mir gewiß nicht? – Er schrieb mir so, daß ich öfters glaubte, närrisch darüber zu werden. Allein ich mag die Sache bedenken wie ich will, so kann ich halt nicht« etc. Als er mir sagte: »Glauben Sie mir, Sie lassen sich hier zu sehr verblenden; hier dauert der Ruhm eines Menschen zu kurz; von Anfang hat man alle Lobsprüche und gewinnt auch sehr viel, das ist wahr. Aber wie lange? – Nach etwelchen Monaten wollen die Wiener[291] wieder was Neues.« – »Sie haben Recht Herr Graf«, sagte ich »glauben Sie denn, daß ich in Wien bleibe? – Ei beileibe, ich weiß schon wohin. Daß sich dieser Fall eben in Wien ereignet hat ist der Erzbischof Ursache und nicht ich. Wüßte er mit Leuten von Talenten umzugehen so wäre das nicht geschehen. Herr Graf, ich bin der beste Kerl von der Welt, – wenn man es nur mit mir ist.« – »Ja der Erzbischof«, sagte er, »hält Sie für einen erzhoffärtigen Menschen.« »Das glaube ich«, sagte ich, »gegen ihn bin ich es freilich; wie man mit mir ist, so bin ich auch wieder. Wenn ich sehe daß mich Jemand verachtet und gering schätzt, so kann ich so stolz sein wie ein Pavian.« – Unter anderm sagte er mir auch, ob ich denn nicht glaube daß er auch öfters üble Worte einschlucken müßte? – Ich schupfte die Achseln und sagte: »Sie werden Ihre Ursachen haben, warum Sie es leiden und ich – habe meine Ursachen warum ich es – nicht leide.« – Das Uebrige wissen Sie aus meinem letzten Schreiben. Zweifeln Sie nicht mein liebster bester Vater, es ist gewiß zu meinem und folglich auch zu Ihrem Besten. Die Wiener sind wol Leute, die gern abschiessen – aber nur am Theater; und mein Fach ist zu beliebt hier, als daß ich mich nicht souteniren sollte. Hier ist doch gewiß das Clavierland! – Und dann, lassen wir es zu, so wäre der Fall erst in einigen Jahren, eher gewiß nicht. Unterdessen hat man sich Ehre und Geld gemacht, es gibt ja noch andere Orte, – und wer weiß, was sich derweil für eine Gelegenheit ereignet! Mit Hr. von Zetti, mit dem ich schon gesprochen, werde Ihnen etwas übermachen, – für diesmal müssen Sie schon mit wenigem vorlieb nehmen; ich kann Ihnen nicht mehr als 30 Ducaten schicken. Wenn ich diesen Fall vorhergesehen hätte, so hätte ich die Scolaren die sich mir angetragen, damals angenommen. Da glaubte ich aber in acht Tagen abzureisen, und jetzt sind sie auf dem Lande. – Das Portrait wird auch folgen. –

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 291-292.
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