201. Mozarteum.

[377] Wien 24. Aug. 1782.

Sie haben sich nichts als dasjenige vorgestellt was ich wirklich zu thun willens war – und noch willens bin; – und ich muß Ihnen auch ingleichen die Wahrheit bekennen, daß meine Frau und ich von Tag zu Tag auf eine gewisse Nachricht gewartet vermöge der Ankunft der Russischen Herrschaften, um unsere vorhabende Reise vorzunehmen oder verzögern zu müssen; und da wir auf diese Stunde noch nichts Gewisses davon wissen, so konnte ich Ihnen auch noch nichts davon schreiben. Einige sagen, sie kommen den 7. September, einige sagen wieder, sie kommen gar nicht. Wäre das Letztere, so würden wir zu Anfang October schon in Salzburg sein. Kommen sie aber, so ist es (nach dem Rathe meiner guten Freunde) nicht nur sehr nothwendig daß ich hier bin, sondern meine Abwesenheit würde ein wahrer Triumph für meine Feinde und folglich mir höchst schädlich sein! – Würde ich dann (wie es wahrscheinlicher Weise geschehen wird) als Meister der Prinzessin von Würtemberg ernannt, so könnte ich leicht auf eine Zeit Erlaubniß erhalten meinen Vater zu besuchen. Wenn es ja verschoben werden müßte, so wird es niemand leider thun als meinem lieben Weib und mir, – da wir den Augenblick kaum erwarten können unsern liebsten besten Vater und liebste Schwester zu umarmen.

Wegen Frankreich und Engelland haben Sie vollkommen Recht! – Dieser Schritt wird mir niemals ausbleiben; es ist besser, wenn ich es hier noch ein bischen auswarte. Unterdessen können sich auch in selben Ländern die Zeiten ändern.

Vergangenen Dienstag ist (nach Gottlob 14tägiger Aussetzung) meine Oper wieder mit allem Beifall aufgeführt worden.

Mich freut es recht sehr, daß die Symphonie [Köchel[377] Nr. 385] nach Ihrem Geschmack ausgefallen ist. – Apropos – Sie wissen gar nicht (vielleicht aber doch) wo ich logire. Wo glauben Sie? – In dem nämlichen Hause wo wir vor 14 Jahren logirt haben, auf der hohen Brücke im Grünwaldschen Hause; jetzt heißt es aber das Großhauptische Haus Nr. 387. Der junge Stephanie ist gestern angekommen. Ich war heute bei ihm. Die Elisabetha Wendling [vgl. S. 93. 137.] ist auch schon hier. – Nun müssen Sie mir verzeihen daß ich schon schließen muß; allein ich habe mich beim Hrn. v. Strack verschwätzet. Ich wünsche in meinem Herzen, daß die Herrschaften nicht kommen, damit ich bald das Vergnügen haben kann Ihre Hände zu küssen. Meine Frau weint aus Vergnügen, wenn sie auf die Salzburger Reise denkt. – Leben Sie wohl. – Dero gehorsamste Kinder W.A. Mozart. Mann und Weib ist ein Leib.

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 377-378.
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