218. Capellmeister Adolf Müller in Wien.

[399] Hochschätzbarste Frau Baronin!85

Nun befinde ich mich in einer schönen Lage! – Herr von Tranner und ich besprachen uns letzthin, daß wir eine Prolongation auf vierzehn Tage begehren wollten; – da dieses doch jeder Kaufmann thut, ausgenommen er müßte der indiscreteste Mann von der Welt sein, so war ich ganz ruhig, und hoffte bis dahin, wenn ich es auch nicht selbst zu zahlen im Stande wäre, die Summe geborgt zu bekommen.

Nun läßt mir Herr von Tranner sagen, daß derjenige absolument nicht warten will, und wenn ich zwischen heut und morgen nicht zahle, so will er klagen; – nun denken Euer Gnaden was das für ein unangenehmer Streich für mich wäre! Ich kann jetzt nicht zahlen; nicht einmal die Hälfte! Hütte ich mir vorstellen können, daß es mit der Souscription meiner Concerten so langsam hergehen würde, so hätte ich das Gold[399] auf längere Zeit genommen! Ich bitte Euer Gnaden um Himmelswillen, helfen Sie mir meine Ehre und guten Namen nicht zu verlieren! – Mein armes Weiberl befindet sich ein wenig unpäßlich, und folglich kann ich sie nicht verlassen, sonst würde ich selbst gekommen sein, um Euer Gnaden mündlich darum zu bitten. Wir küssen Euer Gnaden 1000mal die Hände und sind beide Euer Gnaden gehorsamste Kinder

W.A. u. C. Mozart.

Vom Haus 15. Febr. 1783.

85

Jahn III, 156, Anm. 38: »Aus dem Heirathsvertrag – geht hervor, daß das Heirathsgut 500 Fl., die Widerlage 1000 Fl. betrug. Diese Summe herbeizuschaffen, scheint die Baronin [Waldstädten] hülfreiche Hand geleistet zu haben.« Der Brief ist mitgetheilt von H. Ritter von Levitschnigg im Orpheus, Wien 1842, S. 243.

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 399-400.
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