268. Originalabschrift bei Frau Hilz in Salzburg.

[473] Samstags Nachts um 1/211 Uhr.

Liebstes bestes Weibchen!

Mit größtem Vergnügen und Freudengefühle fand ich bei Zurückkunft aus der Oper Deinen Brief. – Die Oper ist, obwohl Samstag allzeit wegen Posttag ein schlechter Tag ist, mit ganz vollem Theater mit dem gewöhnlichen Beifall und Repetitionen aufgeführt worden. Morgen wird sie noch gegeben, aber Montag wird ausgesetzt – folglich muß sie den Stoll [s. ob. S. 465] Dienstag herum bringen, wenn sie wieder zum ersten Mal gegeben wird; ich sage zum ersten Mal, weil sie vermuthlich wieder etliche Mal nach einander gegeben wird. Jetzt habe ich eben ein kostbares Stück Hasen zu Leib genommen, welches mir Dr. Primus (welcher mein getreuer Kammerdiener ist) gebracht hat, und da mein Appetit heute etwas stark ist, so schickte ich ihn wieder fort, mir noch etwas wenn es möglich ist zu bringen – in dieser Zwischenzeit fahre ich fort zu schreiben. – Heute früh habe ich so fleißig geschrieben [am Requiem], daß ich mich bis 1/22 Uhr verspätet habe, – lief also in größter Eile zu Hofer (nur um nicht allein zu essen), wo ich die Mama auch antraf. Gleich nach Tisch ging ich wieder nach Hause und schrieb bis zur Operzeit. Leitgeb bat mich ihn wieder hinein zu führen, und das that ich auch. Morgen führe ich die Mama hinein; das Büchel hat ihr schon vorher Hofer zu lesen gegeben. Bei der Mama wirds wohl heißen, die schaut die Oper, aber nicht, die hört die Oper.

N.N. hatten heute eine Loge, zeigten über alles recht sehr ihren Beifall, aber Er, der Allerhand, zeigte so sehr den Bayern, daß ich nicht bleiben konnte, oder ich hätte ihn einen Esel heißen müssen. Unglücklicherweise war ich eben[473] drinnen, als der zweite Act anfing, folglich bei der feierlichen Scene. Er belachte alles. Anfangs hatte ich Geduld, ihn auf einige Stellen aufmerksam machen zu wollen, allein er belachte alles; – da wards mir nun zu viel – ich heiß ihn Papageno und gehe fort, – ich glaube aber nicht, daß es der Dalk verstanden hat. Ich ging also in eine andere Loge, worin sich Flamm mit seiner Frau befand; da hatte ich alles Vergnügen, und da blieb ich bis zu Ende. Nun114 ging ich auf das Theater bei der Arie des Papageno mit dem Glocken-Spiel, weil ich heute so einen Trieb fühlte, es selbst zu spielen. Da machte ich nun den Spaß, wo Schikaneder einmal einen Halt hat, so machte ich ein arpeggio,der erschrack – schaute in die Scene und sah mich; – als es das 2. Mal kam, machte ich es nicht, – nun hielt er, und wollte gar nicht mehr weiter – ich errieth seine Gedanken, und machte wieder einen Accord – dann schlug er auf das Glockenspiel und sagte halts Maul, – alles lachte dann; – ich glaube daß viele durch diesen Spaß das erstemal erfuhren, daß er das Instrument nicht selbst schlägt. Uebrigens kannst Du nicht glauben, wie charmant man die Musik ausnimmt in einer Loge, die nahe am Orchester ist – viel besser als auf der Gallerie. Sobald Du zurückkommst, mußt Du es versuchen.

Sonntag um 7 frühe. – Ich habe recht gut geschlafen, hoffe daß Du auch recht gut wirst geschlafen haben. Ich habe mir ein halbes Kapaundl, so mir Freund Primus nachgebracht hat, herrlich schmecken lassen. Um 10 Uhr gehe ich zu den Piaristen ins Amt, weil mir Leitgeb gesagt hat, daß ich dann mit dem Director sprechen kann, bleibe auch beim Speisen da.

Primus sagte mir gestern Abends, daß so viele Leute in Baden krank seien; ist das wahr? – Nimm Dich in Acht, trau nur der Witterung nicht. – Nun kommt aber Primus mit der Ochsenpost zurück, daß der Wagen heute schon vor[474] 7 Uhr weggefahren ist, und daß bis Nachmittag keiner abgeht. Folglich hat all mein Nacht- und Früheschreiben nichts genützt, Du bekommst den Brief erst Abends, welches mich sehr verdrießt. – Künftigen Sonntag komme ich ganz gewiß hinaus, dann gehen wir alle zusammen auf das Casino und dann Montag zusammen nach Hause. – Lechleitner war schon wieder in der Oper; wenn er schon kein Kenner ist, so ist er doch wenigstens ein rechter Liebhaber, das ist aber NN. nicht – der ist ein wahres Unding; dem ist ein Diner lieber. – Lebe wohl liebe! – Ich küsse Dich Millionen mal und bin ewig

Dein Mozart.

P.S. Küsse die Sophie in meinem Namen. Dem Siesmag115 schicke ich ein paar gute Nasenstüber und einen breiten Schopfbeitler. Dem Stoll tausend Complimente. Adieu. –

Die Stunde schlägt – – lebe wohl! – wir sehen uns wieder! –

Diese Worte aus dem großen Terzett der Zauberflöte sind das letzte, was von Mozart brieflich erhalten oder doch bekannt geworden ist. Seine Frau kehrte bald nach Wien zurück. Sie sollte aber nicht gar lange mehr die Freude haben, ihren Mann zu besitzen. Schon in Prag, während er mit Eifer, ja mit Hast an der Vollendung des Titus arbeitete, hatte er, der sonst so sehr gern mit Freunden, und zumal in Prag heiter war, – sich meist in sich selbst zurückgezogen. Er sah bleich aus, gebrauchte Medizin, und als er von den Freunden Abschied nahm, meinte er unter Thränen, sie würden einander wohl nicht wiedersehen. Nach Wien zurückgekehrt, arbeitete er ohne Auf hören an der Vollendung der Zauberflöte, und die damals componirten Nummern beweisen, wie sehr seine Seele in sich gesammelt und auf die höhern und höchsten Dinge gerichtet war. Nicht bloß daß er wähnte, sein Name habe in Prag eine Schlappe bekommen, weil man, an Entführung, [475] Figaro und Don Juan gewöhnt, den Titus nicht so überschwänglich begeistert aufgenommen hatte, wie jene Werke, – es war noch ein besonderer Umstand, der ihn ernster stimmte und seine Seele in noch höherem Grade von dem Alltäglichen abwendete, als dies schon seit Jahren der Fall gewesen war: es verfolgten ihn unablässige Todesgedanken. Nichts ist begreiflicher, als daß der feinere Organismus eines Künstlers, der mit solcher Anspannung arbeitet wie es Mozart seit seiner Jugend und zumal seit seinem Aufenthalte in Wien gewohnt war, allmälig in seiner Spannkraft nachzulassen beginnt und daß es endlich wie mit einem schweren Druck auf dem gesammten Nervensysteme eines solchen Mannes lastet. Nissen berichtet, ohne Zweifel nach der Erzählung Constanzens, daß Mozart schon Jahre lang vor seinem Ende von Gedanken des Todes geplagt worden sei.

Dazu war nun in der letzten Zeit noch etwas Besonderes gekommen: das Requiem war ihm unter solch eigenthümlichen Umständen bestellt worden, daß Mozart es für eine geheimnißvolle Ankündigung des eigenen Todes hielt. Ein langer graugekleideter Bote hatte ihn, ohne den Namen des Bestellers nennen zu wollen, gefragt: ob und bis wann er eine Todtenmesse zu schreiben im Stande sei, und als Mozart den Auftrag angenommen hatte und bereits eifrig mit der Arbeit beschäftigt war, aber wegen der Composition des Titus schleunigst nach Prag hatte reisen müssen, war der seltsame graue Mann in ebenso räthselhafter Weise bei der Abreise des Chepaares plötzlich am Wagen erschienen, hatte die Frau am Rock gezupft, um sich nach der Vollführung des übernommenen Auftrags zu erkundigen.

Wir wissen nun zwar heute, daß dieser graue Mann Leutgeb, der Bediente des Grafen Walsegg, war und daß dieser Letztere ein solches Dunkel um die Bestellung verbreitet hatte, weil er selbst für den Componisten des Werkes gelten wollte, das er zur Feier seiner kürzlich verstorbenen Gattin componiren ließ. Mozart aber, der von diesen Dingen keine Ahnung hatte, überließ sich ganz dem Spiele seiner Phantasie und wurde mehr und mehr sowohl von dem erhabenen Stoffe seiner Composition wie von den Vorstellungen ergriffen, die[476] er sich bei diesen geheimnißvollen Umständen der Bestellung machte.

Wir vernahmen aus seinen eigenen Worten, wie sehr ihn die Composition dieses seines letzten Werkes beschäftigte: er verschrieb sich manchmal bis lange nach Mittag und sogar über die Opernzeit hinaus. Seine Bekannten berichten, daß sie ihn in jenen Herbstwochen nie anders als im höchsten Grade vertieft am Schreibtische arbeiten gesehen haben, und sogar seinem nahen Freunde Jacquin schlug er es ab, eine ihm befreundete Dame in Unterricht zu nehmen. Den größten Theil des Werkes freilich schrieb er im Garten seiner Schülerin, der Frau von Trattner, auf der Laimgrube. Sobald aber eine Nummer fertig war, sang er sie zu Hause mit seinen Freunden durch, indem er die Instrumentation auf dem Pianoforte angab.

Als nun Constanze von Baden zurückkam, sah sie mit Sorge, daß des Mannes Gesundheit zu wanken begann, und so fuhr sie, um ihn zu zerstreuen, eines Tages mit ihm in den Prater. Doch Mozart, der schon seit Monaten meist still und in sich gekehrt dagesessen hatte, ward bald sehr traurig. Er begann vom Tode zu sprechen und sagte, als ihm seine Frau die schwarzen Gedanken auszureden suchte, mit Thränen in den Augen: »Nein, nein, ich fühle mich zu sehr, mit mir dauert es nicht mehr lange, gewiß man hat mir Gift gegeben. Ich kann mich von diesem Gedanken nicht loswinden.« Constanze, aufs Aeußerste erschreckt, zog sogleich den befreundeten Hausarzt Dr. Closset zu Rathe, und dieser verordnete vor Allem ein Aussetzen der angestrengten Arbeit. Fast Tag und Nacht hatte Mozart bisher mit der Vollendung des Requiems zugebracht und war oftmals dabei ohnmächtig in den Stuhl zurückgesunken. Er läugnete auch gar nicht mehr, wie er gewiß glaube daß er das Requiem für sich schreibe, – und war von dieser Idee nicht mehr abzubringen. Dabei deutete er auf die sonderbare Erscheinung des Bestellers hin, und wenn seine Umgebung ihm seine Gedanken auszureden suchte, schwieg er, aber unüberzeugt.

Die kleine Pause in der Arbeit, die Constanze bewirkte, erfrischte den kranken Meister so sehr, daß er kurz darauf seine Partitur wiederverlangte, und obendrein schrieb er in diesen[477] Tagen eine Freimaurercantate »Das Lob der Freundschaft«, die er am 15. November bei einem Fest seiner Loge sogar selbst dirigirte. Bald aber begann mit zunehmender Anstrengung bei der Arbeit das Uebelbefinden wieder zuzunehmen. Gegen Ende des Monats kam er eines Abends auch in die silberne Schlange in der Kärnthnerstraße, wo er manchmal einzukehren pflegte; er sah bleich aus, fröstelte stark und bot deßhalb nach kurzem Aufenthalt dem Hausmeister Joseph Deiner, mit dem er sich öfters unterhielt, seinen Wein mit den Worten: »Da trinken Sie und kommen Sie morgen zu mir, es ist Winter, wir brauchen Holz«. Als aber Deiner am andern Morgen hinkam, fand er Mozart im Bett und die Magd sagte ihm, dem Herrn sei über Nacht so schlecht geworden, daß sie habe den Arzt holen müssen. Und als Mozart Deiners Stimme hörte, ließ er ihn hereinkommen und sagte kaum härbar: »Joseph, heute ists nichts, heute haben wir zu thun mit Doctors und Apothekers.«

Von diesem Tage an konnte er das Lager nicht wieder verlassen. Bald schwollen ihm Hände und Füße und heftiges Erbrechen trat ein. Seine treue Pflegerin war neben Constanze deren jüngere Schwester Sophie, später Frau Haibel. Ihr verdanken wir einen Bericht über diese letzten Wochen, der die lebendigste Anschauung davon gewährt. Sie hat ihn im Jahre 1825 auf Ansuchen ihres Schwagers Nissen geschrieben, und mit ihm wollen wir unsere Sammlung beschließen.

»Als Mozart erkrankte, machten wir beide ihm Nachtleibel, welche er vorwärts anziehen konnte, weil er sich wegen der Geschwulst nicht drehen konnte. Und weil wir nicht wußten, wie schwer krank er sei, machten wir ihm auch einen wattirten Schlafrock, daß wenn er aufstände er gut versorgt sein möchte. Und so besuchten wir ihn fleißig. Er zeigte auch eine herzliche Freude an dem Schlafrock zu haben. Ich ging alle Tage in die Stadt ihn zu besuchen [er wohnte damals in der Rauhensteingasse, vgl. S. 465], und als ich einmal an einem Sonnabend hineinkam, sagte Mozart zu mir: ›Nun, liebe Sophie, sagen Sie der Mama, daß es mir recht gut gehet und daß ich ihr noch in der Octave zu ihrem Namensfeste [Cäcilie, 22. November] kommen werde, ihr zu gratuliren.‹ – Wer hatte eine[478] größere Freude als ich, meiner Mutter eine so frohe Nachricht bringen zu können, nachdem selbe die Nachricht immer kaum erwarten konnte. Ich eilte daher nach Hause sie zu beruhigen, nachdem er mir wirklich auch selbsten sehr heiter und gut zu sein schien.

Den andern Tag war also Sonntag. Ich war noch jung und gestehe es, auch eitel und putzte mich gern, mochte aber aufgeputzt nie gern zu Fuß aus der Vorstadt [sie wohnten auf der Wieden] in die Stadt gehen, und zu fahren war mir's ums Geld zu thun. Ich sagte daher zu unserer guten Mutter: ›Liebe Mama, heute gehe ich nicht zu Mozart, er war ja gestern so gut; so wird ihm wohl heute noch besser sein, und ein Tag auf oder ab, das wird wohl nichts machen.‹ Sie sagte darauf: ›Weißt Du was, mache mir eine Schale Caffee, und nachdem werde ich Dir schon sagen was Du thun sollst.‹ Sie war ziemlich gestimmt mich zu Hause zu lassen. Ich ging also in die Küche. Kein Feuer war mehr da, ich mußte ein Licht anzünden und Feuer machen. Mozart ging mir denn doch nicht aus dem Sinne. Mein Caffee war fertig und mein Licht brannte noch. Jetzt sah ich starr in mein Licht und dachte: Ich möchte doch gern wissen was Mozart macht, – und wie ich dies dachte und ins Licht sah, löschte das Licht aus und so aus als wenn es nie gebrannt hätte; kein Fünkchen blieb an dem großen Dochte. Keine Luft war nicht, das kann ich beschwören. Ein Schauer überfiel mich. Ich lief zu unserer Mutter und erzählte es ihr. Sie sagte: ›Genug, ziehe Dich geschwinde aus und gehe herein, bringe mir aber gleich Nachricht, wie es ihm gehet, halte Dich aber ja nicht lange auf.‹

Ich eilte so geschwinde ich nur konnte. Ach Gott wie erschrack ich nicht, als mir meine halb verzweifelnde und doch sich moderiren wollende Schwester entgegenkam und sagte: ›Gott Lob, Sophie, daß Du da bist! Heute Nacht ist er so schlecht gewesen, daß ich schon glaubte, er erlebt diesen Tag nicht mehr. Bleibe doch nur heute bei mir, denn wenn er heute wieder so wird, so stirbt er auch diese Nacht. Gehe doch ein wenig zu ihm, was er macht.‹ – Ich suchte mich zu fassen und ging an sein Bette, wo er mir gleich zurief:[479]Ach gut, liebe Sophie, daß Sie da sind, Sie müssen heute Nacht da bleiben, Sie müssen mich sterben sehen.‹ – Ich suchte mich stark zu machen und es ihm auszureden; allein er erwiderte immer auf alles: ›Ich habe ja schon den Todtengeschmack auf der Zunge, ich rieche den Tod; und wer wird dann meiner liebsten Constanze beistehen, wenn Sie nicht hier bleiben!‹ – ›Ja lieber Mozart, ich muß nur noch zu unserer Mutter und ihr sagen, daß Sie mich heute gerne bei sich hätten, sonst denkt sie, es sei ein Unglück geschehen.‹ – ›Ja thun Sie das, aber kommen Sie ja bald wieder.‹

Gott wie war mir da zu Muthe! – Die arme Schwester ging mir nach und bat mich um Gottes willen zu den Geistlichen bei St. Peter zu gehen und einen Geistlichen zu bitten, er möchte kommen so wie von ungefähr. Das that ich auch, allein selbe weigerten sich lange, und ich hatte viele Mühe, einen solchen geistlichen Unmenschen dazu zu bewegen. – Nun lief ich zu der mich angstvoll erwartenden Mutter. Es war schon finster. Wie erschrack die Arme! Ich beredete sie zu der ältesten Tochter des seeligen Hofer über Nacht zu gehen, und ich lief wieder was ich konnte zu meiner trostlosen Schwester.

Da war der Süßmayr [Mozarts Schüler] bei Mozart am Bette. Dann lag auf der Decke das bekannte Requiem, und Mozart explicirte ihm, wie seine Meinung sei, daß er es nach seinem Tode vollenden solle. Ferner trug er seiner Frau auf, seinen Tod geheim zu halten, bis sie nicht vor Tag Albrechtsberger davon benachrichtigt hätte; denn diesem gehöre der Dienst116 vor Gott und der Welt.

Closset, der Doctor, wurde lange gesucht, auch im Theater gefunden; allein er mußte das Ende der Piece abwarten. Dann kam er und verordnete ihm noch kalte Umschläge über seinen glühenden Kopf, welche ihn auch so erschütterten, daß[480] er nicht mehr zu sich kam, bis er verschieden.117 Sein Letztes war noch, wie er mit dem Munde die Pauken in seinem Requiem ausdrücken wollte; das höre ich noch jetzt.

Nun kam gleich Müller aus dem Kunstkabinet und drückte sein bleiches erstorbenes Gesicht in Gyps ab.118

Wie gränzenlos elend seine treue Gattin sich auf ihre Kniee warf und den Allmächtigen um seinen Beistand anrief, ist mir, mein liebster Bruder, unmöglich zu beschreiben. Sie konnte sich von ihm nicht trennen, so sehr ich sie auch bat. Wenn ihr Schmerz noch zu vermehren gewesen wäre, so müßte er dadurch vermehrt worden sein, daß den Tag auf die schauervolle Nacht die Menschen schaarenweise vorbei gingen und laut um ihn weinten und schrieen.«[481]

114

Dieser Absatz ist im Organ für kirchliche Tonkunst, 1857, Nr. 1, S. 2 abgedruckt und dazu bemerkt, das Original habe Karl Mozart dem Capellmeister Zawertel beim 35. Linienregiment geschenkt. Vgl. Jahn IV, 655, Anm. 67.

115

Ohne Zweifel ist der jüngstgeborene Wolfgang gemeint, von dem er prophezeite, er werde ein echter Mozart werden, weil er im Weinen in den Ton einstimmte, aus dem der Vater gerade spielte.

116

Als Adjunct an der Stephanskirche. Vgl. Mozarts Eingabe an den Wiener Stadtmagistrat vom Mai 1791. Auch das folgende, bisher ungedruckte Zeugniß, welches Mozart dem bekannten Componisten Eybler ausstellte und dessen Original sich auf der Wiener Hofbibliothek befindet, beweist, wie sehr er Albrechtsberger schätzte. Es lautet nach der mir von Hrn. Dr. Faust Pachler übersandten Abschrift wörtlich so: »Ich Endesgesetzter bescheine hiemit, daß ich Vorzeiger dieses Hr. Joseph Eybler als einen würdigen Schüller seines berühmten Meisters Albrechtsberger, als einen gründlichen Componisten, sowohl im Kammer- als Kirchenstyl gleich geschickten, in der Sing-Kunst ganz erfahrnen, auch vollkommenen Orgel- und Clavier-Spieller, kurz, als einen jungen Musiker befunden habe, wo es nur zu bedauern ist, daß seinesgleichen so selten sind.

Wien den 30. May 1790.

(L.S.)

Wolfgang Amadé Mozart,

Capellmeister in k. Diensten.«

117

Es war am 5. Dezember 1791, Nachts gegen 1 Uhr.

118

Von dieser Todtenmaske hat man seltsamer Weise nie etwas gehört. Sollte sie nicht noch irgendwo in Wien aufzufinden sein?

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 473-482.
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