135. Mozarteum.

[251] München 19. Dez. 1780.

– Die letzte Probe ist wie die erste recht gut ausgefallen, und hat sich das Orchester, wie alle Zuhörer mit Vergnügen betrogen gefunden, daß der 2. Act in Ausdruck und Neuheit unmöglich stärker, als der 1. sein kann. Künftigen Samstag werden wieder die 2 Acte probiert, aber in einem grossen Zimmer bei Hof welches längst gewünscht, denn beim Graf Seeau ist es gar zu klein. Der Churfürst wird in einem Nebenzimmer (incognito) zuhören. »Da soll aber auf Leib und Leben probirt werden«, sagte der Cannabich zu mir; bei der letzten Probe war er waschnaß vom Schwitzen.

Herr Director Cannabich dem heute sein Namenstag ist und der eben bei mir ist, hat mich gezankt, daß ich den Brief nicht habe ausschreiben wollen, und ist deßwegen gleich wieder weggegangen. Wegen Mad. Duscheck ist es freilich dermalen unmöglich, aber nach geendigter Oper mit Vergnügen. Unterdessen bitte ich Sie, ihr mein Compliment zu schreiben, und wegen der Schuld wollten wir schon, wenn sie wieder einmal nach Salzburg kommen wird, gleich werden. Was mir Freude machte, wäre wenn ich so ein Paar Cavaliers haben könnte wie der alte Czernin, das wäre so eine kleine Hülfe jährlich; aber weniger als 100 Fl. das Jahr nicht, es möchte dann eine Art Musik sein, was es wolle. Nun werden Sie Gott Lob und Dank hoffentlich wieder ganz gesund sein? Ja, wenn man sich von einer Barisani Theres frottiren läßt, so kann es nicht anders sein. Daß ich gesund und vergnügt bin, werden Sie aus meinen Briefen gemerkt haben; man ist doch froh, wenn man von einer so grossen mühsamen Arbeit befreit, und – mit Ehr und Ruhm befreit ist. Denn[251] fast bin ich es, denn es fehlen nur noch 3 Arien und der letzte Chor vom dritten Act, die Ouverture und das Ballet et Adieu partie!

Apropos, das Notwendigste, denn ich muß eilen. Die Scene zwischen Vater und Sohn im 1. Act und die 1. im 2. zwischen Idomeneo und Arbace sind beide zu lang, sie ennuyiren ganz gewiß, besonders da in der ersten beide schlechte Acteurs sind, und in der 2. es einer ist, und der ganze Inhalt nichts als eine Erzählung von dem, was die Zuschauer schon selbst mit Augen gesehen, ist. Die Scenen werden gedruckt, wie sie sind. Nur wünschte ich, daß Hr. Abbate mir anzeigen wolle, wie sie abzukürzen ist und zwar auf das kürzeste, denn sonst muß ich es selbst thun, denn so können die 2 Scenen nicht bleiben, in der Musik versteht es sich. Eben erhalte ich Ihren Brief, welcher, weil ihn meine Schwester angefangen hat, ohne Dato ist. An die Thresel, meine zukünftige Unter- und Ober-Kindsmensch 1000 Complimente. Das glaube ich, daß die Katherl gern nach München möchte; wenn Sie sie (ohne der Reise) anstatt meiner wollen mitessen lassen. Eh bien, ich will mich schon durchbringen, logiren kann sie bei meiner Schwester im Zimmer.

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 251-252.
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