A Mons. Puchberg

[54] A Mons. Puchberg.1


Sie haben recht, liebster Freund, wenn Sie mich keiner Antwort würdigen! – meine Zudringlichkeit ist zu gros; – Nur bitte ich Sie meine Umstände von allen Seiten zu betrachten, meine warme Freundschaft und Zutrauen zu Ihnen zu bedenken und mir zu verzeihen! – Wollen und können Sie mich aber wenigstens aus einer augenblicklichen Verlegenheit reißen, so thun Sie es Gott zu Liebe – was Sie immer leicht enbehren können, wird mir angenehm seyn. – Vergessen Sie ganz meine Zudringlichkeit wenn es Ihnen möglich ist, und verzeihen Sie mir.

Morgen Freytag hat mich Graf Hadick gebeten, ihm des Stadtlers Quartett [Quintett?2] und das Trio so ich für Sie geschrieben3, hören zu machen; ich bin so frey Sie dazu[54] einzuladen, Härring wird es spielen – Ich würde selbst zu Ihnen gekommen seyn, um mündlich mit Ihnen zu sprechen, allein mein Kopf ist wegen rheumatischen Schmerzen ganz eingebunden, welche mir meine Lage noch fühlbarer machen. Noch einmal, helfen Sie mir nach Ihrer Möglichkeit nur für diesen Augenblick und verzeihen Sie mir.


(den 8ten April 1790 25 fl. in

Bco Zettel geschickt.

Ewig ganz Ihr Mozart.

Fußnoten

1 Vgl. O. Jahn, 1. Ausg. III. 493.


2 Köchel's Verzeichniß Nr. 581.


3 Gemeint ist das Divertimento in Es-dur für 3 Streichinstrumente (Köchel's Verz. Nr. 563), componirt im September 1788. In einem alten handschriftlichen Katalog der Werke Mozart's ist das Stück als »Trio« und mit der Bemerkung angeführt: »für Kfm. Puchberg geschrieben«. Ohne Zweifel ist diese Bemerkung dem verloren gegangenen Original-Manuscript entnommen. O. Jahn vermuthet (a.a.O., 2. Ausg. II. 156), das für Puchberg geschriebene Trio sei das mit Clavier in E-dur (Köchel's Verz. Nr. 542).

Quelle:
Mozartiana. Nach aufgefundenen Handschriften herausgegeben von Gustav Nottebohm, Leipzig 1880, S. 54-55.
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