Frankfurt am Main den 28ten Septbr. 1790

[37] Liebstes, bestes Herzens-Weibchen!1


Diesen Augenblick kommen wir an – dies ist um 1 Uhr Mittag – Wir haben also nur 6 Tage gebraucht – wir hätten die Reise noch geschwinder machen können, wenn wir nicht 3mal Nachts ein Bischen ausgeruhet hätten. Wir sind unterdessen in der Vorstadt Sachsenhausen in einem Gasthofe abgestiegen, zu Tod froh daß wir ein Zimmer erwischt haben. – Nur wissen wir unsere Bestimmung noch nicht – ob wir beisammen bleiben – oder getrennt werden – bekomme ich kein Zimmer irgendwo umsonst und finde ich den Gasthof nicht zu theuer, so bleibe ich gewis. Ich hoffe Du wirst mein Schreiben aus Phörting [Efferding?] richtig erhalten haben, ich konnte Dir unterwegs nicht mehr schreiben, weil wir uns nur selten und nur so lange aufhielten, um ein wenig der Ruhe zu pflegen – Die Reise war sehr angenehm – wir hatten bis auf einen einzigen Tag immer das schönste Wetter; – und dieser einzige Tag verursachte uns keine Unbequemlichkeit, weil mein Wagen (ich möchte ihm ein Schmäzerl geben) herrlich[37] ist. – In Regensburg speisten wir prächtig zu Mittage, hatten eine göttliche Tafel-Musik, eine englische Bewirthung und einen herrlichen Mosler Wein – zu Nürnberg haben wir gefrühstücket – eine häßliche Stadt – zu Würzburg haben wir auch unsere theuern Mägen mit Koffee gestärkt, eine schöne prächtige Stadt – die Zährung war überall sehr leidentlich – Nur 2 und 1/2 Poststation von hier zu Aschaffenburg beliebte uns der Herr Wirth erbärmlich zu schnieren.

Ich warte mit Sehnsucht auf Nachricht von Dir – von Deiner Gesundheit, von unsern Umständen etc. – Nun bin ich fest entschlossen meine Sachen hier so gut als möglich zu machen, und freue mich dann herzlich wieder zu Dir – welch herrliches Leben wollen wir führen! – ich will arbeiten – so arbeiten – nur damit ich durch unvermuthete Zufälle nicht wieder in so eine fatale Lage komme, – mir wäre lieb wenn Du über alles dieses durch den Stadler den N.N. zu Dir kommen ließest. – Sein letzter Antrag, daß Jemand das Geld auf den Hofmeister seinen Giro allein hergeben will – 1000 fl. baar – und das übrige an Tuch; – somit könnte alles und noch mit Ueberschuß bezahlt werden, und ich dürfte bey meiner Rückkunft nichts als arbeiten. – Durch eineCarta bianca von mir könnte durch einen Freund die ganze Sache abgethan seyn – adjeu ich küsse Dich 1000mal –


Frankfurt am Main

den 28ten Septbr.

1790.

Ewig Dein

Mozart.

Fußnoten

1 Vgl. O. Jahn, 1. Ausg. III. 484, 2. Ausg. II. 718.

Quelle:
Mozartiana. Nach aufgefundenen Handschriften herausgegeben von Gustav Nottebohm, Leipzig 1880, S. 37-38.
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