Wien, 10. October 1799

[128] [128] Wien, 10. October 1799.


Dem geistreichen Herrn Rochlitz, den ich für den künftigen Biographen meines sel. Mannes halte, bitte ich meine beste Empfehlung zu machen.

Ich schicke Ihnen hierin wieder einige Musikalien, mit denen es folgende Bewandtniß hat:

Nr. 1 ist durchgängig von meinem Mann geschrieben. Es enthält eine Ouverture, eine Allemande und eine Courante in einem zum Theil Händel'schen, zum Theil aber eben so wenig verkennbaren eignen Mozart'schen Geschmack. Eine Sarabande ist dabey noch angefangen.1

Nr. 2 ist auch durchgängig Mozart's Schrift, und man versichert mich, es passire für eine vollendete Fuge.2

Nr. 3 ist gleichfalls eine vollendete Fuge, aber die letzten acht Takte sind neu hinzugekommen von einem Manne, der nicht bekannt seyn will. Alles übrige ist von Mozart selbst geschrieben.3

Nr. 4 ist eine unvollendete große Mozart'sche Sonate mit Violine. Sie sehen selbst leicht aus den Handschriften, wo Mozart's Handschrift aufhört. Es ist, glaube ich, am Ende der 3. Seite.4

Nr. 5 eine Arie: Sono in amore.5

Sechstens wiederum eine Menge Briefe, die von dem Herrn Biographen zu lesen sind.

Fußnoten

1 Siehe Köchel's Verz. Nr. 399. Vgl. Jahn a.a.O. 1. Ausg. III. 378.


2 Vielleicht die Fuge in Köchel's Verz. Nr. 443.


3 Wahrscheinlich die Fuge in G-moll, Köchel's Verz. Nr. 401. Vgl. Jahn a.a.O. III. 377 f.


4 Wahrscheinlich die Sonate in Köchel's Verz. Nr. 402. Vgl. Leipz. Allg. Musik. Zeitung v.I. 1864 Seite 498.


5 Aus der Oper »La finta semplice«. Köchel's Verz. Nr. 51 (23).


Quelle:
Mozartiana. Nach aufgefundenen Handschriften herausgegeben von Gustav Nottebohm, Leipzig 1880, S. 129.
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