2.

Abbate da Ponte.

[10] Mit einem Kuß war also Mozart von seiner Frau weggelaufen, um sich – wenn immer möglich – bei dem befreundeten Abbate da Ponte einen Text zu seiner neuen, für Prag zu schreibenden Oper zu holen.

[10] Abbate da Ponte war nach Metastasio's Tode zum österreichischen Hofdichter ernannt worden und hatte bereits mehrere Libretti – unter anderen das für die Salieri'sche Oper »Die Danaïden« – geschrieben. Seit einiger Zeit mit Mozart bekannt und vertraut, war er es gewesen, der auch auf des Kaisers Befehl, für Mozart die »Hochzeit des Figaro« von Beaumarchais bearbeitet hatte. Beide Männer waren sich dadurch näher gekommen, und da Ponte ging sogar längst, das wußte Mozart, mit der Hoffnung um, einen neuen Text für ihn zu finden.

Seit der Reise nach Prag hatten sich aber Beide nicht gesprochen.

Jetzt polterte Mozart die Treppe herauf und die Thüre herein, als ob es hinter ihm brenne. Der Abbate erschrak in der That, lachte aber freundlich auf, als er den Freund erkannte.

»Willkommen!« – rief er zugleich, Mozart die Hände entgegenstreckend, – »willkommen in dem bösen Wien; aber ich weiß schon, lieber Maestro, warum Sie so stürmen. Die Posten sind indeß doch noch schneller als Sie, und Stiepaneck10 in Prag hat mir bereits, zu meiner großen Freude, von den enormen Erfolgen geschrieben, die Ihre Oper dort hatte!«

»Ja, lieber Abbate!« – entgegnete Mozart mit strahlenden Augen – »das sind andere Kerle, wie unsere guten Wiener; – lassen sich auch nicht von einem Monsieur Bonbonnière und Consorten irre machen. Mein Gott! mein Gott! wie freundlich und liebevoll waren diese Menschen! und – wie musik-verständig sind diese böhmischen Ohren!«

»Also glauben Sie doch, daß Salieri –?«

»St! kein Wort von ihm!«

»Und warum nicht?«

»Ich mag es mir nicht denken, daß ein Mensch, der mir solche Freundschaft .....«

»Heuchelt!«

»Kann's nicht glauben, wenn's auch alle Freunde sagen.«

»Nun, ich meine denn, wir wären Beide gewitzigt.«

»Lieber, bester Abbate, meine Stimmung! Ich beschwöre Sie, denken wir, denken wir nicht mehr an die Bonbonnière, ich habe ganz andere Dinge im Kopfe.«[11]

»Nun denn?«

»Was meinen Sie?«

»Wie kann ich's wissen ....«

»Ich brauche einen neuen Operntext11 aber ich bitte – geben Sie mir nicht noch einmal eine französische Komödie. Es handelt sich diesmal weder um den Hof, noch um Wien. Ich werde für das Prager Publikum arbeiten, das jede Sylbe von mir versteht, und für das Orchester in Prag, das mich vom Blatte spielt. Die Truppe ist vortrefflich und die Sänger thun Alles, was ich will. Es ist also gerade, wie wenn Mozart für Mozart arbeitete. Es handelt sich demnach nur darum, Ehre einzulegen. Ich möchte aber etwas Apartes haben. Helfen Sie mir dazu.«

Da Ponte lächelte schlau. – »Setzen wir uns!« – sagte er dann.

»Und?«

»Sie konnten nicht gelegener kommen. Da ist gerade ein Text, den ich in Arbeit habe. Er ist einer alten Comödie von Tirso de Molina entnommen und heißt: ›Der steinerne Gast.‹ Molière und Goldini haben Comödien daraus gemacht; ich habe die Idee, den Gegenstand zu einer Oper zu bearbeiten. Es ist die merkwürdigste Teufelsgeschichte, die ich je gehört.12 Noch nie wurde einem Compositore etwas Aehnliches geboten; nur zweifle ich, ob Sie es mögen?«

Mozart hatte mit Spannung gelauscht. – »Lassen Sie einmal sehen, was an dieser Teufelsgeschichte ist!« – versetzte er jetzt und griff hastig nach dem Manuscripte, welches der Abbate herbeigeholt. Da Ponte sah nun mit innerer Freude zu, wie es Mozart fast verschlang. Nach einer Pause sagte er dann lächelnd:[12]

»Ich muß nur den Geburtshelfer machen. Da findet sich zuerst eine Reiterstatue, welche, zum Nachtmahle geladen, vom Pferde steigt, weil es sich doch nicht schicken will, in einem Salon, von vier Füßen getragen, einzutreten. Die Statue will nichts essen, dagegen hält sie dem Herrn des Hauses, einem großen Taugenichts, eine sehr erbauliche Rede, worauf sie ihn zur Hölle mit sich nimmt. Das wird sehr schön werden!« – fügte der Abbate hier lachend hinzu, – »ich versichere Sie. Ein Schauspieler mit Kreide beschmiertem Gesichte, einem Helme von Fayance, weiß glacirten Handschuhen und einer vollständigen römischen Waffenrüstung aus altem Linnenzeuge. Ferner blitzt es aus allen Verschwindlöchern und Teufel giebt es von allen Farben. Nur Eines setzt mich in Verlegenheit, sehen Sie: es ist dies die Anrede des Gespenstes; denn obgleich ich mir schmeichle, mein Gewerbe so gut zu verstehen, wie Einer, so bin ich doch nicht Shakespeare, um Geister sprechen zu lassen.«

Mozart dachte einen Moment nach, dann rief er, und ein großer, kühner Gedanke blitzte aus seinen Augen – »es gilt gleich, was er sagt. Der Tod wird in meinem Orchester sprechen und zwar auf eine Art, daß man ihn verstehen wird.« – Und mit einer wunderbaren, fast beängstigenden Bedeutsamkeit setzte er gedehnt hinzu: »Ich weiß nur zu gut, wie er spricht!« – Aber es war dies nur ein Moment, dann fuhr er, als wolle er einen finsteren und unheimlichen Gedanken abwehren, mit der Hand über die Stirne und rief: »Es mag sein um die Statue; ..... was giebt es weiter!«

»Dann« – fuhr da Ponte fort, der schon an solche Uebersprünge der Gedanken bei dem Freunde gewöhnt war, – »dann ist ein schönes Fräulein da, deren Vater die Statue ist, und welchen der Briccone, der Held unseres Stückes, im Zweikampfe tödtete. Die Signora weint, ist natürlich ganz trostlos, und zwar um so mehr, als der Verräther ihr beinahe einen sehr schlimmen Streich gespielt hätte, ihr, der Tochter eines Commandeurs, und, was noch mehr ist, der Verlobten des hübschesten Jungen in Andalusien. Sie schwört, sich zu rächen. Bis dahin geht Alles bene für Sie, Maestro, nun kommt aber das Schlimme. Der junge Mann, der heirathen soll, und dem die Sorge der Rache überlassen ist, macht viele Versprechungen; er zieht sogar den Degen; aber in Gegenwart[13] des Briccone, der entschlossen und muthig für Viere ist, verliert er die Fassung und der Degen benutzt diese Gelegenheit, um ruhig wieder in die Scheide zu schlüpfen.«

»Also ein Ritter von der traurigen Gestalt!« – sagte Mozart.

»Ja!« – versetzte da Ponte – »ich gestehe es, unser Verliebter ist ein armer Ritter. Man sieht ihn immer den Schritten seiner Geliebten folgen, wie eine Verlängerung der Schleppe ihres schwarzen Kleides. Es gab kein Mittel, ihn anders darzustellen; so daß die Wehklagen der Signora und ihre Rachepläne durchaus nichts zu Wege bringen.«

»Ei, ei! was glauben Sie!« – rief hier Mozart freudig. – »Sie werden das Unmögliche, das Unglaubliche zu Wege bringen! Sie werden die Gerechtigkeit des Himmels beschleunigen! Sie werden die Todten aus ihren Gräbern erwecken! Man wird begreifen, daß es der gebieterische Schrei ist, der übermenschliche Schrei um Rache, der die Statue herbeiführt. Zwischen diesen beiden Dingen besteht eine augenscheinliche Verbindung. Abbate, ich bin entzückt über unsere Primadonna.«

»Desto besser!« – rief freudig da Ponte.

»Und was den Bräutigam betrifft,« – fuhr Mo zart fort – »so verdient er Ihre Vorwürfe nicht. Wie können Sie verlangen, daß der poverino Streit mit diesem eingefleischten Teufel anfange, der dem Geiste des alten Mannes, den er ermordet hat, ein Glas Wein anbietet. Der Tochtermann wäre dem Schwiegervater nachgefolgt, und dann hätten wir, wie im Figaro, keinen Tenor gehabt. Ein schöner Vortheil! Caro amico! Sie wissen noch gar nicht, was ein solcher Mensch ist; ich verstehe Ihren Taugenichts, aber Geduld! Wenn Sie ihn auf der Bühne sehen werden, der Statue gegenüber, mit vor Verwegenheit blitzenden Augen, Ironie und Gotteslästerung auf den Lippen, während den Zuhörern die Haare zu Berge stehen (dafür will ich schon sorgen): wenn er sagen wird parla; che chiedi? che vuoi? Dann werden Sie ihn erkennen. Nein, nein, ein Briccone von diesem Schlage kann nicht durch die Hand eines Lebenden gezüchtigt werden. Der Teufel würde darüber eifersüchtig sein. Leib und Seele, der Teufel allein muß Alles haben; haben Sie also Mitleid mit dem jungen Manne. Er verspricht, – er möchte, – er versucht selbst, ist das nicht Alles, was die Primadonna[14] in solchem Falle von einem loyalen Tenor verlangen kann! Das Leben unseres Verliebten ist ein völlig inneres, sehen Sie; es geht ganz in seiner Liebe auf; es wird groß und schön sein, ich stehe Ihnen dafür.«

Der Abbate nickte beifällig mit dem Kopfe und Mozart las im Manuscripte weiter; dann fuhr er freudig fort:

»Prächtig, Abbate, prächtig! Sie lassen ihn bei den Augen seiner Geliebten, bei dem Blute des ermordeten Greises schwören. Welch' ein Duett giebt das!«

»Wahrhaftig, Maestro!« – rief hier da Ponte, indem er aufsprang und im Zimmer hin- und herlief. – »Sie haben Recht! Wie vernagelt war ich, daß ich nicht einsah, wie vielen Geist ich hatte; das passirt meinesgleichen selten! Werden Sie aber mit dem Uebrigen, was ich Ihnen vorzulegen habe, ebenso zufrieden sein? Dieser Briccone ist ein furchtbarer Weiberfresser. In Spanien allein hat er schon ›tausendunddrei‹ verschluckt, und der Teufel von einem Menschen ist viel gereist. Sie werden wohl einsehen, daß ich nicht alle diese Schlachtopfer auf die Scene bringen konnte; aber ich brauche wenigstens eine als die Repräsentantin dieses Heeres. Ich habe sie aus Burgos genommen, wo unser Taugenichts ihr Herz bethörte, worauf er sie sitzen ließ. Diese Didone abandonnata, Gattin, Wittwe oder Fräulein – denn das ist ein Punkt, den ich unentschieden lasse – kann aber ihren Unfall noch nicht verdauen. Sie läuft ihm über Berg und Thal nach, und fragt Jeden, dem sie begegnet, nach ihrem Ungetreuen. Endlich findet sie ihn ..... aber wie? ..... angelegentlichst mit einer Anderen beschäftigt. Statt sich aber bei ihr zu entschuldigen, lacht ihr der Taugenichts in's Gesicht und läßt sie bei seinem Diener zurück. Die Dame verliert indeß den Muth nicht. Man bringt sie dahin, Nachts mit eben diesem Diener durch die Straßen zu wandeln, der sich mit dem Barret und dem goldgestickten Mantel seines Herrn verkleidet. Sie bleibt dabei, den Verräther zu lieben, und nachdem alle Hoffnung verloren ist, möchte sie wenigstens den bekehren, auf dessen Besitz sie verzichten muß. Unter uns, Maestro, sie hat so ein Bischen etwas von überspannter Weibercaprice, – sie ist so ein Bischen toll.«

Mozart lachte laut auf. – »O! die herrliche, die anbetungswürdige Person!« – rief er dann heiter. – »Toll sagen Sie? ja für Euch Dichter, die Ihr nichts als die Handlungen[15] der Personen und die Worte, die Ihr ihnen bunt durcheinander in den Mund legt, seht. Aber wie verschiedenartigen Auslegungen sind nicht die Worte, ja selbst die Auslegungen unterworfen? In's Herz muß man sehen, und nächst Gott kann nur der Musiker hineinschauen. Toll! höchstens zu gut ist sie, um eine plumpe Heiterkeit zu erwecken! Lassen Sie sie sprechen, was Sie wollen; ich hoffe aber, daß, wenn das Bild dieser edelmüthigen und ergebenen Seele in meiner Musik wie aus einem Spiegel zurückfallen wird, meine Freunde etwas ganz Anderes, als eine Tolle in ihr sehen sollen. Sie kommt zu seinem letzten Mahle« – sagte Mozart dann, das Manuscript durchsehend – »das ist ganz bewundernswerth; die mißkannte Stimme des Schutzengels, die sich vor der des Gerichts hören läßt. Ueberdieß« – fuhr er nach kurzem Nachdenken fort – »ist diese leidenschaftliche und thatkräftige Person das nothwendige Band zwischen den anderen Personen, von denen, wie ich bereits sehe, die zwei hauptsächlichsten zu einer passiven Rolle bestimmt sind. Didone abandonnata wird die Angel des Dramas sein, und was die Musik betrifft, der Knoten der Ensemblestücke. Sie wird uns Terzetts, Quartetts, vielleicht sogar ein Sextett liefern, wenn es angeht. Ich habe am Sextett Geschmack gefunden, seitdem wir es im ›Figaro‹ versucht haben, obgleich der lyrische Stoff sehr schlecht war. Ist es nicht sonderbar, mein Lieber; je besser Sie Ihre Sachen machen, um so weniger vermuthen Sie es!«

»Mir ist es schon recht, wenn Sie es so nehmen!« – versetzte da Ponte.

»Und das Sextett?«

»Was das Sextett anbelangt, so giebt es Gelegenheit dazu.«

»Wo?«

»Wir sind mit unseren Personen noch nicht zu Ende.«

»So? – also!«

»Das ist eine, die Ihnen sicher gefallen wird.«

»Ich, bin gespannt!«

»Eine junge, ländliche Braut!«

»Allerliebst!«

»Die offenherzig, gefühlvoll, zwar ein Bischen gefallsüchtig und zugleich etwas lose ist ...«

»Charmant!«

»Jedoch nur aus Nothwendigkeit, wie Sie sehen werden. Ein Ihrer würdiger Bissen, galanter Maestro!«[16]

»Und Ihrer selbst, heiliger Mann von einem Abbate!« – rief Mozart laut lachend. – »Man kennt Sie als einen Weiberjäger erster Klasse!«

»Verleumdung!« – sagte da Ponte, mußte aber selbst lachen, weil er den eigenen Sünden nur zu eingedenk war.

»Aber weiter!« – sagte Mozart schelmisch.

»Nun! der Taugenichts trifft sie beim Hochzeitszuge, dem er begegnet.«

»Gott verzeihe es Ihnen!« – rief Mozart.

»Er ist ein Kenner, dieser Taugenichts!« – fuhr der Abbate unbekümmert fort. – »Diese Gerechtigkeit müssen wir ihm widerfahren lassen, und er hat stets alle Taschen voll Ränke!«

»Wie ein gewisser Abbate!«

»Ein Augenblick genügt ihm, um die Hochzeitsgäste bei Seite zu bringen, so wie den Bräutigam, der ein Dummkopf, ein wahrer Einfaltspinsel ist!«

»Bravo! Bravissimo!«

»Die Bäuerin ist im Begriff, als armer geköderter Vogel in die Falle zu gehen, als sie Jemand am Aermel zurückhält.«

»Und dieser Jemand?« – frug Mozart vor Spannung ungeduldig.

»Dieser Jemand, mein Charmantester, ist ....?«

»Ich errathe! Die Didone abandonnata!«

»Getroffen! Die Didone abandonnata, die dem Briccone sehr zur rechten Zeit den Rang abläuft!«

»Armer Teufel!«

»Ich glaube, Sie bedauern ihn?«

»Warum nicht!«

»O!« – rief der Abbate lachend – »Mozart! Sie sind schlechter als schlecht!«

»Abbate!« – versetzte Amadeus – »zupft Euch an Eurer Nase. Aber weiter!«

»Nun! der Meister in der Verführungskunst ....«

»Der Abbate?«

»Mozart

»Lassen wir die Possen!«

»Der Meister in der Verführungskunst hält sich aber doch nicht für geschlagen; er versucht es, Gewalt anzuwenden ...«

»Der Teufel!«

»Was ihm aber glücklicherweise nicht gelingt.«

»Warum?«[17]

»Der Bräutigam, ein so großer Pinsel er ist, wird doch ärgerlich und will sich selbst Recht verschaffen; aber ... statt Schläge auszutheilen, erhält er selbst welche. Er heult wie ein Besessener. Die kleine Frau kommt auf sein Geschrei herbeigelaufen, untersucht die Beulen und Wunden, die man dem lieben Mann beigebracht hat mit dem Kolben seiner eigenen Flinte. Kleinigkeit! Die kleine Frau kennt ein Mittelchen, das ihn im Augenblicke herstellen wird.«

Der Abbate lachte hier wie ein Faun; dann fuhr er, mit den kleinen Augen pfiffig blinzelnd fort:

»Vergessen Sie nicht, theuerer Maestro, daß die beginnende Nacht die ihres Hochzeitstages ist.«

»Satan von Abbate!« – rief Mozart mit dem Finger drohend.

»Ha! wie gut er rathen kann!« – entgegnete da Ponte schmunzelnd. – »Ha, ha, ha! Die Situation ist etwas leichtfertig, und ein Dichter meines Schlages hätte sie vielleicht vermeiden sollen. Doch was läßt sich machen, ich werde mich mit Ihnen entschuldigen, caro maestro, und habe so etwas wie eine Cavatine geschrieben!«

»Lassen Sie die Cavatine sehen!« – Mozart blickte in das Manuscript. – »Vedrai carino u.s.w. Hm! eine sehr leicht verhüllte Schlüpfrigkeit!« – sagte er dann lächelnd. – »Schon gut, Sie konnten es nicht anders machen; aber meine Aufgabe, verstehen Sie sie; den süßesten Augenblick des Lebens, die höchste Wonne des Herzens in Musik zu schildern! Ein anderer Dichter hätte gesucht, dies in seiner Art auszudrücken und würde mir damit Alles verdorben haben; aber Sie, den ich wie meinen Augapfel liebe, – Sie, mein ergebener Genosse, mein treuer Pylades, – Sie, der wahre Dichter der Componisten, – Sie fassen meine Hand, legen sie auf ein vor Wollust klopfendes Herz und sagen zu mir: sentilo battere!«

»Köstlich!« – rief der Abbate.

»Nun ja!« – fuhr Mozart fort – »an mir, an dem Componisten, ist es, zu fühlen und fühlen zu lassen. Alle Wonne der Liebe soll sich in dieser Cavatine aussprechen! sie soll glühend und doch keusch sein, trotz des Textes. Der Text drückt die Sprache der Bäuerin aus; ihr geziemt er; die Musik wird ihre Seele sein, die Seele Mozarts wie er Constanzen zum Hochzeitsbett führte. Sehen Sie, ich bin bereits toll verliebt in unser Landmädchen!«

[18] Da Ponte war entzückt. – »Ich wußte wohl, daß es Ihnen gefallen würde!« – rief er fast außer sich vor Freude und rieb sich, durch das Zimmer tänzelnd, die Hände.

Mozart las weiter. – »Aber, lieber Abbate« – frug er dann sinnend aufblickend – »welcher Gattung gehört denn nun unsere gemeinschaftliche Arbeit an?«

»Wie?«

»Ja! daraus wird doch offenbar keine Opera seria? Der große Taugenichts und Weiberfresser, Didone abandonnata, über die man sich lustig macht, der Tölpel, den man foppt und durchprügelt, selbst die Statue, welche eine Einladung zum Nachtessen annimmt, alles dies scheint mir entfernt nicht in die heroische Gattung zu passen. Höchstens könnten die Tochter des Commandeurs und ihr Liebhaber auf dem Kothurn einhergehen, und Ihr hochberühmter Vorgänger Signore Metastasio, glorreichen und langweiligen Andenkens, hätte selbst diese mit Verachtung zurückgewiesen, weil sie weder Griechen noch Römer, nicht Könige noch Prinzessinnen sind. Andererseits ist ein Stück, das mit dem Tode der Hauptperson endigt und dessen Schlußdecoration die Hölle vorstellt, ebensowenig eine Buffo-Oper! Was ist sie also dann?«

Da Ponte hatte mit immer finsterer werdender Miene zugehört.

»Corpo di Bacco!« – rief er jetzt fast zornig – »bin ich denn ein Schöps, daß Sie glauben können, ich hätte mit dergleichen Materialien eine Opera seria machen wollen?«

»Nun was denn? ich frage ja!«

»Ich beabsichtigte ein dramma giocoso zu schreiben, und das komische Element fehlt durchaus nicht in dem, was ich die Ehre hatte, Ihnen auseinanderzusetzen. Aber Sie fassen die Sache in einer Weise auf .....«

Mozart war aufgestanden.

»Erhitzen wir uns nicht!« – sagte er mit seiner liebenswürdigen Gemüthlichkeit und klopfte dem Abbate freundlich auf die Achseln. – »Bin ich denn nichtcontentissimo mit Allem, was Sie mir geben?«

»Aber ....«

»Dramma giocoso! es sei darum; was liegt mir am Titel des Werkes; nach und nach findet man vielleicht einen passenderen dafür.«

»Er ist passend!«[19]

»Was mir das Wichtigste ist, daß alle Contraste sich darin vereinigt finden; Alles in dieser Oper muß mit starken Farben aufgetragen sein.«

»So ist es!«

»Die Narrheit darf nicht blasser erscheinen als das Laster, ebensowenig die Liebe blasser als der Unwille und die Rache. Sonst würde die letzte Gestalt, die des Todes, Alles zermalmen.«

»Gut, gut!«

»Und doch ist es wieder so etwas Schönes um das Lachen!«

»Nun, dazu war schon Gelegenheit im Figaro!« – meinte der Abbate.

»Im Figaro« – versetzte Mozart – »habe ich nur gelächelt; hier möchte ich aber so recht von Herzen lachen, ... mich förmlich ausschütten: aber über wen und mit wem, das ist mir bis jetzt noch nicht ganz klar.«

»Nun ....«

»Sie kennen meine Ansicht über Ihre vermeintliche Närrin.«

»Ja, aber ....«

»Was den Tölpel anbelangt, so könnte er zwar das Publikum durch seine Rolle unterhalten, aber diese liefert der Partitur nicht viel Stoff.«

Der Abbate lächelte hier wieder mit schlauer Miene. Mozart bemerkte es nicht.

»Ein Tölpel in der Musik« – sagte er von Eifer für die Sache hingerissen – »ist dasselbe, was in der Welt poco oder niente ist. Haben Sie nicht vielleicht noch eine andere Person in Reserve? Sie lächeln?«

»Ich sehe schon« – versetzte da Ponte, der sich indessen wieder völlig beruhigt hatte – »ich muß zu meiner Selbstvertheidigung auch das noch ausliefern, womit ich Anfangs zurückhielt, um Ihnen eine angenehme Ueberraschung zu bereiten!«

»Abbate! köstlicher Abbate!«

»Ja, mein Lieber, wir haben einen Buffo ex officio!«

»Lassen Sie sich umarmen!«

»Und ich willige ein, meine Anstellung als Dichter bei der kaiserlichen Truppe zu verlieren, ja, ich verzichte auf meine Eigenschaft als Italiener, um ein Tedesco13 in des Wortes weitester Bedeutung zu werden, wenn der Buffo nicht nach Ihrem Geschmacke ist!«[20]

»Ich zweifle nicht daran!« – rief Mozart, seelenvergnügt lächelnd und mit dem Finger drohend. – »Man kennt Euch. Ihr Italiener seit Meister in Buffonerien!«14

»Ihr Italiener!« – wiederholte der Abbate gedehnt, indem seine Züge einen komischen Ausdruck annahmen. – »Und wer sind Sie denn, Herr Componist der ›Hochzeit des Figaro?‹«

»Ich schmeichle mir!« – rief Mozart mit schallendem Gelächter – »Ihnen, heiliger Mann, in gewissen Beziehungen, jedoch nicht in Allem, zu gleichen!«

»Sollten Sie die Anmaßung haben, in der Musik mehr als ein Italiener sein zu wollen?«

»Schwatzen wir darüber, wenn unser gegenwärtiges Geschäft beendigt sein wird. Für den Augenblick handelt es sich um den Buffo; und wenn es sich der Mühe lohnt, werde ich bemüht sein, mich – so sehr ich kann – zu Ihrem Compatrioten zu machen.«

»Paisiello würde mir die Hand küssen, um seines Gleichen zu haben!« – sagte da Ponte.

»Nun denn, heraus damit!«

»Urtheilen Sie selbst.«

»Ich bin auf die Folter gespannt!«

»Unser Buffo ist der Diener, der Secretair, das Factotum des Briccone.«

»Weiter nichts?«

»Nun hier, kann man sagen ....«

»Ich errathe: ›Wie der Herr, so der Knecht!‹«

»Sie Schlaukopf! – – – Ja! Wie der Herr, so der Knecht. Dieser ähnelt seinem Herrn fast, wie ein wohldressirter Affe dem Teufel gleichen konnte, bevor der rebellische Engel Bocksfüße und einen Schwanz hatte. Was die Moral anbelangt, so ist er ein Feigling höchsten Grades, Speichellecker, Großmaul und Spaßmacher, übrigens der beste Mensch von der Welt.«

»Köstlich!«

»Er tadelt aufrichtig das Betragen seines Herrn.«

»In der That?«

»Er beklagt aus Herzensgrund die jungen Vögel, welche sich durch seine Liebkosungen und Liebäugeleien fangen lassen ...«

»Der Brave!«

»Aber diese Jagd, bei der er völlig unbetheiligt ist, erscheint ihm gleichwohl so belustigend, daß er nicht umhin[21] kann, den Vogelfänger, dessen Geschicklichkeit ihm eine tiefe Bewunderung einflößt, mit allen seinen Mitteln zu unterstützen.«

»Prächtig!«

»Alle Tage verwünscht er die Beschwerden, die langen Fasten und die Gefahren, welchen ihn die Unternehmungen seines Herrn aussetzen; alle Tage nimmt er Abschied, und jeden Tag verwickeln ihn Tollheiten, ein gewisser abenteuerlicher Geist, und mehr als Alles, seine Anhänglichkeit an seinen Herrn, welcher ihm zu gleicher Zeit ein so abscheulicher Schurke und ein so bewundrungswürdiger Mann zu sein scheint, wider seinen Willen in die schlimmsten Händel.«

»Wo er natürlich immer dabei ist!«

»Sie bemerken seine Nasenspitze überall, wo es Nasenstüber setzt.«

»Und bekommt er nichts ab?«

»Geht es über seine Haut her, entschlüpft der Bursche, der geschmeidig wie ein Aal ist, unter den Fingern weg im Augenblicke, wo Sie ihn festzuhalten meinen.«

»Kostbar, herrlich!«

»Wenn er den Teufel sähe, würd' er zuerst die beiden Augen schließen, dann würde er das eine halb öffnen, weil der Teufel ein Ding ist, das man nicht immer sieht. Kurz« – fuhr der Abbate fort – »es ist eine Zusammensetzung von Gutmüthigkeit und niederträchtiger Heiterkeit, von Feigheit und leichtsinniger Unvorsichtigkeit, von ungeschickter Nachäffung und instinktmäßiger Geschicklichkeit, von natürlicher und origineller Dummheit und von einigem erborgten Verstande. He! was sagen Sie dazu, habe ich unseren Buffo nicht reichlich bedacht?«

»Nicht zu bezahlen! nicht zu bezahlen!« – rief Mozart, in die Hände klatschend, und sein Auge strahlte vor Entzücken. – »Von Meisterhand gezeichnet!«

»Nicht wahr?« – schmunzelte da Ponte.

»Ja! der einzige Charakter, den Sie vollkommen aufgefaßt haben! Es bleibt mir nur übrig, die Farben darauf zu tragen; wenn ich diesmal Ihre Absichten erfülle, bin ich glücklich! Und nun ....«

»Halt, halt!«

»Was denn?«

»Glauben Sie, ich sei fertig?«[22]

»Mit dem Buffo?«

»Ja!«

»Also Sie haben noch etwas in petto?«

Da Ponte schmunzelte wieder, dann sagte er: – »Ich vergaß, Ihnen zu bemerken, daß der lustige Bursche Redacteur eines Privat-Journales ist, wozu ihm sein Herr den Stoff liefert.«

»Eines Privat-Journales?« – wiederholte Mozart befremdet.

Der Abbate nickte. »Ein ergötzliches Journal« – – sagte er dann – »eine schaurig-köstliche Chronik, wie es sonst niemals eine gab oder giebt.«

»Sie machen mich neugierig.«

»Soll ich es sagen?«

»Zum Teufel ja, ich sitze auf Kohlen.«

»Da sind nach dem Datum und dem Orte geordnet ...«

»Doch nicht seine Todtschläge? ...«

»O nein!«

»Nun?«

»Die Namen, Vornamen, Eigenschaften, das Alter und ein vollständiges Signalement aller Schönen, welche der Taugenichts von Don Juan verführt hat.«

»Abbate!« – rief hier Mozart mit dem Finger drohend – »Sie sind mehr als Don Juan, – Sie sind ein eingefleischter Teufel!«

Da Ponte lachte:

»Ich nehme an, daß sich darin in gleicher Weise ein historischer Abriß jeder Begebenheit findet. Denn das Journal bildet schon einen ungeheuren Folioband.«

»Etwas unglaublich.«

»Einerlei! Wie es sich auch damit verhalten mag, ist dieser Diener als Redacteur ziemlich stolz auf seine Arbeit.«

»Wie alle Schriftsteller!«

»Er liest sie Jedem vor, der sie hören will und nicht hören will.«

»Gute Persiflage!«

»Was die Wahl des Augenblicks und der Zuhörer anbelangt, so werden Sie sehen, daß er auch hierin ebenso geschickt ist, als irgend einer seiner Collegen, der die Feder führt. So erwartet z.B. die verlassene Dido einen Aufschluß; das ist der Moment, oder niemals, meint der Gerichtsschreiber[23] des Königs der Taugenichtse. Sicherlich wird sie nichts besser trösten können, als die Lectüre eines Werkes, wo es ein Kapitel giebt, welches ihr besonders gewidmet ist! und schnell bereitet er ihr diese erbauliche Lectüre. Ist das nicht komisch?«

»Komisch freilich, aber schändlich!« – meinte Mozart, – »und fast grausam.«

»O! Sie zartfühlender Mensch!«

»Nun!« – sagte Mozart heiter – »ich werde bei den Zuhörern Fürbitte einlegen, daß sie Ihnen diesen teuflischen Scherz verzeihen.«

»Wie gnädig!«

»Im Grunde ist er freilich verzeihlich!« – fuhr Mozart nach momentanem Nachdenken fort. – »Dido ist eine gänzlich geopferte Person unter dem dramatischen Gesichtspunkte; ein Unrecht mehr, eine Beleidigung weniger, sie ist schon daran gewöhnt, die arme Frau.«

»Es sind dies Alles glühende Kohlen,« – sagte da Ponte, – »welche auf dem Haupte Don Juans angehäuft werden!«

»Wir können nicht genug Beschwerden gegen ihn zusammenbringen!« – nahm Mozart wieder das Wort – »um den Inhalt des Stückes mit der Entwickelung und dem Ausgange etwas in Uebereinstimmung zu setzen. Aber, à propos!« – rief Mozart hier – »wie viel Acte hat die Oper?«

»Zwei Acte, welche gewiß viere aufwiegen werden!« – sagte da Ponte.

»Was werden wir denn für das Finale des ersten Actes haben? Ich wünsche ein großes Finale mit Chören und scenischer Action.«

»Daran soll es wahrlich nicht fehlen!« – versetzte der Abbate. – »Sie werden ein glänzendes Fest haben, zu welchem der Briccone Don Juan alle Vorübergehenden einladet.«

»Das sieht ihm ähnlich!«

»Sie werden Bauern, Bäuerinnen, und Masken, Ball, Musik und glänzendes Gastmahl haben.«

»Vortrefflich!«

»Da ist der Schurke von einem Herrn, welcher die verdammtesten Streiche aussinnt, und der Schurke von einem Knecht, welcher ihm den Weg dazu bahnt.«[24]

»Ich könnte beide umarmen.«

»Andere sind mit Racheplänen beschäftigt, die Menge trinkt und tanzt, mit Inbegriff des Dummkopfes von Bräutigam, den man eben so tanzen läßt, obgleich sein Herz eben nicht bei den Violinen verweilt.«

»Natürlich!«

»Alles pêle-mêle, was wir mit technischem Ausdrucke eine schöne Unordnung nennen.«

»Ganz vortrefflich! das wird sich prächtig auf der Bühne machen!«

»Plötzlich!« .....

»Nun?«

»Plötzlich läßt sich mitten unter diesem Gewühle im Nebenzimmer ein durchdringendes Geschrei hören ...«

»Abbate!« – rief Mozart hier laut auflachend und abermals mit dem Finger drohend – »Sie werden doch nicht?« .....

»Ein durchdringendes Geschrei hören« – wiederholte da Ponte.

»Nun?«

»Man sieht sich um, und bemerkt die Braut nicht, auch Don Juan ist nicht da.«

»Aber Abbate! ..... Den Text kann ich ja meiner Frau nicht vorlesen, geschweige denn dem Publikum bieten.«

Da Ponte schüttelte sich vor Lachen. »Zarte Seele!« – rief er dann – »macht nur keine Seitensprünge!«

»Ich glaube« – sagte Mozart schmunzelnd – »die habt Ihr gemacht ... und zwar tüchtige! ... doch weiter!«

»Ha, der Verräther! Ha, der Erzbösewicht! schallt es von allen Seiten.«

»Verstehe!«

»Man schreit, man beschwört, man bestürmt, man schlägt mit Gewalt an die Thüre, ... sie springt auf und unser Taugenichts tritt rasch heraus, den Degen in der Hand und seinen Bedienten an den Haaren ziehend.«

»Den Bedienten? Leporello?«

»Natürlich! Der Schlaukopf thut, als ob dieser der Schuldige sei.«

»Verfluchter Kerl! – Und man glaubt es?«

»O nein! so dumm sind selbst die Bauern nicht. Er wird umgeben, umzingelt, gedrängt, beleidigt, betäubt ....[25] hundert Stöcke erheben sich über seinem Haupte. Octavio zieht vom Leder, die Frauen unterstützen ihn mit ihrem Geschrei, wie es die alten Gänse thun, wenn die Gänschen mit einander kämpfen. Die Musiker springen über ihre umgeworfenen Pulte hinweg und suchen das Weite; ein Sturm, welcher zufällig vorbeisaust, kommt wie gerufen, um Theil an dem Heidenlärmen zu nehmen. Geschrei und Verwirrung sind im Uebermaße vorhanden.«

»Und der Briccone?«

»Ho!« rief der Abbate begeistert – »er macht Augen wie ein Tiger! faßt den Degen mit der Rechten, wirft mit der Linken Alles nieder, was sich ihm entgegenstellt, und bricht sich mit dem Muthe eines Verzweifelten Bahn, indem er – das siegende Laster – ein teuflisches Lachen ausstößt!«

»Bravo! bravo! bravissimo!« – rief Mozart ganz außer sich – »Freund! Bruder! Wohlthäter, Mensch Gottes, wie es keinen mehr giebt! .... Das ist ein Finale comme il faut! Welcher Dämon oder welcher Gott hat dies Alles in dein armes Dichtergehirn eingegossen? Weißt du wohl, daß dir die Welt für dieses Finale eine Bildsäule schuldig ist!« –

»Ho! ho!« – rief da Ponte fröhlich.

»Sagen Sie mir weiter nichts; jetzt weiß ich die Sache besser als Sie!« – rief Mozart. – »Sie sind ein großer Mann. Sie setzen den Musiker erschrecklich auf die Probe, aber nie wird aus dem Kopfe eines Künstlers ein glänzenderes Opernsujet hervorgehen. Lassen Sie mich Sie noch einmal umarmen, mein theuerster Freund, und Ihnen im Namen der ganzen Facultät der Componisten, Sänger, Instrumentalisten und Dilettanten nunc et in saecula saeculorum danken!«

»O, zu viel Güte, theurer Maestro!« – sagte da Ponte geschmeichelt.

»Wahrheit! Wahrheit!« – rief Mozart exaltirt.

Aber der Abbate machte abwehrende Zeichen: »Schonen Sie meine Bescheidenheit!« – sagte er dann mit schelmischem, schmunzelnden Lächeln: »Nach Ihrer Meinung hätte ich also ein Meisterwerk hervorgebracht?«

»Ohne den geringsten Zweifel,« – rief der Maestro, »Sie ... oder die Bestimmung Mozarts!«

»Das ist ein Wort!«[26]

»Es bleibt uns jetzt noch übrig, die Ensemblestücke zu combiniren. In Bezug darauf werden Sie von mir, wie für Figaro, die umständlichsten und genauesten Instructionen erhalten.«

»Mein Richtscheid, mein metrischer Compaß, meine Scheere und meine Feder stehen zu Ihren Diensten!« – sagte der Abbate freundlich. – »Ich werde Alles sagen, was Sie werden thun wollen.«

»So sind wir einig!«

»Sie glauben also, daß unsere Oper zu den Sternen gehen wird?«

»Diese oder keine!« – rief Mozart und sprang auf; denn es war ihm schon in Kopf und Finger, als ob er componiren und niederschreiben müsse. Rasch ergriff er daher seinen Hut, umarmte den Abbate noch einmal stürmisch und lief davon.

»Zuerst zu Stanzerl!« – rief er sich dabei selbst zu – »denn sie soll vor allen Dingen meine Freude theilen!«

Quelle:
Heribert Rau: Mozart. Ein Künstlerleben. Berlin 4[o.J.], S. 10-27.
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