12.

So war er.

[144] Als der Kapaun glücklich vernichtet war – Fürst Lichnowsky hatte sich nur sehr wenig bei dieser für Schikaneder so angenehmen Arbeit betheiligt – und man auch den letzten Tropfen Sherry des Indes mit Verstand gekostet hatte, wurden die Pferde befohlen und die beiden Herren ritten gemächlich weiter.

Aber zu einer guten Verdauung bedarf es entweder einer Siesta, oder einer angenehmen, leichten Unterhaltung, die nicht anstrengt. So dachte wenigstens der sachverständige Director des Leopoldstädter Theaters, und neben ihm ritt ja der Fürst, der gern erzählte. Er wandte sich also an diesen und sagte:

»Durchlaucht geruhten mir vorhin so interessante Mittheilungen über Ihre Reise mit Mozart zu machen und ich selbst verehre diesen Freund so sehr, daß Sie mich verbinden würden, wenn Sie diese Mittheilungen fortsetzten – vorausgesetzt natürlich, daß es Durchlaucht nicht unangenehm ist!«[144]

»Keineswegs!« – versetzte Lichnowsky. – »Jeder einzelne Zug eines großen Mannes hat ja ein hohes Interesse für uns Andere, die wir bewundernd an ihm hinauf sehen. Mozart aber hat, seitdem ich ihn kenne, mich mehr interessirt, als irgend ein anderer Mensch; darum benutzte ich auch diese Reise mit ihm, um ihn zu studiren, wann und wo ich konnte. Es ist eben nichts als Wahrheit und Güte in diesem Charakter, musikalische Genialität in diesem Kopfe! Hören Sie nur. Ich erzählte Ihnen doch vorhin von dem Concerte in Leipzig ....«

»Mit den vielen Freibillets und der schlechten Einnahme!«

»Ja!«

»Nun?«

»Auf Bitten seiner Freunde ....«

»Wahrscheinlich der Inhaber der Freibillets;« – sagte Schikaneder mit Ironie. – »Ich kenne das – so lange man zu einem Concerte oder einer Vorstellung Freibillets giebt, hat man Freunde wie Sand am Meer; sowie die Freibillets aufhören, steht man allein, wie ein Einsiedler in der Wüste!«

»Leider! mögen Sie recht haben!« – sagte der Fürst. – »Aber zur Sache. Auf Bitten jener Freunde also entschloß sich Mozart auch einmal auf der Orgel zu spielen. Es geschah in der St. Thomaskirche. Nun war an dieser Kirche und der berühmten Thomasschule50 ein Schüler Sebastian Bachs – ein alter ehrwürdiger Mann mit Namen Doles an gestellt. Doles war von Mozarts Spiel ganz entzückt: er glaubte, der alte Bach sei wieder auferstanden. Seine Erkenntlichkeit für die große Freude, die ihm unser Freund verschafft, kannte daher keine Grenzen und veranlaßte ihn auf ein Mittel zu sinnen, Mozart eine Freude zu machen und einen Gegendienst zu leisten. Nun wußte Doles recht gut, in wie wenig Händen Bachs Werke seien; und von Mozart hatte er gehört, daß dieser nur die Fugen und die Präludien für Orgel und Clavier, nicht aber die Vocalcompositionen des Patriarchen des deutschen Gesanges kannte. Doles ließ daher seine Schüler die Motette mit Doppelchor ihm vorsingen: ›Singet dem Herrn ein neues Lied u.s.w.‹ – sagte ihm aber den Namen des[145] Componisten nicht. Ich stand dabei dicht neben Mozart. Gleich bei den ersten Tacten stutzte er; nach einigen Minuten aber rief unser Maestro: ›Was ist das?‹ – und nun schien seine ganze Seele in seinen Ohren Platz genommen zu haben. Als aber die Motette zu Ende war, lief er auf Doles zu, drückte ihm die Hände und rief mit leuchtenden Augen: ›Das ist doch einmal Etwas, aus dem sich etwas lernen läßt!‹«51

»Ja!« – sagte Schikaneder – »das muß man ihm lassen, das Gute erkennt er überall an, während er von dem Teufel der Mißgunst – der sonst in fast allen Musikern sitzt – nicht eine Ahnung hat.«

»Auch eine seiner Liebenswürdigkeiten!« – versetzte der Fürst. – »Aber ich bin noch nicht zu Ende; es schließt sich hier noch eine gar schöne Scene an. – Man sagte ihm nun, daß die Thomasschule die ganze Sammlung der Motetten Bachs besitze, und daß sie dieselben wie eine Reliquie betrachte. Er war entzückt darüber und wünschte sie zu sehen. Weil aber diese Motette nicht in Partitur vorhanden waren, so ließ er sich die einzelnen Hefte bringen. Ich war ein stiller Beobachter dabei, und wahrlich, lieber Schikaneder, es war eine Freude, nun zu sehen, mit welchem Eifer sich Mozart über diese Reliquien hermachte. Er setzte sich hin, die Stimmen um sich herum, – was er nicht in den Händen halten konnte, auf den Knieen und auf den Stühlen vertheilt. – Alles um sich her vergessend: wo er war, wer bei ihm war, Frühstück, Mittagessen – bis er Alles, was von Sebastian Bach da war, durchgesehen und studirt hatte!«52

»Glücklicher Mensch!« – rief hier Schikaneder – »der die Welt mit ihren Freuden und Leiden über Noten vergessen kann!«

»O!« – meinte Lichnowsky mit einem spöttischen Seitenblick, – »es giebt andere Glückliche, denen dasselbe bei ›göttlich duftenden Kapaunen‹ passirt!«

»Allerdings!« – sagte Schikaneder, – »aber, Durchlaucht, bewundern Sie mein Selbsterkenntniß: jenes ist Größe, aber dieses Schwäche

»Aber eine recht angenehme Schwäche!« – meinte der Fürst heiter. – »Doch – ich habe noch ein allerliebstes[146] Erlebniß von jener Reise in der Tasche – wenn es Ihnen recht ist .....?«

»Gewiß!«

»Und stört Ihre Verdauung nicht?«

»Aber, Durchlaucht! ....«

»Lieber Schikaneder, ich will es nicht auf dem Gewissen haben, Wien seines Lieblings, – die herrliche Cavaglieri ihres fürstlich-freigebigen Freundes beraubt zu haben.«

»Sagen Sie doch auch: die Wiener um den Genuß meiner Stimme zu bringen!«

»Nein! nein!« – rief Lichnowsky lachend: – »Sie sind ein famoser Theaterunternehmer und Director, ein köstlicher Schauspieler und Komiker, ein passabler Dichter, ein Decorateur, wie es keinen mehr giebt, – sogar ein leidlicher Componist für die tragisch-komisch-lyrisch-tanzende Gesellschaft, die unter Ihrem Scepter steht; – Sie sind ferner ein höchst liebenswürdiger Gesellschafter, ein gentiler Wirth, ein Gastronom, trotz Kaiser Heliogabalus, ein Gourmand, wie es keinen zweiten auf Erden giebt, – – aber Ihre Stimme ....«

»Nun, meine Stimme, Durchlaucht?«

»Hält die Mitte zwischen dem Knarren einer Wetterfahne und dem eines Bratenwenders!«

Schikaneder lachte hier so laut auf, daß beide Pferde scheu wurden und zur Seite sprangen.

»Da haben wir's ja!« – rief Fürst Lichnowsky, indem er seinen herrlichen Fuchs zu besänftigen suchte. – »Selbst die Pferde scheuen davor!«

»Nun!« – entgegnete Jener heiter, – »so muß ich wohl schweigen und hören, wie Durchlaucht das Versprochene weiter erzählt.«

»Schön!« – sagte der Fürst. Die Pferde gingen jetzt wieder ruhig und Lichnowsky fuhr fort:

»Ich hatte Mozart vorgeschlagen, von Leipzig aus einen kleinen Ausflug nach Dresden zu machen. Doles, den auch ich lieb gewonnen, lud uns noch einmal am Vorabende ein. Wir kamen Beide mit Freuden. Unser Freund war sehr aufgeräumt und bei dem wohlbesetzten Abendessen köstlich wie nie. Als wir weggehen wollten, vermochte Doles seine Betrübniß nicht zu verbergen und wandte sich mit den Worten an [147] Mozart: ›Wer weiß, ob wir Sie wiedersehen: geben Sie uns eine Zeile von Ihrer Hand!‹«

»Da hat Mozart sicher gespöttelt!« – sagte hier Schikaneder. – »Sentimentalität ist ihm wie Gift und Abschiednehmen seine Antipathie!«

»Anfangs spottete er in der That über sentimentales Wesen. Endlich sagte er aber doch: ›Nun, Papa Doles, geben Sie mir ein Stück Notenpapier!‹ Dies war natürlich gleich zur Hand: Mozart riß es in zwei Hälften, setzte sich und schrieb fünf oder sechs Minuten. Dann gab er Vater Doles die eine, dem Sohne die andere Hälfte. Auf dem ersten Blatte war ein dreistimmiger Canon in halben Noten, ohne Worte. Die Composition war vortrefflich und sehr wehmüthig. Auf dem zweiten Blättchen war gleichfalls ein dreistimmiger Canon, aber in Achteln und auch ohne Worte. Man sang ihn, und fand ihn eben so trefflich, als den ersten – aber sehr drollig. Jetzt bemerkten wir aber auch noch, daß beide zusammen gesungen werden konnten, und demnach ein sechsstimmiges Ganzes bilden.«

»Bewunderungswürdig!«

›Und nun die Worte!‹ – rief Mozart und schrieb unter den ersten: »Lebet wohl, wir sehen uns wieder!« und unter den zweiten: »Heult noch gar wie alte Weiber!«

»Köstlich! köstlich!«

»So wurden nun beide Canons noch einmal gesungen, und es ist nicht zu sagen, welch' eine lächerliche und doch tiefe, fast einschneidende Wirkung dies auf uns machte, und irr' ich nicht – auch auf ihn selbst; denn mit etwas milderer Stimme rief er: ›Adieu, Kinder!‹ – und war so schnell fort, daß ich ihm kaum folgen konnte.«53

»Es übersteigt fast das Mögliche!« – rief hier Schikaneder staunend. – »Nach einem reichlich genossenen Abendessen, wo doch andere Sterbliche ruhig verdauen müssen, innerhalb fünf bis sechs Minuten ein musikalisches Rechenexempel zu lösen, wie die Composition eines sechsstimmigen Canons ist!«

»Ja!« – sagte Lichnowsky – »und mit dieser an und für sich schon verwickelten Aufgabe auch noch eine weit schwierigere zu verbinden, Weinen und Lachen in dieselben Accorde zu zwingen ....«[148]

»Es ist groß! wirklich groß!«

»Und jetzt, da ich im Zuge bin,« – sagte der Fürst – »und ehe wir uns dort an der großen Linde trennen, noch Eines, – eine Begebenheit, die mich einen tiefen Blick in Mozarts Inneres werfen läßt.«

Schikaneder nickte und Lichnowsky fuhr fort:

»Wir kamen von Dresden zurück und Mozart hielt Wort: sein erster Gang, als wir wieder in Leipzig waren, führte ihn zu Doles, und da ich damals anderweitig beschäftigt war, so brachte er die meiste Zeit in jenem Hause zu, wo sich immer die ganze Familie um ihn versammelte. Eines Tages war die Unterhaltung auf einen der lebenden Componisten gefallen, und man stritt sich über die Verdienste eines Musikers, der offenbar Talent für die komische Oper hatte, aber irgendwo als Kirchen-Compositeur angestellt war. Vater Doles, der überhaupt etwas mehr, als recht und billig war, auf den Theaterstyl bei den für die Kirche bestimmten Werken hielt, nahm jenes Componisten Partei gegen Mozarts stetes: ›Ist ja all' nichts!‹ sehr lebhaft. – ›Und ich wette, Sie haben noch nicht Vieles von ihm gehört!‹ – fiel Doles ebenfalls lebhaft ein. ›Sie gewinnen!‹ – antwortete Mozart; – ›aber das ist auch nicht nöthig; so Einer kann nichts Rechtes dieser Art machen. Er hat ja keine Idee davon in sich. Herr! – wenn der liebe Gott mich so in der Kirche und vor ein solches Orchester gesetzt hätte!‹ – ›Nun,‹ – entgegnete Doles – ›Sie sollen noch heute eine Messe von ihm haben, die Sie mit ihm aussöhnen wird.‹ Mozart nahm die Messe und brachte sie den folgenden Abend wieder. ›Sie werden es nicht übel nehmen‹ – sagte er dabei, – ›daß ich bis zum Credo einen andern Text unterlegte, so wird sich's besser machen.‹ Er ließ indessen Niemanden den Text vorher lesen, sondern die Sache gleich aufführen. Eine possirlichere Aufführung der Messe aber hat es wohl nie gegeben. Die Hauptpersonen – Vater Doles mit der Altstimme, die er unter stetem ernsten Kopfschütteln über den Scandal doch trefflich absang; Mozart immer die zehn Finger voll in den trompeten- und paukenreichen Sätzen, unter ausgelassener Freude immer wiederholend: ›Na! geht's nicht so besser z'sammen!‹ und nun der arge und doch herrlich angepaßte Text ....«

»Aber was denn für ein Text?«[149]

»Z.B. das brillante Allegro zu Kyrie Eleison: ›Hol's der Geier, das geht flink!‹« – und zum Schlusse die Fuge: »Cum sancto spiritu in gloria Dei patris!« »Das ist gestohlen Gut, Ihr Herren nehmt's nicht übel.«

»Kostbar!« – rief Schikaneder – »das war wirklich eine geniale Beweisführung.«

»Das psychologisch Interessanteste kommt noch!« – sagte Fürst Lichnowsky. – »Es lag in seiner Reizbarkeit launig zu sein, und in der Stimmung seines Gemüthes, nicht selten unmittelbar von einem Extrem zum anderen überzuspringen. Nachdem er in jener ausgelassenen Lustigkeit noch eine Weile verblieben war und öfters in sogenannten Knittelversen gesprochen hatte, trat er an's Fenster, spielte, wie gewöhnlich, Clavier auf den Fensterpolstern, und schwärmte, ohne auf die an ihn gerichteten Reden etwas zu geben, als gleichgiltige Antworten, fast ohne Bewußtsein.«

»Merkwürdiger Mensch!«

»Das Gespräch über Kirchenmusik war indessen allgemeiner und ernsthafter geworden. ›Unersetzlicher Schade‹ – sagte Einer – ›daß es so vielen großen Musikern, besonders der vorigen Zeit, ergangen ist, wie den alten Malern: daß sie nämlich ihre ungeheuren Kräfte auf meistens nicht nur unfruchtbare, sondern auf geisttödtende Sujets der Kirche verwenden mußten!‹ – Ganz umgestimmt und trübe wendete sich Mozart hier zu den Andern, und sagte: – dem Sinne nach, obschon nicht auf diese Weise: ›Das ist nun auch einmal wieder so ein Kunstgeschwätz! Bei euch, aufgeklärten Protestanten, wie ihr euch nennt, wenn ihr eure Religion im Kopfe habt – kann etwas Wahres darin sein; das weiß ich nicht Aber bei uns Katholiken ist das anders. Ihr fühlt gar nicht, was das sagen will: Agnus Dei, qui tollit peccati mundi, dona nobis pacem. Aber wenn man von frühester Kindheit an, wie ich, in das mystische Heiligthum unserer Religion eingeführt ist; wenn man da, als man noch nicht wußte, wo man mit seinen dunklen, aber drängenden Gefühlen hin sollte, in voller Inbrunst des Herzens seinen Gottesdienst abwartete, ohne zu wissen, was man wollte; und leichter und erhoben daraus hinwegging, ohne eigentlich zu wissen, was man gehabt habe; – wenn man Diejenigen glücklich pries, die unter dem rührenden Agnus Dei hinknieeten, und das Abendmahl empfingen, und beim Empfange die Musik in sanfter Freude[150] aus dem Herzen der Knieenden sprach: Benedictus, qui venit etc.; dann ist's anders. Nun ja! – fuhr er fast mit Wehmuth fort – das geht freilich durch das Leben in der Welt verloren; aber – wenigstens ist mir so – wenn man nun die tausendmal gehörten Worte nochmals vornimmt und sie in Musik setzt, so kommt das Alles wieder, und steht vor Einem und bewegt Einem die Seele.‹ Mozart schilderte nun einige Scenen jener Art aus seinen frühesten Kinderjahren, dem Alter, in welchem die religiösen Empfindungen sich so ganz mit der jungfräulichen Reinheit des Herzens verschmelzen und dasselbe mit einem überirdischen Zauber erfüllen. Mit besonderem Interesse verweilte er dann bei der Erinnerung an die Zeit, als die Kaiserin Maria Theresia ihm, als vierzehnjährigem Knaben, aufgetragen hatte, das Te Deum zur Einweihung eines Krankenhauses zu componiren und an der Spitze der ganzen kaiserlichen Capelle selbst aufzuführen. ›Wie mir da war, wie mir da war!‹ – rief er ein über das andere Mal. – ›Das kommt doch all' nicht wieder! Man treibt sich umher in dem leeren Alltagsleben und verliert darin das Höchste und Schönste, die Seligkeit und die ideale Schwärmerei der Jugend!‹ – Und er ward bitter, trank viel starken Wein und sprach kein vernünftiges Wort mehr.«54

»Diese Begebenheit gewährt freilich einen tiefen Blick in Mozarts Seelenleben!« – sagte hier Schikaneder – »aber – ihr Schluß deutet auch die Stimmung an, die sich jetzt des Freundes leider gar oft bemächtigt.«

»Wir müssen ihn aufzuheitern suchen!« – meinte Lichnowsky.

»Oder seinem Geiste wieder eine großartige Beschäftigung geben!« – versetzte der Andere gedankenvoll. –

»Aber wie?«

»Vielleicht finde ich Rath!«

»Hat es Ihnen je an solchem gefehlt, wenn Sie wollten?«

»Wir wollen sehen.«

Plötzlich hielt Fürst Lichnowsky sein Pferd an:

»Schikaneder!« – rief er dann – »mir kommt ein famoser Gedanke.«

»Mir sitzt auch einer im Kopf, Durchlaucht.«[151]

»Und welcher?«

»Ehre, dem die Ehre gebührt! Sie haben den Vorrang, sprechen Sie zuerst.«

»Gut! Mozart muß eine großartige Beschäftigung haben und braucht Geld; Sie müssen auch wieder, wie gewöhnlich, Geld haben, um gewisse – von schöner Hand ausgestellte – Wechsel und vielleicht noch einige andere Schulden zu zahlen; auch brauchen Sie für Ihr Theater wieder ein neues gutes Kassenstück, damit das Repertoir aufgefrischt werde; – also – gehen Sie hin und lassen Sie sich vonMozart eine neue Oper schreiben!«

»Les beaux esprits se rencontrent!« – rief Schikaneder lachend. – »Ich hatte merkwürdigerweise eben denselben Gedanken.«

»So eilen Sie und führen Sie ihn aus!« – sagte der Fürst heiter – »dann bekommt unserer heutiger Ritt, sammt Kapaun und Fasan, vielleicht noch eine historische Bedeutung. Aber wir sind an der Linde. Leben Sie wohl, Schikaneder, und folgen Sie meinem Rath und Ihrer eigenen Eingebung!«

Und damit grüßte der Fürst freundlich und ritt in kurzem Trabe davon.

Schikaneder aber flüsterte in sich gekehrt: »Feuer- und Wasserprobe, Löwen und Tiger, – – Freimaurer – – – – wenn nur ein lichter Gedanke dies Chaos durchzucken wollte!« – – – und er ritt langsam und in tiefes Nachsinnen verloren seiner Wohnung zu.

Quelle:
Heribert Rau: Mozart. Ein Künstlerleben. Berlin 4[o.J.], S. 144-152.
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