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[96] Venedig 13 feb: 1771


Wegen dem üblen wetter und erstaunlichen Wind sind wir erst am faschingmontag in der frühe in Venedig angelangt, nachmittag suchten wir den h: Wider anzutrefen, der uns dann sammt seiner frau in die opera begleitete. Den faschingerchtag speisten wir mittags bey ihm, giengen in die opera die um 2 uhr anfieng und gegen 7 uhr abends aus war, dann assen wir zu nachts bey ihm um zwischen 11 und 12 uhr in der nacht teutscher uhr waren wir auf dem Marcus Platz um in die Redout zu gehen, und sagten zu einander daß ihr itzt vielleicht bey h: Hagenauer seyn, und euch nicht einbilden werdet, daß wir auf dem Marcus Platz von euch sprechen werdet. Es war das abscheulichste Regenwetter, heute aber, am Aschermittwoche, ist das schönste Wetter. Wir sind Gott Lob wohl auf. Wenn vermeinst du wohl, daß wir in Brescia angetrofen? – – wir giengen in die opera Buffa alda, und fanden die Sga Angelica Maggiore1 als prima Donna, die mit einem Tenor verheyrat ist, der auch alda recitierte. Sie war ganz erstaunt uns zu sehen. Sage dem h: Spizeder, wenn er seinen ehemaligen impreßario Crosa sehen will, kann er ihn in Mayland antrefen, wo er elend gekleidet mit einem langen Bart betteln gehet. also Straft gott die betrüger! Daß der Carattoli und Laschi2 gestorben wirst du gehort haben. Deinen Brief hier habe erhalten sammt dem billet v h. v Vogt. Lebts wohl ich muß eylen. wir kissen euch 100000 mahl und bin

der alte

Mozart


h: Wider der ehrliche Mann sammt seiner frau und töchter empf: sich. unsere Empf: an ganz Salzb:

Fußnoten

1 Angelica Maggiori Gallieni.


2 Der Baßbuffo, für den Wolfgang in »La finta semplice« den Fracasso geschrieben hatte.


Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 3. München/ Leipzig 1914, S. 96.
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