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[131] Mayland den 5ten Decemb: 1772


Wir sind (gott Lob) gesund! obwohl ich mit einer schlechten feder schreibe; dann die Mdme D'aste, die ihr Comp: vermeldet, hat allzeit schlechte federn. Wir lachen alle selbst, da ich dieses schreibe, über den Anfang dieses Briefs. Eben fahrt h: v Cristani in den Hof! und die Post von Deutschland ist noch nicht angekommen, weil die weege so schlecht sind, die Sgra de Amicis, die sich euch beyden und h: Adlgasser empfehlt, ist auch erst gestern abends späth angelangt, und war von Venedig bis Mayland mit der Post à 6 Pferden 8 täge auf der Reise, so voll wasser und D – k sind die weege. Ein anderes unglück für den armen Cordoni Tenore ist, daß er so krank geworden, daß er nicht kommen kann. man hat also den Secretaire vom Theater mit der extra Post nach Turin und eine Staffetta nach Bologna geschickt, um für einen anderen guten Tenor zu sorgen, der nicht nur ein guter Sänger, sondern absonderlich ein guter acteur und eine ansehnliche Person seyn muß, um den Lucio Silla mit Ruhm vorzustellen. bey diesen Umständen, da die Prima Donna gestern erst ankahm, der Tenor aber noch nicht bekannt ist, ist leicht zu erachten, daß noch das meiste und Hauptsächlichste der opera nicht Componiert ist. Nun wird es erst ernstlich darauf losgehen. – Wegen dem Noten Papier für h: Rhab, kannst Du alles hergeb: ich werde schon für ein anderes sorgen. das kleine Papier muß aber aufbehalten werden. Ihr wollt, daß wir euch vieles schreiben sollen? – allein, was sollen wir euch schreiben? – hier ist alles was ich schreiben [131] kann. – Es giebt hier keine Neuigkeiten, die euch angehen; vielleicht ist es euch neu, daß die Mdßle Domanök sich in Wienn mit einem Hauptmann verheyrathet hat und in der ersten Kindbett in die Ewigkeit gegangen, folglich wirk: Maustod ist. Wenn vermeint ihr, daß wir hier angetroffen? – ò ich hab es euch schon geschrieben. ich erinnere mich, den berühmten Dänzer Bellardo, den wir im Haag und Amsterdam gesehen.

Tactiert h: Capellmstr: Lolli noch immer im Dom? – – Wegen der abgeforderten Musik hast du dem Calcanten recht geantwortet.

Wir empfehlen uns alle beyde allen unsern freunden und freundinen in dem gelobten Land Salzb:, wir kissen euch 10000000 mahl durch die nasse Luft, denn hier haben wir itzt regenwetter und bin

dein alter Mzt

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 3. München/ Leipzig 1914, S. 131-132.
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