99.

[140] Mayland den 23 Jenner 1773.


Ich schreibe im Bette, dann ich bin mit einem starkenRevmatismo schon vor 8 tägen überfallen worden1 und muß seit dem 17ten schon das Bett hüetten. Der schmerz war im gelänke des Linken schenkels, hat sich nach einigen tagen in das lincke Knie herunter gezogen, und nun ist es auch in das rechte Knie gekommen. Da brauchte ich weiter nichts als Klettwurzlthee, den ich alle täge 3 und 4 grosse gläser ausdrincke, nothwendig auf der Materaze bleiben, dann das zimmer ist vielleicht oft kälter als die Strasse, und das betrübteste ist, daß man die schmerzhaften schenkel noch mit Mäntl, Beltzen x: bedeken muß, um sich warm zu zudecken und ausdünsten zu können, weil man nichts als eine einfältige oder 2 dergleichen wollene Decken über sich hat. Ich liege mit schlafrock und Belze um nur Warm zu bleiben; stelle Dir also die schwere auf den füssen und die ungelegenheit vor wan ich mich bewegen will. Nachdem Du diesen Brief erhalten, darfst du mir nicht mehr nach Mayland schreiben, denn ich Hoffe zu Gott, daß ich unter den ersten 8 tägen des künftigen Monats werde gewiß abreisen können, wenn mich anders die Copisten wegen der Musik, so ich für Sr Hochf: gnaden muß schreiben lassen, nicht aufhalten, weil sie itzt nicht schreiben können und für das theater zu arbeiten haben, dann die zweyte opera fängt erst den 30ten Jenner an. Wenn du mir den 5ten feb: schreibst, so lasse den Brief nach Roveredo gehen, und Ferma la Posta darauf schreiben. Dem Wolfg: ist leid, daß der Leitgeb zu späth kommt, und seineopera nicht mehr höret. Das Theater ist täglich erstaunlich voll, sie wird 26 mahl aufgeführt. Die übrige zeit bleibt für die zweyte, die freytäge, und ein und andere Andachtsfeyrabend bleiben ohne opera, fcu umbl dla grsoulrzsg nmcu iesrlnz dfl splrm dlo Wolfgang glocufklt. Wenn nun auch bly fua klfnl usiinhng olfn osetl, os usiil fcu dscu dmo lr hno rlcsaandflrln wfrd. fot nhn mblr meelo haosnot, os wlrdln wfr dscu nfcut zh grhndl gluln, Gstt wfrd uleiiln, [141] fcu umbl ocusn alfnl gldmnkln glamcut.2 Wir empfehl: uns unsern guten freunden in und ausser dem Hause. wünschen der h: Joseph Hag: gute dauerhafte gesundheit, Küssen euch viel 10000: mahl und bin dein alter

Mzt.

Fußnoten

1 S. hierzu den Schluß des folgenden Briefes vom 30. Januar!


2 Auflösung der Chiffren: ich habe dem grosherzog nach florenz die opera des Wolfgang geschiket. Wenn nun auch bey ihm keine hoffnung sein solte, so hoffe ich doch das er uns recomandieren wird. ist nun aber alles umsonst, so werden wir doch nicht zu grunde gehen, Gott wird helffen, ich habe schon meine gedanken gemacht.


Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 3. München/ Leipzig 1914, S. 142.
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