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[157] Wienn den 25ten aug: 1773


Mit verwunderung vernahm ich daß die Mdme Rosa nach Wienn verreiset, ich hab sie noch nicht gesehen, weil ich nicht weis wo sie [157] wohnt. vermuthlich ist sie beym Hosvergolter. h: v Melk, bey dem ich heut frühe war, wuste so wenig als ich. Aber ist Dir denn nicht das einfallende Liecht erschienen, daß Dich erleuchtet hätte und wenigst einen duchenen Reisrock bey dieser bequemmen Gelegenheit auf dem Wasser herunterlauffen zu lassen? z: E: meinen englischen rothbraunen Rock mit den goldenen balletten, und des Wolfg: grauen Rock. allein ich vermuthe, daß ihr von derMdme Rosa abreise sehr späth werdet Nachricht gehabt haben. Wir werden uns wohl noch mit dem Sommerkleide behelfen, und uns wenns dazu kommt mit flannellenen Leibeln für die Kälte schützen. Sollte h: v ganneval noch in Salzb: seyn, und wenigst meinen Rock mitnehmen können, welches aber schwerlich geschehen wird, so magst und ihn mit geben, oder sonst wenn sich eine Gelegenheit ergiebt, daß es ohne Unkosten geschehen kann, unser beyde Röcke oder wenigst meinen ohne unkosten mitzuschicken, so magst du es thun; wo nicht so werden wir die wenige zeit leicht mit doppelten Hemden x: aushalten, und unsere chemise oder Rockolor, wie Du es nennen magst, haben wir auch zum nach Hause Reisen. Ich schreibe in Eyl bey dem Jungen h: Messmer, bey dem wir heute zu Mittag den acht jährigen Hochzeittag hinausgefressen, und euer Gesundheit getruncken. Heute sind die Messmerischen auf die Rothmühl gezogen. wir werden, wenn wir zeit haben. sie alda heimsuchen; und die Taiberischen mit hinunter nehmen, da die Tochter singt, und der Sohn die violin spielt. was die Nannerl von Gradl, hauben und anderem geschrieben, wird alles, so viel thunlich geschehen. allein der Beutl wird sehr leer werden, so wie mein Leib zunimmt, und mein Leib fetter wird, so wird der Beutl mager werden. Dann, daß ich sichtbar fett werde, kannst du sicher glauben. Lebts beyde gesund. unsere Empf: an alle gute freunde in und ausser dem Hause. wir kissen euch viel 100000000 mahl und bin der alte

Mzt


h: Leutgeb ist also gekommen? – meine Comp:! seine frau habe nicht mehr gesehen, so daß nicht weis ob sie noch hier oder abgereiset ist.

Der Wolfg: spielt eben Clavier, kann also nicht schreiben.

[158] Am Montage sind wir wieder von Baaden auf Mittag zurück gekommen. Alle empfehlen sich euch. Die freul: franzl ist wieder besser geworden. Der Gratl mit den Atlaßstreifen ist zwar schön, aber alle sagen mir, daß er so schlecht ist, und sich ausfäsert, daß er des macherlohns nicht werth ist.

Die fr: Liserl, sagt mir die fr: franzl, hat einen officier gehayrathet.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 3. München/ Leipzig 1914, S. 157-159.
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