121. [München]

[176] 28 Dec. 1774


Am unschuldigen Kindltage abends denn morgen Mittags geht die Post.


Glückseeliges Neues Jahr!

Eben den Tag als ihr bey S: E: gr Sauerau waret, war morgens um 10 uhr die erste Prob von des Wolfg: opera. die so sehr gefallen, daß sie bis auf den 5ten Jenner 1775 verschoben worden, damit die sänger solche besser lernen, und wenn sie die Musik recht im Kopfe haben, sicherer agieren können, damit dieopera nicht verdorben wird, welches bis den 29 Decemb: eine übereilte sache gewesen wäre. Kurz! dieComposition der Musik gefället erstaunlich, und wird also den 5ten Jenner aufgeführt werden. Nun kommt es nur auf die production im Theater an, die wie ich hoffe gut gehen soll. weil die acteurs uns nicht abgeneigt sind. Die gelegenheit hat sich also recht gut gegeben, S: E: gr. Sauerau von der Reise Nachricht zu geben. Das ist mir Lieb. Daß alles höflich ist, glaube gern, das ist ihre Politik, und sie argwöhnen allerhand sachen. Du oder die Nannerl muß zu h: Hagenauer gehen, und ihn ersuchen, daß er ihr einen Creditbrief für mich an einen seiniger Correspondenten mit giebt. Dann wenn mañ gleich ein Regal erhält, so wird es oft verschoben, daß mañs nicht abwarten kann, ja manchmahl erst nachgeschickt, und ich will mich auf nichts verlassen, denn hier ist alles langsamm und oft verwirrt. Du darfst es nur nebst meiner Empf: dem h: Joseph melden lassen. Ich habe in einer blechenen Dosen einen spannischen Toback. Die Nañerl kann eine kleine Tabattier damit anfüllen und mit nehmen, dann mein spañischer Toback geht mir aus. in des Wolfg: schubladen liegt eine ovale tombackene Dosc, die wird recht seyn. Ich recommandiere der Nañerl noch ein mahl einen guten Mausbelz, und das Heu zu den füssen. Der Wolfg: hat müssen 6 täg mit geschwolnem gesicht das Haus hütten. Die wang war von inne und aussen geschwollen, und das rechte aug, er konnte 2 läge nur Suppenbrühe essen. Man muß also das Gesicht und die Ohren wohl verwahren, denn in einer offenen halb chaise schneidet die Luft beständig ins gesicht, [177] weil man gegen die Luft fährt. und sitzt man in die chaise, daß die füsse nicht recht warm sind, so kann mans den ganzen tag nicht mehr erwärmen. sie wird wohl bey h: gschwendner einsitzen. Es müssen also die belzstist dort den tag vorher hingebracht und zum ofen gehenkt werden, damit sie durch und durch warm sind, und dann erst angezogen werden, wenn man einsitzen will. Die Nannerl wird wohl. zur Noth, geld in Sack mit neh men. soll mir noch etwas beyfallen, so wirst Du es am Montag vor der abreise hören, sonst weis nichts. Lebts wohl, wir kissen euch beyde, und bin nebst meiner Empfehlung an alle Dein alter Mozart

Nun muß die Nannerl auch wissen wohin sie fahren muß. Dieses was itzt kommt muß sie ihr auf einen zettl herausschreiben, und dem h: gschwendner geben, oder bey sich haben:

Wenn man durch das Thal heraufgefahren durch den Bogen auf den grossen Platz kommt, so bleibt man Lincker Hand an den Bögen, und wenn man bey dem Durchgässl vorbey ist, wo man auf den Rindermarkt hineinsieht; so ist es das 5te Haus, von dem gassl angezehlt. an dem Haus, welches weis ist, ist in der Mitte ein rundes kleines gemählde, der heil: Franciscus Xaverius, und zu höchst oben im 4ten Stock die Statue unser lieben Frau. im dritten Stock wohnt die Fr: von Durst. wir werden nach 2 gegen halbe 3 schon dort seyn.

NB Es ist das 5te Haus wenn man das gässl, wo man zur St: Peterskirche auf den Rindermarkt hineinsieht, vorbey ist, und heist das spazenreitteri sche Haus auf dem Platz. Nun glaube ich ist es deutlich genug erkläret.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 3. München/ Leipzig 1914, S. 176-178.
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